9/11 – Folgen der Terroranschläge

für die USA und die Welt

Was geschah in den Wochen, Monaten und Jahren nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001? Wie reagierten die USA und die Welt, was waren die Folgen? Unsere Chronologie bietet einen Überblick über die Ereignisse nach 9/11 vom September 2001 bis zum Mai 2011.

Was am Tag des 11. Septembers 2001 selbst geschah, können Sie im Dossier „9/11 – Tag des Terrors“ nachlesen.
Über die langfristigen Entwicklungen nach 9/11 informiert ein ausführliches Dossier zum zwanzigsten Jahrestag der Anschläge.

Zeitstrahl mit den wichtigsten Ereignissen nach 9/11

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September 2001: Erste Reaktionen auf die Terroranschläge

11. September 2001: Terroranschläge

Am Morgen des 11. Septembers 2001 entführten 19 islamistische Terroristen vier Flugzeuge der American Airlines und der United Airlines. Zwei Flugzeuge rasten in den Nord- und Südturm des World Trade Centers (WTC) in New York. Später stürzten beide Türme in sich zusammen und begruben Tausende Menschen. Eine dritte Maschine stürzte in das Pentagon, den Sitz des US-Verteidigungsministeriums. Eine vierte Maschine stürzte bei Pittsburgh ab. Ihr vermutliches Ziel war das Weiße Haus oder das Kapitol in Washington D.C.

2.606 Menschen, darunter 11 Deutsche, starben in oder an den Türmen des WTC, 125 im Pentagon, 246 in den vier Flugzeugen – dazu die 19 Attentäter. Insgesamt knapp 3.000 Menschen aus 92 Ländern wurden Opfer der Terroranschläge.

Radikale Islamisten um das Terrornetzwerk „al-Qaida“ wurden für die Anschläge vom 11. September 2001 verantwortlich gemacht.

12. September 2001: Regierungserklärung im Bundestag

Einen Tag nach den Terroranschlägen gab Bundeskanzler Gerhard Schröder im Deutschen Bundestag nach einer Schweigeminute eine Erklärung ab:

„Der gestrige 11. September 2001 wird als ein schwarzer Tag für uns alle in die Geschichte eingehen. Noch heute sind wir fassungslos angesichts eines nie da gewesenen Terroranschlags auf das, was unsere Welt im Innersten zusammenhält.“ Er erklärte weiter, dass er dem amerikanischen Präsidenten „die uneingeschränkte Solidarität Deutschlands“ zugesichert habe und bewertete die Terroranschläge „nicht nur [als] ein[en] Angriff auf die Vereinigten Staaten von Amerika; sie sind eine Kriegserklärung gegen die gesamte zivilisierte Welt“.

Bundesregierung: Regierungserklärung von Bundeskanzler Schröder vor dem Deutschen Bundestag zum Terrorakt in den USA

13. September 2001: Kollektiver Verteidigungsfall für die NATO

Für die NATO waren die Terrorangriffe gegen die USA eine Kriegserklärung. Das nordatlantische Bündnis stellte förmlich fest, durch den Terroranschlag sei der kollektive Verteidigungsfall eingetreten – das erste Mal in der Geschichte der NATO.

Mit Ausnahme der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) stellten sich alle im Bundestag vertretenen Parteien hinter den Beschluss der NATO zur Bündnissolidarität.

Spiegel-Online: Erklärung des NATO-Generalsekretärs George Robertson

 

Erläuterung: Bei einem kollektiven Verteidigungsfall tritt Artikel 5 des NATO-Vertrages in Kraft, wonach den Bündnispartnern beigestanden werden muss. Der Artikel 5 lautet:

„Die Parteien vereinbaren, dass ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen werden wird; sie vereinbaren daher, dass im Falle eines solchen bewaffneten Angriffs jede von ihnen in Ausübung des in Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen anerkannten Rechts der individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung der Partei oder den Parteien, die angegriffen werden, Beistand leistet, indem jede von ihnen unverzüglich für sich und im Zusammenwirken mit den anderen Parteien die Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, trifft, die sie für erforderlich erachtet, um die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets wiederherzustellen und zu erhalten. Die Maßnahmen sind einzustellen, sobald der Sicherheitsrat diejenigen Schritte unternommen hat, die notwendig sind, um den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit wiederherzustellen und zu erhalten.“

NATO: Der Nordatlantikvertrag (4. April 1949)

14. September 2001: FBI präsentierte umfangreiches Belastungsmaterial

Das FBI übergab den deutschen Behörden nach den Anschlägen von Washington und New York erdrückendes Beweismaterial gegen drei mutmaßliche Attentäter aus Hamburg. Eine erste Liste enthielt 19 Namen mit Verdächtigen.

Spiegel-Online: FBI präsentiert umfangreiches Belastungsmaterial
Spiegel-Online: Die Liste der 19 Attentäter

14. September 2001: Kundgebung in Berlin

Bei einer zentralen Kundgebung zum Gedenken an die Opfer der Terroranschläge in den USA bekundeten rund 200.000 Berlinerinnen und Berliner am Brandenburger Tor ihre Solidarität mit dem amerikanischen Volk.

Bundespräsident Johannes Rau in seiner Rede auf der Kundgebung:
„Amerika steht nicht allein.
Die ganze Welt steht in diesen Tagen an der Seite der großen amerikanischen Nation.
Das deutsche Volk steht an der Seite des amerikanischen.
Uns verbindet Freundschaft, uns verbinden gleiche Werte, uns verbindet die Liebe zur Freiheit.“

Quelle: Amerikanische Botschaft, Rede von Bundespräsident Johannes Rau

20. September 2001: Rede von US-Präsident Bush vor dem Kongress

Vor beiden Kammern des US-Kongresses, dem Senat und dem Repräsentantenhaus, kündigte US-Präsident George W. Bush in einer Rede den „Krieg gegen den Terror“ an:

„Unser Krieg gegen den Terrorismus beginnt mit der al-Qaida, aber er wird dort nicht enden. Er wird nicht eher zu Ende sein, bis jede weltweit tätige terroristische Gruppe gefunden, am weiteren Vorgehen gehindert und besiegt worden ist. [...]

Die Amerikaner fragen: Wie werden wir diesen Krieg führen und gewinnen? Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen – alle Mittel der Diplomatie, alle nachrichtendienstlichen Mittel, alle polizeilichen Instrumente, alle Möglichkeiten der finanziellen Einflussnahme und alle erforderlichen Waffen des Krieges, um das Netzwerk des weltweiten Terrors zu zerschlagen und zu besiegen. [...]

Die Amerikaner sollten sich nicht auf eine Schlacht, sondern auf einen lang andauernden Feldzug einstellen, wie wir ihn bislang noch nicht erlebt haben. [...] Jede Nation in jeder Region muss nun eine Entscheidung treffen. Entweder sind sie auf unserer Seite oder auf der Seite der Terroristen. Von diesem Tag an wird jeder Staat, der weiterhin Terroristen unterstützt oder ihnen Unterschlupf gewährt, von den USA als feindliches Regime betrachtet“ (Quelle: Amerikanische Botschaft).

Außerdem rief er die Taliban in Afghanistan ultimativ auf, den mutmaßlichen Terroristen Osama bin Laden auszuliefern. In einer kämpferischen Rede vor dem Kongress beschwor er den Kampfgeist Amerikas. Die Abgeordneten dankten es ihm mit Beifall, Jubel und Standing Ovations.

Spiegel-Online: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns

Nach der Rede von US-Präsident George W. Bush drohten islamische Geistliche in Afghanistan dem Ausland erneut einen „Heiligen Krieg“ an. Afghanistan sei bereit, einem US-Angriff die Stirn zu bieten, sagte der Taliban-Botschafter in Pakistan, Abdul Salam Saif. Die Taliban lehnten erneut die Auslieferung des mutmaßlichen Terrordrahtziehers Osama bin Laden ab. „Wir würden den Islam beleidigen, wenn wir Osama an Amerika übergeben oder aus Afghanistan ausweisen würden“, sagte Saif.

Bei den Freitagsgebeten in Moscheen in mehreren Städten Afghanistans schworen Prediger die Gläubigen auf den Kampf gegen die USA ein. „Wer unter welchem Vorwand auch immer in Afghanistan einfällt, wird auf Widerstand treffen“, sagte Mohammad Junus Chalis, der in den 1980er Jahren mit Hilfe des Westens gegen den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan gekämpft hatte. Afghanische Gläubige demonstrierten gegen die USA.

Spiegel-Online: Wer für Amerika spioniert, muss sterben

23. September 2001: Trauerfeier in New York

Auf schwer bewachten Gottesdiensten gedachten Zehntausende New Yorker Bürgerinnen und Bürger aller Religionen der Opfer der Terroranschläge. Sie versammelten sich im Yankee-Stadion und anderen Sportstätten. Unter großem Beifall versprach Bürgermeister Rudolph Giuliani den Wiederaufbau des zerstörten Areals rund um die Trümmer des World Trade Centers. Führer der New Yorker Christen, Juden, Moslems, Hindus, Sikhs und Buddhisten forderten alle Gläubigen auf, sich gegen den Terrorismus zusammenzuschließen.

Spiegel-Online: Zehntausende bei Trauerfeier in New York

28. September 2001: UN-Anti-Terror-Resolution

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York verabschiedete einstimmig die von den USA vorgeschlagene, umfassende Resolution 1373 zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus. Sie zielt zum einen darauf ab, die Finanzströme von als terroristisch eingestuften Organisationen zu kappen. Zum andern darf danach kein Land Terroristen oder ihren Unterstützern künftig mehr Unterschlupf gewähren. Außerdem betont die Resolution das Recht aller Staaten auf Selbstverteidigung. Mit dieser Selbstverteidigungsklausel legitimierten die USA ihren Einmarsch in Afghanistan wenige Tage später.

„An einigen Tagen haben wir den Eindruck, dass wir Geschichte schreiben und heute hat der Sicherheitsrat wahrscheinlich Geschichte geschrieben“, sagte der französische UN-Botschafter und gegenwärtige Präsident des Sicherheitsrates, Jean-David Levitte, nach der einstimmig gefällten Entscheidung in New York.

Die Resolution ist durch die Anwendung des Artikels 7 der UN-Charta für alle 189 Mitgliedsstaaten verpflichtend und greift mit ihren Vorgaben in die nationale Gesetzgebung der Staaten ein. Ein solches weitreichendes Vorgehen wurde zuvor in keiner anderen Resolution angewandt. Der Sicherheitsrat agierte erstmals als „World Legislator“.

Spiegel-Online: Uno und USA gehen Hand in Hand

28. September 2001: FBI legte Liste der Terroristen vor

Erstmals gab das US-Justizministerium öffentlich bekannt, „einer oder mehrere“ der Entführer vom 11. September hätten Verbindungen zu Osama bin Ladens Terrororganisationen. Zusammen mit FBI-Chef Robert Mueller veröffentlichte Justizminister John Ashcroft zum ersten Mal die Fotos aller 19 Männer, die an den Selbstmordattacken beteiligt gewesen sein sollen.

Spiegel-Online: FBI legt endgültige Liste der mutmaßlichen 19 Terroristen vor

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Oktober 2001: Krieg in Afghanistan

1. Oktober 2001: Rasterfahndung in Deutschland

In Deutschland konnte ab diesem Tag die Rasterfahndung zum ersten Mal im präventiv-polizeilichen Bereich bei der Jagd auf Terrorist:innen eingesetzt werden. Darauf hatten sich die Innenminister:innen von Bund und Ländern geeinigt. Dabei werden Daten außerhalb der Polizei, zum Beispiel von Krankenkassen, Stromversorgern oder Universitäten, miteinander abgeglichen, um bestimmte Personen zu ermitteln. Die Rasterfahndung durfte nur bei erheblichen Straftaten angewendet und musste beantragt werden. Aus Datenschutzgründen war und ist die Rasterfahndung jedoch umstritten. Das Bundesverfassungsgericht schränkte sie im Jahr 2006 ein. Sie darf seither nur im Rahmen „konkreter Gefahr“ durchgeführt werden.
 
Spiegel-Online: Mit Rasterfahndung gegen Terroristen
Spiegel-Online: Was bringt die Rasterfahndung?

7. Oktober 2001: Krieg in Afghanistan

Knapp vier Wochen nach den Attentaten von New York und Washington begannen die USA und Großbritannien mit der „Operation Enduring Freedom“ gegen das Taliban-Regime in Afghanistan. Mehrere Städte wurden aus der Luft attackiert. Sie legitimierten die Angriffe mit der Selbstverteidigungsklausel in den UN-Resolutionen 1368 und 1373.

US-Präsident George W. Bush sagte kurz nach Beginn der Militärschläge, er habe der Taliban-Führung vor Wochen mehrere Forderungen gestellt. Keine sei erfüllt worden. Nun müssten die Taliban die Konsequenzen tragen.

Wenige Minuten nach dem Angriff der USA gegen Ziele in Afghanistan zeigte der Fernsehsender „El Dschasira“ des Golfemirats Katar ein Video mit einer Rede Osama bin Ladens, in der bin Laden zum Heilige Krieg gegen die Juden und Christen aufrief.

Nach den Angriffen warfen amerikanische Transportflugzeuge rund 35.000 Lebensmittelrationen über Afghanistan ab.

In den darauffolgenden Tagen und Wochen flog die amerikanische Luftwaffe weitere Angriffswellen auf mutmaßliche Stützpunkte der Taliban-Milizen und des als Terroristenführer gesuchten Osama bin Laden. Ziele waren unter anderem Luftabwehrstellungen, Radaranlagen und Kommandozentralen der Taliban.

Ende Oktober bestätigte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld als erstes Regierungsmitglied, dass sich US-Soldat:innen nun auch auf afghanischem Boden befänden.

Wer sind die Taliban?
Die Taliban sind eine islamisch-fundamentalistische Bewegung mit bewaffneten Milizen in Afghanistan und Pakistan. Sie sind mehrheitlich geflohene Paschtunen, die in pakistanischen Koranschulen ausgebildet wurden. Der Name ist der Plural des arabischen Wortes Talib, das „Schüler“ oder „Suchender“ bedeutet. Die Taliban legen die Scharia, die islamische Rechts- und Lebensanleitung, rigoros aus. Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan 1989 und Jahren des Bürgerkriegs ergriffen die Taliban 1996 die Macht in Afghanistan.

Spiegel-Online: Amerika schlägt zurück

 

08.10.2001: Zweite US-Angriffswelle in Afghanistan
Die USA flogen am Montag eine zweite Angriffswelle auf mutmaßliche Stützpunkte der Taliban-Milizen und des als Terroristenführer gesuchten Osama bin Laden in Afghanistan. Ziele waren unter anderem Luftabwehrstellungen, Radaranlagen und Kommandozentralen der Taliban. Der UN-Sicherheitsrat äußerte sich unterdessen besorgt über die Lage der Zivilbevölkerung in Afghanistan. Er billigte am Montagabend in einer Sitzung die Angriffe gegen das Taliban-Regime.

In Indonesien, auf den Philippinen, in Pakistan und Gaza-Stadt haben die US-Vergeltungsschläge gegen Afghanistan Unruhen und antiamerikanische Übergriffe ausgelöst.
 
Spiegel-Online: Alliierte attackieren Hauptquartier der Taliban
Spiegel-Online: Pakistan: Musharrafs Kampf im eigenen Land


10.10.2001: Luftangriffe gehen weiter
Die USA setzten ihre Luftangriffe in Afghanistan am Mittwoch auch nach Tagesanbruch fort. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Washington erlangten die US-Streitkräfte durch die seit Sonntagabend andauernden Angriffe in Afghanistan die Lufthoheit. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatte erklärt, die Flugabwehr der Taliban sei so stark beschädigt, dass jetzt Luftangriffe „rund um die Uhr“ möglich seien.

Die Terrororganisation al-Qaida drohte den USA unterdessen mit weiteren Anschlägen durch Flugzeugentführungen. Der „Heilige Krieg“ gegen die USA werde fortgesetzt, sagte der Sprecher der Organisation aus dem Lager des mutmaßlichen Terroristenführers Osama bin Laden, Suleiman Abu Gheith, in einer Video-Erklärung: „Amerika muss wissen, dass die Erstürmung von Flugzeugen nicht aufhören wird und dass es Tausende junger Menschen gibt, die dem Tod entgegen sehen so wie die Amerikaner dem Leben entgegen sehen.“

Die Taliban-Regierung in Afghanistan hob nach eigenen Angaben alle Beschränkungen gegen den Extremisten Osama bin Laden auf. Bin Laden sei frei, einen Heiligen Krieg gegen die USA zu führen, sagte Taliban-Sprecher Abdelhaj Mutmain der BBC.

Die weltgrößte muslimische Organisation, die Islamische Konferenz (OIC), verurteilte die Terrorangriffe auf die Vereinigten Staaten vom 11. September. Unschuldige Zivilist:innen dürften jedoch nicht dafür bestraft werden, sagte der Präsident der Konferenz und Emir von Katar, Scheich Hamad bin Chalifa el Thani, am Mittwoch in der Hauptstadt Doha.

Spiegel-Online: Taliban sprechen von mehreren zivilen Opfern
Spiegel-Online: El Kaida: Sturm der Flugzeuge wird weitergehen

 

18.10.2001: Präsident George W. Bush: Bald Einsatz von Bodentruppen
US-Präsident Bush kündigte einen baldigen Einsatz von Bodentruppen in Afghanistan an. Nach der weitgehenden Zerstörung der Taliban-Luftabwehr träfen die USA Vorbereitungen, das Netz um den mutmaßlichen Terroristenführer bin Laden mit „verbündeten Truppen am Boden langsam aber sicher enger zu ziehen“, sagte Bush vor Soldaten in Kalifornien.

Spiegel-Online: Bush kündigt Einsatz von Bodentruppen an

9. Oktober 2001: Anthrax-Anschläge

Mehrere Briefe mit Milzbrandsporen wurden in zwei Wellen nach den Terroranschlägen vom 11. September an mehrere Medien und Senatoren geschickt. Die erste Anthrax-Attacke ereignete sich bereits eine Woche nach den Anschlägen am 18. September: Fünf Briefe gingen an drei Nachrichtensender und zwei Zeitungen. Die zweite Anthrax-Attacke erfolgte am 9. Oktober 2001 mit zwei Briefen an Senatoren. Diese Briefe enthielten eine weitaus potentere Form des Anthrax-Erregers. 22 Menschen entwickelten eine Milzbrandinfektion, fünf Menschen starben.

Wochenlang hielten die Anthrax-Anschläge die amerikanische Bevölkerung in Atem. Verdächtige Briefe und Päckchen im ganzen Land verunsicherten die Amerikaner:innen. Postfilialen wurden evakuiert und panische Menschen strömten in Krankenhäuser aus Angst, sich infiziert zu haben. Auch in Deutschland waren Polizei, Feuerwehr und Gesundheitsbehörden wegen verdächtiger Post im Einsatz.

Ein Zusammenhang zwischen den Anthrax-Anschlägen und Osama bin Laden konnte jedoch nie nachgewiesen werden. Das FBI ermittelte 2008 gegen den US-amerikanischen Mikrobiologen, Immunologen und Forscher für B-Waffen Bruce Edwards Irvins als mutmaßlichen Hauptverdächtigen der Anthrax-Anschläge. Er beging Selbstmord, nachdem er von den Ermittlungen erfahren hatte.

Spiegel-Online: Angst vor Infektionen lähmt die USA
Spiegel-Online: Zwei verstorbene Postmitarbeiter hatten Milzbrand

11. Oktober 2001: Regierungserklärung von Bundeskanzler Schröder

In seiner Regierungserklärung zur Lage nach den Militärschlägen in Afghanistan bekräftigte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) die Solidarität Deutschlands mit den USA noch einmal und schloss eine militärische Beteiligung der Bundeswehr am Afghanistan-Einsatz nicht aus:

„In dieser Situation wird von Deutschland aktive Solidarität und verantwortliches Handeln erwartet und auch geleistet, eine Solidarität, die sich nicht in Lippenbekenntnissen erschöpfen darf, und eine Politik, die Deutschlands Verantwortung in der Welt, aber auch der Verantwortung der Bundesregierung für die Menschen in Deutschland angemessen ist. [...] Das schließt – und das sage ich ganz unmissverständlich – auch die Beteiligung an militärischen Operationen zur Verteidigung von Freiheit und Menschenrechten, zur Herstellung von Stabilität und Sicherheit ausdrücklich ein.“

Deutscher Bundestag: Regierungserklärung: Aktuelle Lage nach Beginn der Operation gegen den internationalen Terrorismus in Afghanistan

26. Oktober 2001: Patriot Act in den USA

Der „Patriot Act“ ist ein US-amerikanisches Bundesgesetz, das am 26. Oktober 2001 vom US-Kongress im Zuge des Krieges gegen den Terrorismus verabschiedet und vom damaligen Präsidenten George W. Bush unterzeichnet wurde. Es war eine direkte Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September und die Anthrax-Anschläge.

Der „Patriot Act“ brachte eine Einschränkung der amerikanischen Bürgerrechte in größerem Maße mit sich, aber auch Auswirkungen für USA-Reisende, da die Anforderungen an Pässe erhöht wurden. Die Ermittlungsbehörden wurden ermächtigt, im großen Stil Daten untereinander auszutauschen und eine weitreichende Überwachung und Kontrolle der Zivilbevölkerung durchzuführen.

Das Gesetz bestimmte überdies, dass Ausländer:innen bei vorliegendem Verdacht ohne Gerichtsverfahren auf Anweisung des Justizministeriums für unbestimmte Zeit festgehalten werden dürfen. Falls sie der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verdächtigt wurden, konnten sie kurzerhand abgeschoben werden (Quelle: Legal Tribune Online).

Am 2. Juni 2015 wurde der „Patriot Act“ durch die Bestimmungen des „Freedom Act“ ersetzt.

31. Oktober 2001: US-Bodentruppen in Afghanistan

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bestätigte als erstes Regierungsmitglied, dass sich US-Soldat:innen auf afghanischem Boden befänden. Die Soldat:innen hielten nach Rumsfelds Worten unter anderem Kontakte zu den Oppositionsgruppen und gäben Hinweise auf mögliche Ziele. Etwaige Kampfeinsätze erwähnte der Minister nicht.

Die US-Luftaufsichtsbehörde verhängte nach Warnungen vor neuen Terroranschlägen ein Flugverbot in der Nähe von Atomkraftwerken und über Teilen von New York.

Spiegel-Online: US-Soldaten auf Gebiet der Nordallianz
Spiegel-Online: Flugraum über Atomkraftwerken in den USA gesperrt

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November 2001: Entscheidung über Bundeswehreinsatz in Afghanistan und Petersberger UN-Konferenz

8. November 2001: Kabinett beschließt Entsendung deutscher Soldat:innen nach Afghanistan

Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik sollten deutsche Soldat:innen außerhalb Europas an einem Kriegseinsatz teilnehmen. Das Bundeskabinett beschloss dafür die Bereitstellung von 3.900 deutschen Soldat:innen. Welche Aufgaben die Einheiten im Kampf gegen den Terrorismus übernehmen sollten, war zu diesem Zeitpunkt noch völlig unklar.

Ohne die klare Rückendeckung seiner Koalition forderte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) vom Bundestag die Bereitstellung deutscher Soldat:innen für den Afghanistan-Krieg. Nun sei die Zeit gekommen, der schon vom Bundestag erklärten uneingeschränkten Solidarität mit den USA Taten folgen zu lassen. Eindringlich warnte Außenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) vor einer Isolierung Deutschlands. Union und FDP stellten sich hinter den Kanzler, forderten aber Transparenz.

Spiegel-Online: Schröder will grüne Skeptiker auf Kurs bringen

13. November 2001: Nordallianz rückte in Kabul ein

Fünf Wochen nach Beginn der US-Luftangriffe gelang es der Nordallianz, in der afghanischen Hauptstadt Kabul einzumarschieren. Nach dem Abzug der Taliban kam es zu ersten Plünderungen. Das berichtete die BBC.

US-Präsident George W. Bush hatte die Nordallianz aufgefordert, Kabul nicht einzunehmen, bevor nicht eine Übergangsregierung gebildet worden sei. Nordallianz-Sprecher Mohammed Abil erklärte, die Opposition plane vorerst keine Erstürmung der Hauptstadt. Kommandeure an der Front wollten dagegen vorrücken und die Stadt zurückerobern, die sie 1996 an die Taliban verloren hatten.

Unterdessen kamen in Afghanistan ein deutscher und zwei französische Journalisten ums Leben. Sie waren auf einem Schützenpanzer der Nordallianz unterwegs und gerieten am Sonntag in einen Hinterhalt der Taliban. Bei dem getöteten deutschen Journalisten handelt es sich um den 40-jährigen Volker Handloik, einen Reporter des Hamburger Magazins „Stern“. Ein Augenzeuge sagte, die Gruppe sei zu einer Besichtigungstour bei der Provinzhauptstadt Talokan unterwegs gewesen, als sie plötzlich unter Feuer der Taliban geriet.

Die UN-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson mahnte unterdessen Vorkehrungen zum Schutz der Zivilbevölkerung im Kampfgebiet an. Die militärische Strategie jedes Landes, das den Terrorismus bekämpft, müsse zwei Grundsätze berücksichtigen. Die Aktion müsse notwendig sein und jede Gefährdung unschuldiger Personen vermeiden, sagte Robinson am Montag in Neu-Delhi.

Die Vereinten Nationen begannen wenige Tage später damit, in großem Umfang Hilfslieferungen nach Nordafghanistan zu senden. Am Rande der 56. UN-Vollversammlung in New York hieß es, Afghanistan stehe vor einer humanitären Katastrophe, von der fast ein Drittel der 20 Millionen Einwohner:innen betroffen sein könnte. Die UN-Organisationen könnten nur noch das Ausmaß der Krise zu begrenzen versuchen.

Was ist die Nordallianz?
Seit Mitte der 1990er Jahre kämpfte die Nordallianz, offiziell „Nationale Islamische Vereinigte Front zur Rettung Afghanistans“, gegen das Taliban-Regime und fand sich nach den Attentaten vom 11. September 2001 plötzlich als Verbündeter der Vereinigten Staaten wieder. Die Nordallianz war eine ungleiche Ansammlung von Kriegsherren und Mudschahedinführern. Sie blickten auf eine lange Geschichte der Gewalt, des Misstrauens und wechselnder Bündnisse zurück. Interne Streitereien und ihr Kampf um die Vorherrschaft in Afghanistan hatten mehrere tausend Opfer unter der Zivilbevölkerung gefordert. So wurde die Hauptstadt Kabul nicht etwa von den sowjetischen Besatzern, sondern von rivalisierenden Mudschahedinführern in Schutt und Asche gelegt. Ihnen wurden Massaker, Menschenrechtsverletzungen und Massenvergewaltigungen zur Last gelegt.

Spiegel-Online: Taliban geben Kabul auf

16. November 2001: Vertrauensfrage Gerhard Schröders im Bundestag

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) verknüpfte die Abstimmung im Bundestag über den Anti-Terror-Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan mit der Vertrauensfrage. Damit verband ein Kanzler zum ersten Mal die Vertrauensfrage mit einer konkreten Sachfrage.

Bei der Abstimmung bekam Kanzler Schröder insgesamt 336 Ja-Stimmen, zwei mehr als erforderlich. Die Grünen hatten zuvor einen Kompromiss geschlossen, der Bundeskanzler Schröder die Mehrheit sicherte. Gegen Schröder stimmte geschlossen die Opposition mit 326 Abgeordneten. 77 persönliche Erklärungen von SPD und Grünen wurden zur Bundeswehrentscheidung nachgereicht.

Für den Anti-Terror-Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan sollten daraufhin bereitgestellt werden:

   1. ABC-Abwehrkräfte, Spürpanzer „Fuchs“: etwa 800 Soldat:innen
   2. Einheit zur Evakuierung von Verwundeten und Verletzten: 250 Soldat:innen
   3. Spezialkräfte: 100 Soldat:innen
   4. Lufttransportkräfte: 500 Soldat:innen
   5. Seestreitkräfte zum Schutz von Schiffen mit gefährlichen Ladungen: 1800 Soldat:innen
   6. etwa 450 Unterstützungskräfte

Deutscher Bundestag: Gerhard Schröders Vertrauensfrage (2001)
Spiegel-Online: Schröder hat's geschafft

26. November 2001: Letzte Taliban-Bastion vor dem Zusammenbruch

Nach zweiwöchiger Belagerung stand Kundus, die letzte Taliban-Bastion in Nordafghanistan, vor dem Zusammenbruch. Kämpfer der Anti-Taliban-Truppen rückten am Sonntag in die Stadt Kundus ein, nachdem sich ihnen mehrere Tausend Taliban-Kämpfer ergeben hatten.

Die USA starteten unterdessen bei Kandahar einen massiven Einsatz von Bodentruppen. US-Hubschrauber setzten mehrere Hundert Spezialeinheiten auf dem Flugfeld der letzten Taliban-Stellung in Südafghanistan ab.

Russland brachte über eine Luftbrücke Hilfsgüter und technische Ausrüstung nach Kabul. Wie russische Militärquellen in Tadschikistan verlauteten, landeten zwölf Militärtransporter vom Typ Iljuschin-76 auf dem Flughafen Bagram nahe der afghanischen Hauptstadt. Die Bundeswehr begann ebenfalls vom US-Militärflughafen Ramstein/Pfalz aus mit Unterstützungsflügen für die im Afghanistan-Krieg eingesetzten US- Soldat:innen.

Spiegel-Online: US-Marines im Kampf um Kandahar

27. November 2001: Petersberger UN-Konferenz

Die erste „Afghanistan-Konferenz“ fand vom 27. November bis 5. Dezember 2001 auf dem Petersberg in Königswinter bei Bonn statt. An der Konferenz nahmen vier Delegationen der wesentlichen afghanischen Volksgruppen mit insgesamt 28 Delegierten teil. Dazu gehörten Usbeken und Tadschiken (die die Nordallianz dominierten), die „Rom-Gruppe“ um den afghanischen Ex-König Mohammed Sahir Schah und in Deutschland lebende Afghanen sowie weitere Exil-Afghanen. Vertreter der Taliban nahmen an der Konferenz nicht teil.

Die Konferenz endete mit der Verabschiedung des Petersberger Abkommens, das einen Stufenplan zur Machtübergabe an eine demokratisch legitimierte Regierung nach der Entmachtung der Taliban vorsah. Mit dem Abkommen wurde der sogenannte Petersberg-Prozess eingeleitet, der zur Demokratisierung und Befriedung des Landes führen sollte.

Auf dem Petersberg einigten sich die Verhandlungsteilnehmer:innen der vier verschiedenen Gruppen auf einen Übergangsrat. Diese Interimsregierung mit 29 Mitgliedern sollte die Geschicke des Landes zunächst für sechs Monate leiten und dann die traditionelle Loja Dschirga (Große Versammlung) einberufen. Aufgabe der Loja Dschirga sollte sein:

  1. Bestellung einer Übergangsregierung, die die Staatsgeschäfte für weitere 18 Monate führen solle;
  2. Benennung der Mitglieder eines Übergangsparlaments;
  3. Ausarbeitung einer neuen Verfassung durch einen Verfassungsrat.

Nach 18 Monaten sollte die Loja Dschirga erneut zusammenkommen, um die Verfassung zu verabschieden. Danach wäre der Weg für freie Wahlen geebnet.

In der Petersberg-Vereinbarung wurde der UN-Sicherheitsrat aufgefordert, ein Mandat für eine internationale Friedenstruppe zu beschließen. Diese sollte bis zum Aufbau eigener Polizeistrukturen die Sicherheit in Afghanistan garantieren. Auch über Aufbauhilfen für das seit Jahrzehnten von Krieg gezeichnete Land wurde gesprochen.

Spiegel-Online: Fischer fordert Neuanfang für Afghanistan
Spiegel-Online: Afghanen einigen sich auf Übergangsrat

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Dezember 2001: Flucht der Taliban, Sicherheitspakete in Deutschland und ISAF-Schutztruppe

7. Dezember 2001: Letzte Taliban-Hochburg Kandahar gefallen

Zwei Monate nach Beginn der US-Militäraktion in Afghanistan gaben die Taliban ihre letzte verbliebene Bastion Kandahar auf. Die Taliban-Kämpfer in der südafghanischen Stadt Kandahar hatten mit der Abgabe ihrer Waffen begonnen. Dies war Teil einer Kapitulationsvereinbarung, berichtete die in Islamabad ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP. Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar und andere ranghohe Funktionäre der fundamentalistischen Miliz waren zuvor aus Kandahar geflohen.Nach Medienberichten fanden Anti-Taliban-Kämpfer in der ostafghanischen Bergfestung Tora Bora das Hauptlager von Terroristenchef Osama bin Laden. Von dem Top-Terroristen fehlte jedoch jede Spur.

13. Dezember 2001: Video von Osama bin Laden zu den Terroranschlägen

Vertreter der US-Regierung zeigten der Öffentlichkeit ein Video, das die Urheberschaft Osama bin Ladens an den Terroranschlägen vom 11. September belegen soll. Auf dem 40-minütigen Video, das US-Soldaten in einem Haus in Dschalalabad in die Hände gefallen war, brüstete sich der al-Qaida-Chef im Gespräch mit einem Religionsführer mit den Anschlägen und lachte über die Entführer, von denen nach seinen Angaben einige den genauen Auftrag nicht kannten. „Die Brüder, die die Operation geleitet haben, wussten nur, dass es eine Märtyrermission war.“

Spiegel-Online: Die Verhöhnung der Opfer

14. Dezember 2001: Sicherheitspakete in der BRD

Bereits wenige Wochen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 beschloss der Deutsche Bundestag ein erstes Sicherheitspaket, im Dezember 2001 dann ein weiteres, zu dem unter anderem das Terrorismusbekämpfungsgesetz gehört.

Diese Sicherheitspakete verschärften unter anderem das Vereinsrecht (Abschaffung des Religionsprivilegs), stellten die Mitgliedschaft und Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung unter Strafe und erweiterten die Befugnisse von Polizei, Bundeskriminalamt und Geheimdiensten.

In den folgenden Jahren kamen weitere Sicherheitsgesetze hinzu, manche wurden durch das Bundesverfassungsgericht eingeschränkt (Rasterfahndung), ganz gekippt (Luftsicherheitsgesetz) oder bis zur endgültigen Klärung ausgesetzt (Vorratsdatenspeicherung).

Einige Anti-Terror-Gesetze waren zeitlich befristet, da sie einen massiven Eingriff in die Bürgerrechte darstellen. Sie wurden immer wieder verlängert und teils ausgeweitet. Im Dezember 2020 wurde das Terrorismusbekämpfungsgesetz endgültig entfristet, was bei Bürgerrechtler:innen umstritten ist.

BpB: Folgen von 9/11 auf Sicherheitsgesetze
BpB: Terrorismusbekämpfungsgesetz
tagesschau.de: Sicherheitsgesetze
Spiegel-Online: Was wird aus dem Bankgeheimnis?
Spiegel-Online: Eichel will Zentralregister für Konten
Spiegel-Online: Schützt Schilys neues Ausländerrecht vor dem Terror?

20. Dezember 2001: UN-Mandat für Afghanistan-Schutztruppe

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verabschiedete in New York die UN-Resolution 1386 zur Entsendung einer multinationalen Schutztruppe für Afghanistan. Die 15 Mitglieder des Gremiums billigten die Resolution einstimmig. Die ISAF-Schutztruppe (International Security Assistance Force) sollte auf der Basis der Petersberger Vereinbarungen zunächst für sechs Monate die afghanische Übergangsregierung bei der Gewährleistung der Sicherheit in der Hauptstadt Kabul und ihrer Umgebung unterstützen. Die Schutztruppe konnte dabei zu ihrer eigenen Verteidigung und zum Schutz der Übergangsregierung und der Bevölkerung Waffengewalt anwenden.

Der Auftrag der ISAF-Schutztruppe wurde durch verschiedene UN-Resolutionen immer wieder verlängert und weiter ausgebaut. So dauerte die UN-Mission letztlich bis Ende 2014 und wurde auch auf andere Teile des Landes ausgedehnt. Ziel der ISAF war die Unterstützung der gewählten Regierung Afghanistans zur Herstellung und Aufrechterhaltung eines sicheren Umfeldes im Lande. In erster Linie sollten der Wiederaufbau Afghanistans, die Etablierung demokratischer Strukturen und die Durchsetzungsfähigkeit der frei gewählten Zentralregierung vorangetrieben werden. Es bestand zudem eine Zusammenarbeit mit der militärischen Operation „Enduring Freedom“.

Spiegel-Online: Uno macht Weg für Schutztruppe frei

22. Dezember 2001: Bundestag billigt Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr / Interimsregierung in Afghanistan

Der Bundestag machte den Weg für einen Einsatz der Bundeswehr in der Afghanistan-Schutztruppe der Vereinten Nationen frei. In einer Sondersitzung des Bundestages stimmten 538 von 581 Abgeordneten für die Entsendung von maximal 1.200 Soldat:innen im Rahmen einer Schutztruppe der Vereinten Nationen. 35 Abgeordnete stimmten dagegen, acht enthielten sich. Die rot-grüne Koalition erreichte mit 296 Ja-Stimmen eine eigene Mehrheit.

Zwei Wochen nach der Afghanistan-Konferenz auf dem Petersberg trat die afghanische Interimsregierung ihr Amt an. Er werde hart daran arbeiten, nationale Einheit und Frieden zu bringen, sagte Interims-Regierungschef Hamid Karsai bei seiner Vereidigung in Kabul. Weltweit wurde die Bildung der neuen Regierung begrüßt und Unterstützung zugesagt.

Spiegel-Online: Koalition schafft eigene Mehrheit
Spiegel-Online: Ab heute ist Afghanistan frei

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2002: Bundeswehreinsatz in Afghanistan, Terroranschlag auf Djerba, Große Versammlung in Afghanistan

2. Januar 2002: Einsatz der Bundeswehr

Deutsches Erkundungsteam der Afghanistan-Schutztruppe in Kabul eingetroffen
Ein Erkundungsteam der internationalen Schutztruppe für Afghanistan ist in Kabul eingetroffen. Die Militärmaschine mit 20 bis 30 Soldaten aus 17 Ländern landete auf dem internationalen Flughafen der afghanischen Hauptstadt. Unter den Soldat:innen waren nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums auch neun Bundeswehroffiziere.
Die Bundeswehrsoldat:innen sollen die Grundlagen für den deutschen Einsatz im Rahmen der International Security Assistance Force (ISAF) legen. Das Erkundungskommando will unter anderem prüfen, unter welchen Bedingungen die Soldat:innen im Raum Kabul untergebracht und verpflegt werden können. Geklärt werden sollen auch die medizinische Versorgung und logistische Probleme. Der internationalen Schutztruppe für Afghanistan sollen 4.500 Soldat:innen angehören.

Spiegel-Online: Landung kurz vor dem Morgengrauen

 

08.01.2002: Bundeswehr-Vorauskommando nach Afghanistan gestartet
Die ersten 70 Bundeswehr-Soldat:innen sind zur Friedensmission nach Afghanistan abgeflogen. Bis zu 1.200 Bundeswehr-Soldat:innen werden im Rahmen der UN-Friedensmission ISAF nach Afghanistan entsandt. Das Mandat für sechs Monate läuft am 20. Juni aus. Die deutschen Soldat:innen werden in ein gemeinsames Kontingent mit niederländischen, dänischen und österreichischen Truppenteilen integriert. Mit dabei sind Fallschirmjäger, Infanteriesoldaten, Hubschrauberpiloten, Unterstützungseinheiten und Lufttransportkräfte. Zu ihren Aufgaben zählen laut der Vereinbarung vom Petersberg die Unterstützung der afghanischen Übergangsregierung beim Aufbau der Demokratie, der Aufbau afghanischer Sicherheitskräfte und der Schutz des UN-Personals. Einsatzort ist die Hauptstadt Kabul und Umgebung.  

Spiegel-Online: Bundeswehr-Mission gestartet

 

24.02.2002: Deutschen Elitesoldaten sind in Afghanistan
100 deutsche Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) sind gemeinsam mit britischen und US-amerikanischen Truppen in Afghanistan im Einsatz. Dies wurde von Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) erstmals in einem Interview mit der Bild-Zeitung bestätigt. Scharping wollte keine Angaben darüber machen, seit wann die deutschen Elitesoldaten bereits in Afghanistan sind. Derzeit suchten 80 bis 100 KSK-Soldaten gemeinsam mit US-Spezialeinheiten und der britischen Spezialtruppe Special Air Service (SAS) nach Verstecken des Terrornetzwerkes al-Qaida. Sie haben ihre Suche auf den Raum Kandahar im Süden Afghanistans beschränkt. Inzwischen sei diese aber auf andere Regionen des Landes ausgedehnt worden.

Spiegel-Online: KSK-Trupps jagen al-Qaida

 

04.03.2002: Operation ANACONDA
Im Osten Afghanistan haben sich US-Truppen und ihre afghanischen Alliierten schwere Kämpfe mit Taliban- und al-Qaida-Milizen geliefert. An den massiven Angriffen sind auch deutsche Soldaten beteiligt. US-Medien sprachen von der größten von den USA angeführten Bodenoffensive seit Beginn des Krieges. Acht US-Soldaten kamen beim Abschuss eines Hubschraubers und bei Bodengefechten ums Leben.

Spiegel-Online: US-Armee erleidet stärkste Verluste seit Kriegsbeginn

 

06.03.2002: Zwei deutsche und drei dänische Soldaten in Kabul getötet
Der Afghanistan-Einsatz der UN-Friedenstruppe hat erste Todesopfer unter den dort stationierten Bundeswehrsoldaten gefordert: Beim Versuch, zwei russische Flugabwehrraketen vom Typ SA-3 zu entschärfen, sind in Kabul zwei deutsche und drei dänische Soldaten ums Leben gekommen. Acht weitere ISAF-Soldaten wurden verletzt, drei von ihnen schwer.
Eine Expertenkommission soll die Ursache des tödlichen Unfalls klären.

Spiegel-Online: Bundeswehr-Unfall in Afghanistan

23. Januar 2002: Afghanistan-Geberkonferenz in Tokio

Bei einer zweitägigen Afghanistan-Geberkonferenz in Tokio kamen insgesamt 4,5 Milliarden US-Dollar für den Wiederaufbau des Landes zusammen. In ihrem Abschlussdokument bekräftigten die Geber, die Hilfe erfolge unter der Bedingung, dass alle Seiten in Afghanistan aktiv zu den in Bonn vereinbarten Zielen des Wiederaufbauprozesses und der Schaffung von Frieden und Stabilität beitragen. Der Chef der Übergangsregierung, Hamid Karsai, versicherte, man werde in enger Abstimmung mit der Gebergemeinschaft arbeiten.

Spiegel-Online: 4,5 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau

12. April 2002: Terroranschlag auf Djerba

Bei einer Explosion auf der Ferieninsel Djerba in Tunesien kamen 19 Menschen (darunter 14 Deutsche) ums Leben oder starben später im Krankenhaus. Von den 43 deutschen Urlauber:innen blieben nur 13 unverletzt, 30 erlitten zum Teil schwerste Verbrennungen.

Ein mit Gas beladener Tanklastwagen war vor der Synagoge La Ghriba explodiert. Die Ghriba-Synagoge ist ein viel besuchtes Heiligtum der jüdischen Gemeinde Tunesiens und steht auf den Grundmauern einer der ältesten Synagogen Afrikas aus dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert.

Nach Einschätzung der Bundesregierung handelte es sich um ein Attentat: „Nach den jetzt vorliegenden Erkenntnissen verdichten sich die Indizien, dass es sich um einen Anschlag und nicht um einen Unfall handelt“, sagte Innenminister Otto Schily (SPD). Ein ranghohes Mitglied des Terrornetzwerks al-Qaida erklärte vier Wochen nach dem Anschlag in einer arabischen Zeitung, seine Bewegung sei für den Anschlag auf die Synagoge auf der tunesischen Ferieninsel Djerba verantwortlich.

11. Juni 2002: Große Ratsversammlung Loja Dschirga in Afghanistan

Nach tagelangen Beratungen der Großen Versammlung Loja Dschirga in Afghanistan wurde der bisherige Chef der afghanischen Übergangsregierung, Hamid Karsai, mit überwältigender Mehrheit zum Präsidenten des Landes gewählt. Von den 1.551 Delegierten bekam Karsai nach Angaben des Loja-Dschirga-Vorsitzes 1.295 Stimmen. Karsai führt das Land damit bis zu den geplanten Parlamentswahlen im Jahr 2004.

Spiegel-Online: Karzai zum Präsidenten gewählt

11. September 2002: Erster Jahrestag der Anschläge

Begleitet von Mahnungen zur Entschlossenheit im Kampf gegen den Terrorismus wurde in den USA und vielen anderen Ländern der Anschläge vom 11. September gedacht.

US-Präsident George W. Bush wandte sich am Abend (Ortszeit) des Jahrestages der Anschläge vom 11. September in einer Fernsehansprache an die Nation. Hinter den Vereinigten Staaten liege ein Jahr der Schmerzen und der Trauer, sagte Bush. Die Amerikaner:innen hätten sich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass die USA „entschlossene Feinde haben und dass wir vor ihren Anschlägen nicht sicher sind“. Zugleich bekräftigte er seine Entschlossenheit, den Kampf gegen den internationalen Terrorismus zu gewinnen. „Wir werden nicht nachgeben, bis der Gerechtigkeit genüge getan und unsere Nation sicher ist“, so Bush. Vor seiner Ansprache hatte er die Orte der Terroranschläge in Washington, Pittsburgh und New York besucht.

In New York wurde mit einer zentralen Gedenkfeier am Ground Zero, wo einst das World Trade Center stand, an die Opfer erinnert. Neben der Würdigung der Toten, der Feuerwehrleute und aller Helfer:innen standen die Besinnung auf Grundwerte wie Freiheit und Toleranz im Mittelpunkt der Veranstaltung.

15. November 2002: Verlängerung des Bundeswehrmandats für Afghanistan

Der Deutsche Bundestag verlängerte das Mandat für die Bundeswehr zur Beteiligung an der Operation „Enduring Freedom“ um ein Jahr. Unerwartet viele Abgeordnete stimmten gegen den deutschen Militäreinsatz in Afghanistan, Kuweit und am Horn von Afrika. Aus der Koalition gab es offenbar nur zwei Gegenstimmen.

28. November 2002: Anschläge gegen israelische Ziele in Kenia

Auf ein israelisches Flugzeug in Kenia waren zwei Raketen abgefeuert worden. Gleichzeitig explodierte eine Bombe vor einem Hotel. Dabei wurden nach Angaben des kenianischen Botschafters in Israel mindestens 16 Menschen getötet und etwa 80 verletzt.

Nach Angaben der US-Behörden stammten die zwei Raketenwerfer, die nach dem Beschuss des israelischen Flugzeuges am Flughafen von Mombasa gefunden wurden, aus derselben Produktion wie ein Modell, das im Mai beim Angriff auf eine US-Militärmaschine in Saudi-Arabien verwendet wurde. Die gescheiterte Aktion wurde damals der al-Qaida zugerechnet.

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2003: Krieg im Irak, Terroranschläge in Riad, Casablanca und Istanbul

18. Februar 2003: Weltweit erster Prozess zu den Terroranschlägen

Im weltweit ersten Prozess zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 verurteilte das Hamburger Oberlandesgericht den damals 28 Jahre alten Marokkaner Mounir El Motassadeq zur Höchststrafe von 15 Jahren Haft. Die Hamburger Richter verurteilten ihn wegen der Beihilfe zum Mord an den rund 3.000 durch die Flugzeugattacken am 11. September 2001 getöteten Menschen in New York, Washington und Pennsylvania sowie wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung.

Nach einer Neuverhandlung und mehreren Revisionsverhandlungen wurde das Urteil im Mai 2007 rechtskräftig. Im Oktober 2018 wurde El Motassadeq nach Marokko abgeschoben, nachdem er die Haftstrafe bis auf wenige Wochen verbüßt hatte.

Spiegel-Online: Motassadeq muss 15 Jahre ins Gefängnis

3. März 2003: Festnahme von bin-Laden-Stellvertreter

Mit der Festnahme des bin-Laden-Stellvertreters Chalid Scheich Mohammed in Pakistan ist den Terrorfahndern der bisher größte Schlag gegen das Terrornetzwerk al-Qaida gelungen. Mohammed galt nach Osama bin Laden und dem Ägypter Eiman el Zawahiri als Nummer 3 der Gruppe und als Hauptplaner der Terroranschläge vom 11. September. Er stand auf der US-Liste der 22 meistgesuchten Terroristen.

Mohammed soll die Attentäter des 11. September bei den Vorbereitungen in Hamburg besucht haben. Er wurde zudem mit allen al-Qaida-Anschlägen der vergangenen Jahre in Verbindung gebracht, darunter auch dem Angriff auf die Synagoge auf der tunesischen Ferieninsel Djerba.

 

20. März 2003: Beginn des Irakkriegs

Mit einer „Koalition der Willigen“, zu der auch Großbritannien, Italien und Spanien gehörte, marschierten die USA in den Irak ein, um den Machthaber Saddam Hussein und sein Regime zu stürzen.

Nachdem kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 der Hauptfokus auf Afghanistan gelegen hatte, rückte nach einer Rede von US-Präsident George W. Bush vom 29. Januar 2002 über die „Achse des Bösen“ der Irak in den Mittelpunkt der US-amerikanischen Außen- und Sicherheitspolitik. Als „Achse des Bösen“ („axis of evil“) bezeichnete Bush Länder wie Libyen, den Sudan, Nordkorea, den Iran und den Irak, die er beschuldigte, Terroristen zu unterstützen und nach Massenvernichtungswaffen zu streben.

Die USA hatten immer wieder behauptet, dass der Irak im Besitz von Massenvernichtungswaffen sei und einen Angriff plane. Sie begründeten ihren Einmarsch mit der UN-Resolution 1441. Darin hatte der UN-Sicherheitsrat den Irak unter anderem dafür verurteilt, seiner Verpflichtung zur Beseitigung und Kontrolle seiner Massenvernichtungswaffen nicht nachzukommen und Terrorismus zu unterstützen. Jedoch erhielten die USA und Großbritannien kein explizites Mandat vom Sicherheitsrat zum militärischen Angriff.

Mitgliedstaaten der Europäischen Union wie Deutschland oder Frankreich lehnten den Einmarsch in den Irak ohne UN-Mandat ab. Es kam zu einer schweren Krise in den europäisch-amerikanischen Beziehungen. Auf der ganzen Welt demonstrierten Hunderttausende gegen den Irakkrieg. Viele Jurist:innen bezeichneten ihn als völkerrechtswidrig.

Am 1. Mai 2003 erklärte US-Präsident Bush die „Operation Iraqi Freedom“ für siegreich beendet. Bis auf alte Restbestände wurden im Irak keine Massenvernichtungsmittel oder Beweise für einen Angriffskrieg gefunden. Die Begründung für den Irakkrieg erwies sich im Nachhinein also als falsch.

Nach dem Sturz Saddam Husseins kam es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen im Irak. Die Besetzung des Landes hielt bis 2011 an und es kam zu keiner dauerhaften Befriedung des Landes.

13. Mai 2003: Selbstmordanschläge von Riad

Wie Augenzeugen und saudische Sicherheitskräfte berichteten, drangen Attentäter in der Nacht zum 13. Mai 2003 im Abstand von wenigen Minuten in drei von Ausländer:innen bewohnte Wohnanlagen in verschiedenen Stadtvierteln der saudi-arabischen Hauptstadt ein, wobei sie auf bewaffnete Wächter schossen. Anschließend sprengten sie ihre Autos im Inneren der Wohnanlagen in die Luft.

Nach Angaben des saudi-arabischen Innenministeriums wurden bei den Anschlägen neben sieben US-Bürger:innen auch sieben saudi-arabische Staatsbürger:innen, zwei jordanische Kinder, zwei Philippiner:innen, ein Libanese und ein Schweizer getötet. 194 Menschen seien verletzt worden.
Die Terrorbotschaft der Selbstmordattentäter von Riad ist deutlich. Mit ihrer minutiös geplanten Anschlagserie gegen ausländische Zivilist:innen wollen die Extremisten nach Einschätzung westlicher Beobachter vor allem eines sagen: Der US-Truppenrückzug aus Saudi-Arabien reicht uns nicht – wir kämpfen weiter gegen die USA und ihre Verbündeten.

17. Mai 2003: Anschläge in Casablanca

Fünf Bomben sind in der Nacht in der marokkanischen Hafenstadt Casablanca detoniert. Die Sprengladungen, die fast gleichzeitig von den Terroristen gegen 21 Uhr (Ortszeit) gezündet wurden, beschädigten ein Kulturzentrum, ein Gemeindehaus marokkanischer Juden, das belgische Konsulat, ein Luxus-Hotel und ein Restaurant.

Die Selbstmordattentäter von Casablanca gehörten nach Angaben der marokkanischen Ermittler zwei verbotenen islamistischen Gruppen an. Wie Polizeikreise in Marokko verlauteten, standen die Terrorgruppen mit dem internationalen Terror-Netz von al-Qaida in Verbindung. Insgesamt starben 41 Menschen, rund 100 Menschen wurden nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur MAP verletzt.

7. Juni 2003: Anschlag auf Bundeswehrsoldaten in Kabul

Vier Soldaten der Bundeswehr sind am 7. Juni 2003 bei einem Terroranschlag auf einen Bus der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF in Kabul getötet worden. 29 weitere deutsche Soldat:innen seien bei dem Selbstmordattentat mit einer Autobombe verletzt worden, einige von ihnen sehr schwer. Das teilte Bundesverteidigungsminister Peter Struck in Berlin mit. Ein mit Sprengstoff präpariertes Taxi sei neben dem mit 33 deutschen Soldat:innen besetzten Bus explodiert. Struck bezeichnete das Attentat als eine neue, schreckliche Dimension gegenüber den Anschlägen, die es bisher gab. Wer hinter dem Anschlag stehe, lasse sich allerdings noch nicht feststellen.

15./20. November 2003: Anschläge in Istanbul

Zwei Terroranschläge auf Synagogen in Istanbul haben mindestens 23 Menschen das Leben gekostet. Fast 280 wurden nach Polizeiangaben bei der fast zeitgleichen Explosion zweier Autobomben verletzt. Die Bomben explodierten gegen 10 Uhr (Ortszeit) während der morgendlichen Sabbat-Gebete vor der größten Istanbuler Synagoge Neve Shalom und der fünf Kilometer entfernten Beth-Israel-Synagoge. Bei den meisten Opfern handelte es sich um Anwohner:innen.

Die Neve-Shalom-Synagoge war bereits 1986 Ziel eines Angriffs, bei dem 22 Gläubige getötet und sechs weitere verletzt wurden. 1992 wurde die Synagoge von einem Bombenanschlag der Hisbollah-Organisation erschüttert. Die Attentate riefen weltweit Trauer und Entsetzen hervor. Zu ihnen bekannte sich laut der Nachrichtenagentur Anadolu die militante Gruppe „Kampffront des Großen Islamischen Ostens“ (IBDA-C). Die Behörden vermuteten dem Fernsehsender CNN-Turk zufolge jedoch die Terrororganisation al-Qaida hinter den Taten.

20.11.2003: Erneut Anschläge in Istanbul
Fünf Tage nach den Anschlägen auf zwei Synagogen in Istanbul ist die Stadt am Bosporus erneut von zwei Selbstmordattentaten erschüttert worden. Mindestens 27 Menschen wurden getötet und 450 verletzt, als am Morgen vor dem britischen Konsulat und einer britischen Bank Autobomben in die Luft gingen.

Bei der Explosion vor dem britischen Konsulat im Viertel Beyoglu kamen 14 Menschen ums Leben. Unter den Toten war auch der Generalkonsul Roger Short. Die britische Großbank HSBC im Geschäftsviertel Levent wurde laut Anadolu von zwei Explosionen erschüttert. Teile der Fassade des Hochhauses wurden durch die Wucht der Detonationen zerstört.

tagesschau.de: Terror in der Türkei

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2004: Verfassung und Präsidentschaftswahlen in Afghanistan, Terror in Madrid

4. Januar 2004: Verfassung für Afghanistan

Nach drei Verhandlungswochen haben sich die afghanischen Delegierten auf eine demokratische Verfassung für ihr Land geeinigt. Die Große Ratsversammlung (Loja Dschirga) machte damit zwei Jahre nach dem Sturz der Taliban den Weg für allgemeine Wahlen frei.

Die neue Verfassung gibt dem Präsidenten die von ihm gewünschte starke Stellung. Bisher ist Präsident Hamid Karsais Macht auf den Großraum der Hauptstadt Kabul beschränkt, während die Entscheidungsgewalt in den Provinzen bei den Führern ethnischer Gruppen liegt. Danach ist Afghanistan eine „Islamische Republik“. Anhängern anderer Religionen wird aber das Recht auf Ausübung ihres Glaubens zugestanden. Auch die Forderung von Menschenrechtsgruppen nach einer Anerkennung der gleichen Rechte für Mann und Frau wurden aufgenommen und das Parlament gestärkt.

Spiegel-Online: Loja Dschirga einigt sich auf neue Verfassung
Spiegel-Online: Frauen in Afghanistan

11. März 2004: Anschläge in Madrid

191 Tote und über 1.800 Verletzte waren das Ergebnis der blutigsten Terroranschläge, die Spanien und damit Europa bisher ereilten. Insgesamt waren im morgendlichen Berufsverkehr im Abstand von wenigen Minuten zwischen 7.35 und 7.55 Uhr zehn Bomben in vier Pendlerzügen explodiert, die auf dem Weg in die spanische Hauptstadt waren. Drei weitere, in Reisetaschen versteckte Sprengsätze, wurden entdeckt und kontrolliert gesprengt.

Nachdem die spanische Regierung zuerst ausschließlich die baskische Terrororganisation ETA verdächtigt hatte, mehrten sich schließlich die Hinweise, dass den Anschlägen ein islamistischer Hintergrund zugrunde lag. Die Täter sollten sich am Terrornetzwerk al-Qaida orientiert, aber keinen direkten Kontakt mit diesem gehabt haben.

Die Anschläge waren sorgfältig geplant: Drei Tage später fanden die Parlamentswahlen statt, die dann unerwartet von der Sozialistischen Arbeiterpartei (PSOE) gewonnen wurden. Deren Chef, José Luís Rodríguez Zapatero, hatte im Falle eines Wahlsiegs den Abzug der spanischen Truppen aus dem Irak angekündigt und damit einen Kurswechsel in der Außenpolitik signalisiert. Die spanische Bevölkerung war zu diesem Zeitpunkt mehrheitlich gegen die Kriegsbeteiligung. Zapatero gewann die Wahl und zog die 1.300 spanischen Soldaten bis Mai 2004 vollständig aus dem Irak ab.

BpB: 10 Jahre Terroranschläge in Madrid

9. Oktober 2004: Präsidentschaftswahlen in Afghanistan

Knapp drei Jahre nach dem Sturz der radikalislamischen Taliban fand die erste freie Präsidentenwahl in der Geschichte Afghanistans statt. Der von den USA gestürzte Übergangspräsident Hamid Karsai trat gegen 17 Herausforderer an, darunter eine Frau.

Die Taliban bedrohten Kandidat:innen und Wählende mit dem Tode. Trotzdem wurden mehr als 10,5 Millionen Wahlausweise beantragt und ausgegeben. Das überstieg die Zahl der von den Vereinten Nationen geschätzten Wahlberechtigten, was Spekulationen über Mehrfachregistrierungen Auftrieb gab.

Trotz Protesten und massiven Unregelmäßigkeiten wurde die Wahl nicht abgebrochen. Die Herausforderer von Übergangspräsident Hamid Karsai hatten zuvor gefordert, die Wahl wegen Unregelmäßigkeiten zu stoppen. In zahlreichen Wahllokalen war die Tinte, mit der die Daumen von Wählenden bei der Stimmabgabe markiert werden sollte, leicht zu entfernen. Die Tinte sollte die Daumen der Wählenden kennzeichnen, um Mehrfachstimmabgaben zu verhindern. Nach Ansicht von unabhängigen Wahlbeobachter:inen war die Wahl überwiegend frei und fair abgelaufen. Die Gegenkandidat:innen von Übergangspräsident Hamid Karsai rückten nach der Wahl von ihrer Forderung nach einer Wahlwiederholung ab.

Hamid Karsai nannte die Wahl in seinem Land einen „Sieg über den Terrorismus“. Nur vereinzelt war es zu gewaltsamen Zwischenfällen gekommen. Bundeskanzler Gerhard Schröder sah in den afghanischen Präsidentschaftswahlen einen großen Erfolg. Er hielte die Wahlen für einen „historischen Durchbruch“.

Mit 55,4 Prozent der Stimmen wurde Hamid Karsai Sieger der Präsidentschaftswahl in Afghanistan. Gut drei Wochen nach der Wahl verkündete die Wahlkommission das offizielle Ergebnis.

 

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2005: Anschläge in London

7. Juli 2005: Anschläge in London

Eine Serie von Anschlägen erschütterte am 7. Juli 2005 London. Laut Scotland Yard gab es drei Explosionen in der U-Bahn und eine in einem Bus. 52 Menschen wurden getötet, die Rettungsdienste sprachen von über 700 Verletzten. Zunächst wurde um 08.50 Uhr (Ortszeit) die U-Bahn an der Aldgate East Station im Londoner Finanzzentrum von einer Explosion erschüttert. Die Bahnpolizei meldete eine zweite Explosion an der Station Edgware Road im Westen Londons. Der schwerste der Anschläge ereignete sich auf der Piccadilly Line zwischen King’s Cross St. Pancras und Russell Square und fand mitten in einem Tunnel statt, was die Rettungsarbeiten erschwerte. Das U-Bahn-Netz wurde stillgelegt, Bahnhöfe wurden evakuiert. Ein Doppeldeckerbus explodierte schließlich auf dem Tavistock Square im Zentrum der Stadt. Das obere Geschoss wurde dabei komplett abgerissen. Die drei Bomben in der Londoner U-Bahn sind am Donnerstagmorgen nahezu gleichzeitig explodiert. Das gehe aus den jüngsten Auswertungen der Zeitabläufe hervor, teilte die Londoner Polizei mit. Diese Gleichzeitigkeit erinnerte an die Anschläge von Madrid vom März 2004, wo Bomben in Vorortzügen hochgingen.

„Es ist klar, dass es eine Terroristen-Attacke ist, mit dem Ziel, den G8-Gipfel zu stören. Es ist barbarisch, was hier passiert ist“, sagte Premierminister Tony Blair in einer ersten Stellungnahme vom G8-Gipfel im schottischen Gleneagles. Die Terroristen würden jedoch erkennen, „dass unsere Entschlossenheit, unsere Werte und unsere Lebensweise zu verteidigen, größer ist als ihre Entschlossenheit, Tod und Zerstörung zu verursachen“. US-Präsident George W. Bush unterstrich den Willen der Gipfelteilnehmer, sich nicht von Terroristen im Ringen um „eine bessere und humanere Welt abbringen zu lassen“.

Die britische Regierung bestätigte, dass die Anschläge von London von Selbstmordattentätern verübt worden waren. Nur fünf Tage nach den tödlichen Bombenanschlägen von London gab Scotland Yard der Öffentlichkeit überraschend die erfolgreiche Aufklärung der Attentate bekannt. Offensichtlich konnte Scotland Yard alle vier Selbstmordattentäter im Zuge einer akribischen kriminaltechnischen Untersuchung identifizieren. Auf die Identität der Täter kam Scotland Yard durch die Überwachungskameras, die zu Tausenden überall in der britischen Metropole angebracht sind.

Ausschlaggebend war zunächst der Anruf einer Familie, die ihren Sohn nach den Anschlägen als vermisst gemeldet hatte. Dieser Mann fand sich dann auf den Aufnahmen einer am Bahnhof installierten Überwachungskamera wieder – gemeinsam mit drei weiteren Männern. Sie waren gemeinsam aus Leeds angereist, von wo drei von ihnen stammten. In jedem der Züge und eben auch in dem Bus fanden die Kriminaltechniker dann Papiere und Gegenstände, mit denen sie über weitere Ermittlungen am Dienstag schließlich die Terroristen ermitteln konnten. Bei den mutmaßlichen Attentätern handelte es sich nach Berichten um vier Briten mit pakistanischen Wurzeln.

Das Ziel der Terroristen ist klar: Durch Angst und Schrecken wollten sie einen Keil zwischen die Regierung – insbesondere deren Irak-Politik – und die Bevölkerung treiben. Der zweite Terrorakt sollte zeigen, dass zu jedem beliebigen Zeitpunkt an jedem beliebigen Ort weitere Anschläge möglich sind.

tagesschau.de: Terror in London
welt.de: Zehn Jahre nach den Anschlägen von London

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2011: Tod Osama bin Ladens

2. Mai 2011: Tod Osama bin Ladens

US-Soldaten erschossen den meistgesuchten Terroristen der Welt und al-Qaida-Anführer Osama bin Laden, indem sie auf den Befehl des damaligen US-Präsidenten Barack Obama hin sein Versteck in Pakistan stürmten.

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Weitere LpB-Dossiers zum Thema

9/11 - Tag des Terrors

Was geschah am 11. September 2001?

Langfristige Entwicklungen von 9/11

20 Jahre nach den Terroranschlägen

Irakkrieg 2003

Ein rechtmäßiger Krieg?

Der Islamische Staat (IS)

Geschichte und Ideologie einer Terrororganisation

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Gassert, Philipp: 11. September 2001

Sonderausgabe der Zentralen für politische Bildung (ZpB), Paperback

Philipp Gassert zieht in seinem Buch mit dem schlichten Titel „11. September 2001“ Bilanz und arbeitet die Ursachen, Reaktionen und Folgen des 11. September auf. Markiert 9/11 den Übergang in ein neues Zeitalter?

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Links und Unterrichtsmaterial

Quellen und Hintergrundberichte

The 9/11 Commission Report
Abschlussbericht der amerikanischen Untersuchungskommission zu den Anschlägen des 11. September (9/11-Commission)
The 9/11 Commission Report


The Library of Congress
Das Webarchiv beinhaltet Online-Beiträge von Einzelpersonen, Gruppen, der Presse und Institutionen der Vereinigten Staaten sowie der ganzen Welt nach den Anschlägen am 11. September 2001. Bei den ausgewählten Webseiten handelt es sich vor allem um US-amerikanische und nichtamerikanische Regierungsseiten, Webseiten von Medien, Unternehmen, Wohltätigkeitsorganisationen, Interessenverbänden, religiösen Organisationen, Schulen, Bildungseinrichtungen, Einzelpersonen, Freiwilligen, Berufsverbänden usw.
September 11, 2001. Web Archive


Bundeszentrale für politische Bildung

Unterrichtsmaterial

Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg

 

Bundeszentrale für politische Bildung

 

Weitere Angebote

Projekte der Erinnerungskultur

CNN: September 11 A Memorial

Erinnerungsportal: Never Forget September 11

Zeitzeugenvideos: Voices of 9.11. A People's Archive
„Voices of 9.11. A People's Archive“ ist ein Archiv mit mehr als 500 Videoaussagen, die zwischen 2002 und 2003 in New York City, Shanksville (PA), Washington D.C. und im Pentagon aufgenommen wurden.

YouTube Video (4:47 Minuten): 9/11 – As Events Unfold
Dieses Video der amerikanischen Transportation Security Administration (TSA) aus dem Jahr 2018 zeigt die Ereignisse des 11. Septembers, wie sie sich anhand von Tonaufnahmen von First Respondern, Fluglots:innen, Disponent:innen, Beschäftigten von Fluggesellschaften, Pilot:innen, Bürger:innen und Terroristen entfaltet haben.

YouTube Video (3:38 Minuten): Enya: Only Time
In den USA haben Musikproduzent:innen nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon eine neue Version des Lieds „Only Time“ von Enya produziert. Der Song lief in vielen amerikanischen Radiosendern – es ist nicht das erste Mal, das bei bedeutenden Ereignissen ein Song von Produzent:innen verändert wird. „Only Time“ ist jetzt mit O-Tönen aus Fernsehreportagen, von Zeug:innen und Betroffenen sowie mit einem Statement des damaligen US-Präsidenten George W. Bush unterlegt.

sueddeutsche.de: Sachbücher zu 9/11

sueddeutsche.de: 9/11 und die Musik

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Letzte Aktualisierung: August 2021, Internetredaktion LpB BW

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