Terroranschläge in den USA

11. September 2001

Zwei Hochhäuser, Rauch, Chaos. Niemand wird die Bilder wohl jemals vergessen können, die weltweit am 11. September 2001 übertragen werden. Eine Boeing 767 bohrt sich wie ein Projektil in den nördlichen 411 Meter hohen Tower des World Trade Centers (WTC) in New York und explodiert, 18 Minuten später schlägt eine weitere Boeing 767 in den südlichen Tower des WTC ein.

Damit ist der Schrecken noch nicht vorbei: Etwas später stürzt ein weiteres entführtes Flugzeug in das Zentrum der amerikanischen Verteidigung, das Pentagon in Washington. 125 Menschen sterben in den Trümmern. Ein viertes entführtes Flugzeug stürzt bei Pittsburgh ab, das vermutliche Ziel war das Weiße Haus. Rund 3.000 Menschen sterben an diesem Tag.

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Kurz & knapp: 9/11 – der Tag des Terrors

  • Am Morgen des 11. Septembers 2001 entführten 19 islamistische Terroristen vier Flugzeuge der American Airlines und der United Airlines.
  • Zwei Flugzeuge rasten in den Nord- und Südturm des World Trade Centers (WTC) in New York. Später stürzten beide Türme in sich zusammen und begruben Tausende Menschen.
  • Eine dritte Maschine stürzte in das Pentagon, den Sitz des US-Verteidigungsministeriums.
  • Eine vierte Maschine stürzte bei Pittsburgh ab. Ihr vermutliches Ziel war das Weiße Haus oder das Kapitol in Washington D.C.
  • 2.606 Menschen, darunter 11 Deutsche, starben in oder an den Türmen des WTC, 125 im Pentagon, 246 in den vier Flugzeugen – dazu die 19 Attentäter. Insgesamt rund 3.000 Menschen aus 92 Ländern wurden Opfer der Terroranschläge.
  • Radikale Islamisten um das Terrornetzwerk „al-Qaida“ wurden für die Anschläge vom 11. September 2001 verantwortlich gemacht. Al-Qaida-Anführer Osama bin Laden war jahrelang der meistgesuchte Terrorist der Welt. Im Mai 2011 wurde er von US-Soldaten in Pakistan getötet.
  • 9/11 hatte gravierende politische und militärische Folgen, unter anderem den Einmarsch in Afghanistan im Herbst 2001 und den Irak-Krieg im Jahr 2003.

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Was war geschehen?

Die Täter wussten, was sie taten. Die Anschläge waren mediengerecht umgesetzt. Die Symbole, die sie zerstörten, waren präzise ausgewählt: das Weiße Haus und das Pentagon als Symbole der Macht, das World Trade Center (WTC) als Symbol des Kapitals und der Wirtschaft.

2.606 Menschen, darunter 11 Deutsche, starben in oder an den Türmen des WTC, 125 im Pentagon, 246 in den vier Flugzeugen – dazu die 19 Attentäter. Insgesamt rund 3.000 Menschen aus 92 Ländern wurden Opfer des bisher perfidesten Terroranschlags, den islamistische Terroristen verübt hatten (Quelle: University of Notre Dame American Studies).

Die USA befanden sich im Schockzustand: Die Anschläge waren der erste quasimilitärische Angriff auf das Territorium der Vereinigten Staaten seit dem Ende des Britisch-Amerikanischen Kriegs 1814. Amerika erwies sich am 11. September 2001 erstmals seit den Kämpfen um seine Unabhängigkeit von England im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert als im eigenen Land verwundbar.

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9/11 – Chronologie der Anschläge

07:59 Uhr (1)

Flug 11 der American Airlines hebt vom Flughafen Boston-Logan mit 14 Minuten Verspätung Richtung Los Angeles ab. An Bord sind Mohammed Atta und Abdulaziz al-Omari, die das Flugzeug gegen 08:15 Uhr unter ihre Kontrolle bringen.

Gegen 08:20 Uhr weicht die Maschine vom Kurs ab. Der Bostoner Tower entscheidet, dass Flug 11 entführt wurde. Andere Flugkontrollzentren werden fünf Minuten später informiert, NORAD (North American Aerospace Defense Command) wird erst zwanzig Minuten später informiert.

08:14 Uhr (2)

Flug 175 der United Airlines hebt vom Bostoner Flughafen Boston-Logan mit Ziel Los Angeles ab. Fünf Terroristen kapern die Boeing 767 um 08:44 Uhr, darunter Marwan Al-Shehhi.

08:20 Uhr (3)

Flug 77 der American Airlines hebt vom Washington Dulles International Airport mit Ziel Los Angeles ab.

08:42 Uhr (4)

Flug 93 der United Airlines startet vom Newark Liberty International Airport Richtung San Francisco. Unter den Passagieren befindet sich der Terrorist Ziad Jarrah.

08:46 Uhr (5)

Flug 11 – die Boeing 767 der American Airlines mit 40.000 Litern Treibstoff betankt – rast in den nördlichen Turm des World Trade Centers in New York, das Wahrzeichen der Wirtschaftsmacht USA. An Bord der Maschine befinden sich 81 Passagiere (inklusive der fünf Terroristen) und elf Besatzungsmitglieder. Zu diesem Zeitpunkt geht man noch von einem Unfall aus.

Die erste Meldung eines New Yorker Feuerwehrmannes, Battalion Chief Joseph Pfeifer, geht Sekunden nach dem Einschlag in der Zentrale ein: „Wir hatten soeben einen Flugzeugabsturz in die oberen Stockwerke des World Trade Centers. Übertrage einen zweiten Alarm und beginne Einheiten in das Gebiet umzuziehen... Der Turm 1 des World Trade Centers brennt... die ganze Außenhülle des Gebäudes. Es gab gerade eine riesige Explosion...“

Um 08:49 Uhr brachte der US-Nachrichtensender CNN die ersten Bilder vom brennenden Gebäude, aufgenommen von einer permanenten Kamera, als „Breaking News“: „Plane crashes into World Trade Center tower“ lautete die Schlagzeile. Und weiter: „World Trade Center damaged; unconfirmed reports say a plane has crashed into tower. Details to come.“

YouTube Video: 9/11 First Plane hits World Trade Center

09:03 Uhr (6)

Flug 175 der United Airlines fliegt in den südlichen Tower des World Trade Centers. An Bord des Flugs von Boston nach Los Angeles befinden sich 56 Passagiere (inklusive der fünf Terroristen) und neun Crew-Mitglieder. Damit wird den Behörden klar, dass es sich nicht um einen Unfall, sondern einen gezielten Angriff handelt. Daraufhin werden nach und nach alle Zivilflüge in den USA eingestellt und Abfangjäger gestartet, um New York zu schützen.

YouTube Video: 9/11 Second Plane hits World Trade Center

09:30 Uhr

US-Präsident George W. Bush, der in Sarrasota, Florida, die Booker Elementary School besucht, spricht von einer „nationalen Tragödie“:

„Wir haben eine nationale Tragödie erlitten. Zwei Flugzeuge sind in einem offensichtlichen terroristischen Anschlag in das World Trade Center gerast. Ich habe mit dem Vizepräsidenten, dem Gouverneur von New York und dem Direktor des FBI gesprochen, und ich habe angeordnet, dass sämtliche Mittel der Bundesregierung eingesetzt werden, um den Opfern und ihren Familien zu helfen und eine vollständige Untersuchung einzuleiten, diejenigen aufzuspüren, die diese Tat ausgeführt haben. Terrorismus gegen unser Land wird keine Zukunft haben. Nun bitte ich sie zusammen mit mir zu einer Schweigeminute. Gott segne die Opfer, ihre Familien und Amerika.“

YouTube Video:  US-Präsident George W. Bush spricht in Florida von einer „nationalen Tragödie“

09:37 Uhr (7)

Flug 77 der American Airlines mit dem eigentlichen Ziel Los Angeles stürzt in das Pentagon in Arlington bei Washington D.C., das Gebäude des Ministeriums für Verteidigung (U.S. Department of Defense) der USA. Bei diesem Anschlag werden 125 Menschen im Gebäude, 58 Passagiere (inklusive der fünf Terroristen) und sechs Besatzungsmitglieder getötet. Der getroffene Abschnitt des Pentagons besteht glücklicherweise hauptsächlich aus frisch renovierten, unbesetzten Büros.

Als Reaktion auf diesen weiteren Angriff werden gegen 09:45 Uhr alle Flugzeuge unter Androhung eines Abschusses aufgefordert, den nächstmöglichen Flughafen anzusteuern. Der Luftraum der USA wird geschlossen: Kein ziviles Flugzeug darf mehr starten. Der Luftverkehr in die USA wird nach Kanada umgeleitet.

YouTube Video: Video of American Flight 77 striking the Pentagon on September 11, 2001

09:59 Uhr (8)

Der Südturm des World Trade Centers bricht in sich zusammen, viele benachbarte Gebäude werden dabei ebenfalls zerstört.

YouTube Video: South Tower Collapse (ABC Live)

10:03 Uhr (9)

Das vierte Flugzeug, das in die Terroranschläge verwickelt ist, ist Flug 93 der United Airlines. Die Boeing 757 mit 37 Passagieren (inklusive der vier Terroristen) und sieben Crew-Mitgliedern an Bord befindet sich auf dem Weg von Newark bei New York nach San Francisco. Es stürzt südöstlich von Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania, etwa 20 Minuten von Washington D.C. entfernt, ab. Der Abschlussbericht der 9/11-Kommission geht davon aus, dass das Flugzeug das Kapitol oder das Weiße Haus in der US-amerikanischen Hauptstadt hätte treffen sollen.

Der Bericht kommt weiterhin zu dem Schluss, dass Passagiere an Bord der United-Maschine durch ihr Eingreifen eine noch schrecklichere Tragödie verhindert haben. Das geht aus Anrufen, die mehrere Fluggäste per Handy kurz vor ihrem Tod führen, sowie aus den Aufzeichnungen der Flugschreiber hervor. Die Anrufer:innen berichten von der Entführung und erklären, dass es einen Plan zur Überwältigung der Entführer an Bord gäbe. Im Abschlussbericht steht, dass Passagiere versucht haben, das Cockpit mit den Entführern zu stürmen. Als die Entführer befürchten müssen, dass die Passagiere ins Cockpit eindringen könnten, entscheiden sie sich, die Boing 757 zum Absturz zu bringen (Quelle: The 9/11 Commission Report).

10:28 Uhr (10)

Rund 30 Minuten nach dem Einsturz des Südturms sackt auch der Nordturm in sich zusammen. Vermutlich 2.606 Menschen sterben in oder an den beiden Türmen des World Trade Centers. Um 11:02 Uhr fordert der New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani die Bevölkerung auf, den Süden Manhattans zu verlassen.

YouTube Video: North Tower Collapse

11:18 Uhr

American Airlines geben bekannt, dass sie zwei Flugzeuge verloren haben. Das eine Flugzeug ist in den Nordturm des World Trade Centers geflogen, das andere in das Pentagon gestürzt. United Airlines melden wenig später ebenfalls den Verlust zweier Maschinen. Eine ist in den Südturm des World Trade Centers geflogen, die andere bei Pittsburgh abgestürzt.

13:04 Uhr

Aus Sicherheitsgründen ist die Air Force One mit US-Präsident George W. Bush an Bord von Florida nicht nach Washington D.C., sondern auf eine Militärbasis in Nebraska geflogen. Von dort aus erklärt der US-Präsident in einer Videokonferenz, die Streitkräfte seien in „höchste Alarmbereitschaft“ versetzt worden und er kündigt an: „Wir werden diejenigen, die für diese feigen Taten verantwortlich sind, zur Strecke bringen und bestrafen.“ Wenig später wird in Washington D.C. der Notstand ausgerufen. Am Nachmittag fliegt der US-Präsident zurück in die Hauptstadt. Gegen 17 Uhr trifft er im Weißen Haus ein.

Rede von George W. Bush am Abend des 11. Septembers

YouTube Video des US National Archives (4:41 Minuten): US-Präsident George W. Bush „Address to Nation on Terrorist Attacks, 9/11/2001“

20:30 Uhr

US-Präsident George W. Bush macht in seiner Fernsehansprache der Bevölkerung Mut: „Terroristen können das Fundament Amerikas nicht erschüttern.
 

Rede des US-Präsidenten George W. Bush am Abend des 11. Septembers 2001 (deutsche Übersetzung)

„Terroristen können das Fundament Amerikas nicht erschüttern“

Guten Abend. Heute sind unsere Bürger, unsere Lebensweise, ja, unsere Freiheit mit einer Serie von mutwilligen und tödlichen Terroranschlägen attackiert worden. Es gab Opfer in Flugzeugen und in Büros: Sekretärinnen und Geschäftsleute, Mitarbeiter des Militärs und der Bundesbehörden, Mütter und Väter, Freunde und Nachbarn.

Tausende Menschenleben wurden plötzlich ausgelöscht von bösen niederträchtigen Terrorakten. Die Bilder von Flugzeugen, die in Gebäude fliegen, von lodernden Flammen, von riesigen Gebäudestrukturen, die kollabieren, haben uns mit Fassungslosigkeit erfüllt, mit schrecklicher Trauer und mit einem stillen, unnachgiebigem Groll.

Dieser Massenmord sollte dazu dienen, unsere Nation einzuschüchtern und in Chaos und Resignation zu treiben. Dies ist nicht gelungen. Unser Land ist stark. Ein großes Volk ist dazu angespornt worden, eine große Nation zu verteidigen. Terroristische Anschläge können zwar die Fundamente unserer größten Gebäude erschüttern, aber nicht das Fundament Amerikas. Sie können Eisen und Stahl zerbersten lassen, aber sie können der eisernen Entschlossenheit Amerikas nichts anhaben.

Amerika wurde zum Angriffsziel, weil wir in der Welt die strahlendste Fackel der Freiheit und der Selbstverwirklichung sind. Und niemand wird den Glanz dieses Lichtes auslöschen. Heute hat unsere Nation das Böse gesehen, die schlimmste Seite der menschlichen Natur, und wir haben geantwortet mit der besten Seite Amerikas, mit der Risikobereitschaft unserer Rettungskräfte, mit der Hilfsbereitschaft für Fremde und Nachbarn auf Seiten derjenigen, die freiwillig Blut gespendet und in jeder anderen Weise geholfen haben, die ihnen möglich war.

Unmittelbar nach dem ersten Angriff habe ich das Notfallprogramm unserer Regierung in Gang gesetzt. Unsere Streitkräfte sind stark, und sie sind auf alles vorbereitet. Unsere Notfallteams sind in New York und Washington im Einsatz, um bei den Rettungsarbeiten vor Ort mitzuhelfen.

Unsere erste Priorität besteht darin, all denen Hilfe zukommen zu lassen, die verletzt wurden, und jede Vorsichtsmaßnahme zu ergreifen, um unsere Bürger zu Hause und in der ganzen Welt vor weiteren Angriffen zu schützen. Unsere Regierungsgeschäfte werden ohne Unterbrechung fortgesetzt. Bundesbehörden in Washington, die heute Morgen evakuiert wurden, werden in Schlüsselbereichen noch heute Abend ihre Arbeit wieder aufnehmen und werden morgen geöffnet sein. Unsere Finanzinstitutionen bleiben stark, und auch die amerikanische Wirtschaft wird ihre Geschäftstätigkeit fortsetzen.

Die Suche nach den Hintermännern dieser Übeltaten läuft. Ich habe sämtliche Ressourcen mobilisiert, damit unsere Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden die Verantwortlichen ausfindig machen und vor Gericht bringen können. Wir werden keinen Unterschied machen zwischen den Terroristen, die diese Taten begangen haben, und denjenigen, die sie unterstützen. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass Kongressabgeordnete mir darin gefolgt sind, diese Angriffe aufs Schärfste zu verurteilen. Und im Namen des amerikanischen Volkes danke ich den vielen Staats- und Regierungschefs in aller Welt, die uns ihr Mitgefühl bekundet und ihre Hilfe angeboten haben. Amerika und seine Freunde und Verbündeten schließen sich mit all denen zusammen, die Frieden und Sicherheit in der Welt verteidigen wollen, und wir stehen zusammen, um den Kampf gegen den Terrorismus zu gewinnen.

Heute Abend bitte ich Sie darum, zu beten für alle, die trauern, für die Kinder, deren Welt erschüttert wurde, für alle, die sich jetzt in ihrer Sicherheit und Geborgenheit bedroht fühlen. Und ich bete darum, dass sie Trost finden in einer Macht, die größer ist als wir alle, wie es von alters her zum Ausdruck kommt in Psalm 23 (,Der Herr ist mein Hirte'): ,Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unheil: Denn du bist bei mir.' Dies ist der Tag, an dem alle Amerikaner aus allen Lebensbereichen zusammenstehen in ihrer Entschlossenheit, für Gerechtigkeit und Frieden einzutreten. Amerika hat schon in der Vergangenheit über Feinde obsiegt und wird es auch diesmal wieder tun.

Niemand von uns wird diesen Tag jemals vergessen, dennoch schreiten wir voran, um unsere Freiheit zu verteidigen und alles, was in unserer Welt gut und gerecht ist. Danke. Gute Nacht und Gott segne Amerika.

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Wer verübte die Anschläge?

Die Passagierlisten der entführten Flugzeuge legten den Schluss nahe, dass es sich bei den Tätern um radikale Islamisten der Terrorgruppe al-Qaida handelte. Insgesamt gab es 19 Attentäter, 14 davon stammten aus Saudi-Arabien (Quelle: Tagesspiegel), die anderen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, aus Ägypten und dem Libanon. Drei der Haupttäter von 9/11, Mohammed Atta, Marwan Al-Shehhi und Ziad Jarrah, hatten eine gewisse Zeit in Hamburg studiert und waren Teil der Hamburger Terrorzelle. Die 19 Flugzeugentführer reisten mit gültigen Papieren in die USA ein, zumeist einige Monate vor den Anschlägen. Einige nahmen Flugstunden. Ansonsten verhielten sie sich unauffällig.

Das Motiv der Täter war der Hass auf einen „imperialistischen Westen“, verkörpert durch die USA, der in ihren Augen den Islam unterdrücke und demütige. In den Augen der Täter kämpften sie einen „Heiligen Krieg“ gegen die „Ungläubigen“ – den „Dschihad“ –, um den Islam und Allah zu verteidigen.

Bald nach den Terroranschlägen fiel der Verdacht auf den saudischen Radikalislamisten und Gründer von al-Qaida Osama bin Laden, Sohn einer vermögenden Bauunternehmerfamilie, der sich unter dem Schutz der Taliban in Afghanistan aufhielt. Nur ihm traute man zu, sowohl finanziell als auch logistisch in der Lage zu sein, die Drähte einer solchen komplexen Terroraktion ziehen zu können. Nach Osama bin Laden wurde seit dem 11. September 2001 intensiv gefahndet. US-Soldaten erschossen ihn schließlich am 2. Mai 2011, indem sie auf den Befehl des damaligen US-Präsidenten Barack Obama hin sein Versteck in Pakistan stürmten.

Was ist al-Qaida?

Das internationale Terrornetz al-Qaida (dt. „Die Basis“) wurde ursprünglich 1988 zur Bekämpfung der sowjetischen Truppen in Afghanistan gegründet. Zunächst blieb die Gruppierung ein loser Zusammenschluss, erst Mitte der 1990er Jahre entstand eine festere Organisation. Als radikalislamische Organisation, die ihre Wurzeln im Wahhabitismus hat, will sie ein wahabitisches Kalifat in der islamischen Welt errichten. Deswegen versucht sie alle in ihren Augen nichtislamischen Einflüsse (wozu auch der nichtwahhabitische Islam gezählt wird) aus islamischen Ländern zu verdrängen. Neben dem Glaubenskrieg (Dschihad) gegen die USA ist der Kampf gegen Israel ein erklärtes Ziel von al-Qaida.

Der vermögende saudi-arabische Baunternehmerssohn Osama bin Laden (1957–2011) und der ägyptische Chirurg Aiman az-Zawahiri (* 1951) gelten als die Gründer von al-Qaida Mitte der 1990er Jahre. Sie hatten ihre Heimatländer verlassen und waren nach Afghanistan geflohen. Dort bot sich ihnen durch den Aufstieg der Taliban die Möglichkeit, das Hauptquartier sowie Trainingslager für al-Qaida-Kämpfer zu errichten.

Bis heute ist al-Qaida keine fest umrissene Organisation, sondern ein internationales Geflecht verschiedener Terrorgruppen. Diese sind meist in homogenen arabischen Landsmannschaften organisiert, die immer auch das Ziel haben, ihre jeweiligen Regierungen – sei es in Saudi-Arabien, Ägypten, Algerien oder dem Jemen – zu schwächen bzw. zu stürzen.

Al-Qaida wird für zahlreiche Terroranschläge verantwortlich gemacht, unter anderem auf die amerikanischen Botschaften in Kenia und Tansania 1998, auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington D.C. am 11. September 2001, auf eine Synagoge auf der tunesischen Ferieninsel Djerba im April 2002 sowie auf Züge auf ihrem morgendlichen Weg nach Madrid im März 2004.

Seit dem Tod Osama bin Ladens im Mai 2011 ist az-Zawahiri Anführer von al-Qaida. Ihr Hauptquartier befindet sich in Pakistan.

BpB: al-Qaida
BpB: Aufstieg des Terrornetzwerks al-Qaida

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Wie reagierte das Ausland auf die Anschläge?

Bundesrepublik Deutschland
Einen Tag nach den Terroranschlägen gab Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) im Deutschen Bundestag nach einer Schweigeminute eine Erklärung ab: „Der gestrige 11. September 2001 wird als ein schwarzer Tag für uns alle in die Geschichte eingehen. Noch heute sind wir fassungslos angesichts eines nie da gewesenen Terroranschlags auf das, was unsere Welt im Innersten zusammenhält.“ Er erklärte weiter, dass er dem amerikanischen Präsidenten „die uneingeschränkte Solidarität Deutschlands“ zugesichert habe und bewertete die Terroranschläge „nicht nur [als] ein[en] Angriff auf die Vereinigten Staaten von Amerika; sie sind eine Kriegserklärung gegen die gesamte zivilisierte Welt“ (Quelle: Deutscher Bundestag).

Russland
Der russische Präsident Wladimir Putin gab noch am 11. September folgende Stellungnahme ab: Die USA seien „von einem nie dagewesenen Akt einer Aggression seitens des internationalen Terrorismus“ betroffen. Er, der Präsident, drücke sein „aufrichtiges tiefes Mitgefühl“ mit allen Opfern und ihren Familien aus. Die jetzige „freche Herausforderung“ („naglyj vyzov“) richte sich „gegen die gesamte zivilisierte Menschheit, und jetzt würde „zum wiederholten Male die Aktualität des Vorschlags Russlands unterstrichen, die Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft im Kampf gegen den Terror, diese Pest des 21. Jahrhunderts, zu vereinen“. Russland wisse „nicht nur vom Hörensagen, was Terror ist“, und darum verstehe es nicht nur den Schmerz der Amerikaner, sondern „unterstütze“ sie auch.

China
Staatspräsident Jiang Zemin drückte noch am 11. September in einem Telegramm an den amerikanischen Präsidenten sein tiefes Bedauern über die Ereignisse aus und betonte, China sei gegen jede Form terroristischer Aktivität. In einem Telefonat des chinesischen Präsidenten mit George W. Bush am 12. September erklärten beide Seiten ihre Bereitschaft zu Dialog und engerer Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus. Diese Kooperation sollte durch Konsultation der Außenminister und der Vertretungen beider Staaten bei den Vereinten Nationen gestärkt werden. China bot außerdem den USA Unterstützung bei den Rettungsarbeiten an und wies die eigenen Vertretungen in den USA an, chinesischen Bürgerinnen und Bürgern Hilfe zu gewähren.

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Wie reagierten die Medien auf die Anschläge?

Die Tagesschau zu 9/11

YouTube Video (9:32 Minuten): Tagesschau vom 11. September 2001

Die Terroranschläge fielen noch in das vordigitale Zeitalter, das Internet als Informationsquelle spielte noch so gut wie keine Rolle. Dagegen erfuhren die meisten Menschen über Fernsehen, Radio und Tageszeitungen von den schrecklichen Ereignissen in New York und Washington. Menschen auf der ganzen Welt sahen gleichzeitig auf ihren Fernsehbildschirmen die brennenden und später einstürzenden Türme des World Trade Centers. „Das „globale Dorf“ des kanadischen Medientheoretikers Marshall McLuhan wird für ein paar Stunden Realität“, schreibt der Zeithistoriker Philipp Gassert (Quelle: Gassert, 11. September 2001, S. 13).

In den ersten Tagen nach den Anschlägen waren sich viele Medien einig, dass dieses Ereignis die Welt verändern würde. So schrieb zum Beispiel die „New York Times“ am 12. September 2001, es sei nun „einer jener Momente, in denen die Geschichte sich teilt und wir die Welt als ‚vorher‘ und ‚nachher‘ definieren“ (Quelle: New York Times). Die britische Tageszeitung „The Guardian“ titelte am Tag nach den Anschlägen: „The day the earth stood still.“ Die „Bildzeitung“ und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) zierten ihre Titelseite unabhängig voneinander am nächsten Tag mit dem Satz „Es wird nichts mehr so sein, wie es war.“ Auch das französische Nachrichtenmagazin „L’Express“ schrieb sogleich, mit dem Terror beginne eine „neue Ära der Weltgeschichte“.

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Welche Folgen hatten die Terroranschläge?

Die Anschläge hatten weltweit gravierende politische und militärische Folgen, wie unser Dossier zu den Ereignissen in den Wochen und Monaten nach den Anschlägen zeigt.

Knapp vier Wochen nach den Attentaten von New York und Washington begannen die USA und Großbritannien mit dem Militärschlag in Afghanistan. Im Herbst 2001 sagte Präsident George W. Bush vor dem US-Kongress: „Unser Krieg gegen den Terrorismus beginnt mit al-Qaida, aber er wird dort nicht enden. Er wird so lange nicht zu Ende sein, bis jede weltweit tätige terroristische Gruppe gefunden, am weiteren Vorgehen gehindert und besiegt worden ist.“

Am 20. März 2003 marschierten die USA und ihre „Koalition der Willigen“ in den Irak ein, um Saddam Hussein und sein Regime zu stürzen. Der Krieg hinterließ ein Chaos, Tausende schlossen sich 2004 der Terrororganisation Islamischer Staat an, die einige Jahre weite Teile des Iraks und Syriens beherrschte. Der Versuch, durch den Sturz von Diktatoren zu Demokratie und Freiheit für die Menschen zu kommen, ist auch in Libyen und Syrien gescheitert und hat Not und Elend gebracht. Millionen Menschen waren und sind auf der Flucht.

Über die langfristigen Entwicklungen von 9/11 zwanzig Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 informiert ein aktuelles Dossier.

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Weitere LpB-Dossiers zum Thema

Folgen der Terroranschläge

Was geschah in den Wochen, Monaten und Jahren nach den Anschlägen?

Langfristige Entwicklungen von 9/11

20 Jahre nach den Terroranschlägen

Irakkrieg 2003

Ein rechtmäßiger Krieg?

Der Islamische Staat (IS)

Geschichte und Ideologie einer Terrororganisation

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Gassert, Philipp: 11. September 2001

Sonderausgabe der Zentralen für politische Bildung (ZpB), Paperback

Philipp Gassert zieht in seinem Buch mit dem schlichten Titel „11. September 2001“ Bilanz und arbeitet die Ursachen, Reaktionen und Folgen des 11. September auf. Markiert 9/11 den Übergang in ein neues Zeitalter?

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Links und Unterrichtsmaterial

Quellen und Hintergrundberichte

The 9/11 Commission Report
Abschlussbericht der amerikanischen Untersuchungskommission zu den Anschlägen des 11. September (9/11-Commission)
The 9/11 Commission Report


The Library of Congress
Das Webarchiv beinhaltet Online-Beiträge von Einzelpersonen, Gruppen, der Presse und Institutionen der Vereinigten Staaten sowie der ganzen Welt nach den Anschlägen am 11. September 2001. Bei den ausgewählten Webseiten handelt es sich vor allem um US-amerikanische und nichtamerikanische Regierungsseiten, Webseiten von Medien, Unternehmen, Wohltätigkeitsorganisationen, Interessenverbänden, religiösen Organisationen, Schulen, Bildungseinrichtungen, Einzelpersonen, Freiwilligen, Berufsverbänden usw.
September 11, 2001. Web Archive


Bundeszentrale für politische Bildung

Unterrichtsmaterial

Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg

 

Bundeszentrale für politische Bildung

 

Weitere Angebote

Projekte der Erinnerungskultur

CNN: September 11 A Memorial

Erinnerungsportal: Never Forget September 11

Zeitzeugenvideos: Voices of 9.11. A People's Archive
„Voices of 9.11. A People's Archive“ ist ein Archiv mit mehr als 500 Videoaussagen, die zwischen 2002 und 2003 in New York City, Shanksville (PA), Washington D.C. und im Pentagon aufgenommen wurden.

YouTube Video (4:47 Minuten): 9/11 – As Events Unfold
Dieses Video der amerikanischen Transportation Security Administration (TSA) aus dem Jahr 2018 zeigt die Ereignisse des 11. Septembers, wie sie sich anhand von Tonaufnahmen von First Respondern, Fluglots:innen, Disponent:innen, Beschäftigten von Fluggesellschaften, Pilot:innen, Bürger:innen und Terroristen entfaltet haben.

YouTube Video (3:38 Minuten): Enya: Only Time
In den USA haben Musikproduzent:innen nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon eine neue Version des Lieds „Only Time“ von Enya produziert. Der Song lief in vielen amerikanischen Radiosendern – es ist nicht das erste Mal, das bei bedeutenden Ereignissen ein Song von Produzent:innen verändert wird. „Only Time“ ist jetzt mit O-Tönen aus Fernsehreportagen, von Zeug:innen und Betroffenen sowie mit einem Statement des damaligen US-Präsidenten George W. Bush unterlegt.

sueddeutsche.de: Sachbücher zu 9/11

sueddeutsche.de: 9/11 und die Musik

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Letzte Aktualisierung: September 2023, Internetredaktion LpB BW

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