OECD Lehrerstudie: Wie man effektive Lehrer bekommt, entwickelt und behält

Deutschlands Lehrer sind im Vergleich zu ihren Nachbarn zu alt, weniger leistungsbereit und unzureichend für den Schulalltag gewappnet. Die OECD-Studie, die am 22. September 2004 in Berlin präsentiert wurde, vergab schlechte Noten an die Pädagogen und mahnte Veränderungen an. Die Bundesrepublik sei "Spätzünder" bei den Bildungsreformen, erklärten die Bildungsexperten der OECD. Die OECD-Prüfer erkennen zwar an, dass sich Deutschland in einer schwierigen, aber fruchtbaren Phase des Übergangs befinde, allerdings seien die Reformen oft halbherzig und sparten die wichtigsten Themen aus. Probleme gebe es bei der Herstellung einer größeren Selbstständigkeit der Schulen und der Entwicklung des Personals.

Bei den Lehrern selbst registriert die OECD laut der Zeitung eine geringe Zufriedenheit mit ihrem Beruf, obwohl sie zu den bestbezahlten in der OECD gehören. Jeder Dritte leide am Burn-out-Syndrom wegen ständiger Überlastung. Im Jahre 2001 erreichten nur sechs Prozent der pensionierten Lehrer die Altersgrenze von 65 Jahren.

Die OECD empfiehlt nach Angaben der Zeitung, den Beamtenstatus aufzuheben, die Ausbildung kürzer und praxisnäher zu gestalten und die Fortbildung besser zu fördern. Auch sollte die Leistung der Lehrer künftig regelmäßig kontrolliert werden. Zwar werde damit den Pädagogen eine hohe Arbeitsplatzsicherheit garantiert, doch hätten die Lehrer so keinen Anreiz, ihr Wissen und ihre Arbeit zu verbessern. Das Beamtentum lade dazu ein, dass ein Lehrer «sich auf seinen Lorbeeren» ausruhe.

Nach der Studie waren mehr als 45 Prozent der Grundschullehrer im Jahr 2001 über 50 Jahre alt, ebenso rund die Hälfte der Hauptschul-, Realschul- oder Gymnasiallehrer. Der Mittelwert der Industrieländer liege zwischen 25 und 29 Prozent. Älter seien im Mittel nur Italiens Lehrer. Ursache ist die Einstellungspolitik in den Bundesländern. Wurden in den 70er Jahren überdurchschnittlich viele Lehrer eingestellt, so sanken diese Zahlen in den 80er und 90er Jahren.

Kritik übt die OECD auch an der Aus- und Weiterbildung: Den deutschen Paukern wird zwar gutes Fachwissen bescheinigt, doch die Vermittlung des Stoffes an die Schüler werde an der Uni nur in engen Fachgrenzen gelehrt.

Bei den Lehrerverbänden ist ein heftiger Streit um die Bewertung der Studie entbrannt. Die GEW nannte die Studie einen wichtigen Beitrag für überfällige Reformen.

Die Kultusminister haben vor einem weiteren Ansehensverlust des Lehrerberufs gewarnt. Die Arbeit der Pädagogen müsse so gestaltet werden, dass auch weiter qualifizierter Berufsnachwuchs gefunden werden könne, sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Doris Ahnen (SPD).

OECD: OECD empfiehlt Neuorientierung der Lehrerpolitik in Deutschland
KMK: OECD-Bericht in deutscher Sprache (PDF)
       
tagesschau: Schlechte Noten für deutsche Lehrer

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