Kriegsende in Europa

Tag der Befreiung am 8. Mai 1945

Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa am 8. Mai 1945: Als die Waffen endlich schwiegen, waren mehr als 60 Millionen Opfer zu beklagen. Nach zwölf Jahren nationalsozialstischer Terrorherrschaft bedeutete dieser Tag den politischen, militärischen und moralischen Untergang des verbrecherischen Regimes in Deutschland, das die Welt in den Abgrund gestürzt hatte. Diese Seite bietet einen Überblick über das Kriegsende in Deutschland.

Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa

  • Am 2. Mai sind die Kämpfe in Berlin beendet und Deutschland endgültig geschlagen.
  • Am 7. Mai unterschreibt Generaloberst Jodl die bedingungslose Kapitulation Deutschlands im Hauptquartier der allierten Streitkräfte. Die Erklärung tritt am 8. Mai in Kraft.
  • Am 8. Mai unterzeichnet Generalfeldmarschall Keitel eine Kapitulationsurkunde im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst.
  • Deutschland wird in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Die Regierungsgewalt liegt jeweils bei einer der vier Siegermächte. Auch Berlin wird in vier Zonen aufgeteilt.
  • An der Bedeutung des 8. Mai wird Erinnerungskultur in Deutschland verhandelt. Prägend dafür ist die Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der 1985 den 8. Mai als „Tag der Befreiung“ bezeichnet.

Die NATO

Im Zuge des Krieges in der Ukraine spielt das sich vor dem Hintergrund des Zerfalls der ehemaligen Anti-Hitler-Koalition 1949 gegründete Verteidigungsbündnis NATO eine immer größere Rolle. Wie wird sich die NATO angesichts der sich verändernden Sicherheitsarchitektur künftig aufstellen? Wie steht es um Erweiterungen des Bündnisses? Unter welchen Voraussetzungen tritt der NATO-Bündnisfall in Kraft? Grundlegende Informationen über die NATO sowie aktuelle Treffen und Beschlüsse in unserem Dossier.

Die NATO

Kriege und Konflikte weltweit

Um Konflikte konstruktiv bearbeiten zu können, muss man sie verstehen. Diesem Gedanken folgend veröffentlicht die Servicestelle Friedensbildung BW Analysen aus friedenpädagogischer Sicht für zahlreiche Länder weltweit – unter anderem für den Krieg in der Ukraine, den Krieg in Nahost, die Konflikte in Afghanistan, Syrien und vielen weiteren Ländern.

Analysen Kriege und Konflikte weltweit

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Endphase des Krieges

Der Krieg ist Anfang April 1945 eigentlich entschieden. Bereits Anfang Februar beraten die USA, Frankreich, Großbritannien und die Sowjetunion in Jalta über eine Nachkriegsordnung. Statt aufzugeben, radikalisieren die Nationalsozialisten ihre Kriegsführung jedoch immer weiter. Alte Männer werden ab Ende September 1944 zum „Deutschen Volkssturm“ eingezogen, Kinder der Hitlerjugend mit Panzerfäusten auf die Straßen geschickt. Die radikalisierte Kriegsführung ist erfolglos und fordert weitere unzählige Menschenleben. An vielen Orten im ganzen Reich werden zahlreiche Menschen noch als „Verräter“ hingerichtet. Bis zum Schluss fällen Standgerichte von Wehrmacht und SS tausende Todesurteile gegen deutsche Soldaten und Zivilisten. Am 21. April erreicht die Sowjetarmee die Stadtgrenze von Berlin, am Abend des 29. April 1945 stehen die russischen Soldaten am Brandenburger Tor. Erst am 2. Mai ist der Kampf um Berlin beendet.

Während Berlin im Straßenkampf untergeht und zehntausende Menschen den Kampf bis zum bitteren Ende mit ihrem Leben bezahlen müssen, entzieht sich Adolf Hitler am 30. April 1945 seiner Verantwortung durch Suizid. Zu seinem Nachfolger bestimmt er Großadmiral Karl Dönitz. Dönitz beauftragt Generaloberst Alfred Jodl, den Verantwortlichen für die Kriegführung von Norwegen bis Nordafrika, die Kapitulationsverhandlungen im amerikanischen Hauptquartier in Reims zu führen. Jodl versucht noch, die Kapitulation gegenüber der Roten Armee hinauszuzögern, um den Deutschen in den Ostgebieten die Flucht nach Westen zu ermöglichen, allerdings ohne Erfolg.

Kapitulation Deutschlands

Generaloberst Jodl unterzeichnet am 7. Mai 1945 in Reims (Frankreich) im Hauptquartier von General Dwight D. Eisenhower, Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa, die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Sie tritt am 8. Mai 1945 um 23 Uhr in Kraft. Der sowjetische Diktator Josef Stalin drängt auf eine Wiederholung der Zeremonie im sowjetischen Machtbereich. In der Nacht zum 9. Mai unterschreibt Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Chef des Oberkommandos der deutschen Wehrmacht, die Kapitulationsurkunde im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst. Nach mehr als fünf Jahren Krieg schweigen in Europa endlich die Waffen. 

Wir, die hier Unterzeichneten, handelnd in Vollmacht für und im Namen des Oberkommandos der Deutschen Wehrmacht, erklären hiermit die bedingungslose Kapitulation aller am gegenwaertigen Zeitpunkt unter deutschem Befehl stehenden oder von Deutschland beherrschten Streitkräfte auf dem Lande, auf der See und in der Luft gleichzeitig gegenueber dem Obersten Befehlshaber der Alliierten Expeditions-Streitkräfte und dem Oberkommando der Roten Armee. [...]

Unterzeichnet zu Berlin am 8. Mai 1945
gez. v. Friedeburg gez. Keitel gez. Stumpff für das Oberkommando der deutschen Wehrmacht

Original Kapitulationserklärung

Berliner Deklaration

Am 5. Juni 1945 unterzeichnen die vier Siegermächte die Berliner Deklaration. Darin heißt es:

Die Regierungen des Vereinigten Königreichs, der Vereinigten Staaten von Amerika, der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken und die Provisorische Regierung der Französischen Republik übernehmen hiermit die oberste Regierungsgewalt in Deutschland, einschließlich aller Befugnisse der deutschen Regierung, des Oberkommandos der Wehrmacht und der Regierungen, Verwaltungen oder Behörden der Länder, Städte und Gemeinden.


Deutschland wird in vier Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren aufgeteilt. Jede Siegermacht bestimmt in ihrer Zone bzw. ihrem Sektor die wirtschaftliche und politische Entwicklung nach ihrem Ermessen.

Neubeginn: Die Potsdamer Konferenz

Der Krieg im Pazifik, der am 7. Dezember 1941 mit dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor begonnen hatte, dauert noch bis August 1945 an und erreicht mit den Atombombenabwürfen auf die Städte Hiroshima und Nagasaki seinen traurigen Höhepunkt. Am 2. September 1945 endet mit der Kapitulation Japans der Zweite Weltkrieg auch im pazifischen Raum.

 

Kriegsende in Baden-Württemberg

Die Bevölkerung im deutschen Südwesten erlebte das Kriegsende mit der Auflösung der staatlichen und militärischen Ordnung in ganz unterschiedlicher Art und Weise. In nur etwas mehr als einem Monat hatten Amerikaner und Franzosen Baden, Württemberg und Hohenzollern erobert. Es bedurfte langer Jahre des Wandels, bis die Kapitulation von der Mehrheit der Bevölkerung als Befreiung akzeptiert wurde.
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Bilanz des Zweiten Weltkrieges

Die Bilanz des Zweiten Weltkrieges ist erschütternd: Über 60 Millionen Menschen starben, mehr als sechs Millionen europäische Jüdinnen und Juden wurden ermordet. Hundertausende Sinti und Roma, politisch und weltanschaulich Andersdenkende, Menschen mit Behinderung oder Krankheit, Homosexuelle und weitere Minderheiten wurden verfolgt und getötet. 17 Millionen Menschen waren verschollen, weite Teile Europas zerstört. Mit Kriegsende erfuhr die Welt in vollem Umfang, in welchem unfassbaren Umfang und mit welcher Grausamkeit in den deutschen Vernichtungslagern und auf den Schlachtfeldern gemordet worden war.

Der Holocaust, die systematische Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden sowie weiterer verfolgter Bevölkerungsgruppen, war unter den Bedingungen dieses Krieges vollstreckt worden.

LpB-Dossier: 27. Januar 1945: Jahrestag der Befreiung von Auschwitz

Bereits in den letzten Kriegsmonaten begannen Flucht und Vertreibung von rund 14 Millionen Deutschen in den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches.

LpB-Dossier: Flucht und Vertreibung

Mehr als die Hälfte der rund 5,7 Millionen Soldaten der Roten Armee, die im Zweiten Weltkrieg in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten, überlebten die mörderischen Bedingungen nicht.

Nach Zwangsarbeit, Hunger und Krankheit kehrten nur knapp zwei Millionen der 3,2 Millionen deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion nach Deutschland zurück, die letzten im Januar 1956. Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes ist das Schicksal von 1,3 Millionen deutschen Militärangehörigen bis heute ungeklärt.
 

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„Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung“

 

Am 8. Mai 1985 hielt Bundespräsident Richard von Weizsäcker im Bundestag anlässlich des 40. Jahrestags des Kriegsendes eine historische Rede.

Richard von Weizsäcker nannte den 8. Mai für die Deutschen keinen Grund zum Feiern, wohl aber einen „Tag der Befreiung“ von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Zugleich entließ Weizsäcker die Deutschen nicht aus ihrer individuellen Verantwortung für das, was zuvor geschehen war. „Wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für die Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte.“ Von Kollektivschuld sprach Weizsäcker nicht, doch die Mehrheit der Deutschen war für ihn mitverantwortlich für die Verbrechen – nicht nur Hitler, seine Schergen oder gar der Friedensvertrag von Versailles.

Weizsäcker wandte sich in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag auch gegen die gängige Behauptung, die Deutschen hätten vom Holocaust nichts gewusst: „Wer seine Ohren und Augen aufmachte, wer sich informieren wollte, dem konnte nicht entgehen, dass Deportationszüge rollten.“ Dass ein hochrangiger Politiker, zumal der Bundespräsident, die kollektive Verantwortung der Deutschen für die Naziverbrechen derart deutlich ausspricht, hatte es bis dahin noch nicht gegeben.

Er forderte überdies eine aktive Kultur der Erinnerung. „Würden wir unsererseits vergessen wollen, was geschehen ist, anstatt uns zu erinnern, dann wäre dies nicht nur unmenschlich.“ Bei Weizsäcker gab es keine „Stunde Null“, sondern nur eine Chance auf einen Neubeginn, der genutzt worden sei, „so gut wir konnten“. Ihm ging es darum, zu verstehen, wie es zur Naziherrschaft kommen konnte, um es nie wieder soweit kommen zu lassen.

Was Weizsäcker am 8. Mai 1985 sagte, war nicht komplett neu. Alles war zuvor bereits gesagt worden. Sein Verdienst war es jedoch, auf die richtige Weise zusammenzufassen, versöhnlich nach außen und nach innen sowie ohne Pathos vorzutragen – und den Augenblick zu nutzen, der sich ihm in seinem Amt als Bundespräsident bot.

Wie wenig selbstverständlich die Worte Weizsäckers waren, zeigte die Reaktion in einigen Teilen seiner Partei und aus der CSU. Franz Josef Strauß, damals Ministerpräsident von Bayern, schimpfte auf die „ewige Vergangenheitsbewältigung als gesellschaftliche Dauerbüßeraufgabe“. Die Vertriebenenverbände und ihre politischen Vertreter kritisierten eine mutmaßliche Anerkennung der Grenzen im Osten. Im Ausland hingegen fand die Rede hohe Anerkennung.

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Der 8. Mai ist für uns vor allem ein Tag der Erinnerung an das, was Menschen erleiden mussten. Er ist zugleich ein Tag des Nachdenkens über den Gang unserer Geschichte. Je ehrlicher wir ihn begehen, desto freier sind wir, uns seinen Folgen verantwortlich zu stellen.

Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern. Die Menschen, die ihn bewusst erlebt haben, denken an ganz persönliche und damit ganz unterschiedliche Erfahrungen zurück. Der eine kehrte heim, der andere wurde heimatlos. Dieser wurde befreit, für jenen begann die Gefangenschaft. Viele waren einfach nur dafür dankbar, dass Bombennächte und Angst vorüber und sie mit dem Leben davongekommen waren. Andere empfanden Schmerz über die vollständige Niederlage des eigenen Vaterlandes. Verbittert standen Deutsche vor zerrissenen Illusionen, dankbar waren andere Deutsche für den geschenkten neuen Anfang. [...]

Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Niemand wird um dieser Befreiung willen vergessen, welche schweren Leiden für viele Menschen mit dem 8. Mai erst begannen und danach folgten. Aber wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte.

Wir dürfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen. Wir haben wahrlich keinen Grund, uns am heutigen Tag an Siegesfesten zu beteiligen. Aber wir haben allen Grund, den 8. Mai 1945 als das Ende eines Irrweges deutscher Geschichte zu erkennen, das den Keim der Hoffnung auf eine bessere Zukunft barg.

 

Richard von Weizsäcker, Rede zum 8. Mai

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Unsere Publikationen zum Thema

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Leonhard: Über Kriege und wie man sie beendet

Zehn Thesen

Sonderausgabe der Zentralen für politische Bildung (ZpB)

Jörn Leonhard
München 2024 , 208 Seiten
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Preis: 7,00 €

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Landeskundliche Reihe Bd. 54

LK 54 Orte des Widerstehens

Aktionsräume gegen den Nationalsozialismus im Südwesten 1933–1945

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Stuttgart 2021 , 238 Seiten
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Preis: 6,50 €

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Gestern war noch Krieg

Die Zeit um 1945 in Sachtexten und Erzählungen von Gudrun Pausewang, Christine Nöstlinger u.a.
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Stuttgart 2020 , 239 Seiten
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Abbildung -D&E 68-2014 Nachkriegsjahre
Deutschland & Europa

D&E 68-2014 Nachkriegsjahre

Die ersten Nachkriegsjahre. Europa nach 1945

Heft 68-2014

LpB
Stuttgart 2014 , 72 Seiten
Der Artikel ist nicht lieferbar.
Preis: kostenlos

Autor: Internetredaktion LpB BW | letzte Aktualisierung: April 2024

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