Dossier

6. März 2024: Equal Pay Day

Höchste Zeit für equal pay!

Kurz & knapp: Der Equal Pay Day

Was ist der Equal Pay Day?
Der Equal Pay Day ist ein Aktionstag, der darauf aufmerksam macht, dass Frauen weltweit überall weniger verdienen als Männer. Genauer gesagt: Er macht auf den prozentualen Unterschied im durchschnittlichen Bruttoverdienst von Frauen und Männern aufmerksam. Diesen Unterschied nennt man auch Gender Pay Gap oder Geschlechterlohnlücke.

Wie hoch ist der Gender Pay Gap?
In Deutschland beträgt die Lücke zwischen den durchschnittlichen Brutto-Stundenlöhnen von Frauen und Männern derzeit 18 Prozent (sogenannter „unbereinigter Gender Pay Gap“). Angenommen Männer und Frauen bekommen den gleichen Stundenlohn: Dann steht der Equal Pay Day für den Tag in einem Kalenderjahr, bis zu dem Frauen theoretisch unbezahlt arbeiten, während Männer schon ab dem 1. Januar für ihre Arbeit entlohnt werden.

Zwischen Frauen und Männern mit den gleichen „arbeitsmarktrelevanten Eigenschaften“, also etwa einer gleichen Ausbildung und ähnlicher Position, bleibt in Deutschland eine Lohnkluft von 6 Prozent bestehen (sogenannter „bereinigter Gender Pay Gap“).

( Quelle: Statistisches Bundesamt, u. a. mit Erklärung zum un- und bereinigtem Gender Pay Gap)

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Der Equal Pay Day

Am 6. März 2024 ist es in Deutschland wieder soweit: Der Equal Pay Day oder „der Tag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen“ findet statt. Dass der Equal Pay Day nicht wie 2023 auf den 7. März fällt, liegt allerdings nicht etwa an einer Verkleinerung der Geschlechterlohnlücke im Vergleich zum letzten Jahr, sondern daran, dass 2024 ein Schaltjahr ist. Frauen arbeiten also auch 2024 vom 1. Januar an gerechnet 66 Tage unentgeltlich. Nach wie vor ist Deutschland weit von der Entgeltgerechtigkeit entfernt – das heißt davon, dass gleiche Arbeit gleich bezahlt wird, unabhängig davon, ob sie von einer Frau oder einem Mann erbracht wird.

Der Equal Pay Day will nicht nur für die bestehenden Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern sensibilisieren, sondern auch mögliche Ursachen und Lösungsansätze für unterschiedliche Branchen aufzeigen

2024 steht der deutsche Aktionstag unter dem Motto „Höchste Zeit für Equal Pay!“.
www.equalpayday.de

Frauen arbeiten in Deutschland im Vergleich zu Männern noch immer dreimal so häufig in Teilzeit und übernehmen den Großteil der Care-Arbeit, das heißt der Familien-, Betreuungs- und häuslichen Pflegearbeit. Diese zeitliche Diskrepanz ist mitverantwortlich für den Gender Pay Gap von 18 Prozent. Der diesjährige Aktionstag widmet sich daher insbesondere der Frage, was sich ändern muss, damit entlohnte Erwerbstätigkeit, Care-Arbeit und Freizeit paritätischer aufgeteilt werden. Der Equal Pay Day 2024 will aufzeigen, wie die für einzelne Tätigkeiten aufgebrachte Zeit mit dem Gender Pay Gap zusammenhängt.


Wann ist der Equal Pay Day?

Der Equal Pay Day wird nicht wie etwa der Internationale Frauentag jedes Jahr an einem feststehenden Tag begangen. Sein „Termin” ist vielmehr von Land zu Land unterschiedlich. Auf die verschieden hohen Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen wird dabei jeweils durch die Wahl des Datums aufmerksam gemacht: Der Aktionstag findet immer an dem Tag statt, bis zu dem Frauen in einem Kalenderjahr im Prinzip unbezahlt arbeiten, während Männer schon ab dem ersten Tag des Jahres, dem 1. Januar, Lohn erhalten.

Die Entgeltlücke zwischen den Geschlechtern existiert in ganz Europa. Im EU-Durchschnitt hat sie sich im letzten Jahrzehnt kaum verringert und liegt bei circa 12,7 Prozent. (Quelle: Statista, 2024)

Am 5. März 2011 wurde der Equal Pay Day zum ersten Mal europaweit begangen. In 23 europäischen Ländern findet der Aktionstag zusätzlich auch auf nationaler Ebene statt. Dass in Deutschland der Equal Pay Day erst auf einen Tag im März terminiert ist, bedeutet schlicht und ergreifend, dass das Lohngefälle hierzulande noch größer ist als anderswo. Im EU-Vergleich zum Gender Pay Gap liegt Deutschland auf dem drittletzten Platz. Schlusslichter sind Estland (21%), Österreich (19%) und Deutschland (18%). (Gender Pay Gap in der Europäischen Union: Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand März 2023)

Gender Pay Gap 2023: Deutschland bleibt eines der EU-Schlusslichter (  Statistisches Bundesamt, Stand März 2023)

In den letzten zehn Jahren rückte der Equal Pay Day in Deutschland nur vom 21. März bis zum 6. März nach vorne – insgesamt hat sich in diesem Zeitraum am Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen in Deutschland also nur wenig verändert. In den westdeutschen Bundesländern ist die Geschlechterlohnlücke noch höher als in Ostdeutschland und mit am höchsten ist sie in Baden-Württemberg. Hier war das Bruttoentgelt von Frauen 2023 durchschnittlich 22 Prozent geringer als das ihrer männlichen Kollegen (Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg).

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Warum gibt es diese Unterschiede bei Lohn und Gehalt?

Der Hauptgrund für die ungleiche Einkommensverteilung zwischen den Geschlechtern liegt darin, dass Frauen häufiger als Männer in geringer entlohnten Berufen arbeiten. Zudem sind Frauen häufiger in Teilzeit erwerbstätig und seltener in Führungspositionen zu finden. Dies hat überwiegend strukturelle Gründe und ist nicht, wie von skeptischen Stimmen häufig geäußert, auf die je individuelle und „freie“ Entscheidung von Frauen zurückzuführen.

Auch wenn es kein Naturgesetz gibt, wer die Verantwortung für die private Sorgearbeit übernimmt, werden unbezahlte Tätigkeiten wie Kindererziehung, Haushalt und die Pflege von Angehörigen zum größten Teil von Frauen übernommen. Laut der seit 2015 jährlich veröffentlichten Oxfam-Studie zu sozialer Ungleichheit leisten Frauen und Mädchen weltweit derzeit täglich zwölf Milliarden Stunden unbezahlte Arbeit. Während global gesehen Männer also für über 80 Prozent ihrer Arbeitszeit bezahlt werden, erhalten Frauen nur für rund 41 Prozent ihrer Arbeitszeit eine Entlohnung. (Quelle: Oxfam-Studie, Care-Arbeit)

Krisen wie die Corona-Pandemie tragen ebenfalls dazu bei, dass gerade Frauen mit niedrigem Verdienst noch stärkere Einkommensverluste und damit einen höheren Lohnunterschied im Vergleich zu Männern verbuchen müssen.
Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 1/2024 (PDF)

Dies kann für Frauen weitreichende Konsequenzen haben. Nicht nur der Gender Pay Gap stellt sie vor Schwierigkeiten, sondern auch der daraus resultierende „Gender Pension Gap“: Frauen, die aufgrund struktureller Faktoren ein Leben lang weniger verdient haben als Männer, beziehen im Durchschnitt auch eine deutlich niedrigere Rente als Männer. Dadurch ist der Frauenanteil bei den von Altersarmut betroffenen Menschen deutlich höher. Laut Institut der deutschen Wirtschaft weist Deutschland den größten „Gender Pension Gap“ unter den OECD-Staaten auf. (Quelle: IW-Kurzbericht 19/2020, PDF)

Werden nur die Rentenansprüche von Einzelpersonen betrachtet, beträgt der geschlechtsspezifische Pension Gap rund 42,6 Prozent. Aufgrund dieses geringen Einkommens im Alter gilt in Deutschland statistisch jede 5. Frau ab 65 Jahren als armutsgefährdet. (Quelle:Gender Pension Grap. Statistisches Bundesamt)

Ursachen der Lohnlücke zwischen den Geschlechtern

Der Equal Pay Day will das Bewusstsein für die bestehenden Lohn- und Rentenunterschiede zwischen Frauen und Männern schärfen und die öffentliche Debatte über die Ursachen dieser Ungerechtigkeit im Geschlechterverhältnis anregen.

Für das Problem der Lohnungerechtigkeit gibt es vielfältige Gründe. Sie zu kennen ist wichtig, denn nur so können die politischen und gesellschaftlichen „Stellschrauben“ identifiziert werden, an denen zu drehen ist, um die Geschlechterlohnlücke zu schließen:

1. Geschlechtersegregation auf dem Arbeitsmarkt

Eine zentrale Ursache des Gender Pay Gap ist die Geschlechtersegregation auf dem Arbeitsmarkt: Frauen und Männer ergreifen immer noch oft sogenannte „geschlechtstypische“ Berufe, wo bei formal gleicher Qualifikation in männerdominierten Branchen häufig höhere Löhne gezahlt werden.

Voraussetzung für die Arbeit in der Krankenpflege oder einem Handwerksbetrieb ist etwa jeweils eine dreijährige Ausbildung. Löhne und Gehälter im nachfolgenden Berufsleben unterscheiden sich dennoch erheblich.

Das liegt daran, dass scheinbar gefährliche oder körperlich schwere Arbeiten überdurchschnittlich hoch bewertet werden, während die Arbeit mit Menschen traditionell wenig Anerkennung erfährt und dementsprechend auch weniger gut bezahlt wird. Bei Tätigkeiten in der Pflege wird zudem die körperliche Belastung gerne übersehen. Aber auch innerhalb der jeweiligen Branchen arbeiten Frauen und Männer oft in unterschiedlichen Gehaltsklassen, da Frauen seltener als Männer befördert werden und so auf den höheren Stufen der Karriereleiter fehlen.

2. Erwerbsunterbrechungen und Teilzeitarbeit

Da in Deutschland auch heute noch vorrangig Frauen die Hauptverantwortung für die private und unbezahlte Sorgearbeit wie Kindererziehung, Haushalt oder die Pflege von Angehörigen übernehmen, kommt es bei ihnen öfter zu Erwerbsunterbrechungen oder Teilzeitarbeit: 2022 waren in Baden-Württemberg 80,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Teilzeitbeschäftigten weiblich. (Quelle: Statistisches Landesamt)

3. Intransparenter Prozess der Lohnfindung

Für die Lohnlücke mitverantwortlich ist zudem der meist intransparente Prozess der Lohnfindung. Frauen sind bei der individuellen Lohnfindung, das heißt, wenn es um das Verhandeln von Gehalt, Bonuszahlungen und Beförderungen geht, in der Regel zurückhaltender als männliche Kollegen mit dem gleichen Qualifikationsniveau und erzielen deshalb oft geringere Einkünfte.


Weiterführende Informationen:
Geschlechterungleichheiten: Gender Pay Gap. Guido Zinke, November 2020, Bundeszentrale für politische Bildung 


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zum Thema

Weitere Informationen

Unbereinigter und bereinigter Gender Pay Gap

Der „unbereinigten Gender Pay Gap“ von aktuell 18 Prozent setzt den durchschnittlichen Brutto-Stundenlohn aller Frauen mit dem aller Männer ins Verhältnis — abgekoppelt davon, in welcher Branche und in welcher Position sie konkret arbeiten. Dabei wird nicht zwischen Teilzeit und Vollzeit unterschieden. Der Bericht des Statistischen Bundesamtes zum „unbereinigten Gender Pay Gap“ beruht auf Vorgaben der EU, die Zahlen sollen vergleichbar sein.

Anders ist dies beim „bereinigten Gender Pay Gap“: Er setzt das Entgelt von Frauen und Männern mit vergleichbaren Qualifikationen, Berufserfahrungen und Hierarchiestufen in vergleichbaren Branchen zueinander in Beziehung. Für die Ermittlung des bereinigten Gender Pay Gap sind viele detailliertere Informationen notwendig. Aus diesem Grund werden die Daten nur alle vier Jahre erhoben. Derzeit liegen Ergebnisse der Verdienststrukturerhebung 2023 vor. Zwischen Frauen und Männern mit den gleichen arbeitsmarktrelevanten Eigenschaften bleibt in Deutschland demnach eine Lohnkluft von 6 Prozent bestehen. Die tatsächliche Lohnlücke dürfte niedriger sein, da der Öffentliche Dienst, in dem Männer und Frauen in der Regel gleich entlohnt werden, nicht berücksichtigt wird.
(Quelle: Statistisches Bundesamt, Jan.2024)

Wer veranstaltet den Equal Pay Day?

Der Equal Pay Day wird von einem nationalen Aktionsbündnis getragen, zu dem Business and Professional Women BPW Germany, die Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen, die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Deutsche Frauenrat (DF) und der Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) gehören.

Am 5. März 2011 wurde europaweit erstmals mit einem Equal Pay Day auf die Geschlechterlohnlücke aufmerksam gemacht. In 23 europäischen Ländern findet der Aktionstag auf nationaler Ebene statt.

Nähere Informationen zu  Aktionen am diesjährigen Equal Pay Day finden sich auf der Seite des Aktionsbündnisseswww.equalpayday.de.

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Gender Pay Gap in Baden-Württemberg

  2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023
Deutschland 22 22 23 22 22 22 21 20 20 19 18 18 18 18
Baden-Württemberg 27 27 27 27 27 26 26 25 24 23 23 22 23 22

Laut Statistischem Bundesamt verdienten Frauen in Deutschland im Jahr 2023 durchschnittlich 20,84 Euro/Stunde, während Männer durchschnittlich auf einen Stundenlohn von 25,30 Euro kamen. Frauen erhalten also für eine Stunde Arbeit durchschnittlich 4,46 Euro bzw. 18 Prozent weniger Lohn (Quelle: Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung vom 18. Januar 2024).

Im Jahr 2022 hat das Statistische Bundesamt erstmals die Ursachen von Verdienstunterschieden anhand einer neuen Verdiensterhebung analysiert, die 63 Prozent der Verdienstlücken erklären. Die wichtigsten Ursachen für die Lohnungleichheit sind demnach darauf zurückzuführen, dass Frauen häufig in Branchen und Berufen mit einem geringeren Lohnniveau sowie häufiger in Teilzeit arbeiten.

Nach Berechnungen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg kam ein vollzeitbeschäftigter männlicher Arbeitnehmer in Baden-Württemberg 2023 im Jahresdurchschnitt auf einen Bruttostundenverdienst von 26,93 Euro, eine Arbeitnehmerin in Vollzeit dagegen nur auf 20,97 Euro. Das Entgelt für Frauen war damit 2023 (5,96 Euro) im Durchschnitt um 22 Prozent geringer als das ihrer männlichen Kollegen. Eine Bereinigung um branchen-, berufs- und qualifikationsspezifische Einkommensunterschiede ist bei diesem Ergebnis nicht erfolgt, deshalb wird von einem „unbereinigten Verdienstunterschied“ gesprochen.

Im Zeitverlauf betrachtet betrug der unbereinigte Gender Pay in Baden-Württemberg im Jahr 2010 noch 27 Prozent. Im Hinblick auf die Verdienst-Angleichung zwischen den  Geschlechtern hat sich die Situation von Frauen also in den letzten zehn Jahren verbessert. Der unbereinigte Verdienstunterschied zwischen den Geschlechtern hat sich um 5 Prozentpunkte verringert. Während sich der Gender Pay Gap im Jahr 2021 gegenüber 2020 leicht von 23 auf 22 Prozent verkleinerte, stieg er 2022 wieder auf 23 Prozent. 2023 lab er dann wieder bei 22 Prozent. Vor dem Hintergrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie in den Jahren 2020/21 (Kurzarbeit, branchenspezifische Aufstockungsbeträge der Arbeitgeber) sind die Werte dieser Jahre mit denen früherer Jahre nur eingeschränkt vergleichbar
(Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Pressemitteilung vom 18. Januar 2024).

Von Lohngerechtigkeit kann hier aber immer noch nicht die Rede sein. Laut Statistischem Bundesamt hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, den Verdienstabstand bis zum Jahr 2030 auf 10 Prozent zu senken. (Statistisches Bundesamt, 2023)

„Erwerbs- und Sorgearbeit gleichmäßig zu verteilen ist Voraussetzung dafür, Ungleichheiten in der Gesellschaft abzubauen und die Entgeltlücke zu schließen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns gemeinsam für eine geschlechtergerechte Gesellschaft aktiv einsetzen und strukturelle Ungleichheiten beseitigen.“

Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend am 8. September 2022

Gesetz zur Förderung der Transparenz von Entgeltstrukturen

Ist es eine Lösung?

Immer mehr Frauen leben in Deutschland von ihrer eigenen Erwerbstätigkeit. 2022 bestritten 77 Prozent der Frauen zwischen 20 und 64 Jahren ihren Lebensunterhalt selbst. Es wird daher immer dringender, dass sich die Lohnschere in Deutschland schließt — aber wie?

Eine Idee verfolgt der Transparenzansatz: Werden Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern öffentlich und somit bewusst, wächst der Druck auf Wirtschaft und Politik, aktiv zu werden.

In der deutschen Unternehmenskultur gilt nach wie vor das ungeschriebene Gesetz für Beschäftigte, über das Gehalt zu schweigen. Mehr Transparenz hieße auf der individuellen Ebene, das Tabu „Über Geld spricht man nicht“ zu brechen. Auf gesetzlicher Ebene wurde jedoch mit dem Gesetz zur Transparenz von Entgeltstrukturen nachgebessert.

Mehr Informationen zum Entgelttransparenzgesetz bietet die Broschüre „Entgelttransparenzgesetz. Informationen und Förderung“ des BMFSFJ.

Das Gesetz zur Förderung der Transparenz von Entgeltstrukturen

Das „Gesetz zur Förderung der Transparenz von Entgeltstrukturen“ ist im Jahr 2018 in Kraft getreten. Es soll laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) dabei helfen, das Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche oder gleichwertige Arbeit“ in der Praxis stärker durchzusetzen. Es greift jedoch in erster Linie bei größeren Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten.

Die Bausteine des Gesetzes sind:

  1. Individueller Auskunftsanspruch:
    Arbeitgeber mit mehr als 200 Beschäftigten müssen diesen zukünftig auf Anfrage erläutern, nach welchen Kriterien sie wie bezahlt werden. Den Auskunftsanspruch können Beschäftigte seit Januar 2018 in Anspruch nehmen.
     
  2. Betriebliche Verfahren zur Überprüfung und Herstellung von Entgeltgleichheit
    Private Arbeitgeber mit mehr als 500 Beschäftigten werden im Gesetz aufgefordert, regelmäßig ihre Entgeltstrukturen auf die Einhaltung der Entgeltgleichheit zu überprüfen.
     
  3. Bericht zur Gleichstellung und Entgeltgleichheit
    Arbeitgeber mit mehr als 500 Beschäftigten müssen künftig regelmäßig über den Stand der Gleichstellung und der Entgeltgleichheit berichten. Diese Berichte sind für alle Beschäftigten einsehbar.

Weitere Infos: Seite des BMFSFJ zur Lohngerechtigkeit

 

Macht das Gesetz Sinn?

Das Entgelt-Transparenz-Gesetz greift erst bei Unternehmen mit mehr als 200 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Für viele Beschäftige ändert sich daher eher wenig. Dennoch kann das Gesetz dazu beitragen, dass in Unternehmen die Offenheit beim Thema Gehalt zunimmt.

Für die Bekämpfung der Entgeltlücke ist Transparenz auch deshalb wichtig, weil Frauen und Männer sich bei Lohnverhandlungen unterschiedlich verhalten: Frauen treten tendenziell zurückhaltender auf und schätzen sich ohne Vergleichsbasis niedriger ein als gleichqualifizierte Männer. Bei Beförderungen und Gehaltserhöhungen kommen sie seltener und in größeren Zeitabständen zum Zuge. Und erhalten Frauen eine Gehaltserhöhung, bleibt diese in der Regel deutlich unter dem, was Männer aushandeln.

Dass männliche Kollegen ihre Entlohnung oft besser verhandeln, dürfe nicht dazu führen, dass sie in derselben Position mehr verdienen als ihre Kolleginnen. So urteilte das Bundesarbeitsgericht (BAG) am 16. Februar 2023:

Eine Frau hat Anspruch auf gleiches Entgelt für gleiche oder gleichwertige Arbeit, wenn der Arbeitgeber männlichen Kollegen aufgrund des Geschlechts ein höheres Entgelt zahlt. Daran ändert nichts, wenn der männliche Kollege ein höheres Entgelt fordert und der Arbeitgeber dieser Forderung nachgibt.

Quelle: Ratgeberartikel, VFR Verlag für Rechtsjournalismus GmbH, Bundesarbeitsgericht (BAG) Urteil vom 16.02.2023 (Az. 8 AZR 450/21): Equal Pay auch dann, wenn der Mann besser verhandelt hat.


Das Entgelttransparenzgesetz wurde im Sommer 2023 zum zweiten Mal im Hinblick auf seine Wirksamkeit evaluiert.
Broschüre: Zweiter Bericht der Bundesregierung zur Wirksamkeit des Gesetzes zur Förderung der Entgelttransparenz zwischen Frauen und Männern. (Download als PDF)

zum Thema

Check im Netz: Lohnvergleich

Webseiten: Lohnvergleich

Webseiten zur Lohngleichheit

Transparente Arbeitsbewertungsverfahren ermöglichen es, die Gleichwertigkeit von „Frauenarbeit“ und „Männerarbeit“ festzustellen. Instrumente wie

können Unternehmen und Betriebe dabei unterstützen, versteckte Benachteiligungen in den Entgeltstrukturen und Arbeitsbewertungsverfahren zu erkennen.

Die Internetseite gleicherlohn.de ‚übersetzt‘ mithilfe der LohnSpiegel-Daten konkret in Euro und Cent, wie viel Frauen je nach Erwerbszweig jedes Jahr weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.

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Geschichte des Equal Pay Day

„[Es] ist darauf zu bestehen, dass die Qualifikation, nicht das Geschlecht, über Einstellung und Gehalt entscheiden.“

Susan B. Anthony (1820-1906), Pionierin der US-amerikanischen Frauenbewegung


Die ursprüngliche Idee eines Tages für Entgeltgleichheit stammt aus den USA. Als in den 1960er Jahren dort die jahrzehntealte Forderung von Susan B. Anthony nach Entgeltgleichheit noch immer nicht umgesetzt ist, führt das „National Committee on Pay Equity“ einen „Equal Pay Day“ ein.

1988 kam eine weitere Kampagne hinzu, die „Red Purse Campaign“: Frauen machen durch das Tragen einer roten Tasche symbolisch auf die roten Zahlen in ihrem Geldbeutel aufmerksam.

In Deutschland nimmt das Frauen-Netzwerk Business and Professional Women (BPW) 2008 die Idee des Equal Pay Day mit den entsprechenden Symbolen auf, um auch hier für mehr Geschlechtergerechtigkeit beim Entgelt einzutreten. Seit 2009 wird das Netzwerk vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) bei der Organisation des Equal Pay Day unterstützt.

Mittlerweile wird der Equal Pay Day von einem nationalen Aktionsbündnis getragen. Neben den symbolischen roten Taschen und zahlreichen Aktionen weisen rote Fahnen an Rathäusern und anderen zentralen Gebäuden bundesweit auf den Tag der Entgeltgleichheit hin.

2011 wurde der Aktionstag erstmals europaweit begangen. In über 23 europäischen Ländern finden inzwischen nationale Equal Pay Days statt.

zum Thema

Weiterführende Links und Quellen

4. Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland

Der 4. Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland dokumentiert regionale Unterschiede in der Verwirklichung von Gleichstellung in Deutschland. Eine solche vergleichende Erfassung von wichtigen Indikatoren auf Landes- und Kreisebene ermöglicht die Abbildung des regional erreichten Standes, von wo aus die nächsten Schritte auf dem Weg zu einer tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männer abgesteckt werden können. (Hrsg.: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Juli 2020
Bestellen | Download als PDF
 

Weitere Links zum Themenbereich


Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ):


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Letzte Aktualisierung: Februar 2024, Fachbereich Frauen & Politik und Internetredaktion der LpB BW

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