Baustein

"Euthanasie" im NS-Staat: Grafeneck im Jahr 1940

Hrsg: LpB, 2000

 

2.4 Grafeneck nach 1945

Die Urnengräber von Grafeneck




Inhaltsverzeichnis     


Nach dem Krieg blieben zwei Gräber mit insgesamt 270 Urnen, welche die Asche von Ermordeten enthielten, in Grafeneck zurück (M 27, 28). Bis heute gibt es keine schlüssige Erklärung für die Existenz dieser Gräber. Am wahrscheinlichsten scheint, daß das "Abwicklungskommando" des T4-Personals, welches nach dem Ende der Tötungen im Dezember 1940 noch bis in den März 1941 hinein in Grafeneck blieb, die Gräber angelegt hat. Ursprünglich befanden sie sich nicht auf dem Friedhof der Einrichtung. Eine erste Untersuchung der Gräber fand bereits im Sommer 1945 statt, an der französische Besatzungsbeamte und der zurückgekehrte Verwalter des Samariterstifts Eduard Frank teilnahmen. Eine zweite Graböffnung wurde im März 1948 durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Urnengräber bereits auf dem Anstaltsfriedhof. Die dritte und letzte Graböffnung, bei der beide Gräber geöffnet wurden, fand schließlich im Mai 1969 statt. Vorausgegangen waren Bemühungen der Samariterstiftung zum "Andenken und zur Sühne für die furchtbaren Vorgänge des Jahre 1940 in Grafeneck ein Mahnmal zu errichten." Als Zeugen waren bei der Öffnung anwesend ein Oberstaatsanwalt, drei Beamte der Landespolizei, der Landrat, ein Oberregierungsrat aus dem Tübinger Präsidium, als Beauftragter des Innenministeriums, der Bürgermeister von Dapfen, ein Pfarrer der Hilfsstelle für Rasseverfolgte, ein Oberinspektor des Stuttgarter Friedhofsamtes und sieben Vertreter der Samaritersiftung. Mit der Neugestaltung des Friedhofes im gleichen Jahr wurden die beiden Urnengräber mit einem Steinkreuz versehen. Zwanzig Jahre später 1982 kam eine Grabplatte hinzu, die an die "Opfer der Unmenschlichkeit" erinnert.


 


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