Dossier

Klimawandel

Ursachen – Folgen – Maßnahmen – aktuelle Studien

Die Wissenschaft ist sich einig, dass die Erde immer wärmer wird und der Klimawandel vom Menschen gemacht ist. Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden, haben sich 2016 alle UN-Mitgliedsstaaten im Pariser Klimaabkommen darauf geeinigt, die globale Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken.

Deutschland und die EU, aber auch die USA, Japan oder China möchten bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral werden. Doch Klimaaktivist:innen von „Fridays For Future“ oder „Die letzte Generation“ und Klimaexpert:innen drücken aufs Tempo: Sie fordern von der Politik, in der Klimapolitik schneller zu agieren. Der Abschlussbericht des Weltklimarats vom März 2023 macht ebenfalls deutlich, dass es höchste Zeit ist zu handeln. Dem Klimaschutzprogramm der Bundesregierung stellte der unabhängige Expertenrat für Klimafragen im August 2023 ebenfalls ein schlechtes Zeugnis aus. Es gab also viel zu tun für diejenigen, die ab 30. November 2023 an der Weltklimakonferenz (COP 28) der Vereinten Nationen in Dubai teilnahmen.

In diesem Dossier geben wir einen Überblick über den Klimawandel und seine Ursachen und Folgen, fassen neue Studien und Klimaberichte zusammen und gehen der Frage nach, wie die Staatengemeinschaft der Klimakrise begegnen möchte.

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Kurz & knapp: Klimawandel

  • Die Wissenschaft ist sich einig, dass die Erde immer wärmer wird und der Klimawandel vom Menschen gemacht ist. Bereits heute ist es weltweit durchschnittlich 1,1 Grad wärmer als zu vorindustriellen Zeiten. Das bestätigt auch der neueste Abschlussbericht des Weltklimarats vom März 2023.
  • Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden, haben sich 2016 alle UN-Mitgliedsstaaten im Pariser Klimaabkommen darauf geeinigt, die globale Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken.
  • Die Wissenschaftler:innen erwarten, dass eine globale Erwärmung von 1,5 Grad bereits um 2030 im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erreicht sein werde, zehn Jahre früher als noch 2018 angenommen. Um das im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5 Grad-Ziel noch zu erreichen, müssen die Treibhausgasemissionen bis 2030 halbiert werden.
  • Die Folgen des Klimawandels sind verheerend: Der Meeresspiegel steigt, die Schneedecke und sommerliche Eisdicke in der Arktis schmelzen. Naturkatastrophen wie Hitzewellen, Dürren, Stürme, Starkregen und Überschwemmungen nehmen zu. Landverlust aufgrund des steigenden Meeresspiegels, Wüstenbildung und Landdegradierung sowie Artensterben an Land und zu Wasser sind weitere Folgen. Millionen Klimaflüchtlinge wären dann keine Seltenheit mehr.

EU-Wahl 2024

Klimawahlcheck

Der Verein „Europeans for Climate Association“ aus Heidelberg hat eine Art Wahl-O-Mat für die EU-Wahl zu allen Themen rund ums Klima erstellt. Von Energie, über Verkehr bis hin zu Umweltschutz können Sie Ihre Positionen mit denen der Parteien abgleichen, die für Sie ins EU-Parlament ziehen wollen: Klimacheck

Woher weiß man, dass sich die Erde erwärmt?

Viele unabhängige Messungen zeigen, dass die Erde weltweit immer wärmer wird. So zeigen Messreihen, dass die Temperatur der Luft und der Meere immer höher wird, während die Gletscher immer weiter abschmelzen. Das Meereis rund um den Nordpol schmilzt sogar viel schneller, als Forscher:innen es vorhergesagt hatten. Die Klimaforscher:innen sind sich inzwischen einig, dass der Klimawandel vom Menschen gemacht ist. Deswegen spricht man in Abgrenzung vom natürlichen Klimawandel auch vom anthropogenen (menschengemachten) Klimawandel.

Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist eine Institution der Vereinten Nationen, auch als Weltklimarat bekannt. Sein sechster Sachstandsbericht von 2021/2022 macht klar: „Es ist eindeutig, dass der Einfluss des Menschen die Atmosphäre, den Ozean und die Landflächen erwärmt hat.“ In dazu gehörigen Synthesebericht vom März 2023 mahnt der IPCC zur Eile: Die nächsten Jahre seien entscheidend, um noch eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle sichern zu können.

Auch die Weltwetterorganisation (WMO) schlägt Alarm: Der aktuelle Bericht über den Zustand des Weltklimas 2022 von April 2023 zeigt die planetaren Veränderungen an Land, in den Ozeanen und in der Atmosphäre, die durch Rekordwerte bei den wärmespeichernden Treibhausgasen verursacht werden. Was die globale Temperatur betrifft, so waren die Jahre 2015-2022 die acht wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Das Abschmelzen der Gletscher und der Anstieg des Meeresspiegels – der 2022 erneut Rekordwerte erreichte – werden noch bis zu Tausende von Jahren anhalten. 2022 lag die globale Durchschnittstemperatur bereits bei 1,15 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Die Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad wird angesichts dieser Daten immer schwieriger.

Detaillierte Informationen über die Belege für den Klimawandel findet man auch auf der Seite www.klimafakten.de.

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Was ist die Ursache für den Klimawandel?

Ursache für den Klimawandel ist vor allem die erhöhte Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre. Diese Treibhausgase sorgen dafür, dass die Sonnenstrahlung, die von der Erdoberfläche reflektiert und eigentlich zurück ins Weltall geschickt würde, absorbiert, also aufgenommen wird. Die Wärmestrahlung bleibt somit in unserer Atmosphäre und heizt sie auf. Es gibt verschiedene Treibhausgase, zu den bekanntesten gehören Methan und Kohlenstoffdioxid (CO2) (Quelle: Umweltbundesamt).

97 Prozent der jährlichen globalen CO2-Emissionen sind laut des Weltklimarats (IPCC) natürlichen Ursprungs und damit Bestandteil des globalen natürlichen Kohlenstoffkreislaufs. Die Natur nimmt wieder auf, was sie emittiert. Laut des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) absorbieren Biosphäre und Ozeane einen Teil der Emissionen, der Rest — im Mittel 44 Prozent für 2008 bis 2017 — bleibt in der Atmosphäre. Seit der Industrialisierung ist der Anteil an Treibhausgasen in der Atmosphäre jedoch enorm gestiegen und kann nicht mehr auf natürlichem Wege ausgeglichen werden. Hier spielt vor allem der vom Menschen verursachte CO2-Ausstoß z.B. aus der Verbrennung fossiler Energiequellen eine große Rolle.

Noch immer steigen die CO2-Emissionen weltweit, auch wenn das Wachstum im Jahr 2022 mit 0,9 Prozent geringer ausfiel als angenommen. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) wurden 2022 36,8 Milliarden Tonnen energiebedingte CO2-Äquivalente ausgestoßen. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien wurden Treibhausgasemissionen zwar vermieden, die Emissionen aus Kohle und Öl steigen jedoch weiterhin an. Während in der Europäischen Union die Emissionen um 2,5 Prozent zurückgingen und in China konstant blieben, stiegen die Emissionen in asiatischen Schwellen- und Entwicklungsländern um 4,2 Prozent.

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Was sind die Folgen des Klimawandels?

Ohne deutliche Verminderungen der Treibhausgasemissionen könnte die globale Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100 um mehr als fünf Grad Celsius ansteigen, mit verheerenden Folgen für das Leben auf unserem Planeten. Wie der Weltklimarat IPCC bereits in seinem Bericht von 2018 feststellte, reichen auch die im Pariser Klimaabkommen von 2016 gesteckten Ziele nicht aus: Selbst wenn alle Ziele eingehalten würden, würde sich die Erde bis Ende des Jahrhunderts um rund drei Grad erwärmen.

Doch in den letzten Jahren gab es eher weniger als mehr Anstrengungen. Daher sind die Wissenschaftler:innen alarmiert und äußern sich deutlich im Synthesereport zum sechsten IPCC-Sachstandsbericht, der im März 2023 veröffentlicht wurde: Das 1,5-Grad-Ziel sei kaum noch zu erreichen. Wolle man eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft für alle sicherstellen, müsse man sofort handeln. Die bisherigen Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel seien zu wenig ambitioniert und weitreichend; überdies würden die Regierungen zu langsam agieren. Findet hier nicht ein sofortiges weltweites Umdenken und entschlossenes Handeln statt, wird die Erde sich bereits in den 2030er-Jahren um 1,5 Grad erwärmt haben. Aktuell liegt die Erwärmung bereits bei 1,1 Grad, was gravierende Auswirkungen auf die Natur und den Menschen in allen Regionen der Welt hat (Quelle: IPCC-Bericht März 2023).

Folgen des Klimawandels für Mensch und Natur

Der IPCC-Bericht vom Februar 2022 widmet sich ausführlich den Folgen des Klimawandels für Mensch und Natur. Die klare Botschaft der Arbeitsgruppe: „Die Auswirkungen, die wir heute sehen, treten viel schneller auf und sind zerstörerischer und weitreichender als vor 20 Jahren erwartet.“ Ihre Prognose: Naturkatastrophen wie Starkregen und Überschwemmungen, Waldbrände, Hitzewellen und Dürren nähmen überall auf der Welt zu. Das Wasser werde knapp, der Hunger werde zunehmen und damit werden sich auch mehr Menschen gezwungen sehen, ihre Heimat zu verlassen.

Insgesamt sind zwischen 3,3 und 3,6 Milliarden Menschen auf der Erde hochgradig anfällig für die negativen Folgen des Klimawandels, heißt es im Bericht. Am verwundbarsten seien West-, Zentral- und Ostafrika sowie Südasien, Zentral- und Südamerika, kleine Inselstaaten und die Arktis. Die Bevölkerung in den armen Regionen der Welt spürten die Folgen des Klimawandels deutlicher, hätten jedoch weniger Mittel zur Verfügung, sich und ihre Umwelt entsprechend anzupassen.

Für Europa werden insbesondere vier Risiken benannt: 1. Hitzewellen mit Toten und Schäden für die Ökosysteme; 2. anhaltende Dürren, die die Landwirtschaft und damit die Nahrungsversorgung bedrohen; 3. Wasserknappheit; 4. Überflutungen durch Starkregen und ein Anstieg des Meeresspiegels, der die Küstenregionen bedroht.

Kipppunkte des Klimawandels

Forscherinnen und Forscher befürchten sogar, dass die Welt kurz vor einem sogenannten Rückkopplungseffekt steht. Es gibt sogenannte Kipppunkte, werden diese überschritten, löst das eine Kettenreaktion mit unabsehbaren Folgen für den Planeten aus. Man sagt auch, dass das Klima „kippt“. Beispiele hierfür sind der Amazonasregenwald, die Korallenriffe oder Permafrostböden. Sie speichern große Mengen an Kohlendioxid. Tauen die Permafrostböden auf und verschwinden Regenwälder und Korallenriffe, wird das gebundene Kohlendioxid wieder an die Atmosphäre abgegeben. Der Temperaturanstieg könnte nicht mehr gestoppt werden, die Folgen wären verheerend. Ein weiteres Beispiel sind die Eisflächen der Erde, die große Mengen an Sonnenstrahlung zurück ins Weltall reflektieren. Schmilzen diese Eisflächen, werden die Sonnenstrahlen nicht mehr reflektiert und die Erde erwärmt sich.

Die Veränderungen durch den Klimawandel sind ebenso bedrohlich wie real. Die Vereinten Nationen haben die Menschheit deshalb zum sofortigen Umsteuern aufgerufen. Auf den jährlich stattfindenden Weltklimagipfeln versucht die internationale Staatengemeinschaft, gemeinsame Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel zu ergreifen.

Übersicht über vergangene Weltklimagipfel und die dortigen Beschlüsse
Zusammenfassungen zu den Berichten des Weltklimarats IPCC
Dossier zum Pariser Klimaabkommen von 2016
Dossier zum Kyoto-Protokoll von 1997
Dossier zu Klimaflucht und Umweltflüchtlingen

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Was tun die Länder gegen die Klimakrise?

Die weltweite Staatengemeinschaft lässt sich grob in drei Interessenlager einteilen:

Globaler Süden

Die Länder des globalen Südens haben historisch gesehen am wenigsten zur globalen Erderwärmung beigetragen, sind jedoch schon heute am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen. Während in einigen afrikanischen Ländern aktuell eine Dürre- und Hungerkatastrophe droht, sind kleine Insel-Staaten im Südpazifik wie die Malediven, Kiribati oder die Marshallinseln von Überschwemmungen sowie Landverlust und Versalzung der Böden aufgrund des steigenden Meeresspiegels bedroht. Die Länder des globalen Südens fordern finanzielle Unterstützung durch die Länder des Nordens, um die Klimakrise einzudämmen und sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen.

Schwellenländer

Schnell wachsende Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien sind inzwischen für einen Großteil der Treibhausgase verantwortlich. Doch diese Länder haben Angst, dass sie ihr Wirtschaftswachstum gefährden könnten, wenn sie strengen Klimaschutzauflagen zustimmen. China gehört mittlerweile auch historisch gesehen zu den größten Treibhausgasemittenten. Dennoch weigert sich das Land, sich an Klimazahlungen für die Länder des globalen Südens zu beteiligen, sondern sieht sich noch immer als Land, das Zahlungen erhalten sollte.

Industrienationen

Industrieländer wie Deutschland, viele andere EU-Mitgliedsstaaten, Japan oder die USA waren Jahrzehnte lang für den größten Teil der Treibhausgase verantwortlich. Deshalb sehen viele Länder des globalen Südens eine besondere Verantwortung der Industrieländer, für die Folgen des Klimawandels finanziell aufzukommen. Viele Industrieländer, darunter die Europäische Union, Deutschland oder die USA, haben mittlerweile erkannt, dass sie eine Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz einnehmen müssen, um die Folgen des Klimawandels zumindest abzumildern.

Beim Pariser Klimaschutzabkommen, das am 4. November 2016 in Kraft getreten ist, sind alle UN-Mitgliedsstaaten dabei. Ein zwischenzeitlicher Ausstieg der USA unter der Präsidentschaft von Donald Trump wurde vom amtierenden US-Präsidenten Joe Biden wieder zurückgenommen. Der Vertrag trat 2021 an die Stelle des Kyoto-Protokolls. Er soll dafür sorgen, dass die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit beschränkt wird; die Staaten wollen sogar versuchen, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken.

Doch auch bei der letzten UN-Klimakonferenz (COP 27) im ägpytischen Sharm el-Sheik im November 2022 konnte sich die Staatengemeinschaft nicht dazu durchringen, weitere verbindliche und ambitionierte Maßnahmen zur drastischen Reduktion der Treibhausgase zu vereinbaren. Die allgemeine Enttäuschung über die Ergebnisse des Gipfels war groß. Ein Durchbruch gelang allerdings bei den Finanzen. So soll ein gemeinsamer Fonds zum Ausgleich von Klimaschäden in ärmeren Ländern aufgebaut werden. Zu den Ergebnissen der COP 27

In der Weltrangliste beim Klimaschutz liegen Dänemark (Platz 4), Schweden (Platz 5) und neuerdings Chile (Platz 6) derzeit vorne, wie der Klimaschutz-Index 2023 der Umweltorganisationen Germanwatch, Climate Action Network (CAN) und New Climate Institute zeigt. Traditionell bleiben die ersten drei Plätze frei, da kein Staat der Erde die Pariser Klimaschutzziele derzeit erreicht. Deutschland liegt mit Platz 16 im vorderen Drittel, hat sich allerdings gegenüber dem Vorjahr um drei Plätze verschlechtert, die Europäische Union liegt auf Platz 19. Abgeschlagen auf dem 52. Platz von insgesamt 63 befinden sich die USA, China belegt Platz 51. Die Studie analysiert und vergleicht den Klimaschutz in den 60 emissionsstärksten Ländern und der EU (gesamt). Sie sind für insgesamt 90 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich.

Welche Länder stoßen am meisten Kohlendioxid aus?

Grafik als barrierefreie Tabelle

10 Länder verursachen zwei Drittel der CO2-Emissionen. Quelle: EU-Kommission, Statista-Berechnung
Land Anteil der Länder an den weltweiten CO2-Emissionen 2021 (in Prozent)
China 32,9
USA 12,6
Indien 7,0
Russland 5,1
Japan 2,9
Iran 1,9
Deutschland 1,8
Südkorea 1,7
Indonesien 1,6
Saudi-Arabien 1,5
Andere 31,1

Menschliche Aktivitäten haben seit Beginn der Industrialisierung in starkem Maße zu einem Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre geführt. Wichtigste Ursache ist die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Öl, Kohle und Gas, bei der Kohlendioxid freigesetzt wird. Zum Anstieg der atmosphärischen Kohlendioxidkonzentrationen trägt zudem die fortschreitende Entwaldung des Planeten bei, da immer weniger Bäume und Pflanzen das Treibhausgas aufnehmen können.

Laut Global Carbon Atlas sind die CO2-Emissionen seit 1990 weltweit um 46,6 Prozent angestiegen. Im Jahr 1990 waren noch vor allem die „alten“ Industrieländer Europa und USA für einen Großteil der klimaschädlichen Treibhausgase verantwortlich. Das hat sich geändert: Heute stoßen die chinesischen Kohlekraftwerke, Fabriken und Fahrzeuge mit Abstand am meisten Kohlendioxid aus. Auf China folgen die USA und Indien. Russland steht an vierter Stelle, Deutschland auf Platz 7 – und das mit gerade einmal 83 Millionen Einwohner:innen. Rechnet man die 27 Staaten der Europäischen Union zusammen, belegt die EU Platz 3 hinter China und den USA.

Weltweit waren die CO2-Emissionen im Jahr 2022 so hoch wie noch nie: Wie die Internationale Energieagentur mitteilte, wurde im Jahr 2022 ein neuer Höchststand bei den energiebedingten CO2-Emissionen erreicht. Die Emissionen stiegen mit 0,9 Prozent allerdings nicht so stark wie befürchtet, verharren mit insgesamt 36,8 Milliarden Tonnen energiebedingte CO2-Äquivalente jedoch weiter auf einem Rekordniveau. Allein China verursachte ein Drittel dieser Emissionen. Während es im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie einen Rückgang des CO2-Ausstoßes gegeben hatte, geht die Erholung der Weltwirtschaft nach der Coronakrise zulasten des Klimas.

Was fordern Klimagruppen wie „Fridays For Future“ oder „Die letzte Generation“?

„Fridays For Future“ ist eine weltweite soziale Bewegung ausgehend von Schüler:innen, Studierenden und jungen Menschen, die sich für möglichst umfassende, schnelle und effiziente Klimaschutzmaßnahmen einsetzen, um das im Pariser Klimaabkommen 2016 beschlossene 1,5-Grad-Ziel der Vereinten Nationen noch einhalten zu können. Die Demonstrierenden gingen zunächst vor allem in den Jahren 2018 und 2019 freitags statt in die Schule oder zur Uni mit Protestaktionen auf die Straße, um fürs Klima zu demonstrieren.

Initiatorin der Bewegung ist die Schwedin Greta Thunberg, die als Schülerin erstmals im August 2018 mit einem Schild „Schulstreik fürs Klima“ der Schule fernblieb, um vor dem schwedischen Parlament in Stockholm für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Als Klimaschutzaktivistin findet sie weltweit Beachtung: Sie hielt bereits zahlreiche Reden vor Vertreter:innen der Europäischen Union, der Generalversammlung der Vereinten Nationen oder auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos und traf mehrere Staats- und Regierungschefs.

Warum sollte ich für eine Zukunft studieren, die bald nicht mehr möglich ist, wenn niemand etwas unternimmt, um diese Zukunft zu retten? Und was bringt es, Fakten zu lernen, wenn die wichtigsten Fakten für unsere Gesellschaft eindeutig nichts bedeuten?

Greta Thunberg

Der ursprünglich als Schulstreik begonnene Protest entwickelte sich zur weltweiten Bewegung „Fridays For Future“. Am globalen Klimastreik am 20. September 2019 sollen rund 3,5 Millionen Menschen in über 150 Ländern teilgenommen haben. In Deutschland löste die Bewegung 2019 eine öffentliche Debatte über das Thema Schulpflicht aus. Viele Politiker:innen äußerten sich jedoch positiv über das Engagement der jungen Menschen fürs Klima und befürworteten die Proteste.

Mittlerweile gehen bei den meist im März und September stattfindenden Klimastreiks weltweit mehrere hunderttausend Menschen auf die Straße (Quelle: FridaysForFuture). Die deutsche „Fridays For Future“-Bewegung hat zudem konkrete Forderungen an die Ampel-Regierung gestellt. Dazu gehören die Verabschiedung eines 1,5-Grad-konformen CO2-Budgets als verbindliche Grundlage eines Reduktionspfades, ein Kohleausstieg bis 2030, ein Einbaustopp fossiler Verbrennungsmotoren ab 2025 und die Zahlung von jährlich mindestens 14 Milliarden Euro für die internationale Klimafinanzierung, um Entwicklungsländer im Kampf gegen den Klimawandel zu unterstützen (Quelle: FridaysForFuture).

Die letzte Generation

Die Klimaaktivist:innen von „Die letzte Generation“ nutzen Mittel des gewaltfreien zivilen Ungehorsams, um die Bundesregierung dazu zu zwingen, strengere und umfassendere Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen. Die Gruppe gibt es seit 2021 und ist in Deutschland und Österreich aktiv. Der Name wurde gewählt, weil sich die Mitglieder als die letzte Generation begreift, die noch etwas gegen den drohenden Klimakollaps unternehmen kann. Zu ihren Mitteln gehören bisher vor allem Sitzblockaden, bei denen sich die Aktivist:innen auf den Straßen festkleben. Es gab aber auch schon Blockaden in der Hamburger Elbphilharmonie und auf dem Berliner Flughafen. Außerdem beschmierten die Aktivist:innen im Herbst 2022 mehrere Gemälde mit Kartoffelbrei. Die Aktionen der Gruppe werden kontrovers diskutiert. Zu ihren Forderungen gehören (Quelle: Südwestpresse):

  • Einführung eines Tempolimits bei 100 km/h auf Autobahnen
  • Einführung eines dauerhaften Neun-Euro-Tickets
  • Einberufung eines Gesellschaftsrats durch die Bundesregierung, der Maßnahmen erarbeitet, wie Deutschland die Nutzung fossiler Rohstoffe bis 2030 auf sozial gerechte Weise beendet

zur Webseite „Die letzte Generation“

Ist ziviler Ungehorsam legitim? Ein Pro und Contra im Dossier „Nachhaltigkeit und Demokratie“

Extinction Rebellion

Auch die Aktivist:innen von „Extinction Rebellion“ („Rebellion gegen das Aussterben“) nutzen Mittel des gewaltlosen zivilen Ungehorsams, um Regierungen dazu zu zwingen, Maßnahmen gegen das Aussterben von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen und letztendlich des Menschen infolge des drohenden Klimakollapses zu ergreifen. Die Gruppe gründete sich 2018 in Großbritannien, existiert mittlerweile aber in vielen Ländern, auch in Deutschland. Zu ihren Aktionen gehören neben Straßen- und Hafenblockaden auch kreative Proteste wie Trauermärsche, Flashmobs oder das plötzliche, wie tot „Auf den Boden legen“ („Die-in“). Die Aktionen der Gruppe werden kontrovers diskutiert. Der deutsche Ableger hat folgende Forderungen (Quelle: Südwestpresse):

  • Die Bundesregierung muss die ökologischen Krise samt Ursachen und Folgen anerkennen.
  • Deutschland muss jetzt handeln und sofortige Maßnahmen einleiten.
  • Die Bundesregierung muss Bürgerräte zu drängenden gesellschaftlichen Fragen einleiten, die die Politik beraten.

zur Webseite „Extinction Rebellion Deutschland“

weitere Infos zu Bürgerräten im Dossier „Nachhaltigkeit und Demokratie“

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Welche Folgen hat der Klimawandel für Deutschland?

Viele Länder des globalen Südens sind vom Klimawandel besonders stark betroffen. Doch auch an Deutschland und Baden-Württemberg geht die Entwicklung nicht unbemerkt vorüber. Die Durchschnittstemperatur in unserem Land ist gestiegen, die Winter werden milder und feuchter, die Sommer heißer und trockener. Die Schneedecke in den Alpen wird geringer, Starkregen mit Hagelstürmen und Überschwemmungen nehmen zu, ebenso das Wald- und Artensterben. Die Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Juli 2021 mit zahlreichen Todesopfern und Schäden in Milliardenhöhe löste eine bundesweite Debatte über den Klimawandel und seine verheerenden Folgen aus.

Welche Auswirkungen der Klimawandel auf Deutschland und Baden-Württemberg hat und was Bund und Bundesländer in Sachen Klimaschutz unternehmen, erfahren Sie auf folgenden Seiten:

Klimaschutz in Deutschland

Klimaschutz in Baden-Württemberg

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Linksammlung

Weiterführende Informationen


Nichtregierungs-Organisationen


Medien

Klimabericht-Podcast von Spiegel Online

E-Learning-Kurs für Schulklassen

eSchool4S

Sustainability - Nachhaltigkeit

Aus dem EU-geförderten Projekt „eSchool4s“ sind sechs englischsprachige Kurse rund um das Thema Nachhaltigkeit hervorgegangen. Ob Klimawandel, nachhaltiger Konsum oder Inklusion – Schüler:innen können sich in einem Internet-Kursraum interaktiv zu einer großen Bandbreite an Themen weiterbilden. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Donauraum. Geeignet für die Altersgruppe ab 15 Jahren. In Baden-Württemberg wird das Projekt  „eSchool4S“ vom Landesministerium für Kultus, Jugend und Sport gefördert.

Within the framework of the EU-funded project “eSchool4S” six courses in English language, addressing different dimensions of sustainability, were developed. In an interactive web-based classroom students get the opportunity to learn more about a wide variety of topics – ranging from climate change, sustainable consumption to social inclusion. A special focus rests on the Danube Region. The courses are suitable for the agegroup from 15 years on. In Baden-Württemberg the project “eSchool4S” is supported by the Ministry of Education, Youth and Sports.

Programm: Sustainability - Nachhaltigkeit
Weitere Infos und Anmeldung: eSchool4s Infoseite

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Autor: Internetredaktion der LpB BW | letzte Aktualisierung: September 2023.

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