Ministerpräsident Lothar Späth

Baden-Württemberg trauert um seinen ehemaligen Ministerpräsidenten.

Lothar Späth war von 1978 bis 1991 Ministerpräsident einer CDU-Alleinregierung in Baden-Württemberg.Am 18. März 2016 ist Lothar Späth mit 78 Jahren gestorben.

Ruhelos, kreativ und pragmatisch, wie er wahrgenommen wurde, erhielt der gebürtige Sigmaringer Lothar Späth als Visionär und Modernisierer in Politik und Wirtschaft rasch den Spitznamen „Cleverle“. Die Bilanz der Vielzahl von Projekten, die er im Land initiierte, ist trotz mancher Idee, die scheiterte, und trotz manches Plans, der liegen blieb, durchaus positiv.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann würdigte Späth als eine herausragende und prägende Persönlichkeit. „Mit Professor Dr. h. c. Lothar Späth verliert das Land Baden-Württemberg eine herausragende und prägende Persönlichkeit. Er war ein Visionär im besten Sinne, weltoffen, mit Weitblick, mutig und bürgernah“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann zum Tod des ehemaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg. „Er hat für Baden-Württemberg die Tür zu Welt geöffnet. Und das nicht nur im wirtschaftlichen Sinne. Er hat auch das Kunstland Baden-Württemberg maßgeblich geprägt“, so Kretschmann.

Biografie von Lothar Späth

Lothar Späth wurde am 16. November 1937 in Sigmaringen in eine pietistisch geprägte Familie geboren. Nach der Mittleren Reife ließ er sich zum Verwaltungsfachmann ausbilden. 1960 begann er bei der Stadt Bietigheim zu arbeiten. In der Kommunalverwaltung und bei der gewerkschaftseigenen Baugesellschaft „Neue Heimat“ arbeitete er sich nach oben. 1967 wurde er zum Bürgermeister von Bietigheim gewählt. Im gleichen Jahr trat er der CDU bei und wurde bereits 1968 in den baden-württembergischen Landtag gewählt.

Von 1972 bis 1978 war er Fraktionsvorsitzender der CDU im baden-württembergischen Landtag. Anfang 1978 wurde Lothar Späth zum Innenminister ernannt. Nach dem Rücktritt von Hans Filbinger wegen der „Filbinger-Affäre“ wurde Lothar Späth am 30. August 1978 zum fünften Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg gewählt. Er konnte sich gegen den Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel in der CDU-Landtagsfraktion durchsetzen.

Bei drei Landtagswahlen in Baden-Württemberg wurde eine CDU-Alleinregierung unter Lothar Späth bestätigt (in den Jahren 1980, 1984 und 1988). 13 Jahre lang drückte er Baden-Württemberg seinen Stempel auf.

Der Ministerpräsident setzte auf „High Tech“ und „High Culture“. Am Ende seiner Amtszeit galt er als „Motor des Kulturbetriebs“, der immer wieder die Verantwortung des Staates als Mäzen herausstellte, und als Förderer der Wirtschaft sowie der Forschungs- und Technologiepolitik. Dank großzügiger Landeshilfe baute Daimler in Rastatt ein neues Werk. In Ulm entstand eine Wissenschaftsstadt, in Mannheim das Landesmuseum für Technik und Arbeit. Er initiierte das Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe und die Künstlerakademie Schloss Solitude in Stuttgart.

Einer der Eckpunkte der Regierung Späth war das 1985 verabschiedete Landesmediengesetz und damit die Privatisierung und Liberalisierung der Rundfunklandschaft.

Ein weiteres Großprojekt – die Fusion von Süddeutschem Rundfunk und Südwestfunk – konnte der Politiker nicht mehr verwirklichen. Auch „nach außen“ ging Späth neue Wege und setzte Akzente in der Europapolitik. 1991 musste er wegen Vorwürfen der Verquickung seines Amtes mit privaten und Parteiinteressen zurücktreten („Traumschiffaffäre“).

Am 13. Januar 1991 trat Lothar Späth vom Amt des Ministerpräsidenten zurück; ihm war die Verquickung von privaten Ferienreisen und Amtsgeschäften vorgeworfen worden; die Ermittlungen wegen des Verdachts auf Untreue und Vorteilsnahme wurden später eingestellt. „Ich habe Politik immer unternehmerisch zum Wohl des Landes verstanden“, verteidigte er sich.

Nach seinem Rücktritt verbrachte Späth viele Jahre in der Wirtschaft. Kurz nach seinem Rückzug aus der Politik wurde Lothar Späth im Juni 1991 Geschäftsführer der Jenoptik GmbH in Jena. Das Traditionsunternehmen aus der ehemaligen DDR wurde unter seiner Führung zum High-Tech-Konzern ausgebaut. Im Vorfeld der Bundestagswahl 2002 gehörte Späth als designierter Wirtschaftsminister zum Schattenkabinett von CSU-Kandidat Edmund Stoiber. Nach 2003 war Späth auch für die Investmentbank Merrill Lynch aktiv.

Vor Kurzem war bekannt geworden, dass Lothar Späth an Demenz litt und aus seinem Leonberger Haus in ein Stuttgarter Pflegeheim gezogen war. Im Alter von 78 Jahren ist Lothar Späth nun am 18. März 2016 in Stuttgart gestorben. Er hinterlässt seine Ehefrau Ursula und zwei erwachsene Kinder.

Lothar Späth prägte Baden-Württemberg wie wenig andere. Das Land hat ihm viel zu verdanken.


Hier finden Sie weitere Informationen:

SWR: Porträt Lothar Späth

Die früheren Ministerpräsidenten Baden-Württembergs

Die Aufgaben des baden-württembergischen Ministerpräsidenten

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