Hitlerputsch: 8./9.11.1923

Am 9. November 1923 versuchte Adolf Hitler in München zum ersten Mal, politische Macht zu erlangen. Sein Putschversuch wurde blutig niedergeschlagen.

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Die Ausgangslage für den Hitler-Putsch

Bayern und hier insbesondere München waren nach den besonderen Erfahrungen von Revolution und Räterepublik anfällig für rechte Agitation und antidemokratische Strömungen gewesen. Hinzu kam eine föderalistische und eher reichsfeindliche Tradition. Rechtsgerichtete Koalitionsregierungen prägten die bayerische Innenpolitik. Der ehemalige Stabschef der Obersten Heeresleitung Erich Ludendorff und der Vorsitzende der NSDAP Adolf Hitler formierten sich im September im „Deutschen Kampfbund“, dessen Programm das Ziel einer nationalen Diktatur zur inneren Reinigung Deutschlands und der Wiederherstellung alter Weltmachtstellung verkündete.

Nach dem Abbruch der Ruhrkämpfe im September 1923 erklärte die bayerische Landesregierung den Ausnahmezustand für Bayern. Außerdem erwog sie, militärisch gegen die Reichsregierung vorzugehen. Es folgte die Ernennung des ehemaligen Ministerpräsidenten und Kopf des bayerischen Rechtskonservatismus, Gustav Ritter v. Kahr, zum mit außerordentlichen Exekutivvollmachten ausgestatteten Generalstaatskommissar. Kahr machte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen die Demokratie und die angebliche „rote Reichsregierung“. 

Bayern bricht mit dem Reich

Nach einem Artikel im „Völkischen Beobachter“ gegen Reichspräsident Friedrich Ebert und den Chef der Heeresleitung, Hans von Seeckt, forderte Reichswehrminister Otto Geßler das Verbot des „Völkischen Beobachters“, dem Sprachrohr der NSDAP. Der Kommandeur der bayerischen Reichswehrdivision, Otto von Lossow, sollte das Verbot durchsetzen. Lossow weigerte sich jedoch, dem Befehl nachzukommen und wurde daraufhin seines Amtes enthoben. Daraufhin unterstellte er die bayerische Division seinem alleinigen Kommando und vereidigte sie auf Bayern und seine Regierung. Damit war der offene Bruch mit dem Reich vollzogen.

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Hitler nutzt die bayerische Situation aus

Am Abend des 8. November 1923 stürmten Hitler und seine Gefolgsleute der NSDAP eine geplante Kundgebung des nationalistischen und monarchistischen Generalsstaatskommissars Gustav von Kahrs vor bürgerlich-nationalistischem Publikum im Münchner Bürgerbräukeller. Die SA umstellte das Lokal, Hitler ließ den Saal mit einem Maschinengewehr in Schach halten und verschaffte sich mit einem Pistolenschuss in die Decke Gehör. Sie erklärten die Reichsregierung für abgesetzt und verkündeten eine nationale Revolution. Noch in der Nacht trafen Kahr, Lossow und der Chef der bayerischen Landespolizei Hans Ritter von Seißer Maßnahmen zur Unterdrückung des Putsches.

Der Umsturzversuch scheitert

Am Morgen des 9. November 1923 musste Hitler erkennen, dass sein Umsturzversuch isoliert bleiben würde. Um 12 Uhr marschierten Hitlers Anhänger unter Erich Ludendorffs und Hitlers Führung vom Bürgerbräukeller ab. Hitler versuchte mit einem Marsch auf die Münchner Feldherrnhalle die Staatsgewalt an sich zu reißen. Der Aufstand endete im Kugelhagel: Um 12:45 Uhr fielen unter ungeklärten Umständen Schüsse. Vier Polizisten und 16 Demonstranten kamen an diesem Tag ums Leben. Hitler entkam leicht verletzt, wurde aber am 11. November 1923 festgenommen.

Strafe für Hitler fällt glimpflich aus

Im Frühjahr 1924 stand Hitler dann unter Hochverratsanklage in München vor Gericht. Allerdings gelang es ihm, sich im Laufe des Prozesses aufgrund seiner rhetorischen Fähigkeiten vom Angeklagten zum Ankläger hochzustilisieren. Mit der Begründung, dass bei einem Mann, „der so deutsch denkt und fühlt wie Hitler“ und der sich durch „rein vaterländischen Geist und edelsten Willen“ auszeichne, wurde es vom Gericht ausdrücklich abgelehnt, Hitler als verurteilten Ausländer aus Deutschland auszuweisen, wie es § 9 des Republikschutzgesetzes zwingend vorsah. Hitler wurde zu fünf Jahren Festungshaft wegen „Verbrechens des Hochverrats“ verurteilt.

In der Festung Landsberg diktierte Hitler seinen damaligen Mithäftlingen Emil Maurice und Rudolf Heß Teile des ersten Bandes seines Buches „Mein Kampf“. Ende 1924 wurde Hitler vorzeitig aus der Haft entlassen.

Ludendorff stand ebenfalls in München vor Gericht, wurde jedoch freigesprochen.

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Hintergrund: die sechs Krisen von 1923

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Letzte Aktualisierung: Oktober 2023, Internetredaktion LpB BW.

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