Dossier

Der Nahostkonflikt

Konfliktdimensionen, Friedensprozess und aktuelle Entwicklungen im israelisch-palästinensischen Konflikt

Der Nahostkonflikt hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Am 7. Oktober 2023 hat die radikalislamische Terrorgruppe Hamas vom Gazastreifen aus Israel mit Raketen beschossen. Dabei wurden fast 1.500 Menschen getötet und rund 3.000 verletzt (Stand 19.10.2023). Der Terror der Hamas richtete sich mit Massakern insbesondere und gezielt gegen die israelische Zivilbevölkerung. Zudem verschleppte die Hamas mehr als 200 Menschen als Geiseln. Der Terror der Hamas bedeutet den Beginn eines weiteren Krieges im Nahen Osten. Israel hat als Reaktion auf die Terrorattacke eine massive Militäroperation gegen den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen begonnen. Die Folgen des Terrors der Hamas für Israel, für die palästinensische Zivilbevölkerung, unter der es bereits Tausende Tote gibt, sowie für den Nahen Osten insgesamt sind noch nicht absehbar.

In unserem Dossier erhalten Sie einen Überblick über Konfliktursachen und Konfliktdimensionen. Wir erklären die wichtigsten Streitfragen und werfen einen Blick auf den bisherigen Friedensprozess und die aktuelle Situation. Ein Zeitstrahl mit zentralen historischen Ereignissen, ein Glossar zur Klärung wichtiger Begriffe sowie eine Zusammenstellung von Unterrichtsmaterial ergänzen das Dossier.

Autorin des Haupttextes: Dr. Muriel Asseburg ist Nahostexpertin und Senior Fellow in der Forschungsgruppe Afrika und Mittlerer Osten bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Der Beitrag beruht auf Muriel Asseburg/Jan Busse: Der Nahostkonflikt. Geschichte, Positionen, Perspektiven, 4. Aufl., München 2021 sowie Muriel Asseburg: Palästina und die Palästinenser. Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart, 2. Aufl., München 2022.

Aktuelle Meldungen

zum israelisch-palästinensischen Konflikt

13. Mai 2024
USA erhöhen Druck auf Israel

Die US-Regierung fordert von Israel einen glaubhaften Plan, wie die Zivilbevölkerung im Gazastreifen während des Kriegs geschützt werden soll, und einen Plan für den Gazastreifen nach dem Krieg. Die USA wollen Israel von einer Großoffensive auf die Stadt Rafah abbringen, in die Hunderttausende Palästinenserinnen und Palästinenser aus anderen Teilen des Gazastreifens geflüchtet sind. Sollte Israel in die Stadt einmarschieren, habe das Konsequenzen für die Waffenlieferungen aus den USA, hatte US-Präsident Joe Biden zuvor angekündigt. Auch der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz nannte eine solche Offensive "unverantwortlich". Am Wochenende demonstrierten nach Medienangaben wieder Zehntausende in Israel gegen die Netanjahu-Regierung und für eine Rückkehr der Geiseln. Gleichzeitig kam es auch in nördlichen Gebieten des Gazastreifens wieder zu Gefechten. (Quellen: Zeit, Tagesschau)

7. Mai 2024
Gefechte in Vororten von Rafah

Nachdem Israel am Vortag eine Evakuierung der Palästinenser aus den östlichen Vororten von Rafah angeordnet hatte, berichten Medien nun von Explosionen und Feuergefechten vom Grenzübergang zwischen dem Gazastreifen und Ägypten. Die USA gehen jedoch zunächst nicht davon aus, dass dies der Beginn der lange erwarteten israelischen Großoffensive auf Rafah ist. In der südlichsten Stadt des Gazastreifens haben rund 1,2 Millionen Palästinenser Zuflucht gefunden. (Quelle: Der Spiegel)

6. Mai 2024
Hamas will Vorschlag für Feuerpause zustimmen – Israel skeptisch

Die palästinensische Terrororganisation Hamas will einen ägyptisch-katarischen Vorschlag für eine Waffenruhe akzeptieren. Dieser sehe eine dreistufige Feuerpause mit dem Ziel eines dauerhaften Waffenstillstands vor, so ein ranghoher Hamas-Vertreter zu dem katarischen Sender Al-Dschasira. Jede der drei Phasen würde 42 Tage dauern. Aus israelischen Kreisen heißt es dagegen, der Vorschlag sei inakzeptabel. Auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geht der Vorschlag laut einer ersten Äußerung nicht weit genug. Israels Regierung werde jedoch eine Delegation zu weiteren Gesprächen entsenden. (Quelle: ZDF

März und April 2024

15. April 2024
Nach iranischem Angriff: Israels Kriegskabinett vertagt Entscheidung über mögliche Vergeltungsmaßnahmen

Bei Gesprächen über eine mögliche Vergeltungsreaktion auf die Angriffe des Irans konnte sich Israels Kriegskabinett bislang nicht auf eine gemeinsame Position einigen. Benny Gantz, Mitglied des Kriegskabinetts und ehemaliger Verteidigungsminister, hatte zuvor Vergeltungsmaßnahmen angekündigt. Der Iran hatte in der Nacht auf Sonntag erstmals direkte Angriffe von seinem Staatsgebiet gestartet und hunderte Drohnen und Raketen auf Israel geschossen. Als Hauptgrund für die Verschärfung des Konflikts gilt ein Israel zugeschriebener Angriff auf ein iranisches Konsulatsgebäude im syrischen Damaskus. International wächst nun die Sorge vor einer weiteren Eskalation. (Quelle: Tagesschau)

11. April 2024
Sorgen vor iranischem Vergeltungsschlag

International wächst die Sorge vor einem iranischen Vergeltungsangriff für den Israel zugeschriebenen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände im syrischen Damaskus. „Das böse Regime hat einen Fehler gemacht und muss bestraft werden, und das wird es auch“, so Irans oberster Führer, Ayatollah Ali Khamenei, in einer Rede zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan. Die USA versicherten Israel im Konflikt mit dem Iran ihre volle Souveränität – obgleich US-Präsident Biden Israels Premierminister Netanjahu erst vor wenigen Tagen vorgeworfen hatte, mit dem Krieg in Gaza einen Fehler zu begehen. Israel selbst kündigte am Wochenende einen Teilabzug seiner Truppen aus dem südlichen Gazastreifen an. In der Nacht auf Donnerstag begann das israelische Militär einen neuen Militäreinsatz im zentralen Teil des Gazastreifens. (Quelle: Tagesschau)

25. März 2024
UN-Sicherheitsrat fordert erstmals sofortigen Waffenstillstand in Gaza

Der UN-Sicherheitsrat hat sich für eine sofortige Feuerpause im Gazastreifen ausgesprochen. Bislang waren Einigungen des Gremiums stets an einer der Veto-Mächte gescheitert. In der nun verabschiedeten Resolution wird zudem die umgehende und bedingungslose Freilassung aller von der Hamas gefangengehaltenen Geiseln gefordert. Resolutionen des Sicherheitsrates sind völkerrechtlich bindend, der Druck auf Israel nimmt folglich weiter zu. Die humanitäre Lage im Gazastreifen hat sich in den vergangenen Wochen abermals verschlechtert – Israel sieht sich aufgrund seines harten militärischen Vorgehens zunehmend schärferer Kritik ausgesetzt, möchte aber an seiner Strategie festhalten. (Quelle: Der Spiegel)

13. März 2024
Deutschland beteiligt sich am Abwurf von Hilfsgütern über Gaza

Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius hat die Beteiligung der Bundeswehr an der Luftbrücke für Gaza genehmigt. Transportflugzeuge mehrerer Staaten werfen bereits seit einigen Tagen drigend benötigte Hilfsgüter wie Medizin und Nahrung über dem Gazastreifen ab. Um die Lieferung von Hilfsgütern nach Gaza zu ermöglichen, planen die USA den Bau eines provisorischen Hafens. In der Zwischenzeit sollen die aus der Luft abgeworfenen Güter dazu beitragen, die größte Not etwas zu lindern. (Quelle: Tagesschau)

Februar 2024

26. Februar 2024
Fortschritte bei Verhandlungen über Geiselfreilassung

Unterhändler Israels und der Hamas verhandeln offenbar in Doha über eine Feuerpause und die Freilassung der Geiseln, die seit Oktober von der palästinensischen Terrororganisation gefangengehalten werden. An den Verhandlungen sind auch die USA, Ägypten und Katar beteiligt. Die Gespräche sollen an den Verhandlungen anknüpfen, die in den Wochen zuvor in Paris geführt worden waren. In naher Zukunft soll es in Kairo eine weitere Verhandlungsrunde geben. (Quelle: Tagesschau)

19. Februar 2024
Israel hält an geplanter Offensive in Rafah fest

An den Plänen der israelischen Offensive auf Rafah gab es angesichts der angespannten humanitären Lage im Gazastreifen viel Kritik. Auch Israels engster Verbündeter, die USA, forderten einen Verzicht auf die Offensive. Trotzdem hält Israel unverändert an den Plänen fest. Premierminister Netanjahu kündigte an, „den Job zu beenden“. Israels Verteidigungsminister Gantz erklärte: „Denjenigen, die sagen, dass der Preis zu hoch ist, sage ich ganz klar: Die Hamas hat die Wahl. Sie können sich ergeben, die Geiseln freilassen und die Zivilisten in Gaza können das Ramadanfest feiern.“ (Quelle: Tagesschau)

13. Februar 2024
Geplante Offensive auf Rafah: Israel schlägt Zeltstädte für Zivilisten vor

Die Offensive der israelischen Armee auf die Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen steht offenbar kurz bevor. Rafah ist die einzige Stadt im Gazastreifen, die noch von der palästinensischen Terrororganisation Hamas kontrolliert wird. Aufgrund der Fluchtbewegungen aus dem nördlichen Gazastreifen leben in der Stadt derzeit rund 1,3 Millionen Menschen auf engstem Raum. Um die Zivilisten vor der bevorstehenden Militäroperation zu schützen, hat Israel nun vorgeschlagen, im südlichen Teil des abgeriegelten Küstenstreifens 15 Lager mit jeweils 25.000 Zelten zu errichten. Derweil setzen sich die USA für eine sechswöchige Feuerpause ein. Auch eine Übereinkunft zur Freilassung weiterer Geiseln soll Teil des Deals sein. (Quelle: Tagesschau)

5. Februar 2024
Noch keine Einigung über Feuerpause. Hamas berät intern über Geisel-Deal

Bei den Verhandlungen zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas ist noch keine Einigung über eine Feuerpause und die Freilassung weiterer Geiseln erzielt worden. Der Hamas liegt ein Entwurf eines Abkommens vor, das von Vermittlern aus den USA, Ägypten und Katar in Paris ausgehandelt wurde. Das Abkommen sieht eine längere Feuerpause vor. Im Gegenzug sollen weitere Geiseln freikommen, die noch immer von der Hamas gefangengehalten werden. Während Israel dem Rahmenentwurf bereits zugestimmt haben soll, berät die Hamas intern noch über den Entwurf. (Quelle: Tagesschau)

Januar 2024

29. Januar 2024
Verhandlungen über neuen Geisel-Deal und erneute Feuerpause

Die Verhandlungen über einen Deal zur Freilassung weiterer Geiseln, die sich noch immer in der Gewalt der Hamas befinden, machen offenbar Fortschritte. In Paris kamen am Wochenende CIA-Geheimdienstchef William Burns und Vertreter Israels, Ägyptens und Katars zusammen um über die Rahmenbedingungen eines Deals zu verhandeln. Ein erster Entwurf des Deals, der auf Vorschlägen Israels und der Hamas basiert, sieht die Freilassung von mehr als 100 Geiseln und eine Feuerpause von rund zwei Monaten vor. (Quelle: Tagesschau)

23. Januar 2024
Netanjahu lehnt Zweistaatenlösung ab: Druck auf Israel steigt

Nachdem Israels Premierminister Netanjahu am Wochenende bekundet hatte, einer Zweistaatenlösung auf keinen Fall zustimmen zu wollen, erhöhen Israels westliche Verbündete den Druck. Die EU, Großbritannien und die USA sehen in einem Zweistaatenmodell die einzig tragfähige Lösung. Laut einem Bericht des Wall Street Journals arbeiten auch mehrere arabische Staaten an einer Zweistaatenlösung. Es wird darüber spekuliert, dass Saudi-Arabien im Gegenzug für die Schaffung eines palästinensischen Staates die Anerkennung Israels anbieten wird. (Quelle: BR24)

17. Januar 2024
Medikamentenlieferung für Geiseln in Gaza

Israel und die palästinensische Terrororganisation Hamas haben sich auf die Lieferung dringend benötigter Medikamente für die noch immer festgehaltenen Geiseln in Gaza geeignigt. Im Gegenzug sollen auch Medikamente für palästinensische Patientinnen und Patienten geliefert werden. Katarische Unterhändler sollen den Transport und die Lieferung der Medikamente sicherstellen. Trotzdem gibt es vor allem auf israelischer Seite Zweifel daran, ob die Medikamente auch tatsächlich bei den Geiseln ankommen werden. (Quelle: Tagesschau)

15. Januar 2024
Netanjahu: Krieg gegen Hamas „wird noch viele Monate dauern“

Israels Premierminister Netanjahu hat sein Land auf einen langwierigen Kampf gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas eingeschworen. Netanjahu versprach, den Krieg „bis zum Sieg“ fortzusetzen. Dies werde noch viele Monate dauern. Auf die Unterstützung der israelischen Gesellschaft kann Netanjahu dabei aber nur bedingt zählen. Am Wochenende demonstrierten in Tel Aviv tausende Menschen für die Freilassung der mehr als 100 Geiseln, die sich noch immer in den Händen der Hamas befinden. Nach Ansicht vieler Menschen in Israel unternimmt die Regierung jedoch zu wenig um die Freilassung der Geiseln zu erwirken. (Quelle: ZDF)

8. Januar 2024
US-Außenminister Blinken warnt vor Ausweitung des Konflikts

Vor dem Hintergrund der Gefechte zwischen der libanesischen Hisbollah-Miliz und der israelischen Armee, hat der amerikanische Außenminister Antony Blinken vor einer Ausweitung des Konflikts gewarnt. Es handle sich um einen „Moment tiefgreifender Spannungen in der Region“, so Blinken bei einer Pressekonferenz in Doha. Drei Monate nach den Terrorangriffen der palästinensischen Hamas auf Israel befinden sich nach israelischer Einschätzung noch immer 136 Geiseln im Gazastreifen. 25 davon sind allerdings wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Auch für die Menschen im Gazastreifen bleibt die Situation weiter angespannt. Die Weltgesundheitsorganisation musste am Sonntag die Absage geplanter Hilfslieferungen in den nördlichen Gazastreifen aufgrund fehlender Sicherheitsgarantien bekanntgeben. (Quelle: Tagesschau)

Dezember 2023

29. Dezember 2023
Israelische Armee will Einsätze im Süden ausweiten

Israels Armee weitet ihre Einsätze in der Region um die Stadt Chan Junis im südlichen Gazastreifen aus. Das israelische Militär vermutet, dass sich die Führungsspitze der Hamas in Chan Junis versteckt hält. Die Einwohner der Stadt wurden zur Flucht aufgefordert. Zwar laufen im Hintergrund weiterhin Verhandlungen, trotzdem ist ein Ende des Krieges derzeit nicht absehbar. (Quelle: ZDF)

24. Dezember 2023
Dramatische Versorgungslage in Gaza: UN-Sicherheitsrat fordert umfangreiche Hilfslieferungen

Nach langwierigen Debatten hat der UN-Sicherheitsrat eine Nahost-Resolution über die Aufstockung der humanitären Hilfe für die rund zwei Millionen notleidenden Menschen im Gazastreifen beschlossen. Im völkerrechtlich bindenden Beschluss wird Israel dazu aufgefordert, „unverzüglich einen sicheren und ungehinderten humanitären Zugang“ in den Gazastreifen zu ermöglichen. Dort, in Gaza, wird die Lage für die Menschen immer prekärer. Die UN warnen vor einer Hungersnot. Währenddessen rief US-Präsident Biden den israelischen Regierungschef Netanyahu erneut dazu auf, Zivilisten im Gazastreifen zu schützen. Israels Premierminister hält weiterhin daran fest, den Krieg so lange fortzusetzen, bis alle Kriegsziele erreicht wurden. (Quelle: Tagesschau)

21. Dezember 2023
Israel entdeckt Hamas-Zentrale in Tunnelsystem und ordnet Evakuierungen in Chan Junis an

Das israelische Militär ist im Zentrum von Gaza-Stadt auf ein großes Tunnelnetzwerk der Hamas in rund 20 Metern Tiefe gestoßen, welches offenbar „Terroristenverstecke, Büros und Wohnungen der Hamas-Führung miteinander verbindet“. Die Führer der Hamas sollen den nördlichen Gazastreifen allerdings längst verlassen haben. Das israelische Militär ordnete unterdessen großfläche Evakuierungen in der Stadt Chan Junis an, die im südlichen Gazastreifen liegt. In Chan Junis lebten vor Beginn der Kämpfe mehr als 110.000 Menschen. Hinzu kommen Notunterkünfte in denen rund 140.000 Binnenflüchtlinge, vor allem aus dem nördlichen Bereich des Gazastreifens, leben. (Quelle: Tagesschau)

18. Dezember 2023
Neuer Geisel-Deal bahn sich an

Israel und die Hamas sind offenbar grundsätzlich zu einer erneuten Waffenpause bereit. Ein vorrübergehender Waffenstillstand gilt als Voraussetzung für die Freilassung weiterer Geiseln bzw. Gefangener. Laut israelischen Medienberichten hat Israels Regierung dem Chef des israelischen Geheimdienstes bereits die Befugnis erteilt, Verhandlungen über einen neuen Geisel-Deal zu führen. (Quelle: Tagesschau)

15. Dezember 2023
Hoffnung auf Zweistaatenlösung schwindet

Während der Krieg zwischen Israel und der Hamas mit aller Härte weitergeht, setzen friedensbewegte Israelis und ihre Verbündeten in den USA und Europa auf eine Zweistaatenlösung zur Lösung des Konflikts. Dass es nach dem Ende der aktuellen Kampfhandlungen tatsächlich zu einer solchen Lösung kommt, erscheint indes immer unwahrscheinlicher. Nach einer Erhebung des als seriös geltenden palästinensischen Umfrageinstituts PSR ist das Ansehen der palästinensischen Terrororganisation Hamas unter den Palästinensern im Westjordanland stark angestiegen. 44 Prozent der Menschen im Westjordanland unterstützen demnach die Hamas, während es im September lediglich 12 Prozent waren. Doch auch auf israelischer Seite mangelt es an Unterstützung für die Zweistaatenlösung. Erst vor wenigen Tagen zweifelte US-Präsident Biden die Bereitschaft des israelischen Premierministers Netanjahu zu einer Zweistaatenlösung an. Nun bezog auch der israelische Präsident Herzog Position gegen eine Zweistaatenlösung. (Quelle: Tagesschau)

13. Dezember 2023
UN-Vollversammlung fordert Waffenstillstand

Die UN-Vollversammlung hat mit großer Mehrheit für eine Waffenstillstandsresolution gestimmt. Die Resolution enthält die Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand und entspricht inhaltlich der Resolution, die in der vergangenen Woche im UN-Sicherheitsrat am Veto der USA gescheitert war. Im Gegensatz zu Resolutionen des UN-Sicherheitsrates sind Resolutionen der UN-Vollversammlung jedoch völkerrechtlich nicht bindend. Israel kritisierte das Votum. Die Resolution berücksichtige den Terror der Hamas nicht in ausreichender Weise. Die USA stehen weiterhin fest an der Seite Israels und lehnen die Resolution ab. Trotzdem sieht auch die amerikanische Regierung das harte militärische Vorgehen Israels zunehmend kritisch. US-Präsident Biden rief den israelischen Premierminister Netanjahu dazu auf, eine langfristige Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt zu finden. Die israelische Armee hat unterdessen damit begonnen, Tunnel der Hamas testweise mit Meerwasser zu fluten. (Quelle: ZDF)

11. Dezember 2023
Israel setzt Angriffe auf Chan Junis fort

Israel konzentriert seine Angriffe weiterhin auf die Stadt Chan Junis im südlichen Gazastreifen. Das israelische Militär berichtet von heftigen Bodengefechten und fliegt zur Unterstützung schwere Luftangriffe. Israels Premierminister Netanjahu rief die Kämpfer der militant-islamistischen Hamas zur Kapitulation auf. Trotz der immer prekärer werdenden humanitären Lage lehnt Israels Regierungschef einen Waffenstillstand weiterhin ab. Unterstützung für seine Position erhielt er am Wochenende von den USA, die im UN-Sicherheitsrat von ihrem Vetorecht Gebrauch machten um eine Waffenstillstandsresolution zu verhindern. (Quelle: Tagesschau)

7. Dezember 2023
Schwere Gefechte im südlichen Gazastreifen bei Chan Junis

Das israelische Militär berichtet von heftigen Kämpfen in der Stadt Chan Junis im südlichen Gazastreifen. Sowohl Chan Junis als auch das dort befindliche Haus von Hamas-Chef Jihia al-Sinwar seien von der israelischen Armee umstellt worden. Die Kämpfe gehen aber auch in anderen Teilen des Gazastreifens weiter, wodurch sich die humanitäre Lage immer weiter zuspitzt. Nach Angaben des Leiters des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) gibt es für Zivilisten keine Zufluchtsorte mehr. Selbst Unterkünfte der Vereinten Nationen und sogenannte sichere Zonen, die Israel ausgewiesen habe, seien nicht sicher. Die Rufe nach einem Waffenstillstand werden daher immer lauter. Die Vereinigten Arabischen Emirate legten heute im UN-Sicherheitsrat einen Resolutionsentwurf vor, in welchem eine humanitäre Feuerpause gefordert wird. (Quelle: Tagesschau)

4. Dezember 2023
Israel weitet Bodenoffensive auf den südlichen Gazastreifen aus

Israelische Bodentruppen rücken nun auch in den südlichen Teil des Gazastreifens vor. Zwar habe man die Hamas im nördlichen Gazastreifen noch nicht vollständig besiegt, aber bereits gute Fortschritte erzielt, so ein Armeesprecher gegenüber CNN. Die Zivilbevölkerung in den betroffenen Gebieten wurde von Israels Armee mit Flugblättern zur Flucht aufgefordert und über sichere Routen informiert. In der Praxis gestaltet sich dies aber offenbar nicht so einfach. Die Lage ist sehr gefährlich und viele Menschen wissen nicht, wo sie effektiv in kurzer Zeit Schutz finden. (Quelle: Tagesschau)

1. Dezember 2023
Kämpfe haben nach Ende der Feuerpause wieder begonnen

Nach Ende der insgesamt einwöchigen Waffenpause hat die israelische Armee ihren Kampf gegen die palästinensische Terrororganisation wieder aufgenommen. Auch die Hamas startete wieder Raketenangriffe auf Israel. Der israelische Ministerpräsident Netanjahu bekräftigte das Ziel, die Hamas zu zerstören. Trotz der Wiederaufnahme der Kämpfe laufen aber offenbar unter ägyptischer und katarischer Vermittlung weiterhin Gespräche über eine erneute Waffenruhe. Für Aufregung sorgte indes ein Bericht der New York Times. Demnach lagen Israel die Angriffspläne der Hamas schon seit über einem Jahr vor. (Quelle: Tagesschau)

November 2023

28. November 2023
Verlängerung der Waffenpause bis Donnerstag

Israel und die Hamas haben sich darauf verständigt, die im Rahmen des Geisel-Deals vereinbarte Waffenruhe bis Donnerstag zu verlängern. Auch steht die Freilassung weiterer Geiseln, die sich noch in den Händen der palästinensischen Terrororganisation befinden, wohl offenbar kurz bevor. Im Gegenzug für die geplante Freilassung von 20 Geiseln wird Israel 60 palästinensische Häftlinge entlassen. Die derzeitige Feuerpause dient allerdings nicht nur dem Gefangenenaustausch, sondern ermöglicht auch dringend benötigte Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen. Tausende Tonnen Hilfsgüter haben in den vergangen Tagen den nördlichen Gazastreifen erreicht. (Quelle: Tagesschau)

25. November 2023
Erste Geiseln sind frei

Die Hamas hat 24 Geiseln freigelassen. Unter ihnen befinden sich auch vier Deutsche. Israel hat im Gegenzug wie vereinbart 39 Palästinenser aus der Haft entlassen. Im Laufe des heutigen Tages könnten noch 14 weitere Geiseln freikommen. Die Waffenruhe, die ebenfalls Teil des vereinbarten Geisel-Deals ist, erleichtert zudem die Durchführung von Hilfslieferungen. 137 LKW mit Hilfsgütern sind nach UN-Angaben am Samstag im Gazastreifen angekommen und entladen worden. (Quelle: Tagesschau)

22. November 2023
Israel und die Hamas einigen sich auf Geisel-Deal

Israel hat sich mit der Hamas auf einen Deal zur Freilassung der Geiseln geeinigt, die sich seit dem 7. Oktober in der Gewalt der palästinensischen Terrororganisation befinden. Der Deal sieht die Freilassung mindestens 50 lebender Geiseln vor. Im Gegenzug sollen 150 palästinensische Gefangene aus israelischer Haft entlassen werden. Sowohl die Zahl der freigelassenen Geiseln, als auch die Zahl freikommender palästinensischer Häftlinge könnte theoretisch noch steigen. Insgesamt befinden sich rund 240 Geiseln in der Gewalt der Hamas. Zusätzlich sieht der Deal eine mindestens viertätige Feuerpause vor, die bereits am Donnerstag um 9 Uhr Ortszeit beginnen soll. Laut der Zeitung Times of Israel könnte die Feuerpause auf maximal zehn Tage verlängert werden. Spätestens dann wird die israelische Armee ihren Kampf gegen die Hams fortsetzen. Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International oder Ärzte Ohne Grenzen kritisierten die viertägige Waffenpause als ungenügend. Die Lieferung dringend benötigter Hilfsgüter benötige mehr Zeit. (Quelle: Tagesschau)

20. November 2023
Kämpfe dauern an. Waffenruhe könnte Bestandteil eines Geisel-Deals werden

Gekämpft wird nicht nur in Gaza, wo die israelische Armee am Sonntag einen 55 Meter langen Tunnel unter der Al-Schifa Klinik entdeckt hatte. Noch immer gibt es auch Raketenangriffe auf Israel. Am heutigen Montag meldete Israel Angriffe aus dem Gazastreifen und aus dem Libanon. Womöglich könnte jedoch eine mehrtätige Waffenpause Bestandteil eines Deals zur Freilassung der israelischen Geiseln werden. Eine entsprechende Meldung wurde am Wochenende durch das israelische Fernsehen verbreitet. Demnach könnte die Hamas 87 Geiseln freilassen. Israel verpflichte sich im Gegenzug zu einer fünftätigen Waffenpause und der Freilassung palästinensischer Gefangener. Ob es wirklich soweit kommt, ist allerdings noch unklar. Israels Premierminister Netanjahu dementierte eine Einigung. Auch Hilfsorganisationen dringen auf eine Waffenruhe. Der Geschäftsführer der deutschen Sektion von Ärzte Ohne Grenzen bezeichnete die Lage für Zivilisten in Gaza als „lebensfeindlich“. Es mangele an allem. Vor allem an Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung. Am Wochenende in Gaza eingetroffene Diesellieferungen ermöglichten zumindest die Wiederinbetriebnahme einer Anlage zur Aufbereitung von Trinkwasser. Allerdings reicht der vorhandene Treibstoff auch für lediglich 24 Stunden. (Quelle: Tagesschau)

17. November 2023
Im Gazastreifen wächst die Gefahr von Krankheiten und Seuchen; UN-Sicherheitsrat beschließt Resolution
Obwohl Israel inzwischen Lastwägen mit Hilfsgütern betanken lässt, kommen nach wie vor zu wenige Hilfslieferungen im Gazastreifen an. Dies hat schwerwiegende Konsequenzen für die humanitäre Lage vor Ort. Während die WHO und Human Rights Watch die Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen befürchten, warnt die Welternährungsorganisation vor einer Hungersnot im Gazastreifen. In Reaktion auf die Not im Gazastreifen hat die israelische Armee nach eigenen Angaben Wasser und Nahrung an das Al-Schifa Krankenhaus geliefert. Unter dem Gelände des Krankenhaus hatte das israelische Militär gestern den Fund einer Kommandozentrale der Hamas gemeldet. Israel möchte den Kampf gegen die Terrororganisation mindestens so lange Fortführen, bis die von der Hamas entführten Geiseln befreit sind. Eine vom UN-Sicherheitsrat in der Nacht auf Donnerstag beschlossene Resolution, in der das Gremium u.a. eine mehrtätige Feuerpause und die Einrichtung humanitärer Korridore im gesamten Gazastreifen fordert, wurde von Israel zurückgewiesen. (Quelle: Tagesschau)

15. November 2023
Israelische Armee erstürmt Al-Schifa Krankenhaus in Gaza

Die israelische Armee hat das Al-Schifa Krankenhaus in Gaza gestürmt und Teile davon besetzt. Das Militär erklärte, während der Erstürmung habe man mehrere Kämpfer der Terror-Miliz Hamas geötet. Auch seien Waffen im Krankenhaus gefunden worden. Die israelische Armee vermutet, dass sich unter dem Krankenhausgelände eine Kommandozentrale der Hamas befindet. Zugleich wies das Militär darauf hin, dass man auch Brutkästen, Babynahrung und weiteren medizinischen Bedarf in die Klinik gebracht habe. Die Al-Schifa Klinik ist das größte Krankenhaus in Gaza. Viele andere Krankenhäuser sind indes aufgrund von Treibstoffmangel gar nicht mehr in Betrieb. So ist nach UN-Angaben im nördlichen Teil des Gazastreifens nur noch ein einziges Krankenhaus in Betrieb. Aufgrund des Benzinmangels steht die humanitäre Hilfe nach Einschätzung des UN-Hilfswerkes für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) insgesamt kurz vor dem Zusammenbruch. Rettungskräfte und Krankenwagen können wegen der Kämpfe und Treibstoffmangel vielfach keine Notrufe annehmen. Israel kündigte an, am heutigen Tag Lastwagen mit Hilfsgütern für den Gazastreifen betanken zu lassen. Unklar war zunächst, ob die rund 24.000 Liter Diesel ausschließlich für LKW der Vereinten Nationen bestimmt sind, oder etwa auch für den Betrieb von Krankenhäusern verwendet werden können. (Quelle: ZDF)

13. November 2023
Netanjahu deutet mögliches Abkommen über Geisel-Freilassung an

Israels Premierminister Netanjahu hat am Wochenende die Möglichkeit eines Abkommens über die Freilassung israelischer Geiseln angedeutet. Auch ein US-Regierungsvertreter sprach von der Möglichkeit eines solchen Deals. Seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober befinden sich noch immer etwa 240 Menschen in den Händen der Terrororganisation Hamas. Noch immer steht Israel auch unter Beschuss. In den vergangenen Tagen waren mehrfach Angriffe aus dem Libanon gemeldet worden. Die israelische Armee reagierte mit Gegenangriffen auf Ziele im südlichen Libanon. Unterdessen wird die humanitäre Lage im Gazastreifen immer schlechter. Der Rote Halbmond vermeldete heute die Evakuierung des Al-Kuds Krankenhauses. Betroffen sind rund 6.000 Patienten, sowie medizinisches Personal und Vertriebene. Die Klinik kann aufgrund des Mangels an Treibstoff und Strom nicht weiter betrieben werden. Auch im größten Krankenhaus in Gaza, der Al-Schifa Klinik, herrschen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) schreckliche Zustände. Aufwändige Behandlungen seien inzwischen nicht mehr möglich. (Quelle: ZDF).

11. November 2023
Israel kündigt „taktische Pause“ für Dschabalia an; Palästinenser-Präsident Abbas fordert Lösung für Gazastreifen

Israel hat für das Flüchtlingsviertel Dschabalia eine taktische Pause der Kämpfe von 10 bis 14 Uhr verkündet. Dies soll Zivilisten die Flucht in Richtung Süden ermöglichen. Bereits gestern hatte Israel zudem einen zweiten Fluchtkorridor für Zivilisten eingerichtet. Zehntausende Zivilisten sollen diese Möglichkeit bereits genutzt haben. Trotzdem ist die humanitäre Situation im Gazastreifen weiterhin besorgniserregend. Die Al-Schifa Klinik, das größte Krankenhaus in Gaza, ist offenbar nicht mehr in Betrieb, da es nicht ausreichend Strom gibt. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommt in Gaza derzeit ca. alle 10 Minuten ein Kind zu Tode. Auch Israel befindet sich weiterhin unter Beschuss. Die Hisbollah feuert von libanesischem Gebiet Drohnen ab. Nach Angaben der israelischen Regierung sind in Israel seit Beginn des Krieges etwa 1.200 Menschen getötet worden. Unterdessen forderte Palästinenser-Präsident Abbas eine politische Lösung für den Gazastreifen. Grundsätzlich sei die palästinensische Autonomiebehörde dazu bereit, nach Ende des Krieges im Gazastreifen wieder Regierungsverantwortung zu übernehmen. Die Autonomiebehörde war 2007 von der Hamas aus Gaza vertrieben worden. (Quelle: Tagesschau).

8. November 2023
Israelische Armee dringt weiter nach Gaza vor und zerstört Tunnelanlagen der Hamas

Die israelische Armee ist nach eigenen Angaben bis ins Zentrum von Gaza-Stadt vorgerrückt – die Hamas bestreitet das. Überdies meldete das israelische Armee die Zerstörung von 130 Tunnelschächten der Hamas. Die palästinensische Terrororganisation verfügt über ein riesiges Tunnelsystem, welches ihr u.a. als Rückzugsmöglichkeit und für die Vorbereitung von Angriffen dient. Unklar ist indes weiterhin, wie es mit dem Gazastreifen nach einem etwaigen Kriegsende weitergehen soll. Die Ankündigung des israelischen Premierministers Netanjahu, Israel werde nach dem Kriegsende die Verantwortung für die Sicherheit im Gazastreifen übernehmen, war sowohl in Israel als auch bei Israels Verbündeten auf Kritik gestoßen. Von großer Dringlichkeit ist auch die Frage, wie den Zivilisten im Gazastreifen geholfen werden kann. Die humanitäre Lage ist weiterhin prekär, u.a. meldete am Mittwoch das Al-Kuds-Krankenhaus, nicht mehr genügend Treibstoff für den Betrieb des Notstrom-Generators zu haben. (Quelle: Tagesschau)

6. November 2023
Gaza-Stadt von israelischer Armee eingekesselt

Die israelische Armee hat Gaza-Stadt eingekesselt. Zudem wurde vom israelischen Militär eine Teilung des Gazastreifens in einen südlichen und einen nördlichen Teil vorgenommen. Mit dieser Einteilung möchten die israelischen Streitkräfte erreichen, dass die (palästinensische) Zivilbevölkerung nach Möglichkeit nicht zwischen die Fronten gerät. Auch am heutigen Montag hat die israelische Armee wieder für einige Stunden einen sicheren Fluchtkorridor für Zivilisten eingerichtet. Die Kämpfe dauern unterdessen an. Die Hamas feuerte aus Gaza und auch vom Libanon auf israelische Städte. Israels Armee kündigte Angriffe auf das Tunnelsystem der Hamas an. (Quelle: ZDF).

3. November 2023
Netanyahu: Keine Kampfpause ohne Freilassung der Geiseln; Hisbollah-Chef droht mit Eskalation

Israels Premierminister Benjamin Netanyahu hat Forderungen nach einem vorrübergehenden Waffenstillstand eine Absage erteilt. Nach einem Treffen mit US-Außenminister Blinken, der auf eine humanitäre Kampfpause gedrängt hatte, stellte Netanyahu klar, dass der militärische Einsatz gegen die Hamas fortgesetzt werde, bis die von der Terrororganisation entführten Geiseln freigelassen würden. Das israelische Militär teilte am Freitag mit, man habe Gaza-Stadt umstellt. Unterdessen droht der Chef der libanesischen Hisbollah-Miliz mit einer weiteren Eskalation. Man halte sich sämtliche Optionen offen, eine Eskalation des Krieges sei eine „realistische Möglichkeit“. (Quelle: Tagesschau)

1. November 2023
Zahlreiche Tote nach israelischem Angriff und Dschabalia; Ausländer und Schwerverletzte können Gazastreifen verlassen

Die israelische Armee hat bei einem Luftangriff ein Flüchtlingslager in Dschabalia im Norden des Gazastreifens getroffen. Es gab zahlreiche Tote und Verletzte. Mitarbeiter eines Krankenhauses in Gaza berichteten von 50 Toten und 150 Verletzten. Das israelische Militär bestätigte den Angriff und erklärte, der Luftschlag habe Ibrahim Biari – einem hochrangigen Vertreter der Hamas und Drahtzieher des Terrors vom 7. Oktober – gegolten. Der Terrorist habe sich, wie so oft, bewusst zwischen Zivilisten versteckt. Ganz im Süden des Gazastreifens, an der Grenze zu Ägypten, wurden heute unterdessen erstmals die Grenzen für ausgewählte Personengruppen geöffnet. Rund 500 Menschen ausländischer Staatsangehörigkeit und 90 schwerverletzte Palästinenser dürfen den Gazastreifen heute in Richtung Ägypten verlassen. (Quelle: ZDF)

Oktober 2023

30. Oktober 2023
Israel meldet weitere Vorstöße im Gazastreifen und möchte Hilfslieferungen nach Gaza erleichtern

Streitkräfte der israelischen Armee sind in den vergangenen Stunden weiter im Gazastreifen vorgerrückt, dabei kamen auch Panzer zum Einsatz. In einer nächtlichen Operation seien dutzende Kämpfer der Hamas und deren Verbündeten getötet worden, so ein Sprecher der Armee. Um die erwartete große Bodenoffensive handle es sich dabei allerdings noch nicht. Israels Premier Netanyahu sprach am Wochenende von einer „zweiten Phase des Kriegs“. Zugleich kündigte Israel an, humanitäre Hilfslieferungen nach Gaza erleichtern zu wollen. Auch leitet Israel wieder Wasser in den südlichen Gazastreifen. Gleichwohl bleibt die Lage weiter angespannt. Mehrfach wurde Israel seit dem Wochenende auch von syrischem Gebiet beschossen und reagierte mit Gegenschlägen. (Quelle: ZDF)

27. Oktober 2023
Unübersichtliche Lage in Gaza: Israel weitet Bodenoffensive offenbar aus, UN verabschiedet Resolution

Nach Aussagen des jordanischen Außenministers hat die israelische Bodenoffensive begonnen. Die israelische Armee bestätigte, ihre Angriffe in den vergangen Stunden verstärkt zu haben und kündigte eine Ausweitung des Bodeneinsatzes für die kommende Nacht an. Die aktuelle Laga in Gaza erscheint jedoch unklar – auch da das Internet und Mobilfunknetz im Gazastreifen ausgefallen ist. Auch wenn immer mehr Hilfsgüter den Gazastreifen erreichen, verschlechtert sich die humanitäre Situation dort nach Angaben des Internationalen Komitees des Roten Kreuz stündlich. Die UN-Vollversammlung verabschiedete am heutigen Freitag mit zwei Dritteln der Stimmen eine Resolution. Gefordert wird eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen. UN-Resolutionen sind jedoch rechtlich nicht bindend. Deutschland enthielt sich bei der Abstimmung. (Quelle: ZDF)

26. Oktober 2023
Andauernde Gefechte, israelische Bodenoffensive lässt weiter auf sich warten

Während das israelische Militär Luftangriffe auf Stellungen der Hamas fliegt, feuert die palästinensische Terrororganisation auch weiterhin Raketen auf Israel. Die so dringend benötigten Hilfsgüter gelangen derweil nur in kleinen Schritten nach Gaza. Aufgrund der angespannten Lage gibt es nach Einschätzung der UN insbesondere in Gaza-Stadt keinen ernsthaft sicheren Ort. (Quelle: ZDF).

23. Oktober 2023
Angespannte Lage an Grenze zum Libanon, Vorbereitungen für Bodenoffensive dauern an

Die israelische Armee hat auch in den vergangenen Tagen Stellungen der Hamas angegriffen. Auch operieren im Gazastreifen offenbar bereits vereinzelte israelische Bodentruppen. Die Vorbereitungen für die erwartete große Bodenoffensive dauern indes noch an. Dieser Umstand erleichtert Hilfslieferungen für die Zivilisten in Gaza. Am heutigen Montag konnte bereits der dritte Hilfskonvoi die ägyptisch-israelische Grenze überqueren. Angespannt ist die Lage hingegen an der Grenze zum Libanon, von wo aus Israel immer wieder beschossen wird und mit Gegenangriffen reagiert. In der betroffenen Grenzregion sollen bereits rund 19.000 Zivilisten durch die Gefechte vertrieben worden sein. Unterdessen mehren sich die Hinweise, dass eine palästinensische Rakete für die Explosion in einer Klinik in Gaza vor rund einer Woche verantwortlich war. Nach der israelischen Armee und den US-Geheimdiensten kommen nun auch britische Geheimdienste zu dem Schluss, dass es sich um eine palästinensische Rakete handelte. (Quelle: Tagesschau)

20. Oktober 2023
Mehrheit der rund 200 Geiseln wohl am Leben, Hilfslieferungen für Gaza frühestens ab Samstag
Die israelische Armee geht davon aus, dass die Mehrheit der rund 200 Geiseln, die sich in der Gewalt der Hamas befinden, noch am Leben ist. Dies teilte die Armee in einer Erklärung mit. Kein Durchkommen gibt es weiterhin am ägyptisch-israelischen Grenzübergang: Während sich auf ägyptischer Seite Lastwagen mit Hilfsgütern für mehr als zwei Millionen Menschen in Gaza stauen, hoffen in Gaza befindliche Ausländer auf eine möglichst baldige Möglichkeit zur Ausreise. Nach Einschätzung der UN ist mit ersten Hilfslieferungen frühestens ab Samstag zu rechnen (Quelle: Tagesschau).

18. Oktober 2023
Rakete trifft Krankenhaus in Gaza: Vermehrte Hinweise auf fehlgeleitete Rakete der Hamas

In Gaza ist ein Krankenhaus von einer Rakete getroffen worden. Der Vorfall löste international Bestürzung und Empörung aus. Die Hamas machte Israel für das Unglück verantwortlich und sprach von 471 Toten und mehreren hundert Verletzten. Die israelische Armee bestreitet, für das Unglück verantwortlich zu sein und geht von einer fehlgeleiteten palästinensischen Rakete aus. Um diese Darstellung zu untermauern, veröffentlichte das israelische Militär Foto- und Videomaterial vom Ort des Geschehens. US-Geheimdienste stützten die israelische Darstellung. Auch ohne die Möglichkeit einer abschließenden Bewertung des Vorfalls hat dieser bereits jetzt zu einer Welle des Protests in muslimisch geprägten Ländern geführt. Kurzfristig sagte Jordaniens Präsident ein geplantes Vierer-Gipfeltreffen mit US-Präsident Biden ab (Quelle: ZDF).

16. Oktober 2023
Israel plant Bodenoffensive, Iran droht mit Konsequenzen

Die israelische Armee plant eine großangelegte Bodenoffensive im von der Hamas kontrollierten Gazastreifen. Nach mehreren Evakuierungsaufrufen wurden laut israelischen Angaben inzwischen mehr als 600.000 Menschen aus dem nördlichen Gazastreifen evakuiert. Der Iran droht indes mit „massiven Konsequenzen für die gesamte Region“ und einer Ausweitung des Konflikts, sollte Israel in den Gazastreifen einmarschieren. Das iranische Regime ist ein wichtiger Unterstützer der Hisbollah, die in den vergangenen Tagen aus dem Süd-Libanon wiederholt Angriffe auf Israel durchgeführt hatte. Die israelische Armee hatte daraufhin einen vier Kilometer breiten Streifen im Grenzgebiet zur Sperrzone erklärt. Bewohner wurden evakuiert (Quelle: ZDF).

13. Oktober 2023
Israels Armee ruft zur Evakuierung des nördlichen Gazastreifens auf

Die israelische Armee hat Zivilisten aus Gaza und dem nördlichen Gazastreifen dazu aufgerufen, das Gebiet binnen 24 Stunden zu verlassen. Dies sei zu ihrer eigenen Sicherheit. Nach Angaben der Vereinten Nationen betrifft der Aufruf rund 1,1 Millionen Palästinenser. Die UN, Hilfsorganisationen und Journalisten vor Ort warnen vor einer humanitären Katastrophe: In solch kurzer Zeit sei eine geordnete Evakuierung von so vielen Menschen nicht möglich. Da Ägypten seine Grenzübergänge geschlossen hat, ist eine Flucht in den südlichen Gazastreifen möglich. In Gaza führte die Aufforderung zu Chaos und Panik. Derweil ist die Zahl der durch Angriffe der Hamas in Israel Getöteten auf mindestens 1.300 gestiegen (Quelle: ZDF).

11. Oktober 2023
Kämpfe dauern an – Israel bildet Notstandsregierung
Nach dem Angriff durch die Hamas gehen die Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der palästinensischen Terrororganisation weiter. Die Zahl der Todesopfer steigt auf beiden Seiten – unter den Opfern sind viele Zivilisten. In Israel sind nach Angaben der Armee über 1.200 Todesopfer zu beklagen. In Gaza wurden bislang 1.050 Menschen getötet. Dort wächst wegen der israelischen Blockade des Gazastreifens zunehmend die Not: 180.000 Menschen sind obdachlos, Nahrung, Wasser und Strom werden knapp. Unterdessen sieht sich Israel an seiner nördlichen Grenze zum Libanon Angriffen durch die schiitische Hisbollah-Miliz ausgesetzt. Die israelische Armee reagierte mit Gegenangriffen auf Stellungen im Libanon. Angesichts der schweren Krise verständigten sich die israelischen Parteien auf die Bildung einer gemeinsamen Notstandsregierung (Quelle: tagesschau.de).

09. Oktober 2023
Großangriff auf Israel
Die Hamas startete am Samstag, den 7. Oktober, einen Großangriff auf Israel. Mehr als 4.000 Raketen wurden seitdem aus dem Gazastreifen abgefeuert. Israel war auf die Offensive der radikalislamistischen Terrororganisation zunächst nicht vorbereitet und konnte nicht verhindern, dass palästinensische Terroristen in israelisches Gebiet eindrangen. Noch am Tag des Überfalls verhängte die israelische Regierung den Kriegszustand und startete die Verteidigungsaktion „Eisernes Schwert“. Bei den Angriffen wurden in Israel mehr als 700 Menschen getötet. Israelische Vergeltungsschläge forderten bislang rund 400 Tote in Gaza. Für Entsetzen sorgte die Entdeckung von 260 getöteten Zivilisten auf einem israelischen Festivalgelände. Außerdem verschleppten die palästinensischen Terroristen mehr als 100 Menschen – darunter auch Frauen, Kinder und Ältere. Am Sonntag kündigte Israel eine totale Blockade des Gazastreifens an und reagierte mit der Mobilisierung von 300.000 Reservisten (Quelle: tagesschau.de).

Juli 2023

03. Juli 2023
Offensive Israels auf das Westjordanland
In der Nacht startete die israelische Armee eine großangelegte Offensive auf die palästinensische Stadt Dschenin im Westjordanland. Nach Luftangriffen folgten Bodentruppen und rund 100 Militärfahrzeuge, die in die Stadt einrückten. Die sogenannte Offensive „Heim und Garten“ ist die größte seit Jahrzehnten im Westjordanland. Die Region um Dschenin und das dazugehörende Flüchtlingslager mit rund 17.000 Einwohnern gelten seit Jahren als Hochburg militanter Palästinenser. Bei den Angriffen wurden mindestens sieben Menschen getötet und mehrere Dutzend verletzt (Quelle: tagesschau.de).

Mai 2023

15. Mai 2023
Waffenruhe vereinbart
Nach tagelangen Kämpfen zwischen Israel und der Terrororganisation Islamischer Dschihad im Gazastreifen haben sich beide Seiten auf eine Waffenruhe geeinigt. Die Vereinbarung war von Ägpyten vermittelt worden. Nach Beginn des Waffenstillstands am Samstagabend kam es noch vereinzelt zu Raketenbeschüssen. Generell wird sich jedoch an die Feuerpause gehalten. Bei der jüngsten Gewalteskalation kamen 33 Palästinenser:innen und zwei Israelis ums Leben (Quelle: Zeit online).

11. Mai 2023
„Operation Schild und Pfeil“
Seit einigen Tagen kommt es wieder zu Gewalt zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Islamischer Dschihad. Auslöser der erneuten Eskalation war der Tod eines palästinensischen Inhaftierten und Mitglieds der Terrororganisation in einem israelischen Gefängnis. Dieser war aus Protest gegen seine Inhaftierung ohne Gerichtsverfahren in den Hungerstreik getreten und gestorben. Daraufhin folgte der erste Raketenbeschuss aus Gaza. Israel antwortete mit massiven Gegenangriffen. Bei der sogenannten „Operation Schild und Pfeil“ wurden nicht nur Waffenlager und Stellungen in Gaza angegriffen, sondern mittlerweile drei Top-Terroristen getötet. Insgesamt sind rund 30 Menschen ums Leben gekommen. Viele Fachleute sind sich einig, dass das massive Zurückschlagen durch Israel auch eine Taktik ist, um von den innenpolitischen Problemen um die umstrittene Justizreform abzulenken (Quelle: Spiegel online).

April 2023

9. April 2023
Raketenangriffe aus Syrien und dem Libanon
Die Sorge um eine erneute Eskalation im Nahostkonflikt spitzt sich zu: Zunächst waren am Donnerstag mehrere Raketen vom Libanon aus auf Israel abgefeuert worden. Es war die heftigste Attacke aus dem Nachbarland seit 2006, wahrscheinlich von der radikalislamischen Hamas verübt. Beide Länder befinden sich seit Jahren im Kriegszustand (Quelle: ZDF online). Am Sonntag kam es dann zu Zwischenfällen an der syrisch-israelischen Grenze: Von Syrien aus wurden die strategisch wichtigen, von Israel seit Jahrzehnten besetzten Golanhöhen mit Raketen beschossen. Israel antwortete mit Raketenangriffen auf syrisches Staatsgebiet (Quelle: Zeit online).

5. April 2023
Zusammenstöße auf dem Tempelberg
In der Nacht zum Mittwoch kam es auf dem Tempelberg / Al-Haram al-Scharif zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften. Rund 350 Menschen wurden verhaftet. Die Palästinenser hätten sich in der Al-Aksa-Moschee verbarrikadiert, Feuerwerkskörper gezündet und Steine geworfen. Die isralischen Sicherheitskräfte hätten ihrerseits Tränengas, Blendgranaten und Schlagstöcke eingesetzt, um die Moschee zu räumen. So berichten es Augenzeugen. Dutzende Palästinenser wurden verletzt. In der Folge kam es zu gegenseitigen Raketenangriffen zwischen der Hamas im Gazastreifen und Israel (Quelle: Zeit online).

27. Februar 2023
Ausschreitungen israelischer Siedler
Nach dem tödlichen Anschlag auf zwei Israelis kam es am Sonntag zu schweren Ausschreitungen im Westjordanland. Israelische Siedler zündeten Häuser, Läden und Autos von Palästinenser:innen an und verletzten dabei rund 100 Menschen. Ein Palästinenser kam durch Schüsse ums Leben (Quelle: Spiegel Online).

26. Februar 2023
Hochrangiges Treffen in Jordanien
In der jordanischen Hafenstadt Akaba kam es zu einem Treffen hochrangiger Vertreter von israelischer und palästinensischer Seite, an dem auch Regierungsvertreter Jordaniens, Ägyptens und der USA teilgenommen haben. Beide Seiten vereinbarten, „einseitige Maßnahmen“ für drei bis sechs Monate auszusetzen ohne konkreter zu werden. Zudem verpflichtet sich Israel, vier Monate lang keine Diskussionen über den Bau neuer Siedlungen im Westjordanland zu führen und sechs Monate lang keine neuen Siedlungs-Außenposten zu genehmigen. Überschattet wurde das Treffen von einem mutmaßlichen Terroranschlag auf zwei Israelis, die in ihrem Fahrzeug erschossen wurden (Quelle: Spiegel online).

23. Februar 2023
Erneut Gewalt auf beiden Seiten
Nachdem am Mittwoch bei einem israelischen Militäreinsatz zehn Palästinenser:innen getötet worden waren, feuerten in der Nacht militante Palästinenser Raketen vom Gazastreifen auf Israel ab. Die Israelis antworteten mit Luftangriffen. Die Sicherheitslage in Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten ist seit Wochen extrem angespannt. Seit Jahresbeginn sind neun Israelis und eine Ukrainerin bei palästinensischen Anschlägen getötet worden. 59 Palästinenser:innen kamen allein in diesem Jahr schon ums Leben, vor allem bei Razzien der israelischen Armee (Quelle: Zeit Online).

13. Februar 2023
Genehmigung von jüdischen Siedlungen und Angriff auf Waffenlager
Die israelische Regierung genehmigt rückwirkend neun jüdische Außenposten im besetzten Westjordanland. Außerdem soll in den kommenden Tagen ein Ausschuss zusammenkommen, um den Bau von 10.000 neuen Wohnungen zu genehmigen. In der Nacht zum Montag griffen israelische Kampfjets einen unterirdischen Komplex im Gazastreifen an, in dem Rohmaterialien zur Herstellung von Raketen gelagert gewesen seien (Quelle: Sueddeutsche Online).

28. Januar 2023
Anschlag vor Synagoge
Am Internationalen Holocaust-Gedenktag hat ein Palästinenser vor einer Synagoge in Ost-Jerusalem sieben Israelis erschossen und mindestens drei weitere verletzt. Der Attentäter selbst wurde bei der anschließenden Verfolgungsjagd getötet. Einen Tag später verletzte ein palästinensischer Jugendlicher ebenfalls in Ost-Jerusalem mit einer Schusswaffe einen jüdischen Vater und seinen Sohn (Quelle: Spiegel Online).

3. Januar 2023
Israelischer Minister besucht Tempelberg / Haram al-Scharif

Die Ende 2022 gebildete israelische Regierung gilt als die am weitesten rechts stehende und religiöseste in der Geschichte des Staates Israel. Itamar Ben-Gvir, neuer Minister für Nationale Sicherheit und Mitglied der rechtsextremen Ozma Jehudit-Partei, besuchte den Tempelberg / Haram al-Scharif, was für viele Palästinenser:innen eine Provokation darstellt. An die radikalislamische Hamas gerichtet sagte Ben-Gvir: „Die israelische Regierung wird einer Organisation von Mördern, einer verabscheuungswürdigen terroristischen Organisation, nicht nachgeben“ (Quelle: Spiegel Online).

Konfliktursachen

Viele der Konfliktursachen in Nahost finden sich in Europa. So führte im späten 19. Jahrhundert die Zunahme von Antisemitismus und Pogromen in Europa zur Entstehung des politischen Zionismus, der die Etablierung eines jüdischen Staates anstrebte, sowie zur Auswanderung von Jüdinnen und Juden nach Palästina.

Palästina war damals Teil des Osmanischen Reiches und mehrheitlich arabisch besiedelt. Mit zunehmender jüdischer Einwanderung, Ansiedlung und dem Aufbau von vorstaatlichen Organisationen und einem Staatsaufbau kam es auch immer stärker zur Konkurrenz um Land und Ressourcen zwischen den Bevölkerungsgruppen.

Der Boden für Streitigkeiten wurde auch durch widersprüchliche Zusagen bereitet, die die Briten Arabern und Juden während des Ersten Weltkriegs in Bezug auf Selbstbestimmung in Palästina machten sowie durch den unterschiedlichen Status, den die Bevölkerungsgruppen unter dem britischen Mandat ab 1922 genossen. Der Genozid an den europäischen Jüdinnen und Juden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stärkte zudem die internationale Unterstützung für einen jüdischen Staat in Palästina, wie ihn die Vereinten Nationen 1947 mit ihrem Teilungsplan vorschlugen.

Mehr zur Vorgeschichte und Gründung Israels in: Michael Brenner, Der Weg zum Staat, in: BpB (Hg.): Aus Politik und Zeitgeschichte 18/19-2023: Israel, S. 10-17.

Konfliktdimensionen

Im israelisch-palästinensischen Konflikt wirken mehrere Konfliktdimensionen zusammen und verstärken sich gegenseitig. Dies ist ein wesentlicher Grund, warum er so schwer zu lösen ist.

Territorialkonflikt

Es handelt sich erstens um einen Territorialkonflikt. Von den Konfliktparteien wird Anspruch auf dasselbe Territorium erhoben, nämlich das Gebiet des ehemaligen britischen Mandatsgebiets Palästinas, das heute Israel und die besetzten palästinensischen Gebiete (Westjordanland, Ost-Jerusalem und Gazastreifen*) umfasst. Der Streit über den Verlauf von Grenzen und die entsprechende Gebietshoheit ist dabei von herausgehobener Bedeutung. Verbunden ist er mit einem Konflikt um Ressourcen, also um die Zuteilung und Nutzung von Wasser, fruchtbarem Land, Steinbrüchen und Gasvorkommen im Mittelmeer.

*Im Gazastreifen leben im Gegensatz zum Westjordanland und Ost-Jerusalem keine Israelis, sondern beinahe ausschließlich Palästinenser. Weder der israelische Staat noch das israelische Militär sind in Friedenszeiten im Gazastreifen präsent. (Anmerkung der LpB-Internetredaktion)

Ethno-nationalistischer Konflikt

Es handelt sich zweitens um einen ethno-nationalistischen Konflikt. Zwei unterschiedliche Bevölkerungsgruppen verfolgen mit dem politischen Zionismus und dem palästinensischen Nationalismus konkurrierende nationale Bestrebungen. Während die Jüdinnen und Juden ihr Anliegen bereits 1948 mit der Ausrufung des Staates Israel verwirklichten, steht die nationale Selbstbestimmung der Palästinenser nach wie vor aus. Denn trotz (wiederholter) Ausrufung eines palästinensischen Staates und seiner Anerkennung durch rund 140 Staaten weltweit mangelt es den Palästinensern an effektiver Kontrolle und anerkannter Souveränität über ein Staatsgebiet.

Kompliziert wird die Situation zusätzlich dadurch, dass der Konflikt sich nicht nur auf das Verhältnis zwischen Israel und die palästinensischen Gebiete bezieht, sondern in Israel auch eine innenpolitische Komponente hat. Denn dort lebt eine indigene, palästinensische Minderheit, die rund 20 Prozent der Bevölkerung ausmacht.

Religiöse Dimension

Der Konflikt hat zudem, drittens, eine religiöse Dimension: Nicht nur betonen Juden und Palästinenser, dass sie seit Jahrtausenden im Heiligen Land ansässig sind. Die Konfliktparteien untermauern ihre Ansprüche auch religiös, also durch den Verweis auf göttliche Versprechen für ihr Volk.

So nutzt die israelische Rechte die biblischen Begriffe „Judäa und Samaria“ für das Westjordanland, um den jüdischen Anspruch auf das Land zu untermauern. Die palästinensische Hamas beschreibt in ihrer Charta das historische Palästina als „Waqf“, also eine den Muslimen von Gott treuhänderisch anvertraute (und damit unveräußerliche) religiöse Stiftung.

Die religiöse Aufladung hat in den letzten Jahren vor allem in der Konfrontation zwischen Juden und Muslimen zugenommen. Dies zeigt sich immer wieder auch in gewaltsamen Auseinandersetzungen um den Tempelberg / Haram al-Scharif in Jerusalem als wichtiger historischer Stätte des Judentums und drittwichtigster Kultstätte des Islam. Radikale jüdische Siedler:innen streben an, dort den dritten Tempel zu errichten und torpedieren immer wieder den Status quo, der – um den Frieden zu wahren – regelt, dass Vertreter aller Religionen das Plateau betreten, aber nur Muslime dort beten dürfen.

Regionale Dimension

Viertens hat der Konflikt eine regionale Dimension. Denn er ist eingebettet in den israelisch-arabischen Konflikt. Die arabischen Staaten lehnten die Entstehung des „zionistischen Gebildes“ in Palästina zunächst ab und verwehrten ihm die Anerkennung. Erst 1979 trat ein erstes Friedensabkommen Israels mit Ägypten in Kraft, 1994 dann ein zweites Friedensabkommen mit Jordanien.

Im Zuge des in Oslo 1993 zwischen Israel und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) eingeleiteten Friedensprozessesentspannten sich auch Israels Beziehungen zu anderen arabischen Staaten. Sie blieben aber volatil und vom israelisch-palästinensischen Verhältnis abhängig.

2002 legte die Arabische Liga die sogenannte Arabische Friedensinitiative vor: also das Angebot normaler Beziehungen an Israel, wenn Israel die Besatzung beende und einen palästinensischen Staat zulasse.

Mit den von den USA vermittelten Abraham-Abkommen von 2020 gingen vier arabische Staaten noch einen Schritt weiter: Obwohl der israelisch-palästinensische Friedensprozess seit langem stagnierte, einigten sich die Vereinigte Arabische Emirate, Bahrain, Marokko und Sudan mit Israel auf eine gegenseitige Anerkennung und den Ausbau der Beziehungen. Gleichzeitig gibt es nach wie vor in vielen arabischen und muslimischen Ländern eine hohe Solidarität der Bevölkerung mit den Palästinenser:innen.

Nicht zuletzt ist die Regelung von Konfliktfragen, wie die der Flüchtlinge oder des Umgangs mit Wasserressourcen, nur auf der regionalen Ebene möglich.

Unvereinbare Identitätskonstruktionen und gegensätzliche Narrative

Verschärft wird der Konflikt zudem durch unvereinbare Identitätskonstruktionen und gegensätzliche Narrative in Bezug auf die Hauptdaten der nahöstlichen Geschichte.

Erster israelisch-arabischer Krieg 1948

So ist etwa der 14. Mai 1948 aus jüdisch-israelischer Sicht positiv besetzt, weil er mit der Staatsgründung und der erfolgreichen Verteidigung der nationalen Unabhängigkeit gegenüber den arabischen Armeen im ersten israelisch-arabischen Krieg verbunden ist. Im Gegensatz dazu steht 1948 im kollektiven palästinensischen Gedächtnis für die „Nakba“ (arabisch für Katastrophe), also die Flucht und Vertreibung von rund 700.000 Palästinenserinnen und Palästinensern und dem daraus resultierenden Flüchtlingsdasein, sowie dem Verlust des größten Teils (77 Prozent) des Mandatsgebiets Palästinas an den neu entstandenen Staat. Damit verblieb für einen arabischen Staat noch weniger Land als im Teilungsplan der Vereinten Nationen von 1947 vorgesehen. Das Westjordanland inklusive Ost-Jerusalems wurde in der Folge von Jordanien annektiert, der Gazastreifen von Ägypten verwaltet.

Mehr zur „Nakba“ in: Muriel Asseburg, 75 Jahre nach der Nakba, in: BpB (Hg.): Aus Politik und Zeitgeschichte 18/19-2023: Israel, S. 46-52.

Junikrieg 1967

Auch in Bezug auf den Junikrieg 1967 herrschen gegensätzliche Interpretationen vor. Während jüdische Israelis mit dem Begriff „Sechs-Tage-Krieg“ stolz ihren schnellen Sieg im Präventivkrieg gegen Ägypten, Jordanien und Syrien betonen, stellte er sich für die Palästinenser:innen als weiteren Rückschritt (arabisch: „Naksa“) für die palästinensische Sache dar. Denn er führte zur Besetzung des verbleibenden Territoriums des „historischen Palästina“ durch israelische Truppen und zum Beginn des israelischen Besatzungsregimes, das mit der Einrichtung einer Militärverwaltung, der Einführung von Militärrecht für die ansässige palästinensische Bevölkerung und Siedlungspolitik sowie der Flucht und Vertreibung von rund 350.000 Palästinenser:innen einherging. Zugleich wurde die Hoffnung der Palästinenser zunichtegemacht, dass die arabischen Armeen ihnen die Befreiung bringen würden.

Zeitstrahl zum Nahostkonflikt

Zeitstrahl zum Nahostkonflikt als barrierefreier Text

Der israelisch-palästinensische Konflikt dauert bereits mehrere Jahrzehnte an und seine Ursachen gehen weit in die Geschichte zurück. In diesem Zeitstrahl finden Sie die wichtigsten Ereignisse zusammengefasst.

1516
Palästina wird Teil des Osmanischen Reichs
1516 besiegen osmanische Türken die Mamluken, die in verschiedenen Dynastien seit dem Ende des 13. Jahrhunderts Palästina beherrscht hatten. Von 1516 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs ist Palästina Provinz des Osmanischen Reichs.

1895
Beginn der zionistischen Bewegung
Theodor Herzl gilt als der Begründer der zionistischen Bewegung. Er veröffentlicht 1895 sein Hauptwerk „Der Judenstaat“, 1897 wird die Zionistische Weltorganisation gegründet. Zionismus ist eine politisch-religiöse Bewegung mit dem Ziel, einen jüdischen Nationalstaat in Palästina zu errichten.

1917
Balfour-Deklaration
Im Ersten Weltkrieg erobern britische Truppen Palästina und das Land wird 1922 vom Völkerbund bestätigtes britisches Mandatsgebiet. In der sogenannten „Balfour Deklaration“ verspricht der britische Außenminister Lord Balfour die Errichtung einer „nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina“. Gleichzeitig stellt Großbritannien den arabischen Völkern Unabhängigkeit in Aussicht, wenn sie sich dem Kampf gegen das Osmanische Reich anschließen.

Im Laufe der britischen Mandatsherrschaft über Palästina verschärfen sich die jüdisch-palästinensischen Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft im Lande immer mehr. Ein Grund ist die zunehmende jüdisch-zionistische Einwanderung aus Deutschland und Europa infolge der nationalsozialistischen Herrschaft, des Beginns des Zweiten Weltkriegs und der Verfolgung von Jüdinnen und Juden.

1947
Teilungsplan der Vereinten Nationen

Aufgrund der kontinuierlichen Verschärfung des Konflikts übergibt Großbritannien die Palästina-Frage an die Vereinten Nationen (UN). 1947 verabschiedet die UN-Generalversammlung den Teilungsplan. Er sieht vor, Palästina in einen arabischen und einen jüdischen Staat zwischen Jordan und Mittelmeer zu teilen. Jerusalem soll unter internationaler Verwaltung stehen. Die arabischen Staaten lehnen den Teilungsplan ab.

1948
Staatsgründung Israel und erster israelisch-arabischer Krieg

Am 14. Mai 1948 verlassen die letzten britischen Truppen das Mandatsgebiet. Am selben Tag ruft der designierte israelische Ministerpräsident David Ben-Gurion den unabhängigen souveränen Staat Israel aus. Daraufhin marschieren arabische Armeen, insbesondere aus Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien, Syrien, dem Libanon und dem Irak, in Israel ein.

Infolge des ersten israelisch-arabischen Krieges müssen Hunderttausende Palästinenser:innen fliehen, vor allem in das jordanisch kontrollierte Westjordanland, in den von Ägypten annektierten Gazastreifen und in den Libanon. Israel erlaubt es den Flüchtlingen bis heute nicht zurückzukehren. Israel kann den Angriff der Arabischen Liga abwehren und sein Staatsgebiet vergrößern. Jerusalem wird geteilt: West-Jerusalem wird Hauptstadt Israel, Ost-Jerusalem kontrolliert Jordanien.

1956
Suezkrise

1956 kommt es zum zweiten israelisch-arabischen Krieg, auch Suezkrise genannt. Nach der Verstaatlichung des Suezkanals durch Ägypten greifen Israel, Großbritannien und Frankreich das Land an. Israel besetzt die Sinai-Halbinsel und den Gazastreifen. Die britisch-französische Intervention wird jedoch von den USA, der Sowjetunion und den Vereinten Nationen verurteilt und alle Länder zum Waffenstillstand und Rückzug gezwungen.

1964
Gründung der PLO

Der erste Palästinensische Nationalrat beschließt am 1. Juni 1964 in Jerusalem, die Palästinensische Befreiungsorganisation (Palestine Liberation Organisation, PLO) zu gründen. 1974 erkennen die Vereinten Nationen die PLO als offizielle Vertretung des palästinensischen Volkes an.

1967
Junikrieg

Auslöser des Junikrieges bzw. des dritten israelisch-arabischen Krieges ist die von Ägypten am 22. Mai 1967 verkündete Blockade der Meerenge von Tiran für israelische Schiffe. Ägyptische Truppen werden in den Sinai verlegt. Am 25. Mai fordert Ägypten Syrien, Jordanien, den Irak und Saudi-Arabien auf, ihre Truppen an Israels Grenzen zu stationieren.

Israel reagiert auf dieses Militäraufgebot mit einem überraschenden Präventivschlag am 5. Juni 1967 und besiegt die gegnerischen Streitkräfte. Auf Druck der USA und der Sowjetunion hin wird bereits am 11. Juni 1967 der Waffenstillstand unterzeichnet. Israel bezeichnet den Krieg daher auch als Sechstagekrieg.

Israel besetzt das Westjordanland, Ost-Jerusalem, die Golanhöhen und den Gazastreifen. Erneut müssen Hunderttausende Palästinenser:innen fliehen.

Im November 1967 beschließt der UN-Sicherheitsrat die Resolution 242. Sie beinhaltet Israels Rückzug aus den 1967 besetzten Gebieten und eine gerechte Lösung des Flüchtlingsproblems. Indirekt bedeutet die Resolution eine Anerkennung der seit 1947 von den Israelis geschaffenen Fakten der Landaufteilung. Sie ist seitdem die Grundlage aller Friedensverhandlungen.

1973
Jom-Kippur-Krieg

Im Oktober 1973 erfolgt an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, ein Überraschungsangriff ägyptischer und syrischer Truppen auf Israel. Mit Unterstützung der USA kann Israel den vierten israelisch-palästinensischen Krieg gewinnen. In der UN-Resolution 338 rufen die Vereinten Nationen alle Parteien dazu auf, das Feuer einzustellen.

1979 kommt es zur Unterzeichnung eines Friedensvertrags zwischen Israel und Ägypten. Dieser regelt unter anderem die Rückgabe der Sinai-Halbinsel an Ägypten 1982.

1982
Erster Libanonkrieg

Nach Angriffen der Palästinensische Befreiungsorganisation PLO auf israelische Siedlungen im Norden des Landes (Galiläa) reagiert Israel Anfang Juni mit massiven Luftangriffen auf PLO-Stellungen im Libanon. Israel startet beim fünften israelisch-arabischen Krieg eine Invasion des Libanon und greift Syrien an. Auf Druck der USA und der Sowjetunion hin kommt es wenige Tage später zum Waffenstillstand. 1983 beendet ein Friedensvertrag den Krieg im Libanon.

1987
Erste Intifada

In den 1980er-Jahren nehmen die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern immer mehr zu und gipfeln in der Ersten Intifada (arabisch: Abschüttlung, Aufstand) ab Dezember 1987.

Auslöser ist der Zusammenstoß eines israelischen Lastwagens mit zwei palästinensischen Taxen mit vier palästinensischen Todesopfern. Während der Begräbnisse im Gazastreifen kommt es zu Massendemonstrationen und Ausschreitungen. Mit Steuerstreiks, dem Boykott israelischer Waren und Demonstrationen wollen die Palästinenser ein Ende der Besatzung erzwingen. Das Werfen von Steinen gegen israelische Soldat:innen und Panzer, der „Krieg der Steine“, wird zu einem Ritual.

1991 nehmen die gewaltsamen Auseinandersetzungen ab. Mit dem Osloer Friedensabkommen von 1993 endet die Erste Intifada.

1993
Beginn des Osloer Friedensprozesses

Am 13. September 1993 unterzeichnen der israelische Premierminister Jitzhak Rabin und der PLO-Vorsitzende Jassir Arafat in Washington D.C. das Osloer Friedensabkommen (Oslo I).

Darin erkennen sich Israel und die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) gegenseitig an und einigen sich auf einen stufenweisen Abzug israelischer Truppen aus den 1967 besetzten palästinensischen Gebieten. In einer fünfjährigen Übergangsperiode (Mai 1994 bis Mai 1999) soll eine Palästinensische Autonomiebehörde (PA) die palästinensischen Bevölkerungszentren verwalten und dort für Sicherheit sorgen. Strittige Fragen werden bei diesem Abkommen ausgeklammert und sollen im weiteren Friedensprozess geklärt werden.

Mit dem Oslo-II-Abkommen vom 24. September 1995 beginnt 1996 die Errichtung einer palästinensischen politischen Struktur. Die Selbstverwaltung der Palästinenser:innen wird ausgeweitet. Im Westjordanland, dem Gazastreifen und in Ost-Jerusalem finden erstmals freie Wahlen statt. Jassir Arafat wird zum Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde gewählt, seine Partei Fatah erringt die Mehrheit der Parlamentssitze.

Im November 1995 wird Jitzhak Rabin ermordet und die weiteren Friedensverhandlungen geraten ins Stocken.

2000
Scheitern in Camp David und Zweite Intifada

Im Juli 2000 werden in Camp David unter direkter Vermittlung des US-amerikanischen Präsidenten Bill Clinton zum ersten Mal Verhandlungen auf höchster Ebene über ein sogenanntes Endstatusabkommen geführt. Sie bringen aber keine Einigung.

Wenige Monate später, Ende September 2000, löst der Besuch des damaligen israelischen Oppositionsführers Ariel Scharon auf dem Tempelberg / Haram al-Scharif die Zweite Intifada aus, einen bewaffneten Aufstand gegen die israelische Besatzung. Die Ursache für den Aufstand liegt dabei vor allem in der Frustration der palästinensischen Bevölkerung mit dem gescheiterten Friedensprozess und der fehlenden Aussicht auf einen eigenen palästinensischen Staat und ein Ende der israelischen Besatzung. Erst im Februar 2005 endet die Zweite Intifada mit einer gegenseitigen Waffenruhe.

2002
Roadmap

Im September 2002 legt das Nahost-Quartett (USA, Russland, EU, UN) ein Friedenskonzept, die sogenannte „Roadmap“, zur Beilegung des israelisch-palästinensischen Konflikts vor. Die Roadmap sieht die Verwirklichung einer Zwei-Staaten-Lösung vor, die in einem Stufenplan bis Ende 2005 ein Ende des Nahostkonflikts bringen soll. Bis heute ist die Roadmap nicht vollständig umgesetzt.

2005
Innerpalästinensische Spaltung

2005 zieht sich Israel aus dem Gazastreifen zurück. 2006 gewinnt die radikalislamische Hamas die palästinensischen Parlamentswahlen mit absoluter Mehrheit. 2007 kommt es zu einem blutigen Machtkampf zwischen Fatah und Hamas in den palästinensischen Autonomiegebieten und zu einer faktischen Aufteilung: Die Hamas kontrolliert fortan den Gazastreifen, während das Westjordanland in den Händen der Fatah bleibt.

2006
Zweiter Libanonkrieg

Nach der Tötung israelischer Soldaten durch die libanesische Hisbollah-Miliz kommt es im Juli und August 2006 zu Kampfhandlungen zwischen Israel und dem Libanon. Nach Vermittlung der UN wird im August 2006 ein Waffenstillstand vereinbart.

2008
Erster Gazakonflikt

Im Dezember 2008 kommt es zu massiven Luftangriffen durch israelische Luftstreitkräfte auf Einrichtungen und Mitglieder der Hamas im Gazastreifen. Begründet wird die Offensive mit wiederholten Raketenangriffen vom Gazastreifen aus auf israelische Städte. Im Januar 2009 startet auch eine Bodenoffensive, zehntausende palästinensische Häuser werden zerstört. Mitte Januar wird eine Waffenruhe vereinbart.

2012
Zweiter Gazakonflikt

Nach erneuten Raketenanschlägen vom Gazastreifen aus antwortet Israel im November 2012 mit Luftangriffen. Erstmals trafen Raketen auch die israelischen Großstädte Tel Aviv und Jerusalem.

2012
Palästina erhält Status als „Beobachterstaat“

Am 29. November 2012 wird der Status Palästinas als Beobachterstaat bei den Vereinten Nationen aufgewertet.

2014
Dritter Gazakonflikt

Raketenbeschuss Israels durch die Hamas, Militäroffensive durch israelische Streitkräfte im Juli und August 2014.

2017
US-Präsident Donald Trump erkennt Jerusalem als Israels Hauptstadt an

US-Präsident Donald Trump erkennt im Dezember 2017 Jerusalem als Israels Hauptstadt an und verlegt die amerikanische Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem. Dieses Vorgehen stößt international auf heftige Kritik. Die UN-Vollversammlung verabschiedet eine Resolution, in der sie die USA auffordert, ihre Entscheidung zurückzunehmen. Die Resolution ist völkerrechtlich nicht bindend.

2020
Trump-Plan

Am 28. Januar 2020 stellt US-Präsident Donald Trump zusammen mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu seinen Friedensplan zur Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts vor. Die Regierung der palästinensischen Autonomiegebiete lehnt den nicht mit der palästinensischen Seite abgestimmten Plan von vornherein ab.

2020
Abraham-Abkommen

Am 15. September 2020 einigen sich Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sowie Israel und Bahrain in den Abraham-Abkommen auf eine Normalisierung ihrer Beziehungen. Am 22. Dezember 2020 unterzeichnen Israel und Marokko, und am 6. Januar 2021 Israel und Sudan entsprechende Abkommen. Die vier Übereinkommen sehen die gegenseitige Anerkennung und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor.

2021
Israel-Gaza-Konflikt

Erneut massive militärische Auseinandersetzungen zwischen Israel und dem Gazastreifen mit Raketenanschlägen durch die Hamas und Luftangriffen durch Israel im Mai 2021.

Die Geschichte Israels

1948 wurde der Staat Israel gegründet, doch die Geschichte eines jüdischen Staates reicht viel weiter zurück. Die letzten Jahrzehnte waren vor allem vom israelisch-palästinensischen Konflikt geprägt, der bis heute ungelöst ist.

Dossier über die Geschichte Israels

Die Geschichte Palästinas

Ein unabhängiger palästinensischer Staat ist das offiziell erklärte Ziel der internationalen Gemeinschaft. Bis heute ist dieses Ziel nicht erreicht. Vielmehr waren die letzten Jahrzehnte vor allem vom israelisch-palästinensischen Konflikt geprägt, der bis heute ungelöst ist.

Dossier über die Geschichte Palästinas

Oslo-Friedensprozess ab 1993

1993 erkannten sich Israel und die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) in Oslo gegenseitig an und einigten sich auf einen stufenweisen Abzug israelischer Truppen aus den 1967 besetzten palästinensischen Gebieten. In einer fünfjährigen Übergangsperiode (Mai 1994 bis Mai 1999) sollte eine Palästinensische Autonomiebehörde die palästinensischen Bevölkerungszentren verwalten und dort für Sicherheit sorgen.

Um sich überhaupt einigen zu können, hatte man zunächst alle strittigen Fragen ausgeklammert, insbesondere in Bezug auf das Territorium und den Status eines palästinensischen Gemeinwesens, die israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten, die Kontrolle über Jerusalem, das Schicksal der Flüchtlinge, Sicherheitsvorkehrungen sowie den Umgang mit Wasserressourcen. Diese Streitfragen sollten in der Übergangsperiode in israelisch-palästinensischen Verhandlungen geregelt werden.

Die palästinensische Seite verband dies mit der Hoffnung, ihr Recht auf Selbstbestimmung in einem souveränen Staat umsetzen zu können – selbst wenn dieser weniger als ein Viertel der Fläche des historischen Palästina hätte und Einschränkungen (etwa hinsichtlich der zulässigen Bewaffnung) unterworfen wäre. Auch die internationale Gemeinschaft ging davon aus, dass der israelisch-palästinensische Konflikt durch einen Zweistaatenansatz geregelt werden sollte.

Zweite Intifada

Allerdings geriet der Oslo-Prozess schnell ins Stocken, nachdem im November 1995 der israelische Premierminister Jitzhak Rabin von einem jüdischen Fanatiker ermordet worden war. In der ersten Regierungszeit Benjamin Netanjahus (1996–1999) gab es keine Fortschritte im Friedensprozess mehr.

Erst im Jahr 2000 wurden unter direkter Vermittlung des US-amerikanischen Präsidenten Bill Clinton zum ersten Mal Verhandlungen auf höchster Ebene über ein sogenanntes Endstatusabkommen geführt. Sie brachten aber keine Einigung; die Verhandlungsführer Jassir Arafat und Ehud Barak lagen in fast allen Punkten weit auseinander.

Wenige Monate später, Ende September 2000, löste der Besuch des damaligen israelischen Oppositionsführers Ariel Scharon auf dem Tempelberg / Haram al-Scharif die Zweite Intifada aus, einen bewaffneten Aufstand gegen die israelische Besatzung. Die Ursache für den Aufstand lag dabei vor allem in der Frustration der palästinensischen Bevölkerung mit einem Friedensprozess, der sie einem Ende der Besatzung nicht näherbringen zu schien, sondern die jüdische Präsenz durch Siedlungsbau immer weiter verfestigte.

Zwar kehrten die israelische und die palästinensische Führung 2005 zu einem gemeinsamen Konfliktmanagement (vor allem zur Sicherheitskooperation) zurück, nachdem Mahmud Abbas (auch Abu Mazen genannt) palästinensischer Präsident wurde. Aber die Gewalt der Zweiten Intifada führte zu einem tiefen Vertrauensverlust auf beiden Seiten. Ernsthafte Friedensverhandlungen gab es seither nur noch 2007/2008.

Fünf zentrale Streitpunkte im Konflikt

Bei den Oslo-Verhandlungen der frühen 1990er-Jahre wurden die Hauptstreitpunkte zwischen Israelis und Palästinensern zunächst ausgelagert und auf spätere Verhandlungen vertagt. In den sogenannten Endstatusverhandlungen sollten dann insbesondere die folgenden Fragen geklärt werden:

  • der Verlauf der Grenzen und der völkerrechtliche Status eines künftigen palästinensischen Gemeinwesens sowie gegenseitige Sicherheitsvorkehrungen;
  • die Zukunft der jüdischen Siedlungen im Westjordanland, im Gaza-Streifen und in Ost-Jerusalem;
  • die Kontrolle über Jerusalem, inklusive des Zugangs zur Altstadt und zu den Heiligen Stätten;
  • die palästinensische Flüchtlingsfrage sowie
  • die Aufteilung und das Management der Ressourcen, insbesondere des Wassers.

Diese Verhandlungen hätten ursprünglich bis zum Ende der Übergangsperiode im Mai 1999 abgeschlossen sein und ein endgültiges Friedensabkommen hervorbringen sollen.

Bis heute sind die zentralen Streitpunkte ungelöst. Zudem liegen die Positionen zwischen den Konfliktparteien bei sämtlichen Endstatusthemen weit auseinander – deutlich weiter als in bisherigen Verhandlungen. Eine Einigung ist nicht absehbar.

Dabei liegen für alle Konfliktfelder bereits Lösungsansätze vor: Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton hat im Dezember 2000 auf Basis der Positionen der Konfliktparteien die sogenannten Clinton-Parameterangefertigt und der damalige EU-Sonderbeauftragte Miguel Ángel Moratinos hat die Ergebnisse der Verhandlungen im ägyptischen Taba vom Januar 2001 zusammengefasst („Taba-Acquis“). Inoffizielle Gruppen aus (teils ehemaligen) Politiker:innen sowie Wissenschaftler:innen beider Seiten haben überdies konkrete Blaupausen für Friedensregelungen entworfen, z. B. die sogenannte Genfer Initiative (Dezember 2003) oder die Holy Land Confederation (Februar 2022).

Zwei Staaten?

Infolge der Teilungsresolution der Vereinten Nationen von 1947 setzte sich in der internationalen Gemeinschaft – wenn auch mit großer Verzögerung – die Auffassung durch, dass nur eine Zweistaatenregelung eine realistische Option für eine tragfähige und dauerhafte Regelung des Konfliktes darstelle.

Siedlungen

Die Frage der Grenzen eines palästinensischen Gemeinwesens ist eng verknüpft mit der israelischen Siedlungspolitik. Seit der Besetzung der palästinensischen Gebiete (sowie der syrischen Golanhöhen und zunächst auch der ägyptischen Sinai-Halbinsel) im Juni 1967 haben israelische Regierungen gleich welcher Couleur den Siedlungsbau vorangetrieben.

Jerusalem

Nach derTeilungsresolution der Vereinten Nationen von 1947 sollte Jerusalem (zusammen mit Bethlehem) weder zum jüdischen noch zum arabischen Staat gehören. Es sollte vielmehr als eigenständiges, neutrales und demilitarisiertes Gebiet (sog. Corpus Separatum) unter einem speziellen internationalen Regime stehen und durch die Vereinten Nationen verwaltet werden.

Flüchtlinge

In den kriegerischen Auseinandersetzungen 1948 flüchteten rund 700.000 Palästinenserinnen und Palästinenser aus dem heutigen Gebiet des Staates Israel oder wurden von dort vertrieben, vor allem in den Gazastreifen und ins Westjordanland, aber auch in die arabischen Nachbarstaaten.

Wasser

Zwar wird Wasser in den Osloer Abkommen nicht explizit als einer der Punkte aufgeführt, die in Verhandlungen über den endgültigen Status zu klären sind. Dennoch bedürfen die Fragen der Wassernutzung und des Wassermanagements einer Regelung.

Aktuelle Situation

Heute muss der in Oslo vereinbarte Ansatz, den Konflikt durch Verhandlungen zu befrieden, als gescheitert angesehen werden. Zwar sind in mehreren Verhandlungsrunden und durch inoffizielle Initiativen Blaupausen für eine Zweistaatenregelung und Lösungsansätze für alle Konfliktfelder ausgearbeitet worden. Aber eine Einigung wäre nur mit extrem hohen politischen Kosten durchzusetzen.

Denn die Zahl der jüdischen Siedlerinnen und Siedler im Westjordanland und Ostjerusalem ist mittlerweile auf 650.000 angestiegen. Das Gebiet ist von Siedlungsinfrastruktur durchzogen und zerstückelt. Durch die seit 2002 im Westjordanland errichteten Sperranlagen sind rund acht Prozent des Gebiets abgetrennt und de facto annektiert worden. In für Israel ideologisch oder strategisch bedeutsamen Gebieten, etwa in der Altstadt von Hebron, in Ost-Jerusalem und im Jordangraben, wird die palästinensische Bevölkerung zunehmend verdrängt. Der Lebensalltag im Westjordanland ist zudem zunehmend von Siedler- und Militärgewalt geprägt. Der Gazastreifen ist seit 2006 nahezu vollständig abgeriegelt, die lokale Wirtschaft dort weitgehend zum Erliegen gekommen.

Insgesamt sind Israel und die palästinensischen Gebiete heute durch eine komplexe „Einstaatenrealität“ geprägt. Das bedeutet, dass Israel die übergeordnete Kontrolle über Territorium, Land- und Seegrenzen (mit Ausnahme der Grenze zwischen Gazastreifen und Ägypten), Küstengewässer, Luftraum, elektromagnetische Sphäre und Ressourcenausbeutung hat. Die Palästinensische Autonomiebehörde hingegen ist in ihrer Zuständigkeit auf innere Ordnung und Selbstverwaltung beschränkt und von israelischen Genehmigungen und Transferleistungen abhängig.

Das palästinensische Territorium ist in voneinander isolierte Enklaven zerteilt, die Bewegungsfreiheit zwischen den einzelnen Gebieten durch die Besatzungsmacht stark eingeschränkt. Den Bewohner:innen im Gebiet zwischen Mittelmeer und Jordanfluss kommen, abhängig von ihrer Staatsbürgerschaft, ihrer religiös-ethnischen Zugehörigkeit (jüdisch vs. arabisch) und ihrem Wohnort (Israel, [West-/Ost-]Jerusalem, A-, B-, C-Gebiete des Westjordanlandes oder Gazastreifen) unterschiedliche Rechte zu oder diese werden ihnen verwehrt.

Scheitert die Zweistaatenregelung?

Vor diesem Hintergrund ist die Situation auch seit Ende der Zweiten Intifada immer wieder in bewaffnete Auseinandersetzungen eskaliert, vor allem zwischen Israel und der Hamas, die seit Juni 2007 den Gazastreifen kontrolliert. 2021 griffen Auseinandersetzungen um die Zwangsräumung von Häusern im Jerusalemer Viertel Scheich Jarrah nicht nur auf den Gazastreifen über, sondern führten auch zu bewaffneten Konfrontationen zwischen jüdischen und palästinensischen Bürger:innen Israels.

Die israelische Regierungskoalition, die Ende Dezember 2022 ins Amt gekommen ist, zielt offen auf eine dauerhafte Kontrolle des Westjordanlandes ab und verfolgt im gesamten Gebiet eine jüdische Vorherrschaft.

Die palästinensische Autonomiebehörde hält zwar bislang an einem Zweistaatenansatz fest, sie hat aber keine Hoffnung, diesen durch Verhandlungen mit Israel zu erreichen und setzt daher vor allem auf die internationale Gemeinschaft, unter anderem auf den internationalen Rechtsweg. Zudem ist die palästinensische Führung gespalten und ihre Legitimität so stark gesunken, so dass sie heute kaum in der Lage wäre, Kompromisse einzugehen, geschweige denn diese durchzusetzen.

Auf der Ebene der Bevölkerungen haben sich Israelis und Palästinenser:innen immer stärker von einer Zweistaatenregelung abgewandt. Diese hatte in den 2000er-Jahren und in der ersten Hälfte der 2010er-Jahre noch eine mehrheitliche Unterstützung in beiden Bevölkerungsgruppen. Heute liegt sie bei deutlich unter 50 Prozent. Dennoch: Sie bleibt (bislang) die Regelungsoption, die in beiden Bevölkerungen noch am meisten Zustimmung findet. Denn auch wenn vor allem jüngere Palästinenserinnen und Palästinenser immer stärker eine rechtliche, politische, soziale und kulturelle Gleichstellung in einem Staat fordern: Eine Mehrheit hat dieser Ansatz in der palästinensischen Gesellschaft nicht. Israelis lehnen ihn ganz überwiegend ab, weil eine Einstaatenregelung mit gleichen Rechten in direktem Gegensatz zu Israels Selbstverständnis als „jüdischer und demokratischer“ Staat steht.

Während der israelisch-palästinensische Konflikt durchaus durch verschiedene Ansätze geregelt werden könnte, die sowohl die individuellen Rechte aller Bewohner zwischen Mittelmeer und Jordanfluss als auch kollektive Rechte garantieren könnten, ist derzeit keine Regelung absehbar. Die Zeichen stehen vielmehr auf Konflikteskalation.

Am 7. Oktober 2023 startet die radikal-islamistische Hamas einen Großangriff auf Israel.

Konfliktanalyse: Ist eine friedliche Lösung des Konflikts möglich?

Wie könnte eine friedliche Lösung des Konflikts aussehen? Welche Szenarien und Initiativen für einen dauerhaften Frieden gibt es? Und welche Interessen auf palästinensischer Seite und israelischer Seite stehen einer friedlichen Konftliktbeilegung entgegen?

Mit diesen und weiteren Fragen befasst sich die Konfliktanalyse der Servicestelle Friedensbildung.

Die Rolle der USA: der Ansatz der Trump- und Biden-Administrationen

Die Nahostpolitik der Trump-Administration (Januar 2017 bis Januar 2021) war, neben dem US-Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran, vor allem durch zwei große Initiativen geprägt: den „Jahrhundertdeal“ zur Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts und die „Abraham-Abkommen“ zwischen Israel und vier arabischen Staaten. Während ersterer dabei scheiterte, eine Konfliktregelung herbeizuführen, begründeten letztere eine intensive Zusammenarbeit vor allem zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Begleitet wurden diese Vorstöße von einer Politik, die sich weit vom internationalen Konsens in Bezug auf eine Konfliktregelung in Nahost entfernte.

Die Biden-Administration kehrte ab Anfang 2021 zwar in wichtigen Punkten zur traditionellen Politik der Demokraten zurück. Die Nahostpolitik von Donald Trump wirkt aber bis heute im Nahen Osten nach.

Der „Jahrhundertdeal“ von Trump

Donald Trump versprach schon im Wahlkampf, eine Regelung des israelisch-palästinensischen Konflikts herbeizuführen. Im Januar 2020 legte er mit seinem sogenannten „Jahrhundertdeal“ einen Plan vor, der zwar von einer Zweistaatenregelung sprach, den Zweistaatenansatz aber tatsächlich ad absurdum führte. Denn bei einer Realisierung dieses Ansatzes wäre gerade kein souveräner, lebensfähiger palästinensischer Staat mit einem zusammenhängenden Territorium entstanden. Israel hätte vielmehr die Kontrolle über ganz Jerusalem (abgesehen von einigen Vororten jenseits der Sperranlagen), alle Grenzen, den Luftraum und die Küstengewässer beibehalten und ein Vetorecht erhalten, was die palästinensische Ressourcennutzung sowie die Rückkehr von Flüchtlingen betrifft. Vor allem aber sah der Trump-Plan die israelische Annexion von rund 30 Prozent des Westjordanlandes vor. Ergänzt wurde der Plan durch eine schon im Juni 2019 in Manama (Bahrain) präsentierte wirtschaftliche Komponente, die nach einer Konfliktregelung über massive Investitionen in Palästina und der Region einen enormen Entwicklungsschub anstoßen sollte.

Insgesamt war der Plan in einem Duktus verfasst, der direkt der Feder der israelischen Rechten zu entstammen schien. Zudem stand er im Widerspruch zu völkerrechtlichen Grundsätzen wie der Unzulässigkeit der Aneignung von Territorium durch Gewalt und fiel weit hinter den bisherigen internationalen Konsens in Bezug auf eine Konfliktregelung zurück, wie er etwa in Sicherheitsratsresolution 2334 von 2016 Ausdruck findet: ein israelisch-palästinensischer Interessenausgleich auf Basis der Grenzen von 1967 und eine einvernehmliche Regelung der Flüchtlingsfrage. Damit konnte die palästinensische Führung die Blaupause auch nicht als Verhandlungsgrundlage akzeptieren.

Insgesamt trugen die USA unter Präsident Trump maßgeblich dazu bei, Israels Führung in ihrer Siedlungs-, Besatzungs- und Annexionspolitik zu ermutigen statt auf Anreize zur Konfliktregelung zu setzen. Sie erkannten nicht nur Jerusalem als Hauptstadt Israels an und verlegten ihre Botschaft dorthin, sondern auch Israels Souveränität über die annektierten syrischen Golanhöhen. US-Außenminister Mike Pompeo behauptete, das Völkerrecht sei bei der Konfliktregelung nicht hilfreich. Es gebe keinen internationalen Konsens in Bezug auf Jerusalem und die Siedlungen seien nicht per se als völkerrechtswidrig anzusehen.

Gleichzeitig erhöhte die Trump-Administration den Druck auf die palästinensische Führung, den US-Ansatz mitzutragen. Dazu gehörte, dass die finanzielle Unterstützung für die Palästinensische Autonomiebehörde (PA), palästinensische Nichtregierungsorganisationen, palästinensische Institutionen in Ost-Jerusalem und UNRWA (United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East, Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten) eingestellt wurde. Auch die PLO-Vertretung in Washington, D.C. und das für die palästinensische Bevölkerung zuständige Generalkonsulat in Ost-Jerusalem wurden geschlossen. Infolgedessen kam es zu einer massiven Verschlechterung der Beziehungen zwischen den USA und der Palästinensische Autonomiebehörde, deren Führung letztlich das Gespräch mit dem US-Nahostteam verweigerte.

Die Abraham-Abkommen

Am 15. September 2020 einigten sich Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sowie Israel und Bahrain in den sogenannten Abraham-Abkommen auf eine Normalisierung ihrer Beziehungen. Am 22. Dezember 2020 unterzeichneten Israel und Marokko, und am 6. Januar 2021 Israel und Sudan entsprechende Abkommen. Die vier Übereinkommen sehen die gegenseitige Anerkennung und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor.

Abkommen zwischen Israel mit den VAE, Bahrain und Marokko

Dabei knüpfen die Vereinbarungen Israels mit den VAE, Bahrain und Marokko an die israelisch-arabische Normalisierung der 1990er-Jahre an, die durch den Osloer Friedensprozess zwischen Israel und der PLO ermöglicht worden war, infolge der Zweiten Intifada (2000–2005) aber massive Rückschläge erlitten hatte. Die Annäherung hatte damals, wenn auch in unterschiedlichem Maße, dazu geführt, dass zwischen Israel und einer Reihe von Golf- und Maghrebstaaten Handel und Tourismus möglich und Vertretungen etabliert wurden. Erleichtert wurde die Wiederannäherung, weil keiner der drei Staaten bilaterale Konflikte mit Israel hatte; auch war keiner von ihnen je wesentlich in Kriege mit Israel involviert gewesen. Vor allem Israel und die VAE hatten in den letzten Jahren bereits einen engen geheimdienstlichen, militärischen und zivilen Austausch entwickelt. Dieser wurde mit dem Abkommen auf eine offizielle Ebene gehoben. Insofern lassen sich diese Abkommen kaum – wie vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump – als „Friedensabkommen“ qualifizieren, sondern eher als „Coming out“.

Abkommen zwischen Israel und dem Sudan

Anders verhält es sich beim Abkommen zwischen Israel und dem Sudan, die sich bis dato im Kriegszustand befanden. Sudanesische Kontingente kämpften in den Kriegen gegen Israel, und unter Omar al-Bashir (1989–2019) pflegte Khartum enge Beziehungen zu Gegnern Israels, insbesondere zum Iran und zur Hamas. Wiederholt hatte Israel im Sudan Konvoys aus der Luft angegriffen, die für die Hamas bestimmte Waffen transportierten. Bei dieser Abmachung handelt es sich daher tatsächlich um ein Friedensabkommen, das indes – vor allem aufgrund der ins Stocken geratenen Transition im Sudan – noch der Umsetzung harrt.

Beweggründe von Trump für Abraham-Abkommen

Die Normalisierungsabkommen sind Paradebeispiele für transaktionale Vereinbarungen. Dabei kam der Trump-Administration eine entscheidende Vermittlungsrolle zu. Sie setzte den Sudan massiv unter Druck und bot den VAE und Marokko zusätzliche Anreize, um die Abkommen attraktiv zu machen. Für US-Präsident Trump ging es vor allem darum, sich doch noch als Friedensstifter in Nahost zu profilieren, nachdem er mit dem „Jahrhundertdeal“ keinen Erfolg erzielen konnte. Nun wollte er regionale Unterstützung für seine Politik des maximalen Drucks auf den Iran mobilisieren und durch Rüstungsdeals die Wirtschaft der USA stärken.

Kooperationen zwischen Israel und den VAE

Vor allem zwischen Israel und den VAE ist mittlerweile eine Vielzahl von Kooperationen vereinbart worden, nicht nur auf staatlicher Ebene, sondern auch zwischen privatwirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren. Insgesamt sind Tourismus und Handel zwischen den beteiligten Staaten deutlich angestiegen; ein regionales Forum für strategischen Dialog, die sogenanntenNegev-Gipfel, wurde etabliert. Damit gehen die Beziehungen schon nach zwei Jahren deutlich über diejenigen Israels mit Ägypten und Jordanien hinaus. Israel wird nicht nur als Realität anerkannt, sondern zusehends als Partner und Teil der Region akzeptiert. Allerdings droht Israels Kooperation mit autoritären Regimen im Bereich der Geheimdienste und Informationstechnologie den Handlungsspielraum von Opposition und Zivilgesellschaft in diesen Ländern weiter einzuschränken statt dort inklusivere politische Systeme zu fördern.

Wie sind die Abraham-Abkommen hinsichtlich einer Lösung des Nahostkonflikts zu bewerten?

Die Hoffnung, wie sie in den USA und Europa gehegt wird, dass die Abraham-Abkommen zu einer Regelung zwischen Israel und den Palästinensern beitragen werden, ist fehlgeleitet. Zwar verhinderten die VAE im Zuge der Abkommen die Annexionen im Westjordanland, die die Koalitionsregierung unter Benjamin Netanjahu mit dem Rückenwind aus den USA im Mai 2020 angekündigt hatte. Gleichzeitig verringern die Abmachungen aber für Israel die Dringlichkeit einer israelisch-palästinensischen Konfliktregelung und bestätigen die israelische Rechte in ihrem Ansatz, dass Frieden mit Staaten in der Region auch ohne Verzicht auf Territorium möglich wäre. Denn die Abkommen lösten die in der Arabischen Friedensinitiative formulierte Verknüpfung zwischen einer Normalisierung arabisch-israelischer Beziehungen und der Beendigung der israelischen Besatzung von 1967 auf – eine Formel, die de facto ohnehin bereits im Laufe der Jahre erodiert war.

Auch ist nicht zu erwarten, dass die arabischen „Normalisierer“ nennenswertes politisches Kapital einsetzen, um Druck auf Israel auszuüben und auf eine Regelung des israelisch-palästinensischen Konflikts hinzuwirken. Im Gegenteil: Insbesondere die arabischen Golfstaaten haben deutlich gemacht, dass sie ihre Energie lieber dafür einsetzen wollen, gemeinsame Interessen mit Israel zu verfolgen. Die VAE fallen auch hinter europäische Positionen zurück, wenn es etwa um eine Differenzierung zwischen dem Umgang mit Israel und israelischen Siedlungen in besetzten Gebieten geht. Zudem ging die Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und den arabischen Golfstaaten auch einher mit einer verstärkten regionalen Isolierung der palästinensischen Führung und der Kürzung von arabischen Unterstützungsleistungen für die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) und das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge UNRWA. Dies hat nicht zuletzt dazu beigetragen, die Legitimität der PA noch weiter zu untergraben. Selbst wenn arabische Führungen angesichts einer Gefährdung des Status quo auf dem Tempelberg / Haram al-Scharif (oder einer etwaigen Eskalation von Gewalt) harsche Kritik an Israel üben und die öffentliche Sichtbarkeit ihrer Beziehungen verringern dürften, heißt das nicht, dass sie sich für eine Konfliktregelung starkmachen.

Der Ansatz der Biden-Regierung

US-Präsident Joe Biden kündigte an, zur traditionellen Zweistaatenrhetorik der Demokraten zurückkehren und die US-palästinensische Kooperation wieder aufnehmen zu wollen. Tatsächlich nahm er rasch nach Amtsantritt die amerikanische finanzielle Unterstützung für palästinensische Institutionen und Nichtregierungsorganisationen sowie UNRWA wieder auf. Auch die Palästinensische Autonomiebehörde zeigte sich dialogbereit gegenüber der neuen Administration.

Grundsätzlich machte die Biden-Administration aber von Anfang an klar, dass sie nicht bereit sei, politisches Kapital einzusetzen, um die Regelung eines Konfliktes zu befördern, die ohnehin nicht zu erwarten und auf der Prioritätenliste der USA weit nach unten gerutscht ist. Er verwendete auch keine Energie darauf, Zusagen der Trump-Administration gegenüber Israel zurückzuziehen. So nahm er die Anerkennung israelischer Souveränität über Jerusalem und die Golanhöhen nicht zurück und verlegte auch die US-Botschaft nicht wieder zurück nach Tel Aviv. Und obwohl die Biden-Administration angekündigt hatte, wieder ein Generalkonsulat mit Zuständigkeit für die Palästinenser in (Ost-)Jerusalem zu eröffnen, gelang ihm das gegen den Widerstand der israelischen Regierung und im US-Kongress nicht.

Chronik: 2001–2022

Autor der Chronik: Internetredaktion LpB BW

2022: Israel-Gaza-Konflikt

Israel hat am 5. August 2022 nach eigenen Angaben Ziele im Gazastreifen angegriffen. Die Luftangriffe richteten sich gegen die militante Palästinensergruppe Islamischer Dschihad (PIJ). Israelische Kampfflugzeuge beschossen mehrere Gebäude und töteten dabei PIJ-Militärchef Taisir al-Dschabari, der für den Norden des Gazastreifens zuständig war. Israels Regierungschef Jair Lapid sprach von einem „präzisen Anti-Terror-Einsatz gegen eine unmittelbare Bedrohung“. Die militanten Palästinenser reagierten mit massivem Raketenbeschuss auf Israel. Die meisten der Raketen seien auf unbewohntem Gelände gelandet oder vom israelischen Raketenschirm abgefangen worden, teilte das israelische Militär mit. Bei den Angriffen sind palästinensischen Angaben zufolge bis zur Waffenruhe insgesamt 44 Menschen ums Leben gekommen, 360 seien verletzt worden.

Nach dreitägigem Beschuss des Gazastreifens haben sich Israel und der Islamische Dschihad nach der Vermittlung Ägyptens auf eine Feuerpause geeinigt. Sie trat am 7. August 2022 in Kraft.

Israel hat nach der vereinbarten Waffenruhe seine Grenzübergänge zum Gazastreifen wieder geöffnet. Erste Treibstofftanks und humanitäre Hilfsgüter passierten die Grenze. Israel hatte die Übergänge am 1. August 2022 nach der Festnahme eines Anführers des Islamischen Dschihads im Westjordanland geschlossen.

In Teilen des Westjordanlands gab es am 9. August 2022 Zusammenstöße zwischen der israelischen Armee und Palästinensern. Der Rote Halbmond erklärte, mindestens 40 Palästinenser seien dabei verletzt worden. Bei einem Militäreinsatz Israels in der Altstadt von Nablus wurde Ibrahim al-Nablusi, ein führendes Mitglied der Al-Aksa-Brigaden, getötet. Al-Nablusi sei für eine Reihe von Anschlägen auf israelische Soldaten im Westjordanland verantwortlich gewesen, teilte der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet mit.


2021: Israel-Gaza-Konflikt

Bereits im Mai 2021 war der Konflikt zwischen Israel und Palästina erneut eskaliert. Innerhalb weniger Tage wurden Israel und der Gazastreifen erfasst. Auch im Westjordanland brodelte es. Nach heftigen Zusammenstößen in Jerusalem hatte der militärische Hamas-Flügel Israel ein Ultimatum gestellt. Israel müsse alle Polizisten und Siedler vom Tempelberg / Haram al-Scharif sowie aus dem Viertel Scheich Dscharrah in Ost-Jerusalem abziehen. Vorausgegangen waren Auseinandersetzungen von Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften am Tempelberg / Haram al-Scharif in Jerusalem. Viele Palästinenser demonstrierten, weil die Polizei Bereiche der Altstadt und Zugänge zum Gelände der Aksa-Moschee abgesperrt hatte, um Versammlungen zu verhindern. Zudem drohten palästinensischen Familien im Stadtteil Scheich Dscharrah Wohnungsräumungen durch israelische Behörden. Jüdische Siedler erheben dort Anspruch auf Grundbesitz. Bei den schwersten Zusammenstößen seit Jahren wurden mehr als 300 Menschen verletzt.

In Israel und im Westjordanland wuchsen unterdessen die Spannungen zwischen Juden und Arabern. Große Sorgen bereitete auch die Situation in israelischen Städten, wo das Zusammenleben zwischen jüdischen und arabischen Israelis bislang einigermaßen funktionierte. Nun mehrten sich die Berichte über Auseinandersetzungen und brutale Gewaltakte.

Die Hamas machte ernst mit ihrer Drohung und feuerte nach Ablauf des Ultimatums Raketen auf Israel ab. Der neue Ausbruch der Gewalt zwischen Israel und den Palästinensern am 10. Mai 2021 war der heftigste seit Jahren. Hunderte Raketen hatte die Hamas in kurzer Zeit auf Israel abgefeuert. Israels Armee antwortete daraufhin mit Angriffen auf Ziele im Gazastreifen und begründete seine Angriffe mit dem heftigen Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen.

Nach elf Tagen schwerer Kämpfe einigten sich Israel und die Hamas im Gazastreifen auf eine Waffenruhe. Das israelische Kabinett hatte einstimmig einen Vorschlag Ägyptens über eine Waffenruhe gebilligt. Die Führung der Hamas hatte der Waffenruhe ebenfalls zugestimmt. In den Morgenstunden des 21. Mai 2021 trat die Waffenruhe in Kraft. Beide Konfliktparteien erklärten sich in diesem Krieg zum vermeintlichen Sieger. Der Waffenstillstand bedeutete jedoch keine Lösung des Nahostkonfliktes. Die EU und die USA sprachen sich erneut für eine Zweistaatenlösung aus.

ntv: Nahost-Konflikt
Spiegel Online: Nahostkonflikt
Wikipedia: Israel-Gaza-Konflikt 2021
Zeit: Nahostkonflikt

2020: Trump-Plan

US-Präsident Donald Trump und der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu stellten am 28. Januar 2020 gemeinsam in Washinton einen Plan für eine Zweistaatenlösung im Nahostkonflikt vor. Bereits zu Beginn seiner Amtszeit hatte Trump diesen Schritt angekündigt. Die Plan wurde von israelischer Seite gefeiert und von palästinensischer Seite, die bei der Erarbeitung des Plans nicht einbezogen war, abgelehnt.

Die Eckpunkte: Was beinhaltet der Plan?
Grundsätzlich sieht der Plan die Gründung eines palästinensischen Staates vor. Insgesamt soll der Staat, den Gazastreifen eingeschlossen, eine Fläche umfassen, die dem arabisch kontrollierten Territorium vor dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 vergleichbar ist. Die dann von Israel umschlossenen Staatsteile Palästinas sollen verbunden werden, zum Beispiel durch einen Tunnel.

  • Westjordanland und Gazastreifen: Von Israelis besiedelte Gebiete im Westjordanland sollen genauso wie das gesamte Jordantal zum israelischen Staatsgebiet gehören. Palästina werden verschiedene benachbarte Gebiete zugesprochen, die teilweise durch Brücken und Tunnel verbunden werden. Die Palästinenser sollen im Westjordanland allerdings keine eigene Außengrenze bekommen. Der Gazastreifen soll mit zwei kleinen Gebieten im Negev an der Grenze Ägypten verbunden werden, die Israel an die Palästinenser abtritt. Der Gazastreifen soll politisch von der Hamas wieder an die palästinensische Regierung übergehen.
  • Jerusalem: Jerusalem soll die ungeteilte Hauptstadt Israels bleiben, während das früher zu (Ost-)Jerusalem gehörende Abu Dis die Hauptstadt Palästinas werden soll.
  • Heilige Stätten: Der administrative Status quo auf dem Tempelberg / Haram al-Scharif soll erhalten bleiben. Zukünftig sollen Menschen jeden Glaubens die Möglichkeit haben, dort zu beten (was derzeit nur Muslimen erlaubt ist). 
  • Besetzung und Siedlungen: Der Siedlungsbau Israels in den besetzten Gebieten soll für vier Jahre ausgesetzt werden. Konkret bedeutet das: Die Israelis werden keine weiteren Siedlungen auf palästinensischem Gebiet bauen, dürfen in bereits gebauten Siedlungen jedoch weiterhin leben. Auch kleine und isolierte Siedlungen tief im Westjordanland soll Israel behalten.
  • Flüchtlinge: Der Plan sieht drei Optionen für die arabischen Flüchtlinge vor: die Aufnahme in den palästinensischen Staat, die Integration in die arabischen Gastländer oder die Umsiedlung in andere Staaten der Organisation für Islamische Zusammenarbeit. Über einen Fonds soll es Kompensationszahlungen geben. Gleichzeitig soll auch Israel einen Ausgleich für die Aufnahme der jüdischen Flüchtlinge erhalten.
  • Demilitarisierung: Um die Sicherheit von Israel zu gewährleisten, soll der zukünftige Staat Palästina sowie Nachbarländer demilitarisiert werden, das heißt Militär und Waffenlager verkleinern.
  • Wirtschaftshilfe: Donald Trump verspricht den Palästinensern und benachbarten Staaten 50 Milliarden Dollar für den Aufbau ihrer Wirtschaft.

Ein Friedensplan oder eine Provokation?
US-Präsident Trump hat mit seinem selbsternannten „Jahrhundertdeal“ (engl. „deal of the century“) Wahlkampfhilfe für Israels Ministerpräsidenten Netanjahu geleistet. Der israelische Präsident begrüßte die Bedingungen, an die der Plan einer palästinensischen Staatgründung knüpft. Im April 2019 hatte Netanjahu diese Möglichkeit noch abgelehnt. Die Antwort von palästinensischer Seite kam prompt: „Der Unsinn des Jahrhunderts!“ Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas bezeichnete den Plan als „Verschwörungsdeal“ (engl. „conspiracy deal“ oder „steal of the century“).

Trump und Netanjahu stellten den politischen Rahmenplan in Abwesenheit palästinensischer Vertreter als Friedensplan vor. Ziel sei es, den Konflikt im Nahen Osten zu lösen und Wohlstand in der Region zu fördern.

Die palästinensische Seite hingegen reagierte empört und wütend auf die Vorschläge. Der Palästinenser-Präsident Abbas lehnte den Plan rundum ab. Palästina soll in dem Plan zwar als eigener Staat anerkannt werden, dafür aber starke Einbußen haben. Palästinenser nahmen es als Provokation auf, dass sie umstrittene Gebiete wie Teile des Westjordanlandes an Israel abtreten, ihr Militär schwächen und sich mit einem Vorort Jerusalems als künftige Hauptstadt abfinden sollen. Zudem ist ungeklärt, wer die versprochenen Gelder für den Wirtschaftsaufbau zahlen soll.

Die Nahost-Expertin Murial Asseburg von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) bewertete den Plan als Dokument, das vor allem auf dem Narrativ der israelischen Rechten beruhe. Zudem stehe er im Widerspruch zu völkerrechtlichen Grundsätzen und falle hinter den bisherigen internationalen Konsens der Konfliktregelung zurück, der einen Interessenausgleich auf Basis der Grenzen von 1967 und eine einvernehmliche Regelung der Flüchtlingsfrage vorsieht. Dennoch könne der Plan, so Muriel Asseburg, die Zukunft prägen und zum Bezugspunkt für künftige Lösungsansätze werden, weil künftige israelische Regierungen nicht mehr hinter die Versprechungen zurückgehen könnten. Gleichzeitig erlaube der Plan aber israelische Annexionen sowie den weiteren Ausbau der Siedlungen, was wiederum die Tür zu einer verhandelten Zweistaatenregelung verschließe.

Quellen:

2019: Raketenangriffe auf Israel nach Tötung von palästinensischem Islamisten

In der Nacht zum 12. November 2019 tötete das israelische Militär den Kommandeur der nördlichen Division des „Palästinensischen Islamischen Dschihads“ Bahaa Abu al Ata mit einem gezielten Luftschlag. Nachdem im Gegenzug mehr als 300 Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert wurden, bombardierte Israel Ziele der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad im Gazastreifen. Nach palästinensischen Angaben wurden 32 Menschen getötet, mehr als 100 weitere Menschen seien verletzt worden. Die Armee verlegte nach eigenen Angaben verstärkt Truppen ins Grenzgebiet. In Israel blieben Schulen und Büros vom Süden bis zum Zentrum geschlossen. Die beiden Grenzübergänge von Israel in den Gazastreifen wurden bis auf weiteres geschlossen. Seit dem Gaza-Krieg im Sommer 2014 war das nicht mehr geschehen.

Die neue Eskalation erfolgt inmitten innenpolitischer Spannungen in Israel. Auch nach zwei Wahlen in einem Jahr gab es im israelischen Parlament keine klaren Mehrheitsverhältnisse. Nach israelischen Angaben habe al Ata in unmittelbarer Zukunft einen Großangriff auf Israel geplant. Er stand seit mehreren Jahren auf Israels Abschussliste. Er habe eine „Armee“ aufgebaut, die im Besitz von mehreren tausend Raketen sei. Der Islamische Dschihad ist neben der deutlich einflussreicheren Hamas, die das Palästinensergebiet auch regiert, die kleinere der beiden militanten Palästinenserorganisationen im Gazastreifen.

Eine von Ägypten und den Vereinten Nationen vermittelte Waffenruhe sollte zur Deeskalation der Lage beitragen, sie hielt aber nicht. Der Islamische Dschihad schoss weiter aus Gaza mit Raketen auf Israel. Daraufhin griffen israelische Kampfflugzeuge erneut Ziele im Gazastreifen angegriffen.

2018: Palästinenserproteste im Grenzgebiet zu Israel

Am 30. März 2018 kam es an der Grenze des Gazastreifens zu Israel zu Massenprotesten, zu denen unter dem Titel „Marsch der Rückkehr“ auch die Hamas aufgerufen hatte. Mit Beginn der Proteste warnte Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman die Menschen vor einer Annäherung an den Grenzzaun. Die Aktion rief die israelische Armee auf den Plan. Sie reagierte mit Scharfschützen. Bei dem Protestmarsch mit tausenden Demonstranten wurden 21 Menschen getötet. Mit der Aktion wollte die Hamas den Anspruch auf ein „Rückkehrrecht“ der Palästinenser in israelisches Staatsgebiet untermauern. Anlass war der 70. Jahrestag der Gründung Israels.

Eine Woche später, am 6. April 2018, protestierten im Gazastreifen wieder tausende Palästinenser gegen Israel. Nach palästinensischen Angaben waren es 20.00 Menschen. Neun Demonstranten wurden von israelischen Soldaten erschossen und über 1.000 weitere verletzt.

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2017: Trump erkennt Jerusalem als Hauptstadt Israels an

Der historische Hintergrund
Die Jerusalem-Frage ist einer der zentralen Streitpunkte im israelisch-palästinensischen Konflikt. Im Januar 1950 hatte Israel Jerusalem zu seiner Hauptstadt erklärt, allerdings wird die Stadt bis heute nicht einheitlich und international als Hauptstadt Israels anerkannt. Als Folge der Festlegung von 1950 wurde Ost-Jerusalem und das Westjordanland von jordanischen Truppen besetzt. Seit 1952 akzeptierte die internationale Staatengemeinschaft de facto die Anwendung israelischen Rechts in Westjerusalem. Die Position der israelischen Regierung, Jerusalem als Ganzes sei ein rechtmäßiger Teil Israels und die Hauptstadt des Landes, wird bis heute aber nur von wenigen Staaten geteilt.

Im Sechstagekrieg 1967 gelang es Israel, das Stadtgebiet Jerusalems erheblich zu erweitern. Die isrelische Position, die von der UN kritisiert wurde, besagt, Israel habe den Osten Jerusalems nicht annektiert, sondern nur verwaltungstechnisch integriert. 1980 kam es schließlich zum „Jerusalemgesetz“, mit dem beide Stadtteile und einige Umlandgemeinden zusammengefasst wurden und die Stadt zur untrennbaren Hauptstadt Israels erklärt wurde. Das Gesetz, das einer formalen Annexion Jerusalems gleichkam, wurde vom UN-Sicherheitsrat im August 1980 für nichtig erklärt. Die palästinensische Seite sieht in dem Gesetz ein Haupthindernis für einen Frieden.

1988 gab schließlich Jordanien seine Ansprüche auf das Westjordanland und damit auch auf Ost-Jerusalem auf. Allerdings rief im selben Jahr die PLO den Staat Palästina aus und erklärte Jerusalem zu seiner Hauptstadt. In der Folge kam es immer wieder zu gewaltsamen Eskalationen in der Stadt mit vielen zivilen Opfern auf israelischer und palästinensischer Seite. Vor allem der sogenannte Status quo am Heiligen Plateau war immer wieder Ursprung der Eskalationen – das informelle Arrangement also, dass grundsätzlich alle Menschen Zugang zum Tempelberg / Haram al-Sharif haben, aber nur Muslime dort beten dürfen. Allerdings versuchen immer wieder vor allem nationalreligiöse Juden, dort zu beten, was die palästinensische Seite als Angriff auf den Status quo wertet.

Generell hat sich seit den 1980er-Jahren ein breiter internationaler Konsens herusgebildet, der vor allem durch mehrere UN-Resolutionen gestützt wird. Demnach gilt Ost-Jerusalem nicht als israelisches Hoheitsgebiet. Die Waffenstillstandslinie von 1949, die sogenannte Grüne Linie, die mitten durch Jerusalem verläuft, gilt als quasi-internationale Grenze zwischen Israel und dem palästinensischen Staat. Der Anspruch beider Konfliktparteien auf unterschiedliche Teile Jerusalems wurde in den 2000er-Jahren vom Internationalen und Europäischen Gerichtshof bestätigt.

Allerdings wird dieser Konsens von der internationalen Gemeinschaft nicht politisch durchgesetzt. Vielmehr wird auf beide Konfliktparteien Einfluss genommen und auf einen Friedensprozess gesetzt, bei dem es auch zu einer gemeinsamen Lösung der Jerusalemfrage kommen kann. Initiativen wie die Gründung des Nahost-Quartetts (USA, Russland, UN und EU), das 2002 nach dem Scheitern des Oslo-Friedensprozesses gegründet wurde und das im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern vermitteln soll, oder die Friedensinitiaive der Arabischen Liga von 2002 orientieren sich an der internationalen Rechtsauffassung. Insgesamt wird die Rolle Jerusalems als global bedeutende Stadt und Zentrum dreier Weltreligionen gesehen, daraus wird aber konkret kein Anspruch verstärkter internationaler Einmischung abgeleitet. 

Trumps Initiative
Trotz gewisser Annäherungen blieb die Jerusalemfrage verfahren. Weiterhin das auf israelischer Seite das Diktum der Unteilbarkeit Jerusalems. In dieser verfahrenen Situation präsentierte US-Präsident Donald Trump im Dezember 2017 seine weitreichenden Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt des Staates Israel anzuerkennen und die Botschaft der Vereinigten Staaten von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Für ihn war damit die Jerusalemfrage „vom Tisch“. Allerdings war klar, dass dieser höchst einseitige Regelungsversuch für die palästinensische Seite nicht akzeptabel und damit auch nicht nachhaltig sein konnte. Vielmehr diskreditierte er die Vereinigten Staaten als Vermittler im Friedensprozess. So brach die palästinensische Fürhung beispielsweise den Kontakt zu Vertretern der US-Administration ab. Gleichzeitig löste US-Prsäident Trump mit seiner Initiative Ängste vor einem neuen Flächenbrand aus. Er hatte sich über alle Warnungen der internationalen Staatengemeinschaft hinweggesetzt.

Ausdrücklich lehnte Trump eine Festlegung auf einen endgültigen Status Jerusalems ab. Zudem vermied er eine Aussage darüber, ob auch der von Israel 1967 eroberte palästinensische Ostteil der Stadt zu Israel gehört oder nicht. Über den endgültigen Status von Jerusalem müssten Israelis und Palästinenser entscheiden, sagte er. Mit seiner Entscheidung löste er auch ein Wahlversprechen ein. Bereits 1995 hatte der US-Kongress beschlossen, die amerikanische Botschaft in Israel nach Jerusalem zu verlegen. Bislang wurde dieser „Jerusalem Embassy Act“ aber immer wieder ausgesetzt. Alle amtierende Präsidenten unterschrieben eine Erklärung, mit der sie Artikel 3 des „Jerusalem Embassy Acts“ für jeweils weitere sechs Monate aussetzten.

Die 57 Mitgliedsstaaten der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) wiederum erkannten am 13. Dezember 2017 Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines Palästinenserstaates an. Man lade alle anderen Länder ein, dies ebenfalls zu tun, hieß es in der Abschlusserklärung des Gipfeltreffens in Istanbul. Die Teilnehmer verurteilten die Entscheidung von US-Präsident Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen.

In seiner Rede im Weißen Haus im Dezember 2017 hatte Trump auch angekündigt, er wolle eine Zweistaatenlösung zur Beendigung des Nahost-Konfliktes unterstützen, wenn sie von beiden Konfliktparteien gewünscht werde.

Weltweit traf die Entscheidung von Trump fast einhellig auf Ablehnung. Mit Ausnahme Israels kritisierten Politiker rund um den Globus den beispiellosen Schritt. Bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in New York am 8. Dezember übten alle 14 Mitglieder heftige Kritik am Vorgehen Washingtons. Überdies hat der Jerusalem-Beschluss Trumps auf der ganzen Welt Unruhen ausgelöst. In Bethlehem verbrannten Demonstranten schon am Tag vor Trumps Erklärung Bilder des US-Präsidenten. In Gaza zündeten hunderte Demonstranten Trump-Bilder und amerikanische Flaggen an. Die Hamas rief nach der Jerusalem-Entscheidung Trumps zu einer „neuen Intifada“ auf. In den Palästinensergebieten kam es zu schweren Unruhen – mit mehreren Todesopfern und hunderten Verletzten. Israel wurde aus dem Gaza-Streifen mit Raketen angegriffen und reagierte mit Luftschlägen.

Am 22. Januar 2018 kündigte US-Vizepräsident Mike Pence bei seinem Besuch in Jerusalem an, die amerikanische Botschaft werde bis Ende 2019 nach Jerusalem umziehen. Im Mai 2018 ging es dann ganz schnell: Am 14. Mai 2018, dem 70. Jahrestag der Gründung Israels, wurde die US-Botschaft im bisherigen US-Konsulatsgebäude in Jerusalem eröffnet. Vorerst kamen allerdings nur wenige Botschaftsangehörige nach Jerusalem; der Rest arbeitet in der bisherigen Botschaft in Tel Aviv weiter.

Fachleute sehen in der Trump-Initiative von 2017 einen weiteren Beleg dafür, dass sich die EU aktiver in die verfahrene Jerusalemfrage einbringen müsse. Statt eines bloßen Konfliktmanagement müsse sich die EU im Sinne einer nachhaltigen Konfliktregelung intensiver einbringen (Quelle).

UN-Resolution
Trotz scharfer Kritik aus den USA und aus Israel verabschiedete die UN-Vollversammlung am 21. Dezember 2017 eine Resolution über den Status von Jerusalem. Die USA werden darin aufgefordert, ihre Entscheidung zurückzunehmen. Die Resolution verurteilt die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch US-Präsident Donald Trump und erklärt Entscheidungen über den Status der Stadt für rechtlich unwirksam.

128 der 193 Länder, darunter alle Veto-Mächte des UN-Sicherheitsrats außer den USA selbst, aber auch Deutschland, stimmten für das zweiseitige Papier. Neun Länder, darunter die USA und Israel, stimmten dagegen. 35 Länder enthielten sich, 21 Delegationen blieben der Abstimmung fern.
Die Resolution ist völkerrechtlich nicht bindend.

Die Biden-Administration zur Jerusalemfrage
Im Dezember 2022 besuchte US-Präsident Joe Biden erstmals Israel. Dabei wollte er die unter seinem Vorgänger Donald Trump gekappten Beziehungen mit den Palästinensern wiederbeleben. Neben neuen Finanzhilfen überbrachte Biden vor allem seine Unterstützung für eine Zweistaatenlösung. Allerdings äußerte er sich nicht detailliert zur Jerusalemfrage.

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2015: Anschläge

Seit September 2015 war es wieder vermehrt zu Angriffen palästinensischer Attentäter auf Israelis gekommen. Ein Kennzeichen der aktuellen Attacken war der Einsatz von Messern – so dass auch von einer „Messer-Intifada“ gesprochen wurde. Die israelische Armee hat darauf unter anderem mit den Zerstörung von Häusern der Attentäter reagiert. Im Hintergrund der wieder aufgeflammten Gewalt steht auch der Konflikt um den Tempelberg / Haram al-Scharif in Jerusalem – ein Ort, der sowohl Muslimen als auch Juden und Christen heilig ist. Bislang dürfen dort allein Muslime beten, Juden sind nur als Besucher zugelassen. Manche Palästinenser befürchten, dass Israel diesen Status Quo ändern will. Es droht eine dritte Intifada im Nahen Osten.


11. Oktober 2015: Aus dem Gazastreifen werden drei Raketen Richtung Israel abgefeuert. Als Vergeltungsmaßnahme beschießt die israelische Armee ein Ausbildungszentrum der Terrororganisation Hamas. Dabei stürzt das benachbarte Haus ein, eine schwangere 30-Jährige und ihre vierjährige Tochter sterben.

10./11. Oktober 2015: Palästinenser durchbrechen die Grenzanlagen zwischen dem Gaza-Streifen und Israel. Neun junge Männer werden daraufhin von israelischen Soldaten erschossen.

9. Oktober 2015: In Afula wird eine Palästinenserin nach einer versuchten Messerattacke von einem israelischen Polizisten angeschossen. Im südisraelischen Dimona greift ein 17-jähriger Israeli eine Gruppe von Palästinensern mit dem Messer an und verletzt vier von ihnen, zwei Menschen schwer.

8. Oktober 2015: Ein Palästinenser attackiert einen israelischen Polizisten in der Siedlung Kiriat Arba nahe Hebron im Westjordanland mit dem Messer und wird danach erschossen.

6. Oktober 2015: Im Ostteil Jerusalems kapern palästinensische Attentäter einen Bus der Linie 78. Sie töten zwei Fahrgäste und verletzt andere schwer. In Westjerusalem rast ein palästinensischer Attentäter mit einem Auto in eine Gruppe Wartender an einer Bushaltestelle. Danach steigt er aus und greift die Menschen mit einem Messer an. Ein Israeli stirbt, sechs werden verletzt.

In der Kleinstadt Ra´anana attackieren zwei Palästinenser bei zwei separaten Angriffen eine israelische Frau und einen Mann mit Messern.

3. Oktober: Der 19-jährige palästinensische Jurastudent Mohammed Halabi kündigt auf Facebook eine „neue Intifada“ an und ersticht danach in Jerusalem zwei Israelis: einen 21-jährigen Mann, dessen 22-jährige Frau und zweijähriges Kind bei dem Anschlag ebenfalls verletzt werden, und einen Rabbi, der dem Ehepaar zur Hilfe eilt. Halabi wird von Sicherheitskräften erschossen.

1. Oktober 2015: Ein israelisches Ehepaar wird im Westjordanland nahe der Siedlung Itamar von Palästinensern erschossen. Ihre vier Kinder bleiben im gepanzerten Auto unverletzt.

21. Juli 2015: Israel will von Palästinensern bewohnte Ortschaften im Westjordanland auflösen, doch in gleich 28 Staaten regt sich Widerstand. Sie kritisieren das israelische Siedlungsbauprogramm. In einem gemeinsamen Papier rufen die EU-Außenminister die israelischen Behörden auf, „die Pläne für die Verschiebung der Bevölkerung sowie die Zerstörung palästinensischer Wohnungen und Infrastruktur in den Orten Chirba Susija und Abu Nwar zu stoppen“.

25. Juni 2015: Die Palästinenserführung hat Akten über den Gaza-Krieg von 2014 an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag übergeben. Die Juristen prüfen ein Verfahren wegen Kriegsverbrechen – gegen Israel und die Palästinenser.

7. Juni 2015: Militante Palästinenser feuern zum dritten Mal innerhalb von weniger als zwei Wochen eine Rakete auf israelisches Gebiet ab. Das israelische Militär antwortet prompt mit Gegenbeschuss. Die Grenzübergänge zu dem Küstenstreifen wurden bis auf Weiteres geschlossen.

27. Mai 2015: Im Gaza-Streifen wird wieder geschossen. Israelische Kampfflugzeuge haben Ziele im Gazastreifen angegriffen. Dabei sollen vier Einrichtungen mit terroristischer Infrastruktur getroffen worden sein. Einige Stunden zuvor waren aus dem Gazastreifen offenbar mehrere Raketen abgefeuert worden, die den Süden Israels getroffen haben.

17. März 2015: 5,9 Millionen Israelis sind dazu aufgerufen, ihre Stimme für die Wahl der Knesset abzugeben. Abgestimmt wird über die Zusammensetzung des Parlaments des Landes, mit 120 Mitgliedern. Amtsinhaber Netanjahu geht als Sieger aus den Wahlen hervor. Netanyahus aus fünf Parteien bestehende rechts-religiöse Regierung hat eine hauchdünne Mehrheit von 61 der 120 Sitze.

18. Januar 2015: Der israelische Außenminister Lieberman fordert Deutschland und andere Länder auf, ihre Zahlungen an den Internationalen Strafgerichtshof einzustellen. Künftig könnten Palästinenser dort klagen.

1. Januar 2015: Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas hat den Beitritt zum Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in die Wege geleitet. Er unterzeichnete das Römische Statut des IStGH und 19 weitere internationale Verträge. Damit ebnete Abbas den Weg für den Gerichtshof, auf palästinensischem Gebiet begangene Verbrechen zu untersuchen.

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2014: Der Gaza-Konflikt

Nach längerem Stillstand kam im vergangenen Sommer wieder Bewegung in den Nahost-Friedensprozess. Die Bemühungen von US-Außenminister John Kerry schienen zunächst erfolgreich zu sein. In Washington trafen sich Vertreter Israel und Palästinenser zur Aufnahme erneuter Friedensverhandlungen mit dem Ziel, im Verlauf von neun Monaten ein Friedensabkommen zu erreichen. Auch diese Verhandlungen scheiterten.

Als Reaktion auf die Einigung zwischen den palästinensischen Organisationen Hamas und Fatah auf die Bildung einer Einheitsregierung hatte Israel die Friedensgespräche mit den Palästinensern im Frühjahr dieses Jahres abgebrochen. Die Hamas sei eine „Terrororganisation, die zur Zerstörung Israels“ aufrufe, mit ihr könne man kein Friedensabkommen erreichen. Die Palästinenser kritisierten andererseits den anhaltenden Siedlungsbau in den besetzten Palästinensergebieten und die Weigerung Israels, eine Gruppe palästinensischer Gefangener freizulassen. Zudem habe sich Israel in den Verhandlungen nicht bewegt.

Die Gewalt zwischen Israel und Palästinensern ist einmal mehr in ihrer Geschichte an einem Höhepunkt angekommen. Ausgelöst wurde die jüngste Eskalation durch die Entführung und Ermordung dreier israelischer Jugendlicher und eines palästinensischen Jugendlichen im Juni 2014. Sie ließen den Nahostkonflikt wieder gefährlich aufflammen. Nach der Entdeckung der Leichen der Jugendlichen hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu der radikalislamischen Hamas mit Vergeltung gedroht.

Die israelische Luftwaffe griff am 29. Juni 2014 Stellungen der Hamas im südlichen Gazastreifen an. Dabei wurde ein Mitglied der militanten Kassam-Brigaden getötet, der Miliz der Hamas. Nach Angaben der Armee war der Mann dabei, Raketen auf Israel abzufeuern. Daraufhin feuerten militante Palästinenser am 30. Juni 2014 mehr als 20 Kleinraketen auf Israel ab.

Nach massiven Raketenangriffen der radikal islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen seit dem 7. Juli 2014 hatte Israel seinerseits eine Offensive gestartet. Bei Luft- und Bodenangriffen auf Gaza kam es nach Angaben des palästinensischen Sanitätsdienstes bisher zu mehr als 2.100 Toten und über 11.000 Verletzten, zumeist Zivilisten. Laut israelischem Militär starben 65 Soldaten und sechs Zivilisten. Über 100 Israelis wurden verletzt.

Mit jedem Tag wurde die Situation für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen verzweifelter, 200.000 Menschen sind auf der Flucht. Erneut bedroht der Zyklus der Gewalt die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten.

Israel ging mit einem äußert harten Kurs gegen die Hamas vor, der Einsatz von Bodentruppen wurde gestartet. 

Was sind die Ziele der Konfliktparteien?

Die Hamas setzt auf die weitere Zuspitzung, um den nötigen internationalen Druck für die Durchsetzung ihrer Ziele aufzubauen. Sie fürchtet, ihre Machtbasis im Gazastreifen und damit unter den Palästinensern könnte weiter bröckeln, weil sie viel Geld in die Bewaffnung stecke statt in Straßen, Schulen, Häuser. Ihrem Ziel, einer Aufhebung der Blockade des Gazastreifen sowie der Freilassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen, ist sie nicht näher gekommen. Auch im Westjordanland, wo die gemäßigte Fatah regiert, sank ihre Popularität. So setzt sie auch 2014 – wie schon 2008 und 2012 – wieder auf den bewaffneten Widerstand gegen Israel, ungeachtet der Opfer im eigenen Volk. Die Wirksamkeit des israelischen Raketenschutzschilds hatte man allerdings unterschätzt. Alle Versuche auf dem Seeweg oder durch das Tunnelsystem nach Israel einzudringen, um dort ein Massaker anzurichten, sind bisher gescheitert.

Die Hamas schoss mehr Raketen als jemals zuvor auf Israel ab und ließ damit Israel keine Wahl: Das Land musste sich gegen die Agression der Hamas wehren, zunächst mit Luftangriffen, dann mit Bodentruppen. Ministerpräsident Netanjahu weiß, dass ein Häuserkampf zu noch mehr Blutvergießen auf beiden Seiten führt. Mit jedem Toten in Gaza steigt auch der internationale Druck, die Kampfhandlungen einzustellen. Das Ziel Israels – ein vollständiger Stopp der Raketenangriffe, die Zerstörung der Abschussrampen und des Tunnelsystemes der Hamas – hat sich bislang nicht erfüllt. Das Endziel Israels, die dauerhafte Entmilitarisierung des Gazastreifens, scheint nur mit noch mehr Gewalt erreichbar.

Für die Zivilbevölkerung ist das Leben im umkämpften Gazastreifen unerträglich geworden. Israels Armee ruft sie vor Angriffen zwar zur Flucht auf, doch wohin sollen sie in dem blockierten Gebiet gehen? Nach UN-Angaben haben inzwischen mindestens 85.000 Menschen in 67 Einrichtungen des Palästinenserhilfswerks UNWRA Schutz vor den ständigen Bombardements gesucht. Israel gibt der Hamas die Schuld am Elend der Bevölkerung im Gazastreifen. Sie habe die vielen Toten mit den Raketenangriffen auf Israel provoziert und missbrauche die eigenen Leute als menschliche Schutzschilde.

Feuerpausen – Verhandlungen – Raketen – Luftangriffe

Die Hoffnung war groß. Eine Feuerpause und gleichzeitige Verhandlungen der beteiligten Parteien unter ägyptischer Vermittlung in Kairo sollten die Wende bringen. Die Verhandlungen standen unter schwierigen Vorzeichen, weil sich beide Seiten als Sieger dieses Konflikts betrachten, keine Kompromissbereitschaft zeigen und auf ihren Maximalforderungen beharren. Am 5. August 2014 haben erstmals die Waffen im Konflikt geschwiegen.

Das israelische Militär sieht eines seiner wichtigsten Ziele beim Einsatz im Gazastreifen als erreicht an. Alle Tunnels seien zerstört worden. Alle Truppen wurden aus dem Gazastreifen abgezogen.
Ungeachtet der schrecklichen Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung und der Zerstörungen sieht sich auch die Hamas als Sieger, gelang es ihr doch, einer der weltweit stärksten Armeen so lange Paroli zu bieten – und sie bleibt vorerst an der Macht.

Nach Ablauf der 72-stündigen Feuerpause sprachen wieder die Waffen. Die Hamas gab das vorläufige Ende der Waffenruhe bekannt. Nach erneutem Beschuss durch Raketen hatte Israel den Militäreinsatz im Gazastreifen wieder aufgenommen, die Verhandlungen wurden abgebrochen.

Und wieder gab es Hoffnung. Am 11. August wurde das Feuer erneut eingestellt. Israel und Hamas hatten sich auf eine neue dreitägige Feuerpause geeinigt. Israel nahm die Gespräche mit den Palästinensern in Kairo wieder auf. Obwohl kurz vor Ablauf der Feuerpause wieder palästinensische Raketen flogen und Israel den Gazastreifen bombardierte, wurde in Kairo eine neue fünftägige Waffenruhe vereinbart. Damit sollte die Chance auf eine Verhandlungslösung erhöht werden.

Eine Verlängerung der Feuerpause bis zum 19. August hielt wieder nicht. Weitere Raketen wurden auf Israel abgeschossen, die Verhandlungen in Kairo waren erneut geplatzt, Israel flog wieder Luftangriffe. Am 26. August trat schließlich eine unbefristete Waffenruhe in Kraft. Sie hielt zunächst, aber ab Oktober kam es vereinzelt wieder zu Anschlägen und Ausschreitungen.

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2012: Palästina wird von Vereinten Nationen als „Beobachterstaat“ anerkannt

Die Vereinten Nationen führen Palästina künftig als Staat

Gegen den  Widerstand der USA und Israels hat die UN-Vollversammlung am 29. November 2012 einen Palästinenser-Staat faktisch anerkannt. Sie stimmte in New York für eine Aufwertung der Palästinenser zum Beobachterstaat („Non-member-state“). Den Antrag unterstützten 138 der 193 UN-Mitglieder, neun votierten dagegen, 41 (darunter Deutschland) enthielten sich der Stimme.

Die Palästinenser können nun UN-Organisationen und internationalen Verträgen beitreten und so z. B. den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag anrufen. Der Beobachterstatus war in der Vergangenheit für Länder ein Sprungbrett zur Vollmitgliedschaft in den Vereinten Nationen.

Die Anerkennung ist allerdings nur innerhalb der UN-Organisation wirksam. Zudem ist kein UN-Mitglied verpflichtet, einen Staat Palästina anzuerkennen. Das bleibt weiter den einzelnen Regierungen vorbehalten.

UN: General Assembly Votes Overwhelmingly to Accord Palestine

Raketenangriffe auf Israel – Israel bombardiert Gazastreifen

Am 14. November 2012 bombardierten israelische Kampfjets den Gazastreifen und töteten Ahmed al-Dschabari, den Militärchef der im Gazastreifen regierenden Islamisten-Gruppe Hamas. Dschabari wird für die Entführung des israelischen Soldaten Gilad Schalit im Juni 2006 verantwortlich gemacht, der nach jahrelanger Gefangenschaft 2011 gegen 1.000 gefangene Palästinenser ausgetauscht wurde. Vorausgegangen waren mehr als 100 Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf Israel. Zudem hatte es mehrere, zum Teil vereitelte Angriffe vom ägyptischen Sinai aus gegeben, an die der Gazastreifen angrenzt. Bei den mehr als 20 israelischen Luftangriffen starben sieben Palästinenser in dem Gebiet am Mittelmeer. 50 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, die Offensive namens „Säule der Verteidigung“ werde länger andauern. Die Militärführung bereitet sich auf eine Bodenoffensive vor. Die Tötung Dschabaris begründete die israelische Führung damit, dass der Palästinenser „verantwortlich sei für die Finanzierung und Ausführung von militärischen Angriffen und Terroranschlägen gegen Israel”. Seine Vernichtung ist eine Botschaft an die Führer der Hamas, so der Geheimdienst Schin Bet.

Die palästinensische Seite reagierte umgehend auf den Angriff Israels. Militante Palästinenser schossen am gleichen Tag noch mindestens 20 Raketen Richtung Israel. Einen Tag später wurden zwei Raketen auf den Großraum Tel Aviv abgeschossen. Die Stadt gilt Israel als rote Linie. Erstmals seit dem Golfkrieg 1991, als der Irak Scud-Raketen auf Israel abschoss, heulten die Luftalarm-Sirenen in Tel Aviv. Aus israelischen Sicherheitskreisen verlautete, die Raketen seien ins Meer gestürzt. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak berief am Donnerstag Reservisten für eine Ausweitung der Offensive im Gazastreifen ein. Israelische Bodentruppen rückten näher an die Grenze zu dem palästinensischen Gebiet vor.

In der Nacht zum 16. November 2012 spitzte sich die Lage weiter zu. Die israelische Armee verschärft ihre Luftangriffe. Es soll etwa 130 Angriffe gegeben haben, darunter Dutzende Angriffe auf Gaza-Stadt, teilte das Innenministerium der radikalislamischen Hamas mit. Ein Geschoss soll das Innenministerium der Hamas-Regierung in Gaza-Stadt getroffen haben. Aus dem Gaza-Streifen waren wiederum mindestens elf Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert worden.

Nach neuen Angaben der israelischen Streitkräfte wurden seit Beginn der Offensive 320 Ziele im Gazastreifen angegriffen. 16 Menschen starben, mehr als 150 wurden verletzt. Im gleichen Zeitraum seien aus dem Gazastreifen 500 Raketen auf Israel abgefeuert worden. Dabei starben dort drei Menschen und mindestens zwölf wurden verletzt.

Eine vereinbarte Waffenruhe hielt nicht lange. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu stimmte einer Feuerpause während des Besuches des ägyptischen Ministerpräsidenten Hescham Kandil im Gazastreifen zu. Es handelte sich dabei um einen Solidaritätsbesuch des Ägypters. Doch trotz der vereinbarten vorübergehenden Waffenruhe hielt die Gewalt weiter an. Radikale Palästinenser feuerten Raketen auf den Süden Israels ab, teilte die israelische Armee mit. Die israelische Luftwaffe antwortete mit einem Angriff auf das Haus eines Hamas-Kommandeurs, hieß es aus Kreisen der Palästinenser.

Die Gewalt im Nahen Osten ging unvermindert weiter: Nach Angaben der israelischen Armee wurden mehr als 1.000 Ziele in dem von der Hamas beherrschten Palästinensergebiet angegriffen, darunter den Amtssitz von Premierminister Ismail Hanijeh, das Hauptquartier der Polizei in Gaza-Stadt sowie zwei lokale Medienzentren, die der Hamas nahe stehen. Vom Gaza-Streifen aus sollen im Gegenzug fast 1.000 Raketen auf Israel abgefeuert worden sein.

Die Hoffnung auf eine rasche Waffenruhe im Gaza-Konflikt hatten sich am Abend des 21. Novembers 2012 erst einmal zerschlagen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und mehrere arabische und westliche Außenminister hatten versucht, eine Feuerpause zu vermitteln, allerdings ohne Erfolg. Die Erklärung der Hamas, nach der es bei den Verhandlungen dank der Vermittlung Ägyptens zu einer Einigung auf eine Feuerpause gekommen sei, stellte sich als voreilig heraus. In der darauf folgenden Nacht ging die Gewalt von beiden Seiten unvermindert weiter.

Am 20. November 2012 war US-Außenministerin Hillary Clinton für Vermittlungen in der Region eingetroffen. Sie erklärte nach einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu: „Das Ziel ist eine dauerhafte Regelung, die zur regionalen Stabilität beiträgt und den Sicherheitsinteressen und legitimen Forderungen Israels und der Palästinenser Rechnung trägt.“ Sie würdigte ausdrücklich die Vermittlung des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi zur Beilegung des Gaza-Konflikts.

Nach israelischen Angaben wurden aus dem Gaza-Streifen während des Konflikts mehr als 1.500 Raketen in Richtung Israel abgefeuert. Insgesamt habe die Armee 1.500 Ziele angegriffen, darunter Stützpunkte, Kommando- und Kontrollzentren. Seit dem Beginn der Offensive kamen bei Luftschlägen des israelischen Militärs nach palästinensischen Angaben mehr als 130 Palästinenser ums Leben und rund 840 weitere wurden verletzt. Auf der israelischen Seite starben bisher fünf Menschen durch Raketenangriffe, 240 wurden verletzt.

Am Abend des 21. November 2012 hatten Israel und die radikalislamische Hamas eine Waffenruhe vereinbart. Das bestätigte der ägyptische Außenminister Mohammed Kamel Amr, der mit US-Außenministerin Hillary Clinton in Kairo vor die Presse trat. Die Waffenruhe trat um 20 Uhr (MEZ) in Kraft. Sie beendete nach zähem diplomatischem Ringen die acht Tage dauernde israelische Offensive und die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen. Ägypten hatte in dem Konflikt vermittelt. Am Morgen desselben Tages drohte noch die Eskalation. Ein Bombenanschlag war auf einen Bus in Tel Aviv verübt worden. Es war der erste Terroranschlag in der Stadt seit sechs Jahren.

Einen neuerlichen Anlauf nahm US-Außenminister Kerry im Nachgang zur Reise von US-Präsident Obama nach Israel und in die Palästinensischen Gebiete im März 2013. Nach monatelangen vertraulichen Sondierungen kamen die Unterhändler beider Seiten Ende Juli 2013 in Washington zusammen und einigten sich, in den kommenden neun Monaten vertrauliche Verhandlungen zu führen. Die Parteien stehen seitdem zu allen offenen Fragen in engem Austausch. Darüber hinaus reist US-Außenminister Kerry regelmäßig in die Region.

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2010: Israel wird für Angriff auf Hilfskonvoi kritisiert

Eine israelische Militäraktion gegen einen Schiffkonvoi mit Hilfslieferungen für den Gazastreifen in internationalen Gewässern am 30. Mai 2010 forderte mehr als zehn Tote und dutzende Verletzte. Die Aktion wurde für Israel zu einem außen- und sicherheitspolitischen Desaster.

Israel hatte nach der Machtübernahme der radikalislamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Juni 2007 eine Blockade über den Gazastreifen verhängt. Damit sollte der Druck auf die Hamas erhöht werden, Raketenangriffe auf Israel zu unterbinden. Nur dringend benötigte humanitäre Hilfe darf in das Gebiet importiert werden, die Einfuhr nahezu aller Rohstoffe ist verboten. Dass den Menschen Gazas diese und andere Waren über Jahre verwehrt blieben, war auch eine Strafmaßnahme dafür, dass Gilad Schalit, ein von Islamisten entführte israelische Soldat, noch immer in Geiselhaft war.

Israels Blockadepolitik hatte allerdings das genaue Gegenteil von den offiziell postulierten Zielen bewirkt: Nicht die herrschende Hamas hatte unter ernsthaften Versorgungsengpässen gelitten sondern nur die Zivilbevölkerung. Die Hamas war weiter unangefochten an der Macht. Durch die Militäraktion hatte Israel jedenfalls die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit wieder auf Gaza gelenkt.

Eine „Solidaritätsflotte” der Organisation „Free Gaza” stach in See, um 10.000 Tonnen an Hilfsgütern für die Palästinenser im abgeriegelten Gazastreifen zu bringen. Israels Marine wollte die Schiffe stoppen. Generatoren, Rollstühle, medizinische Ausrüstung und Baumaterial seien an Bord gewesen, erklärte die islamische Hilfsorganisation IHH. An Bord der aus sechs Booten bestehenden Flottille waren Dutzende europäische Palästina-Unterstützer, darunter auch sechs Deutsche. Israel nannte die Flotte eine „Provokation”. Regierung und Militärs waren entschlossen, keinen Präzedenzfall zuzulassen. Mit der Erstürmung der Schiffe sieht sich Israel dem Vorwurf der Piraterie ausgesetzt.

Als die Flotte im frühen Morgengrauen nach Aufforderung nicht beidrehte und sich die Aktivisten nicht ergaben, enterten israelische Soldaten das türkische Passagierschiff Mavi Marmara. Israel behauptete, die Soldaten seien mit Schusswaffen, Messern und Schlagstöcken angegriffen worden, die Aktivisten sollen versucht haben, den Soldaten die Waffen zu entreißen. Die Organisatoren von Free Gaza warfen dem israelischen Kommando vor, das Feuer auf unbewaffnete Passagiere eröffnet zu haben. Alle Aktivisten wurden festgenommen und im Gefängnis von Beerscheba befragt.

Noch am gleichen Tag zeichnete sich das Ausmaß der diplomatischen Katastrophe ab. Die Welt reagierte entsetzt. Der UN-Sicherheitsrat trat auf Antrag der Türkei und des Libanons zu einer Sondersitzung zusammen. Nicht nur in der arabischen Welt, auch in westlichen Staaten wurde Israel wegen des blutigen Einsatzes auf hoher See kritisiert.
„Staatsterrorismus” und „Banditentum”: So ächtete die türkische Regierung Israels Angriff auf den Gaza-Hilfskonvoi. Das gute Verhältnis beider Staaten war vorerst Geschichte. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu kritisierte das israelische Vorgehen schärfstens, zwei Drittel der Aktivisten des Konvois stammten aus der Türkei.
Bundeskanzlerin Angela Merkel schätzte die Lage als „sehr ernst” ein. In einem Telefonat mit Israels Premier Benjamin Netanjahu habe sie diesen auch um Informationen über die deutschen Bürger gebeten, die an dem Konvoi teilgenommen haben. Es stelle sich zudem die „dringende Frage der Verhältnismäßigkeit“, sagte Merkel.

US-Präsident Barack Obama sah den Angriff der israelischen Soldaten auf die Gaza-Hilfsflotte aber auch als Chance, den Friedensprozess wieder in Gang zu bringen. Er forderte eine Untersuchung des Vorfalls mit internationaler Hilfe. Israel habe zwar berechtigte Sicherheitsbedenken wegen der Bedrohung durch die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas. Die israelische Blockade des Palästinenser-Gebiets beeinträchtige aber die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Menschen dort erheblich.
 

Alle Gaza-Aktivisten wurden abgeschoben. Israel wollte aufgrund des internationalen Drucks die Lockerung der Gaza-Blockade prüfen.

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2009: Netanjahu wird Ministerpräsident

Israel hat gewählt – und das Ergebnis war äußerst knapp. Sowohl Außenministerin Zipi Livni (Kadima-Partei) als auch Oppositionsführer Benjamin Netanjahu (Likud-Partei) hatten sich zu Siegern erklärt. Beide beanspruchten das Amt des Ministerpräsidenten.

Nach Angaben der Wahlkommission wurde Kadimai mit 28 (– 1 Sitz) von 120 Sitzen stärkste Kraft in der Knesset, musste aber um den Regierungsauftrag bangen. Likud kam auf 27 Sitze (+ 15 Sitze). Dritte Kraft im neuen israelischen Parlament wurde die nationalistische Partei Israel Beitenu mit 15 Mandaten. Großer Verlierer ist die Arbeiterpartei von Verteidigungsminister Ehud Barak, die von 19 auf 13 Sitze abstürzte.

Jetzt war Staatspräsident Schimon Peres am Zug. Ausschlaggebend war für den Präsidenten, wer die größeren Erfolgsaussichten zur Bildung einer Koalition hatte. Innerhalb von 42 Tagen musste die Regierung stehen. Peres hatte Benjamin Netanjahu mit der Regierungsbildung beauftragt.

Die konservative israelische Likud-Partei von Benjamin Netanjahu und die ultranationalistische Partei Israel Beitenu von Avigdor Lieberman hatten sich auf die Bildung einer gemeinsamen Regierung geeinigt. Ohne weitere Koalitionspartner hatten Likud und Israel Beitenu jedoch keine Mehrheit unter den 120 Abgeordneten der Knesset. Netanjahus Versuch, eine große Koalition mit der Kadima-Partei zu bilden, war zuvor wegen der unterschiedlichen Ansichten zum Friedensprozess im Nahen Osten gescheitert. 

Likud und die Arbeitspartei von Verteidigungsminister Ehud Barak hatten in Israel ein Regierungsbündnis beschlossen. Damit schien eine Parlamentsmehrheit für Benjamin Netanjahu sicher. Durch das Bündnis bekam Netanjahu rein rechnerisch eine Mehrheit von 66 der 120 Sitze im Parlament. Auf dem Sonderparteitag der Arbeitspartei lieferten sich Gegner und Befürworter einer Regierungsbeteiligung einen heftigen Schlagabtausch. Dennoch stimmten die Delegierten dem Beitritt zu einer rechtsgerichteten Regierung zu.

Krieg im Gaza-Streifen

Seit dem 27. Dezember 2008 griff die israelische Luftwaffe wieder Ziele im Gazastreifen an. Laut Israels Führung hatte sie zum Ziel, die Hamas entscheidend zu schwächen. Vorausgegangen waren Raketenangriffe der Hamas auf israelische Grenzdörfer. In der Woche zuvor hatte die israelische Armee rund 300 Raketen und Mörsergranaten gezählt, die radikale Palästinenser vom Gazastreifen aus abgefeuert hatten.

Die schwersten Bombardements seit Jahren im Gazastreifen trafen die Palästinenser unvorbereitet: Mindestens 1.400 Opfer sind nach palästinensischen Angaben zu beklagen, über 5.000 Menschen wurden verletzt. Zehntausende verloren ihr Hab und Gut.

Militante Palästinenser setzten ihre Angriffe gegen Israel ebenfalls fort. Aus dem Gazastreifen feuerten sie weiterhin Raketen auf Israel ab. Die Hamas suchte bei ihren Raketenabschüssen bewusst die Deckung in der Zivilbevölkerung. Sie benutzte Kinder, Frauen und Alte als Schutzschild für sich, um den Militärschlag der israelische Armee international anzuprangern. Israel nahm die toten und verletzten Zivilisten wiederum in Kauf, um die Hamas zu bekämpfen.

Nach einer Woche heftiger Luftangriffe hatte Israel am 3. Januar 2009 eine Bodenoffensive gestartet. Israels Truppen drangen in den Gazastreifen vor und umzingelten Gaza-Stadt.

Die humanitäre Lage hatte sich zusehends im abgeriegelten Gazastreifen verschlechtert. Die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten, Strom und Wasser war zusammengebrochen. Krankenhäuser konnten die Flut an Verletzten kaum noch beherrschen, Medikamente und Verbandsmaterial wurden knapp.

Der UN-Sicherheitsrat hatte nach einer Dringlichkeitssitzung in New York einen sofortigen Stopp aller Militäraktionen im Gaza-Streifen gefordert. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon appellierte erneut an Israelis und Palästinenser, die Gewalt sofort zu beenden. Er habe deswegen auch mit den übrigen Partnern des Nahost-Quartetts telefoniert, teilten die Vereinten Nationen in New York mit.

Nach tagelangem Ringen hatte sich der Sicherheitsrat am 9. Januar 2009 auf eine Resolution verständigt. Mit 14 Ja-Stimmen wurde die Resolution 1860 vom Sicherheitsrat angenommen, die USA enthielten sich. Eine sofortige, dauerhafte und voll respektierte Waffenruhe im Gaza-Krieg ist der Kern der UN-Resolution 1860.

In der Resolution brachte die Staatengemeinschaft ihre Sorge über die Eskalation der Gewalt und das Leid der betroffenen Menschen zum Ausdruck. Gefordert wurde ein unverzüglicher, dauerhafter Waffenstillstand, der zu einem vollständigen Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen führen sollte. UN-Mitgliedstaaten wurden aufgerufen, sich dafür einzusetzen, dass der illegale Waffenschmuggel unterbunden und die Grenzübergänge wieder geöffnet werden. Ausdrücklich verurteilt wird jegliche Gewalt gegen Zivilpersonen. Der Sicherheitsrat forderte die ungehinderte Anlieferung und Verteilung humanitärer Hilfsgüter in Gaza, einschließlich Lebensmittel, Treibstoff und Medizinische Versorgung. Hilfsorganisationen müssten Zugang zum Gazastreifen erhalten. Der Sicherheitsrat rief zu erneuerten und dringenden Bemühungen der Parteien und der internationalen Gemeinschaft auf, einen umfassenden Friedensvertrag abzuschließen.

Ungeachtet der Resolution des Weltsicherheitsrates wurden die Kämpfe im Gazastreifen fortgesetzt. Ägypten bemühte sich in Gesprächen mit Israel und Hamas um einen Waffenstillstand.

Am 17. Januar 2009, drei Wochen nach Beginn der Kampfhandlungen, hatte Israel eine einseitige Waffenruhe im Gaza-Krieg verkündet. Ab Sonntag, 2 Uhr Ortszeit, würden seine Soldaten nicht mehr schießen, sagte Ministerpräsident Ehud Olmert. „Die Ziele, die vor Beginn der Operation festgelegt wurden, sind vollständig erreicht worden – und noch mehr“, sagte Olmert.

Die Hamas im Gazastreifen verkündeten einen Tag später einen einwöchigen Waffenstillstand. Jetzt wurde das ganze Leid und die ganze Zerstörung für die Welt sichtbar: In der Region wurden über 22.000 Häuser zerstört, die Sachschäden wurden auf bis zu zwei Milliarden Dollar geschätzt.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon war in die Region gereist, um Gespräche mit der israelischen Regierung zu führen und sich ein Bild von den Zerstörungen im Gazastreifen zu machen. Ban zeigte sich schockiert: „Es ist herzzerreißend, es ist schockierend, mir fehlen die Worte.“ Zugleich verurteilte er die exzessive Gewaltanwendung durch Israel und palästinensische Extremisten. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch prangerten die Verwendung von Phosphorbomben und Splittergeschossen an.

Israels Armee hatte den Gazastreifen komplett verlassen. Die Truppen sollten aber im Grenzgebiet in Alarmbereitschaft bleiben. Die Lage im Gazastreifen ist weiterhin extrem angespannt.

Die vereinbarte Waffenruhe ist immer wieder brüchig: Nach einem Beschuss durch palästinensische Raketen hatte Israel wieder Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen geflogen. Die Hamas übernahm keine Verantwortung für die neuen Angriffe, zu denen sich meist kleinere militante Gruppen bekannten.

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2008: Israel riegelt Gazastreifen ab

Die erneute Eskalation der Gewalt im Gazastreifen stellte den gerade begonnenen Friedensprozess im Nahen Osten schon wieder in Frage. Seit Anfang des Jahres 2008 wurden etwa 450 Kassem-Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert, was dutzende von Verletzten in Israel forderte. Israel Reaktion erfolgte prompt: Israel flog wieder Luftangriffe und hatte die Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen hermetisch abgeriegelt. Auch Ägypten hielt die Übergänge zum Gazastreifen geschlossen. Betroffen waren auch die Übergänge, die für die Belieferung mit Treibstoff und Hilfsgütern genutzt wurden. Hilfsorganisationen warnten vor schwerwiegenden Folgen der Blockade für die Bewohner im Gaza-Streifen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon setzte sich persönlich bei Ministerpräsidenten Ehud Olmert für ein Ende der Abriegelung ein, forderte aber gleichzeitig auch ein Ende des Raketenbeschusses aus dem Gaza-Streifen.

Die Bewohner des Gebiets litten unter einem akuten Versorgungsmangel. Es fehlte an Energie, Nahrungsmitteln und Medikamenten.

Nach einer Lockerung der Grenzsperren durch Israel wurde die Stromversorgung in der Stadt Gaza nach nahezu zweitägiger Unterbrechung wieder aufgenommen. Israelische Tanklastwagen brachten 700.000 Liter Kraftstoff über die Grenze. Weitere Lastwagen transportierten Gasflaschen und Medikamente.

Der Weltsicherheitsrat beriet ohne Ergebnis über die Lage im Gazastreifen. In dem Dauerkonflikt fand der Rat wegen der verhärteten Fronten zwischen den Beteiligten und ihren Verbündeten keine gemeinsame Linie mehr.

Zehntausende von Palästinensern waren über niedergerissene Absperrungen ins ägyptische Rafah gestürmt. Wegen der Abriegelung des Gazastreifens durch Israel deckten sie sich in Ägypten mit Bedarfsgütern ein. Die Sprengung der Grenze nach Ägypten stellt eine weitere Eskalation im Kräftemessen zwischen Hamas auf der einen und gemäßigten Palästinensern und Israel auf der anderen Seite dar. An der durchbrochenen Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen eskaliert die Lage: Ägyptische Polizisten hatten begonnen, die Palästinenser gewaltsam zurückzudrängen.

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2007: Bürgerkrieg zwischen Hamas und Fatah im Gazastreifen

Im Gazastreifen und dem Westjordanland tobte zwischen dem 12. und 15. Juni 2007 wieder ein blutiger Bürgerkrieg: Palästinenser kämpften gegen Palästinenser. Trotz des gemeinsamen Feindes Israel zog sich der Konflikt zwischen radikal-islamistischer Hamas und „weltlicher“ Fatah wie ein Graben durch die Bevölkerung. Der Terror zwischen den militanten Gruppen innerhalb von Hamas und Fatah entwickelt sich mit gegenseitigen Morden und ernsten Zerstörungen chaotisch. Gesetzlosigkeit und Anarchie erreichten immer größere Ausmaße.

Die Ursachen für den Hass reichen dabei schon Jahrzehnte zurück. Die Fatah, 40 Jahre lang die mächtigste und lange Zeit auch alleinige politische Kraft der Palästinenser, hatte in den Augen der Hamas jämmerlich versagt. Die Hamas lehnt alles ab, wofür die Fatah steht, die Fatah sei nur eine Marionette der USA und Israels. Die Islamisten der Hamas verachten die säkularen Fatah-Mitglieder als korrupt und verwestlicht.

Es geht dabei um die Macht in Palästina, um die Entscheidungsgewalt, um die Frage, wie und mit welchen Methoden ein palästinensischer Staat errichtet werden kann.

Das Problem ist, dass es zwei Machtzentren gibt, die sich beide auf demokratische Wahlen berufen können. Im Januar 2005 wurde der neue Palästinenser-Präsident, Machmud Abbas, gewählt, 2006 gewann die Hamas die Parlamentswahlen.

Die Fatah drohte jetzt mit einem Rückzug aus der gemeinsamen Regierung mit der Hamas. Auch der Rücktritt der Abgeordneten stand zur Diskussion. Die vor drei Monaten gebildete Koalition galt als Versuch, den Machtkampf im Zaum zu halten. Mehrere Aufrufe zu einer Waffenruhe führten nicht zu einer Beruhigung der Lage.

Während die Hamas-Kämpfer langsam den Gazastreifen eroberten, hatten sie im Westjordanland wenig Chancen. Dort sitzt die Fatah von Präsident Mahmoud Abbas fest im Sattel. Die palästinensischen Gebiete – auf beiden Seiten Israels gelegen – leiden aufgrund strenger israelischer Reisebeschränkungen nach der zweiten Intifada 2000 unter ihrer Trennung. Eine Übernahme der Hamas im Gazastreifen könnte die räumliche Teilung politisch festschreiben. Die Hoffnung auf einen Staat Palästina wäre damit weitgehend zerschlagen.

Zwei Drittel der Menschen im Gazastreifen leben in Armut, die Arbeitslosigkeit ist hoch. Der internationale Finanzboykott nach dem Wahlsieg der Hamas hatte die Krise verschärft.

Nachdem die Hamas am 15. Juni 2007 die Kontrolle über den Gazastreifen übernommen hatte, löste Palästinenserpräsident Mahmud Abbas das Kabinett der nationalen Einheit auf. Zudem rief er den Notstand aus. Die Hamas akzeptiert die Entlassung ihrer Regierung nicht. Ministerpräsident Hanija lehnte die Bildung eines eigenen Staates im Gazastreifen ab.

Präsident Abbas hatte am 17. Juni 2007 eine Notstandsregierung unter Ministerpräsident Salam Fajad vereidigt. Die neue Regierung war damit ohne jedes Mandat: Die Parlamentswahl 2006 wurde von der Hamas gewonnen.

Die Hamas bezeichnete die neue Notstandsregierung als illegal.  Die Regierungsmitglieder traten ihre Ämter ohne die von der Verfassung vorgeschriebene Billigung des Parlaments an, das von der Hamas dominiert wurde. Abbas hatte dies am am Tag zuvor mit einem Notstandsdekret ermöglicht. Die Europäische Union sowie die Vereinigten Staaten sagten der neuen palästinensischen Regierung ihre Unterstützung zu.

Entwicklungen nach dem Bürgerkrieg

Einen Monat nach der gewaltsamen Machtübernahme der radikal-islamischen Hamas stand die Wirtschaft im Gazastreifen vor dem Zusammenbruch. Dies vermeldete die „Financial Times Deutschland“ am 14. Juli 2007. 80 Prozent der rund 3.000 Produktionsbetriebe wurden mangels Rohmaterialien geschlossen.

„Die palästinensische Industrie in Gaza verliert jeden Tag eine halbe Million US-Dollar“, so Amer Hamad, Vizepräsident der Palästinensischen Industrievereinigung. 25.000 Beschäftigte seien bereits entlassen worden. Die massiven Engpässe waren durch die Schließung des Güterterminals Karni entstanden. Er wurde bis zur Hamas-Übernahme im Juni von Angestellten der Palästinensischen Autonomiebehörde betrieben, die der Fatah nahe stehen.

Israel war nicht bereit, mit der Hamas zusammenzuarbeiten. Deshalb wurden lediglich Hilfsgüter über einen anderen Übergang, Kerem Schalom, durchgelassen. In Gaza gab es folglich nur noch Grundnahrungsmittel wie Mehl oder Zucker, die die Hilfsorganisationen einführten, sowie das, was in Gaza selbst angebaut wurde.

Als Zeichen der Unterstützung für den bedrängten Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas hatte Israel am 20. Juli 2007 etwa 250 inhaftierte palästinensische Kämpfer, meist Mitglieder der gemäßigten Fatah-Organisation, freigelassen. Dies wurde bei einem Treffen zwischen dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert und Abbas in Jerusalem vereinbart. Olmert bestätigte zudem, dass Israel künftig 178 gesuchte Fatah-Kämpfer nicht mehr verfolgen will. Im Gegenzug müssten die Militanten auf Gewalt gegen Israel verzichten und ihre Waffen bei der palästinensischen Autonomie-Behörde abgeben.

Tony Blair vermittelt im Nahost-Konflikt

Der britische Ex-Premier Tony Blair ist seit dem 27. Juni 2007 neuer Sondergesandter des so genannten „Nahost-Quartetts“. In dieser Mission traf Blair mit dem palästinensischen Präsidenten Abbas, dem israelischen Präsidenten Peres sowie dem israelischen Premier Olmert zusammen. Blair erklärte, der Antrittsbesuch in der Region sei seine Chance, zuzuhören, zu lernen und nachzudenken.

Die Meinungen über den neuen Sondergesandten gingen allerdings weit auseinander: Die israelische Regierung sieht Blairs Aufgabe allein darin, Geld zu sammeln und die palästinensischen Institutionen wieder aufzubauen. Nobelpreisträger und Präsident Peres spricht hingegen von der Hoffnung auf Frieden: „Im Grunde glaube ich, dass es ein echtes Fenster der Möglichkeiten gibt, um Frieden zu erreichen. Deshalb müssen wir alle Tony helfen, die Dinge kraftvoll und deutlich anzugehen. Und er wird seine Beziehungen und sein Ansehen zur Lösung einer komplizierten Situation einsetzen.“ Gespräche über jüdische Siedlungen, Grenzverlauf und die Flüchtlingsfrage wollte die Regierung Olmert aber allein führen. Die Palästinenser dagegen hofften auf umfassende Verhandlungen unter Vermittlung des britischen Ex-Premiers: Das Mandat müsse sich an den Gegebenheiten orientieren, nicht an getroffenen Absprachen.

Wie sein israelischer Amtskollege Shimon Peres hatte sich auch der palästinensische Präsident Mahmud Abbas in einem Zeitungsinterview optimistisch gezeigt, dass ein Friedensabkommen zwischen Israel und den Palästinensern bis Ende 2008 erzielt werden könnte. „Die Amerikaner sind entschlossen, die Parteien noch während der Amtszeit von Präsident Bush zu einer Einigung zu bringen“, sagte Abbas der in Tel Aviv erscheinenden Tageszeitung Maariv. „Sie wollen eine Übereinkunft zwischen Israel und den Palästinensern im kommenden Jahr.“ Abbas erklärte, er habe dies persönlich aus dem Mund von George W. Bush und dessen Außenministerin Condoleezza Rice gehört. Die Grundzüge einer Einigung müssten einen palästinensischen Staat in den Grenzen von 1967 mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt und eine Lösung für die palästinensischen Flüchtlinge umfassen.

Nahost-Gipfel in Annapolis

Der Nahost-Gipfel in Annapolis (USA) am 27. November 2007 sollte dem Friedensprozess zwischen Israel und Palästinensern neue Impulse geben. Vertreter von mehr als 40 Ländern, darunter das Nahost-Quartett, die G8 und die wichtigsten arabischen Staaten, nahmen an der Nahostkonferenz teil. Deutschland war durch Außenminister Frank-Walter Steinmeier vertreten. Die Konferenz war die bisher größte Anstrengung der Bush-Regierung, eine Einigung in der Region zu erzielen. US-Präsident George W. Bush hoffte, dass die Nahostkonferenz in Annapolis Ausgangspunkt für Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern wird. Bush appellierte an die Beteiligten „ihre Anstrengungen zu verdoppeln, um den Traum vom Frieden Wirklichkeit werden zu lassen“.

Die Palästinenser wollten in Annapolis die drei zentralen Punkte, nämlich das Rückkehrrecht der Flüchtlinge, die Gebietsverteilung im Westjordanland sowie den Status von Jerusalem auf die Agenda bringen. Israel seinerseits wollte aber nur die Schaffung eines unabhängigen palästinensischen Staates besprechen und verlangte vor einem Abkommen die Auflösung der militanten Palästinenser-Gruppen. Die Hamas verurteilten das Nahost-Treffen von Annapolis auf einer gemeinsamen Protestkonferenz in Gaza-Stadt einhellig. Der palästinensische Präsident Machmud Abbas habe nicht das Recht, Konzessionen zu machen.

Israelis und Palästinenser wollten in einem in letzter Minute erreichten Fahrplan einen neuen Anlauf zu Friedensverhandlungen starten – mit dem Ziel eines friedlichen Nebeneinanders in zwei Staaten. Bis Ende 2008 sollte dieses Ziel erreicht werden. Die Verhandlungen sollen am 12. Dezember 2007 starten und unter Aufsicht der USA stattfinden. Das vereinbarten der israelische Regierungschef Ehud Olmert und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas am 27. November 2007 bei der Nahost-Konferenz.

Es handelte sich um die ersten direkten und konkreten Friedensverhandlungen beider Seiten seit sieben Jahren. Bush, Olmert und Abbas warnten gleichermaßen vor den Risiken auf dem Weg zum Frieden. Jeder müsse „schmerzhafte Kompromisse“ machen, sagte Bush. Israelis und Palästinenser verpflichteten sich auch dazu, die Forderungen des internationalen Friedensplans von 2003, der so genannten Road Map zu erfüllen. Die USA wollten den Friedensprozess begleiten und überwachen.

Die Kernaussagen der gemeinsamen Erklärung im Wortlaut:

„Wir bringen unsere Entschlossenheit zum Ausdruck, – Blutvergießen, Leiden und jahrzehntelange Konflikte zwischen unseren Völkern zu beenden; – in eine neue Ära des Friedens einzutreten, auf der Grundlage von Freiheit, Sicherheit, Gerechtigkeit, Würde, Respekt und gegenseitiger Anerkennung; – eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit zu verbreiten; – uns gegen Terrorismus und Aufwiegelung zu stellen, gleichgültig ob auf Seiten der Palästinenser oder der Israelis. Wir vereinbaren, sofort und in gutem Glauben bilaterale Verhandlungen zu starten, um einen Friedensvertrag zu schließen, der alle ausstehenden Fragen löst und ohne Ausnahme alle Kernfragen einschließt, wie sie in früheren Abkommen genannt wurden. Wir stimmen darin überein, uns auf energische, fortlaufende und andauernde Verhandlungen einzulassen und wir werden alle Anstrengungen unternehmen, bis Ende 2008 ein Abkommen zu schließen.“

Nach Verhandlungen unter der Schirmherrschaft des saudi-arabischen Königs Abdullah haben sich Hamas und Fatah auf die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit am 8. Februar 2007 in Mekka geeinigt.

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2006: Libanonkrieg

Die Ära Ariel Scharons endete plötzlich nach seinem zweiten schweren Schlaganfall. Als Scharon 2001 Ministerpräsident wurde, hafteten ihm noch Etiketten wie Bulldozer oder Sturkopf an, er galt als Reizfigur. Mit dem Abzug Israels aus dem Gazastreifen wurde allerdings klar, dass Scharon treibende Kraft im Friedensprozess war. Scharon hatte Israel seinen Stempel aufgedrückt und seine Chancen, erneut zum Ministerpräsidenten gewählt zu werden, waren groß.

Nur drei Wochen später, am 25. Januar 2006, hatten die Palästinenser die als Terrororganisation eingestufte Hamas-Bewegung mit absoluter Mehrheit an die Macht gewählt. Hamas ist die Abkürzung für Harakat al Mukawamah al Islamijah (Islamische Widerstandsbewegung) und bedeutet auf arabisch aber auch so viel wie „Glaubenseifer“.

Die Niederlage der bisherigen Regierungspartei Fatah hatte sich abgezeichnet: Nach ihrer Übernahme der Autonomiebehörde hatte sich Arafats Partei zu einem korrupten Apparat entwickelt, der seinen Teilhabern Geld und Posten verschaffte, darüber aber die Interessen der breiten Bevölkerung vergessen hat. Demgegenüber hatte die Hamas gezeigt, wie soziale Institutionen aufgebaut und unterhalten werden, die den verarmten Palästinensern zugute kommen. Anstelle der von der gemäßigten Fatah befürworteten Zweistaatenlösung reklamiert die Hamas auch das gesamte israelische Gebiet für einen Staat Palästina.

Noch-Regierungschef Ahmed Kureia von der Fatah-Organisation erklärte am 26. Januar 2006 seinen Rücktritt. Die Fatah lehnte ein Regierungsbündnis mit der Hamas ab.

Israel reagierte mit klarer Ablehnung. Nach einer Krisensitzung mit Spitzen der Armee und der Sicherheitskräfte unter Leitung von Interimsministerpräsident Ehud Olmert erklärte die Regierung: „Der Staat Israel wird nicht mit einer palästinensischen Regierung verhandeln, der eine bewaffnete terroristische Organisation angehört, die zur Zerstörung Israels aufruft.“ Israel werde „unter allen Umständen mit eiserner Faust überall den Kampf gegen den Terrorismus fortsetzen“.

Europa und die Vereinigten Staaten waren angesichts des überwältigenden Wahlsiegs der Radikalislamisten besorgt: Der Triumph der Hamas könnte unabsehbaren Folgen für den Nahostfriedensprozess haben. Das sogenannte Nahost-Quartett aus UN, USA, EU und Russland rief in einer  Erklärung zum Gewaltverzicht auf.

Wie der nahöstliche Friedensprozess wieder aufgenommen werden könne, war angesichts dieses Erdrutsches zunächst einmal unklar. Unklar war auch, wer demnächst Israel regiert, denn auch dort wartete man auf Wahlen. Sie waren für den 28. März 2006 geplant.
 

Ehud Olmert gewinnt Parlamentswahl mit Kadima

Israel hatte gewählt und die neue Kadima-Partei zur stärksten Kraft gemacht. „Israel will die Kadima!“, rief der amtierende Ministerpräsident Ehud Olmert in der Nacht zum 29. März 2006, als er sich zum Sieger erklärte. Er wiederholte seine Absicht, notfalls ohne Abstimmung mit den Palästinensern die endgültigen Grenzen Israels festzulegen.

Der Vorsprung der von Regierungschef Ariel Scharon gegründeten Partei fiel bei einer schwachen Wahlbeteiligung jedoch geringer aus als erwartet. Nach der Auszählung aller Stimmen kam die Kadima-Partei auf 29 der insgesamt 120 Sitze im Parlament. Die Kadima hatte sich erst im November unter Führung Scharons vom Likud-Block abgespalten. Nun gewann sie die Parlamentswahl. Auf dem zweiten Platz landete mit 20 Sitzen die Arbeiterpartei unter ihrem neuen Parteichef Amir Peretz. Die Likud-Partei stellte nur noch elf Abgeordnete und wurde von der ultraorthodoxen Shas-Partei (13 Sitze) und der ultranationalistischen Israel Beitenu (Unser Haus Israel) überholt. Für Likud-Chef Benjamin Netanjahu war das Ergebnis eine schwere Niederlage. Die Wahlbeteiligung erreichte mit 63,2 Prozent einen neuen historischen Tiefstand.

An Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas gerichtet sagte Olmert, seit nun Tausenden von Jahren strebten die Juden danach, sich im ganzen Land Israel eine Heimat zu schaffen. „Aber unter Anerkennung der Realität und der Umstände sind wir zu Kompromissen bereit“, sagte der 60-Jährige. Teile Israels könnten aufgegeben werden, damit die Palästinenser ihren Traum von einem eigenen Staat erfüllen könnten. Sollten sich die Palästinenser jedoch nicht in Richtung Frieden bewegen, würde Israel sein Schicksal selbst in die Hand nehmen und seine endgültigen Grenzen selbst festlegen. Dies soll Olmert zufolge bis 2010 geschehen.

Der palästinensische Ministerpräsident Ismail Hanija wies Olmerts Plan zurück. Hanija sagte: „Meine Regierung lehnt jeglichen einseitigen Plan Israels ab.“ Eine israelische Regierung, die „nicht die legitimen Rechte der Palästinenser anerkennt, einen eigenen Staat einzurichten, kann niemals Frieden oder eine Lösung des Konflikts in der Region erzielen“, sagte Hanija.

Libanonkrieg

Bei einem Angriff auf den Übergang zum Gazastreifen im Gebiet des Kibbuz „Kerem Shalom“ am 25. Juni 2006 hatten bewaffnete Palästinenser der Hamas und der „Popular Resistance Committees“ (PRC) zwei israelische Soldaten getötet und ein Soldat entführt. Vier Soldaten wurden verletzt. Israel betrachtete die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) unter der Regierung der Hamas allein verantwortlich für den Überfall und für das Schicksal des entführten israelischen Soldaten.

In der Nacht zum 28. Juni 2006 hatte Israel eine Militäroffensive in den Gazastreifen gestartet. Nachdem die radikale libanesische Hisbollah-Miliz (Partei Gottes), die von Syrien und Iran unterstützt wird, die Entführung zweier israelischer Soldaten bekannt gegeben hatte, waren israelische Truppen auch in den Libanon eingerückt.

Am 11. August 2006 gelang es dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, die Resolution 1701 zum Libanon-Krieg einstimmig zu verabschieden. Der Beschluss des Gremiums, dem 15 Länder angehören, ist völkerrechtlich bindend. Tagelang hatte das Gremium um den Text gerungen.

Seit dem 14. August 2006 schwiegen die Waffen. Sowohl Israel als auch Hisbollah hatten der Resolution zugestimmt.

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2005: Abbas wird Nachfolger von Arafat

Im Januar 2005 hatte sich PLO-Chef Mahmud Abbas zum Sieger der palästinensischen Präsidentenwahl erklärt. Mindestens zwei Drittel der Wähler hatten für Abbas als Nachfolger des gestorbenen Jassir Arafat gestimmt. Der Menschenrechtler Mustafa Barguti, der als aussichtsreichster Rivale von Abbas galt, erzielte 24 Prozent der Stimmen.

Israel setzte nach dem Wahlsieg von Abbas auf ein neues Kapitel in den Beziehungen mit den Palästinensern. Nach den Angaben der Wahlkommission gaben etwa 70 Prozent der registrierten Wähler ihre Stimme ab.

Auf dem israelisch-palästinensischen Gipfeltreffen im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich war ein erster Durchbruch im Nahost-Friedensprozess erzielt worden: Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon und der palästinensische Präsident Mahmud Abbas verkündeten am 8. Februar 2005 eine gegenseitige Waffenruhe.

Abbas sagte: „Wir sind übereingekommen, alle Gewalttaten gegen Palästinenser und Israelis, wo auch immer, einzustellen.“ Mit der Waffenruhe sei eine neue Chance auf Frieden entstanden.

Der gastgebende ägyptische Präsident Husni Mubarak sagte, beide Seiten zeigten den ernsten Wunsch, wahrhaft zusammenzuarbeiten. „Die Mission ist nicht unmöglich. Wenn der Weg auch lang ist, haben wir heute den ersten Schritt getan.“

Ein weiteres Ergebnis des Gipfels, an dem auch der jordanische König Abdullah teilnahm, war die Verpflichtung Israels, binnen drei Wochen die Kontrolle von fünf Städten im Westjordanland in die Hände der Palästinenser zu legen. Als erstes sollten die israelischen Truppen aus Jericho abziehen. Außerdem wurde die sofortige Freilassung von 500 Palästinensern vereinbart. Weitere 400 sollten später freigelassen werden.

UN-Generalsekretär Kofi Annan nannte die Einigung eine „Chance für die Wiederaufnahme des Friedensprozesses nach Jahren des Sterbens und Leidens“ im Nahen Osten.

Israel zieht sich aus dem Gazastreifen zurück

Am 12. September 2005 hatte Israel nach 38 Jahren die Besetzung des Gazastreifens vereinbarungsgemäß beendet. Zehntausende Palästinenser feierten den Abzug mit lautstarkem Jubel und Autokorsos.

Mit einem Großaufgebot an Polizei und Soldaten hatte Israel die 21 Siedlungen in Gaza geräumt. Trotz des heftigen Widerstands der Siedler blieb ein Aufschrei der israelischen Öffentlichkeit aus. Die Palästinenser hofften nun auf den Wiederaufbau, auf Arbeit und Stabilität. Am 20. Februar 2005 hatte die israelische Regierung den Abkopplungsplan mit 17 zu fünf Stimmen angenommen. Die Räumung der Siedlungen begann am 15. August 2005

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2004: Israel baut Mauer und beschließt Abzug aus dem Gazastreifen

Anhörungen zur Sperranlage Israels in den besetzten Gebieten vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag

Vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag haben die Anhörungen zur Sperranlage Israels in den besetzten Gebieten im Februar 2004 begonnen. Die Palästinenser sprechen von einer Schändung des Völkerrechts, während Israel die Maßnahme als Mittel gegen den Terrorismus bezeichnet. Die UNO-Generalversammlung hatte das höchste juristische Organ der Vereinten Nationen mit der Aufforderung angerufen, ein Gutachten zu der umstrittenen Anlage zu erstellen. Als Vertreter der palästinensischen Delegation erklärte Nasser al-Kidwa zu Beginn der Anhörungen, der Bau der Anlage sei im Widerstreit mit dem humanitären Völkerrecht. Die Palästinenser verlören nicht nur den direkten Zugang zu Wasser, Gesundheitseinrichtungen und Schulen. Auch würden Agrarland und Gebäude beschädigt oder zerstört. Im Weiteren müsse das israelische Vorgehen als groß angelegte Enteignung palästinensischen Besitzes betrachtet werden.

Israel nahm nicht mit offiziellen Vertretern an den Anhörungen teil. Das Land will allerdings nichts von einem offiziellen Boykott wissen und erinnert daran, dass es eine schriftliche Stellungnahme abgegeben hat, was auch andere Staaten getan haben. Die Regierung Sharon ist der Meinung, dass sie angesichts der Terroranschläge der Palästinenser ein Recht auf Selbstverteidigung habe. Anderseits findet die Regierung, der Internationale Gerichtshof sei nicht das richtige Instrument, um die rechtlichen Konsequenzen der Anlage zu prüfen.

Ungeachtet schärfster palästinensischer und internationaler Proteste hatte Israel ein knappes Drittel seiner umstrittenen Sperranlage im Westjordanland bereits gebaut. Gut 200 Kilometer lang ist die Befestigung. Sie besteht zum größten Teil aus einem elektronisch gesicherten, hohen Zaun mit einem tiefen Graben. Nach UN-Angaben werden mehr als 274.000 Palästinenser nach Abschluss des Baus in kleinen Enklaven eingeschlossen sein. Hunderttausende weiterer Palästinensern werden durch die Anlage auf dem Weg zu Arbeitsplätzen, Feldern, Krankenhäusern und Schulen behindert.

Israel hat mit dem Bau der Grenzmauer in den palästinensischen Gebieten gegen Völkerrecht verstoßen. Zu diesem Ergebnis kommt der Internationale Gerichtshof in Den Haag im Juli 2004 in einem Gutachten um das er von der UN-Vollversammlung gebeten worden war.

Israel tötet Hamas-Gründer Ahmed Jassin

Die israelische Armee hatte am 22. März 2004 den Gründer der Hamas, Scheich Ahmed Jassin, bei einem Luftangriff auf Gaza getötet. Laut Augenzeugen feuerten Hubschrauber am Morgen drei Raketen auf den im Rollstuhl sitzenden 67-Jährigen, als dieser gerade die Moschee verließ. Sieben weitere Palästinenser wurden laut Krankenhausangaben getötet. Wie der Rundfunk berichtete, ordnete der israelische Regierungschef Ariel Scharon die Tötung persönlich an und überwachte sie. Der bewaffnete Arm der Hamas kündigte Vergeltung an.

Scheich Ahmed Jassin gründete 1987 die radikale Palästinenserorganisation Hamas und galt als eine Schlüsselfigur im unerbittlichen Kampf radikaler Palästinenser. 1991 verurteilte ihn ein israelisches Militärgericht wegen mehrfachen Mordes und Anstiftung zur Gewalt zu lebenslanger Haft. Acht Jahre später wurde der Jassin auf Drängen Jordaniens in die Freiheit entlassen und sofort nach Jordanien abgeschoben. Zunächst rief er zur Mäßigung auf und begrüßte die Annäherung der Hamas an die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) von Jassir Arafat, später rief er seine Landleute dann immer wieder zu einem kompromisslosen Kampf gegen Israel auf.

Die Palästinenser-Regierung verurteilte das Attentat scharf. „Dies ist ein wahnsinniger und sehr gefährlicher Akt. Jassin war bekannt für seine Mäßigung und hat die Hamas kontrolliert“, sagte Ministerpräsident Ahmed Kurei. Die radikale Palästinenserorganisation Hamas hatte nach dem tödlichen Angriff auf Jassin die Tötung „hunderter“ Israelis angekündigt. In Gaza begleiteten zehntausende Menschen Jassins Sarg.

Die gezielte Tötung von Ahmed Jassin war weltweit auf Kritik gestoßen. Die Europäische Union reagierte mit ungewöhnlich deutlichen Worten. „Israel hat kein Recht zu außergesetzlichen Tötungen“, betonten die EU-Außenminister in Brüssel einer gemeinsamen Erklärung. Die gezielte Tötung des Hamas-Gründers habe „die Situation angeheizt“. Die arabischen Regierungen verurteilten die Aktion ausnahmslos. Die US-Regierung rief die Parteien in einer ersten Reaktion dazu auf, Ruhe zu bewahren.

Israel tötet Jassin-Nachfolger Abdel Asis Rantisi

Knapp einen Monat nach der Liquidierung des Hamas-Gründers Scheich Ahmed Jassin hatte Israel ungeachtet weltweiter Kritik auch dessen Nachfolger Abdel Asis Rantisi getötet.
Rantisi und zwei seiner Leibwächter wurden in einem Auto in Gaza-Stadt mit einer israelischen Rakete tödlich verletzt, wie Palästinenser und Israelis berichteten. Bei dem Trauerzug zehntausender Palästinenser schworen militante Organisationen Rache.

Die US-Regierung äußerte sich besorgt, sprach Israel aber ein „Recht auf Selbstverteidigung“ zu. Auf einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats hatten mehr als 40 Mitgliedsstaaten die gezielte Tötung von Hamas-Führer Rantisi durch Israel scharf kritisiert. Angesichts der Verhärtung der Lage im Nahen Osten hatte die Europäische Union die USA und Israel aufgefordert, alles zu unterlassen, was den Friedensfahrplan gefährden könnte.

Das Völkerrecht verbietet, unbewaffnete Zivilisten militärisch gezielt anzugreifen. Deren „Tötung jeder Art“ ist nach der Vierten Genfer Konvention von 1949 untersagt. Selbst ein „Kombattant“ darf nur angegriffen werden, wenn er sich etwa bewaffnet als solcher zu erkennen gibt und „unmittelbar“ an Feindseligkeiten teilnimmt. Eine „Hinrichtung“ ohne Gerichtsverfahren untersagt der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte von 1966, den auch Israel ratifiziert hat. „Jeder hat ein angeborenes Recht auf Leben“, heißt es darin. Tötungen sind allenfalls nach einem rechtskräftigen Urteil erlaubt.

UN-Sicherheitsrat fordert von Israel Ende der Häuserzerstörung

Seit Beginn des israelischen Militäreinsatzes in der Nacht zum 18. Mai 2004 wurden in der „Operation Regenbogen“ in Rafah und Umgebung insgesamt bereits mehr als 40 Palästinenser getötet. Mehr als tausend Palästinenser wurden durch die Zerstörung ihrer Häuser durch die Armee obdachlos.

Auslöser des Einsatzes, mit dem der Waffenschmuggel aus Ägypten unterbunden werden soll, war die Tötung von fünf israelischen Soldaten durch die Palästinensergruppe Islamischer Dschihad. Israel beschuldigte unterdessen auch die iranische Regierung, Waffen in den Gazastreifen einzuschmuggeln. Einheiten der israelischen Armee spürten im südlichen Gazastreifen regelmäßig Tunnel auf, durch die zwischen Ägypten und Rafah Waffen, Munition und Sprengstoffe für die palästinensischen Terrororganisationen Hamas und PFLP geschmuggelt werden.

In einer völkerrechtlich bindenden Resolution hatte der UN-Sicherheitsrat am 19. Mai 2004 von Israel verlangt, die Zerstörung palästinensischen Wohnraums sofort einzustellen. Der von arabischen Staaten eingebrachte Entwurf wurde mit 14 von 15 Stimmen angenommen. Die USA, die israelkritische Beschlüsse bisher meist mit ihrem Veto verhindert hatten, enthielten sich der Stimme und ließen die Resolution somit passieren.

Uno Sicherheitsrat: Resolution 1544 (deutsch)

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2003: Roadmap für Zweistaatenlösung

Das palästinensische Parlament hatte am 20. April 2003 den Reformpolitiker Mahmud Abbas zum neuen Regierungschef gewählt und damit den Weg für eine Wiederaufnahme des Nahost-Friedensprozesses frei gemacht. Bei ihrer Sitzung in Ramallah billigten die Abgeordneten auch das neue Kabinett. Der palästinensische Präsident Jassir Arafat hatte monatelang versucht, die Ernennung von Abbas zu verhindern – er galt als gemäßigt und war der Wunschkandidat der USA.

Das Nahost-Quartett (USA, EU, UN und Russland) hat am 30. April 2003 den für den Nahen Osten angekündigten Friedensplan an Israel und die Palästinenser übergeben. Das von den USA als „Roadmap“ (Fahrplan) bezeichnete Friedenskonzept sieht die Gründung eines unabhängigen Palästinenserstaats bis Ende 2005 in mehreren Stufen vor.

Ziel der Roadmap ist die Verwirklichung einer Zweistaatenlösung: Israel und ein unabhängiger demokratischer und lebensfähiger palästinensischer Staat, die Seite an Seite in sicheren und anerkannten Grenzen leben. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen billigte die Roadmap am 19. November 2003 und rief die Konfliktparteien, Israel und die Palästinenser, dazu auf, den Verpflichtungen nachzukommen, die in der Roadmap niedergelegt sind. Bis heute ist die Roadmap nicht vollständig umgesetzt.

Voraussetzung dafür war jedoch eine Beendigung der Gewalt, die in den vergangenen Jahren in der Region über 2.300 Palästinensern und mehr als 700 Israelis das Leben gekostet hat.

Das israelische Kabinett hatte dem Friedensplan des Nahost-Quartetts zugestimmt. Nach israelischen Angaben stimmten zwölf Minister der Regierung von Ariel Scharon für und sieben gegen den Plan. Vier Kabinettsmitglieder enthielten sich der Stimme. Scharon bezeichnete die Entscheidung als „ersten Schritt“ eines jahrelangen Friedensprozesses. Es ist das erste Mal in der Geschichte des israelischen Staates, dass eine Regierung formell einer Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates zustimmt.

Beim Nahost-Gipfel in Akaba (Juni 2003) nähern sich Israelis und Palästinenser an: Israels Ministerpräsident Ariel Scharon signalisiert, den von US-Präsident George W. Bush vorgelegten Friedensplan zu unterstützen. Der palästinensische Regierungschef Mahmud Abbas wollte im Gegenzug seine Landsleute zum Ende der Gewalt gegen die Israelis aufrufen. Präsident Bush hatte sich nach den Nahost-Gesprächen zufrieden, aber nicht euphorisch geäußert. „Ich bin ein Meister der niedrigen Erwartungen. Wir haben erreicht, was wir gehofft hatten, unsere Erwartungen wurden erfüllt“, sagte Bush. Das erste Gipfeltreffen mit Israelis und Palästinensern sei „ein guter Start“ gewesen. Es war ein Fortschritt. Von einem großen Erfolg sprechen wir, wenn zwei Staaten in Frieden Seite an Seite leben.“ Zehntausende ultrarechter Israelis demonstrierten in Jerusalem gegen eine Verwirklichung des Plans.

Die Bemühungen um eine Friedensordnung werden von den radikalen Palästinenserorganisationen bis heute torpediert. Bei einem Überfall auf einen Armeeposten im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Gazastreifen sind am 8. Juni 2003 vier israelische Soldaten und drei palästinensische Angreifer erschossen worden. Zu dem Angriff bekannten sich die drei größten extremistischen Organisationen der Palästinenser, die in einem gemeinsamen Flugblatt ihre Entschlossenheit zur Fortsetzung der Intifada bekräftigten. In einer gemeinsamen Erklärung bekannten sich die Hamas, der Islamische Dschihad und die Al-Aksa-Brigaden zu dem Überfall. Jede Organisation habe einen der Täter gestellt, hieß es in einem Flugblatt.

Darauf reagierte Israel mit gezielten Anschlägen auf Hamas-Führer: Israelische Kampfhubschrauber feuerten Raketen auf das Auto des militanten Hamas-Führer Abdel Asis Rantisi ab. Rantisi und 30 weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt, drei Palästinenser starben.

Fatah, Hamas und Islamischer Dschihad verkünden Waffenstillstand

Nach den beiden radikalen Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad hatten auch die Fatah von Palästinenserpräsident Jassir Arafat einen sofortigen Waffenstillstand verkündet. Der Islamische Dschihad und die Hamas setzten ab sofort „sämtliche Militäroperationen“ aus, hieß es in der gemeinsamen Erklärung. Bedingung sei, dass Israel seine „Aggressionen“ beende, die Besatzungspolitik gegenüber der Bevölkerung und Palästinenserpräsident Arafat einstelle und mehr als 5.000 Gefangene freilasse.

Israel und die Palästinenser hatten daraufhin erste Schritte zur Umsetzung des internationalen Friedensplans unternommen. Die israelische Armee begann am 29. Juni 2003 mit dem Abzug aus dem Norden des Gazastreifens. Nach dem Abzug der israelischen Truppen hatten die Palästinenser die Kontrolle über einen Teil des nördlichen Gazastreifens übernommen. Polizeikräfte errichteten in der Ortschaft Beit Hanun mehrere Kontrollposten.

Waffenstillstand wieder am Ende – Schwerer Anschlag erschüttert Israel

19. August: Bei einem der schwersten Anschläge seit Beginn der Intifada hatte ein Selbstmordattentäter in Jerusalem mindestens 19 Menschen, darunter vier Kinder, mit in den Tod gerissen und 120 weitere verletzt. Der Attentäter sprengte sich in einem Bus in die Luft, der Gläubige von der Klagemauer abholen sollte. Als Reaktion riegelte die israelische Armee in der Nacht die palästinensischen Autonomiegebiete ab, Regierungschef Ariel Scharon setzte sämtliche Kontakte zu den Palästinensern aus. Zu dem Anschlag bekannten sich die Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad, die im Juni eine Waffenruhe verkündet hatten.Die Hamas erklärte, das Attentat sei die Antwort auf einen Angriff der israelischen Armee in Nablus Anfang August, bei dem zwei Hamas-Mitglieder und ein Mitglied des Islamischen Dschihad ums Leben kamen.
Ministerpräsident Ariel Scharon legte sämtlichen Kontakte mit den Palästinensern auf Eis. Der palästinensische Regierungschef Mahmud Abbas verurteilte den Anschlag als „schrecklich“ und brach sämtliche Kontakte zu Hamas und Islamischem Dschihad ab.

In Reaktion auf den Terroranschlag auf einen Linienbus in Jerusalem hatte Israels Armee den Hamas-Führer Ismail Abu Schanab in Gaza bei einem Raketenangriff getötet. Daraufhin hat die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas israelische Orte mit Mörsern und Kurzstreckenraketen angegriffen und die von ihnen erklärte Waffenruhe aufgekündigt.

Rücktritt des Ministerpräsidenten Mahmud Abbas – Ahmed Kurei wird Nachfolger

Palästinenserpräsident Jassir Arafat hatte das Rücktrittsgesuch von Ministerpräsident Mahmud Abbas angenommen. Für den Friedensprozess im Nahen Osten galt das als schwerer Rückschlag. Während sich die EU tief besorgt zeigte und den Rücktritt Abbas als einen Rückschlag für die Friedensbemühungen sah, hielten die USA an der Roadmap fest.

Der palästinensische Ministerpräsident Ahmed Kurei hatte zu einer Beendigung der Gewalt und zu einer internationalen Konferenz zur Wiederbelebung des Nahost-Friedensprozesses aufgerufen.

 

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2002: Erklärung von Madrid

Die USA, die EU, die UNO und Russland hatten in ihrer Erklärung von Madrid im April 2002 Israel zum sofortigen Rückzug aus den Palästinensergebieten aufgefordert. Palästinenserpräsident Jassir Arafat wurde aufgerufen, die Terroranschläge gegen Israelis zu unterbinden.

Die acht führenden Industriestaaten (G8) hatten zum Abschluss ihres Gipfeltreffens in Kanada ihr Engagement für einen Frieden im Nahen Osten bekräftigt, die Forderung der USA nach einer Ablösung von Palästinenser-Präsident Jassir Arafat jedoch nicht aufgenommen. In einer Erklärung sprachen sie sich für zwei Staaten im Nahen Osten aus.

Mit einer deutlichen Mehrheit hatte die UN-Vollversammlung Israel aufgefordert, sich aus den besetzten palästinensischen Gebieten zurückzuziehen. Zugleich verurteilte die Vollversammlung in der angenommenen Resolution Gewalttaten gegen israelische wie auch gegen palästinensische Zivilisten.

US-Präsident George W. Bush hatte einen Nahost-Friedensplan – die sogenannte Roadmap – angekündigt, sobald die Palästinenser ihren designierten Ministerpräsidenten Mahmud Abbas im Amt bestätigten. Die Roadmap beinhaltet mehrere Stufen und Ziele, die von allen Parteien akzeptiert werden müssen. Unter anderem sollte Israel einen palästinensischen Staat anerkennen und sein Siedlungsprogramm in den seit 1967 besetzten Gebieten stoppen. Die arabischen Staaten sollten sich gegen den Terrorismus stellen, ein friedliches und demokratisches Palästina unterstützen und sich verpflichten, in Frieden mit Israel leben zu wollen.

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2001: Entspannung und Attentate

Unter dem Eindruck des 11. September 2001 hatten Israelis und Palästinenser erstmals konkrete Schritte in Richtung Entspannung unternommen. Der damalige palästinensische Präsident Jassir Arafat verkündete einen einseitigen Waffenstillstand, der damalige israelische Verteidigungsminister Binjamin Ben Elieser ordnete daraufhin den Stopp militärischer Aktionen gegen die Palästinenser an. Die Armee kündigte ferner den sofortigen Rückzug aus palästinensisch kontrollierten Gebieten an.

Israels Außenminister Schimon Peres und Palästinenserpräsident Jassir Arafat hatten sich in Gaza auf Maßnahmen geeinigt, die zu einer Entspannung in dem Konflikt führen sollen. Beide versprachen „maximale“ Anstrengungen» zur Beruhigung der Lage. Unter anderem vereinbarten sie bei ihrem ersten Treffen seit der Ausrufung einer Waffenruhe die Wiederaufnahme der Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich. Außerdem sollte ein Komitee eingesetzt werden, das die Umsetzung der Waffenruhe überwachen soll.

Die vereinbarte Waffenruhe sollte nicht lange halten. Die Ermordung des israelischen Tourismusministers Rechawam Zeevi im Oktober 2001 hatte im Nahen Osten wieder eine neue Welle der Gewalt ausgelöst. Ministerpräsident Scharon hatte die palästinensische Autonomieregierung ultimativ zur Auslieferung der Verantwortlichen für Zeevis Ermordung aufgerufen. Zugleich drohte Scharon den Palästinensern offen mit Krieg. Die radikal-islamistische Organisation Hamas reagierte mit blutigen Selbstmordanschlägen in Jerusalem und Haifa, bei denen 26 Israelis getötet und etwa 210 zum Teil lebensgefährlich verletzt wurden.

Israels Regierung brach nach weiteren Attentaten die Kontakte zu Jassir Arafat ab. Die mutmaßlichen Mörder des israelischen Tourismusministers wurden durch die palästinensische Autonomiebehörde festgenommen.

Der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan verurteilte die Gewalt im Nahen Osten scharf. Die Palästinenser müssten mit den Terroranschlägen aufhören, der Staat Israel mit der „illegalen Besetzung“ der Autonomiegebiete. Der Weltsicherheitsrat erkannte erstmals die Existenz eines Palästinenserstaates an. Nach immer neuen Selbstmordattentaten hatten israelische Truppen erstmals direkt das Hauptquartier Arafats in Ramallah angegriffen und es besetzt. Arafat wurde unter Hausarrest gestellt.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen drückte seine „schwere Besorgnis“ über die Eskalation der Lage im Nahen Osten aus. Er forderte Israel zum Rückzug aus Ramallah und anderen palästinensischen Städten auf. US-Präsident George W. Bush hatte Israels Führung erneut eindringlich aufgefordert, ihre Truppen in den besetzten Gebieten zurückzuziehen. Zugleich kritisierte Bush Palästinenserpräsident Jassir Arafat in ungewöhnlich scharfen Worten. Arafat versage in seiner Führungsrolle und lasse sein Volk im Stich. Dennoch hatte Israel seine Militäroffensive gegen die Palästinenser fortgesetzt.

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Glossar zum Nahostkonflikt

Al-Aqsa Moschee

Moschee auf dem Hügel Haram al-Scharif (Ehrwürdiges Heiligtum) / Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem. Sie ist die drittwichtigste Moschee des Islam nach der Al-Haram-Moschee in Mekka und der Prophetenmoschee in Medina. In unmittelbarer Nähe steht der Felsendom.

Fatah-Bewegung

Mächtigste Fraktion innerhalb der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), die heute Teile des Westjordanlands kontrolliert. Im Rahmen des Osloer Friedensprozesses erkannte die Fatah 1993 das Existenzrecht Israels an, bekannte sich zum Friedensprozess und schwor dem Terrorismus als politischem Mittel ab.

Vetternwirtschaft und Korruption nach Jahrzehnten an der Macht waren die Hauptvorwürfe gegen die Fatah, weshalb sie viele Palästinenser:innen bei den Parlamentswahlen 2006 nicht wählten. Die Wahl gewann stattdessen die radikalislamische Hamas.

Felsendom

Heilige Stätte des Islam auf dem Haram al-Scharif (Ehrwürdiges Heiligtum) / Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem. Der Felsendom ist keine Moschee, sondern ein Schrein für den Felsen, von dem aus der Prophet Mohammed in den Himmel aufgestiegen sein soll. In der Nähe befindet sich die al-Aqsa Moschee.

Gazastreifen

Ein 365 Quadratkilometer großer Küstenstreifen am Mittelmeer zwischen Ägypten und Israel, den Israel im Junikrieg 1967 besetzt hatte. Im Sommer 2005 räumte Israel alle jüdischen Siedlungen im Gazastreifen und zog seine Soldat:innen von dort ab. Der Gazastreifen ist Teil der palästinensischen Autonomiegebiete. Seit 2006 ist die radikalislamische Hamas im Gazastreifen an der Macht. Die Grenzen kontrolliert jedoch weiterhin Israel. Im Gazastreifen kommt es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Israel und Palästinenser:innen. Rund zwei Millionen Menschen wohnen im Gazastreifen, davon sind die meisten Flüchtlinge und deren Nachkommen.

Hamas

Arabisch für „Begeisterung, Eifer“. Name einer radikalislamischen Organisation, die besonders im Gazastreifen aktiv ist und zu Beginn der Ersten Intifada 1987 gegründet wurde. Die Hamas vertritt eine strikte Auslegung des Islam, lehnt das Existenzrecht Israels ab und verfügt über einen militanten Flügel, der Raketenangriffe, Entführungen und Selbstmordattentate auf israelische Ziele verübt.

2005 begann sich die Hamas als politische Partei in Konkurrenz zur Fatah-Bewegung zu formieren. Seit 2007 kontrolliert sie den Gazastreifen. Dort ist die Hamas auch als karitative Organisation für die Palästinenser:innen tätig. Die Hamas wird von den USA, der EU und Israel als Terrororganisation eingestuft.

Intifada

Arabisch für „sich erheben, abschütteln“. Als Intifada werden zwei palästinensische Aufstände gegen die israelische Besatzungsmacht bezeichnet. Die Erste Intifada dauerte von 1987 bis 1993, die Zweite Intifada, auch Al-Aqsa-Intifada genannt, von 2000 bis 2005.

Palästina

Palästina ist der ursprüngliche Name eines Gebietes an der südöstlichen Mittelmeerküste, welches das heutige Israel, Teile des heutigen Jordaniens, den Gazastreifen und das Westjordanland umfasste.

Heute bezeichnen die Palästinenser den Gazastreifen und Teile des Westjordanlands als Staat Palästina. Bei den Vereinten Nationen besitzt Palästina Beobachterstatus und es wird von vielen Staaten der Welt anerkannt, jedoch nicht von allen. Auch Deutschland hat Palästina nicht offiziell anerkannt.

Der Staat Palästina umfasst eine Fläche von rund 6.000 Quadratkilometern. Dort leben etwa fünf Millionen Menschen. Ost-Jerusalem wird als Hauptstadt beansprucht.

Der Streit um das ursprüngliche Gebiet Palästinas zwischen Juden und Palästinensern ist der Kern des Nahostkonflikts, wobei es weitere Konfliktdimensionen außer der Frage nach dem Territorium gibt.

Palästinensische Autonomiebehörde (PA)

Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) wurde während des Osloer Friedensprozesses 1994 eingerichtet, um formal Regierungsfunktionen wie die palästinensische Selbstverwaltung zu übernehmen. Seit 2013 wird offiziell der Begriff „Staat Palästina“ statt „Palästinensische Autonomiebehörde“ verwendet, auch wenn die PA weiterhin mit ihren Organen existiert. In Deutschland ist bis heute der Begriff „Palästinensische Autonomiebehörde“ gebräuchlich. Seit 2005 ist Mahmud Abbas Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde.

Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO)

Die Palästinensische Befreiungsorganisation (Englisch: Palestine Liberation Organization) wurde 1964 als Vertretung des palästinensischen Volkes gegründet. Sie besteht als Dachorganisation mit mehreren Fraktionen, wobei die Fatah-Bewegung die stärkste Fraktion darstellt.

Von 1969 bis 2004 war Jassir Arafat PLO-Vorsitzender. In dieser Zeit radikalisierte sich die PLO und verübte zahlreiche Terroranschläge. Der größte außenpolitische Erfolg der PLO war die Anerkennung als „Repräsentant des palästinensischen Volkes“ durch die Vereinten Nationen im Jahre 1974. Im Rahmen des Osloer Friedensprozesses erkannte die PLO 1993 das Existenzrecht Israels an, bekannte sich zum Friedensprozess und schwor dem Terrorismus als politischem Mittel ab.

Seit Arafats Tod ist der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas neuer PLO-Vorsitzender. Mit Erstarken der Hamas im Gazastreifen ab der Ersten Intifada 1987 verlor die PLO und deren Fatah-Fraktion ihre alleinige Vormachtstellung. Seit 2007 kontrolliert sie zwar Teile des Westjordanlands, nicht aber den Gazastreifen.

UNRWA

Die UNRWA (Englisch: United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East) ist das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten. Es wurde nach dem ersten israelisch-palästinensischen Krieg 1949 zur Betreuung der palästinensischen Flüchtlinge im Westjordanland, im Gazastreifen, im Libanon, in Jordanien und Syrien gegründet. UNRWA hat den Auftrag, den ursprünglich rund 500.000 und inzwischen 5,8 Millionen registrierten Palästina-Flüchtlingen (Stand: 2022) Unterstützung und Schutz zu gewähren. Zu ihren Tätigkeitsfeldern gehören unter anderem die Lagerinfrastruktur- und verbesserung, Bildung, medizinische Versorgung und soziale Dienste.

Westjordanland

Gebiet westlich des Jordans, im Englischen auch „Westbank“ genannt, das im Junikrieg 1967 von Israel erobert wurde und seither unter israelischer Militärverwaltung steht. Heute sind circa 60 Prozent des Gebiets von Israel besetzt, die übrigen 40 Prozent bilden zusammen mit dem Gazastreifen die palästinensischen Autonomiegebiete. Das palästinensische Westjordanland wird von der Fatah-Bewegung kontrolliert.

Das Westjordanland hat eine Fläche von etwa 5.800 Quadratkilometern und eine geschätzte Einwohnerzahl von 2,5 Millionen palästinensischen und 500.000 jüdischen Siedlern (Stand: 2022).

Seit dem Osloer Friedensprozess ist das Westjordanland in A-, B- und C-Gebiete aufgeteilt. A-Gebiete stehen unter palästinensischer Polizei- und Zivilkontrolle, B-Gebiete unter israelisch-palästinensischer Polizei und palästinensischer Zivilkontrolle sowie C-Gebiete unter israelischer Polizei- und Zivilkontrolle.

Zionismus

Zionismus ist eine politisch-religiöse Bewegung mit dem Ziel, einen jüdischen Nationalstaat in Palästina zu errichten. Theodor Herzl gilt als der Begründer der zionistischen Bewegung. Er veröffentlichte 1895 sein Hauptwerk „Der Judenstaat“. 1897 wurde die Zionistische Weltorganisation gegründet.

Linksammlung

Quellen & weitere Infos

Literaturempfehlungen

  • Asseburg, Muriel: Palästina und die Palästinenser. Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart, 2. Aufl., München 2022.
  • Asseburg, Muriel/Busse, Jan: Der Nahostkonflikt. Geschichte, Positionen, Perspektiven, 4. Aufl., München 2021 (4. Auflage).
  • Jörn Böhme, Jörn/Sterzing, Christian: Kleine Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts, 9. Aufl., Frankfurt/M. 2022.
  • Brenner, Michael: Israel. Traum und Wirklichkeit des jüdischen Staates, 2. Aufl., München 2017.
  • Croitoru, Joseph: Al-Aqsa oder Tempelberg. Der ewige Kampf um Jerusalems Heilige Stätten, München 2021.
  • Johannsen, Margret: Der Nahost-Konflikt, 4. Aufl., Wiesbaden 2017.
  • Timm, Angelika (Hrsg.): 100 Dokumente aus 100 Jahren. Teilungspläne, Regelungsoptionen und Friedensinitiativen im israelisch-palästinensischen Konflikt (1917–2017), Berlin 2017.
  • Zadoff, Noam: Geschichte Israels. Von der Staatsgründung bis zur Gegenwart, München 2020.

Linktipps und Informationsquellen

Überblicksangebote zum Nahostkonflikt

Online-Zeitungen und -Magazine

Länderinformationen

Israelische Perspektive auf den Nahostkonflikt

Palästinensische Perspektive auf den Nahostkonflikt

Friedensinitiativen

Menschenrechtsorganisationen   

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Vortragsreihe Nahost-Konflikt

Hintergründe und offene Fragen

Ist Antizionismus antisemitisch und wenn ja, wann?

Donnerstag, 18. April 2024, 18 Uhr, hybrid (Vortrag: Prof. Dr. Uffa Jensen, Berlin)

Die Geschichte des Nahen Ostens, Formen des Antisemitismus, palästinensische und israelische Gesellschaft, Völkerrecht, Perspektiven… Nicht immer ist es einfach, die Bilder und Nachrichten zum Nahost-Konflikt einzuordnen und zu bewerten. Die Württembergische Landesbibliothek hat zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft eingeladen, um zur sachlichen Einordnung der aktuellen Situation beizutragen. Die Erkenntnisse der Forschenden sind gefragt. Wir laden Sie ein, deren Erkenntnisse kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Weitere Termine: Mo, 29. April | Do, 16. Mai | Mo, 27. Mai | Fr, 7. Juni | Do, 11. Juli 2024
(Hybrid: Zugangslink: https://bitbw.webex.com/meet/wlb)

Programm der Veranstaltungsreihe (Württembergische Landesbibliothek)
Flyer der Veranstaltungsreihe (PDF, nicht barrierefrei)

Unterrichtsmaterial zum israelisch-palästinensischen Konflikt

Es ist nicht einfach, den israelisch-palästinensischen Konflikt im Unterricht angemessen zu behandeln – einerseits wegen der Komplexität und der Dauer des Konfliktes, andererseits aufgrund der starken Emotionen, die das Thema bei Jugendlichen (und Lehrkräften) auslösen kann. Doch es gibt eine Reihe von Büchern, Filmen, Planspielen oder Arbeitsblättern, die eine Annäherung erleichtern. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an Unterrichtsmaterial.

Erklärvideo

Konfliktanalyse Israel - Palästina (Nahost)

Um Konflikte konstruktiv bearbeiten zu können, muss man sie verstehen. Diesem Gedanken folgend veröffentlicht die Servicestelle Friedensbildung Baden-Württemberg Analysen aus friedenpädagogischer Sicht für zahlreiche Länder weltweit, auch zum israelisch-palästinensischen Konflikt.

Planspiel

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Abbildung -PL (UN-)Frieden in Nahost
Planspiel

PL (UN-)Frieden in Nahost

Mit diesem Planspiel lässt sich eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates zum israelisch-palästinen...

LpB
Stuttgart 2016 , 67 Seiten
Der Artikel ist nicht lieferbar.
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Filme

Animationsfilm: Der magische Ballon (2022)
Sandra Dajani lebt als Palästinenserin in Jordanien. Sie erzählt in ihrem Animationsfilm die Geschichte eines gehbehinderten Mädchens, das mit einem gelben Luftballon die Abmachung trifft, dass er in die weite Welt fliegen darf, um ihr hinterher seine Erlebnisse zu erzählen. Für die Klassenstufen 7 bis 13.
www.planet-schule.de

Dokumentationsfilm: Nahost (2016)
Der Film verfolgt die Chronologie des „Dauer-Konflikts“ im Nahen Osten von seinen Anfängen bis in die heutige Zeit und wirft auch ein Licht auf die machtpolitischen Interessen anderer Parteien an diesem Konflikt. Zum Film bietet „Planet Schule“ Hinweise zum Unterrichtsablauf, verschiedene Arbeitsblätter und Rollenkarten für ein Rollenspiel an. Für die Klassenstufen 9 bis 13.
www.planet-schule.de

Film: Jerusalem. Konflikte um die Heilige Stadt (2013)
Ein Blick in die belebten Gassen der Altstadt von Jerusalem führt in die Problematik des Zusammenlebens der Bevölkerungs- und Religionsgruppen ein. Zum Verständnis des israelisch-palästinensischen Konfliktes zeigen Karten die Stadtentwicklung seit 1948. Ein Film für alle Schulen ab der siebten Klasse mit Unterrichtsblatt und Arbeitsmaterialien.
www.wbf-medien.de

Lehrfilm: Der Nahostkonflikt (2011)
Woher kommt dieser Konflikt? Wer sind die Konfliktparteien und warum scheinen die Positionen so unvereinbar? Was sagt das Völkerrecht zum Nahostkonflikt und welche Lösungen sind möglich? Der Lehrfilm „Der Nahostkonflikt“ beantwortet diese Fragen und gibt einen Einblick in die Geschichte dieses zentralen außenpolitischen Themas. Die DVD enthält zwei Versionen, eine komplexe für Sekundarstufe II und eine vereinfachte für Sekundarstufe I, sowie pädagogisches Begleitmaterial.
www.schulfilme-online.de

Unterrichtsmaterialien

Digitale Bildungsangebote der Bildungsstätte Anne Frank zum Terror in Israel
Die Bildungsstätte Anne Frank bietet zu festen Terminen digitale Angebote zum Terror in Israel. Die Zielgruppe sind Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte an Schulen und Multiplikator:innen der Jugendarbeit.

Lehrmaterial: Antisemitismus erkennen und begegnen („BITTE WAS?!“)
Die Materialien der Kampagne „BITTE WAS?! Kontern gegen Fake und Hass“ vermittelt Hintergrundwissen zu Antisemitismus und Impulse zur Positionierung gegen antisemitische Stereotype.

KIgA – Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus: Materialien und Beratungsangebote
Unter der Überschrift „Politische Bildunf für die Migrationsgesellschaft“ bietet die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus ein breites Spektrum an Materialien sowie Beratungsangebote zum Thema Antisemitismus.

Nahost: Geschichte – Konflikt – Wahrnehmungen (polis aktuell 5/2022)
Die Magazin-Ausgabe „polis aktuell 5/2022" ist eine gemeinsame Publikation von Zentrum polis und „erinnern.at". Lehrkräfte bekommen darin eine Einführung ins Themenfeld Nahost und zu dessen Behandlung im Unterricht.

Lehr- und Lernmaterial zum Nahostkonflikt und Antisemitismus (2020)
Auf der Webseite von anders-denken.info finden Sie Empfehlungen für den Unterricht über die Themen „Nahostkonflikt und Antisemitismus". Denn viele Lehr- und Lernmaterialien zur Thematisierung des Nahostkonflikts sind nicht frei von problematischen Bildern und fördern zum Teil sogar antisemitische Ressentiments. Insbesondere Lehrkräfte müssen sich mit Kriterien für „gutes Lehrmaterial“ in diesem Kontext beschäftigen.

Methoden für die für die antisemitismus- und rassismuskritische Bildung (Bildungsbausteine)
Die Handreichung des Vereins Bildungsbausteine e.V. ermöglicht eine multiperspektivische Auseinandersetzung mit geschichtlichen, strukturellen und aktuellen Schnittmengen von Antisemitismus und Rassismus bzw. verschiedenen Rassismen.

Über Israel sprechen. Der Nahostkonflikt in der Bildungsarbeit (ufuq.de)
Der Nahostkonflikt ist auch in Schulen ein wiederkehrendes Thema. Dabei geht es nicht nur um den Konflikt an sich und die Ereignisse vor Ort, sondern auch um Geschichte und Gegenwart in Deutschland. Die Arbeitshilfe soll Lehrkräfte unterstützen, den Nahostkonflikt im Unterricht und Schulalltag zu behandeln.

Wahrnehmen – Benennen – Handeln (2019)
Handreichung zum Umgang mit Antisemitismus an Schulen: Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen und macht leider auch vor unseren Schultüren nicht Halt. Schulen spiegeln immer gesellschaftliche Entwicklungen wider. Die Handreichung möchte Schulen und alle am Schulleben beteiligten Menschen unterstützen, einen kompetenten Umgang mit Antisemitismus zu finden.

Unterrichtsmaterial zum Dokumentationsfilm: Nahost (2016)
Der Film verfolgt die Chronologie des „Dauer-Konflikts“ im Nahen Osten von seinen Anfängen bis in die heutige Zeit und wirft auch ein Licht auf die machtpolitischen Interessen anderer Parteien an diesem Konflikt. Zum Film bietet „Planet Schule“ Hinweise zum Unterrichtsablauf, verschiedene Arbeitsblätter und Rollenkarten für ein Rollenspiel an. Für die Klassenstufen 9 bis 13.

Der Nahe Osten: Nahostkonflikt (2013)
Auf der Webseite unterrichtsmaterial-aktuell.de finden Sie Unterrichtsmaterial, Zahlenbilder und Audiomaterial zum Nahostkonflikt und seiner Geschichte, geeignet für die Sekundarstufe II.

Friedenschancen im Nahen Osten? (2006)
Bundeszentrale für politische Bildung, aus der Reihe „Themenblätter im Unterricht“; obwohl manche Angaben überholt sind, lassen sich manche Arbeitsblätter, in denen es um grundlegende Positionen im Nahostkonflikt geht, noch im Unterricht verwenden.

Religion und Gewalt? (2002) 
Bundeszentrale für politische Bildung, aus der Reihe „Themenblätter im Unterricht“; die Arbeitsblätter behandeln das grundlegende Verhältnis zwischen den unterschiedlichen Weltreligionen und Gewalt.

Angebote der Bundeszentrale für politische Bildung

Unterrichtsmaterial zum Überfall der Hamas auf Israel
Der Krieg im Nahen Osten beschäftigt Menschen weltweit, auch die Schülerinnen und Schüler. Das macht die Auseinandersetzung mit diesem Konflikt, seinen dramatischen Nachrichten und zum Teil verstörenden Bildern aus Israel im Unterricht umso wichtiger. Die BpB bietet verschiedene Materialien zum Thema.

Krieg in Nahost – Politikstunde zur aktuellen Situation in Israel
Drei Wochen nach den terroristischen Anschlägen auf Israel durch die Hamas spricht die BpB mit dem Reiseleiter Uriel Kashi zur aktuellen Lage in Jerusalem und möchte in Erfahrung bringen, wie es den Menschen vor Ort geht.

Autorin des Haupttextes: Dr. Muriel Asseburg (Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin); weitere Teile des Dossiers: Internetredaktion LpB BW | letzte Aktualisierung: April 2024.

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