Baustein

"...es geschah am helllichten Tag!"

Die Deportation der badischen, pfälzer und saarländischen Juden in das Lager Gurs/Pyrenäen

 

"Die badischen Juden sind nicht vergessen"



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Inhaltsverzeichnis


19. Der Friedhof und die Erinnerung an die Deportation nach Gurs, ein Projekt als deutsch-französische Partnerschaft

Das Lager

In den fünfziger Jahren werden auf dem geräumten Lagergelände Bäume und Sträucher angepflanzt, die das Geschehene schnell vergessen lassen. Schon im Jahr 1945 errichtet der Verband der Jüdischen Gemeinschaften des Basses-Pyrenees ein Denkmal. Der zunächst noch gepflegte Friedhof südwestlich des Lagergeländes verwildert jedoch im Laufe der Jahre zusehends.

Der Friedhof

Im Jahre 1957 ergreift der Karlsruher Oberbürgermeister Günter Klotz nach der Veröffentlichung eines Zeitungsberichts über den Verfall des Friedhofs (M23) die Initiative zu dessen Instandsetzung und Pflege. Unterstützt wurde er vom Oberrat der Israeliten Badens, namentlich von dessen Präsidenten Otto Nachmann, dann von Werner Nachmann. Erfolgreich wirbt man bei den badischen Städten und Gemeinden, aus denen jüdische Einwohner nach Gurs verschleppt worden waren, um eine imanzielle Beteiligung. Die Stadt Karlsruhe, deren Planungsamt die Pläne fertigt, behält auch in den folgenden Jahren die Federführung. Der Friedhof wird schließlich 1961 im Auftrag des Oberrats der Israeliten Badens, dem der französische Staat das Gelände für 99 Jahre überträgt, restauriert und am 26. März 1963 eingeweiht. Es werden zwei Stelen errichtet: in der Mitte eine für die jüdischen Opfer und rechts vom Eingang eine für die Spanier und die Angehörigen der Internationalen Brigaden. Seitdem wird der Friedhof von einer Arbeitsgemeinschaft der badischen Städte Heidelberg, Freiburg, Karlsruhe, Mannheim und Pforzheim betreut. Später kommen Konstanz und Weinheim noch dazu. 

M 24 Foto vom Friedhof
Quelle: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Büro Metz

Auf dem Deportiertenfriedhof Gurs liegen 1.070 Opfer des nationalsozialistischen Terrors begraben. Er ist damit das eigentliche Mahnmat zur Erinnerung an das Lager Gurs.

M 25 Foto vom Mémorial national 2000
Quelle: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Büro Metz

Das "Memorial national" - die nationale Gedenkstätte

Vor dem Gelände des Lagers Gurs entsteht 1994 zusätzlieh eine nationale Gedenkstätte ("Memorial national") zur Erinnerung und Mahnung an das durch das Vichy-Regime begangene Unrecht.

Es besteht aus drei Teilen: eine mit Stacheldraht eingezäunte Betonplatte symbolisiert die Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis, ein 180 m langer Schienenstrang (während der Lagerzeit nicht vorhanden) die Deportation und das Modell einer Lagerbaracke die Ausstattung des Lagers.

Der Entwurf dazu stammt von dem israelischen Künstler Dani Karavan. 

M 26 Plan des Lagers
Quelle: Obst, 1985, S. 20

Das Lagergelände ist bis zu diesem Zeitpunkt unter Bäumen und Sträuchern verschwunden. Zu sehen ist nur noch die asphaltierte Straße zum Lager. Dies ändert sich durch den Einsatz deutscher und französischer Jugendlicher.

Im Sommer 1996 findet vom 26. Juli bis zum 12. August 1996 erstmals ein deutsch-französisches Jugendworkcamp zur Errichtung einer Gedenkstätte statt. Organisiert wird das Projekt vom Stadtjugendausschuss Karlsruhe und den badischen Städten. Die Jugendgruppe legt Teile des von Gestrüpp überwucherten Lagers frei und stellt Informationstafeln über das Lager für die Besucher auf. Das Workcamp geht auf eine Anregung des Bürgermeisters von Gurs, Louis Costemalle, zurück.

Von Ende 1999 bis Anfang 2000 werden die Stelen vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge neu versetzt und die Rasenflächen erneuert.

Die Gedenkfeiern

Alljährlich laden die badischen Städte am letzten Aprilsonntag zu einer Gedenkfeier nach Gurs ein. An diesem Sonntag wird in Frankreich die "Journee de la Deportation" (Gedenktag an die Deportation) begangen.

Der dritte Sonntag im Juli ist der "Commemoration des persecutions racistes et antisemites" (Erinnerung an rassische und antisemitische Verfolgungen) gewidmet.

In Baden finden alljährlich im Oktober und November in zahlreichen Städten und Gemeinden Badens Gedenkfeiern statt, so auch im Jahr 2000.

Am 29. Und 30. Oktober 2000 wird in Gurs der Deportation vor sechzig Jahren gedacht. Anwesend sein werden Überlebende des Lagers, als offizielle Vertreter Deutschlands der Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz Kurt Beck, der Minister im Staatsministerium von Baden-Württemberg Christoph Palmer, der deutsche Generalkonsul von Bordeaux, Vertreter der Städte und der Amicale (Zusammenschluß der ehem. Lagerinsassen) und zahlreiche Repräsentanten französischer Instanzen sowie Bürgerinnen und Bürger beider Länder.

Sie erweisen mit ihrer Anwesenheit den Toten die Ehre und den Überlebenden ihren Respekt. Sie weisen damit darauf hin, daß die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen immer wieder neu geleistet werden muss.

Ein Teil dieser Erinnerung ist die Deportation vom 22./23. Oktober 1940, das Leiden in den Lagern und der Friedhof von Gurs. Er ist Mahnung und Verpflichtung, die von Generation zu Generation weitergegeben werden muss.


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