Dossier


Von Atatürk zu Erdoğan

100 Jahre Republik Türkei – Präsidentschafts- und Parlamentswahlen

Das Jahr 2023 war ein besonderes für die Türkei. Hundert Jahre zuvor, am 29. Oktober 1923, rief Mustafa Kemal (seit 1935 Atatürk, „Vater der Türken“) die Republik Türkei aus. Vorausgegangen waren die Auflösung des Osmanischen Reiches am Ende des Ersten Weltkriegs, der türkische Befreiungskrieg und die Absetzung des Sultans. Wenige Monate nach Ausrufung der Republik wurde auch das Kalifat aufgehoben. Auf der Grundlage umfassender Reformen folgten einschneidende Veränderungen in Rechtswesen, Staatsaufbau, Religion und Kultur. Die junge türkische Republik unterwarf sich unter Atatürk einem strikten Modernisierungs- und Säkularisierungsprogramm.

Das Land hat seitdem einen tiefgreifenden Wandel erfahren: Die Republik durchlief Höhen und Tiefen, den Umbruch vom Einparteiensystem zum Mehrparteiensystem, innere Unruhen, Militärputsche und instabile Koalitionsregierungen. Seit 2002 wird die Türkei geprägt durch eine regierende islamistische Partei mit Recep Tayyip Erdoğan an der Spitze, der seine Macht zunächst als Ministerpräsident, dann als Staatspräsident massiv ausgebaut hat. Opposition und Zivilgesellschaft erfahren unter seiner autoritären Herrschaft massive Unterdrückung. Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechte sind ausgehöhlt, die Gewaltenteilung existiert nur noch auf dem Papier. Dennoch legen Oppositionsparteien bei verschiedenen Wahlen immer stärker zu.

Wo also steht die Türkei mehr als 100 Jahre nach ihrer Gründung? Dieser Frage gehen wir in diesem Dossier nach (Stand der Informationen: Mai 2024), das vor allem die Themen Wahlen, Wahlsystem, Verfassung und die außenpolitische Position der Türkei – nicht nur gegenüber der Europäischen Union – behandelt.

Bei den Parlamentswahlen am 14. Mai 2023 konnte die AKP unter Recep Tayyip Erdoğan mit 35,6 Prozent der Stimmen 268 der 600 Sitze im Parlament erringen. An zweiter Stelle folgte die oppositionelle CHP mit 25,3 Prozent (169 Sitze). Drei weitere Parteien – die ultranationalistische MHP (10,1 Prozent, 50 Sitze), die nationalkonservative IYI (9,7 Prozent, 43 Sitze) und die oppositionelle YSP (8,8 Prozent, 61 Sitze) lagen etwa gleichauf. Erdoğans AKP büßte bei der Parlamentswahl nicht nur deutlich an Sitzen ein, sondern verlor auch die absolute Mehrheit im Parlament. Zusammen mit dem ultranationalistischen Partner MHP hat sie aber weiterhin eine Mehrheit. Die Oppositionsparteien konnten zwar im Vergleich zu 2018 dazugewinnen, aber für eine Mehrheit im Parlament reichte es nicht. Die Wahlbeteiligung war hoch und lag bei 88,9 Prozent.

Bei der parallel durchgeführten Präsidentschaftswahl am 14. Mai 2023 kam Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan von der AKP nach offiziellen Zahlen auf gut 49 Prozent. Sein Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu von der CHP, unterstützt von einem Wahlbündnis mehrerer Parteien, kam auf 44 Prozent. Mehrere Umfragen vor der Wahl hatten Kılıçdaroğlu noch vor Erdoğan gesehen.

Dieses Ergebnis machte eine Stichwahl notwendig, die am 28. Mai 2023 durchgeführt wurde. Dabei bekam Erdoğan 52,2 Prozent der abgegebenen Stimmen, sein Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu 47,8 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 84,2 Prozent. Damit kann Präsident Erdoğan für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren regieren.

Nach der Präsidentschaftswahl in der Türkei führte das Wahlverhalten der türkischen Wählerinnen und Wähler in Deutschland sowie der emotional geführte Wahlkampf zu erneuten Diskussionen – wie schon bei der Wahl 2018. Zum einen verschärfe sich, so die Kritiker, die politische Polarisierung unter den Türkeistämmigen in Deutschland, zum andern ist die Rede von einer mangelnden Integration vieler in Deutschland lebender Türkeistämmigen und ihrem mangelnden Demokratieverständnis.

Die Fakten sind: Von den etwa 2,9 Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund, die in Deutschland leben, waren rund 1,5 Millionen wahlberechtigt. Von diesen 1,5 Millionen hat sich etwa die Hälfte – rund 732.000 – an der Stichwahl beteiligt. Davon stimmten rund 67 Prozent für Erdoğan. Schon im ersten Wahlgang hatte Erdoğan 65 Prozent der Stimmen der in Deutschland lebenden und in der Türkei Wahlberechtigten erhalten.

Als Gründe für diese hohe Zustimmung für den autokratischen Präsidenten Erdoğan führen Fachleute an:

  •   Viele in Deutschland lebende Türkeistämmige kamen im Zuge der Arbeitsmigration aus dem anatolischen Kernland und seien geprägt von konservativ-religiösen Vorstellungen, die sie auch an die jüngeren Generationen weitergegeben hätten.
  •   Gerade Jüngere würden aufgrund von Ausgrenzungserfahrungen in Deutschland in einer Art von Trotzhaltung Erdoğan wählen, der sie emotional anspreche, weil er ihre Zugehörigkeit zur Türkei betone.
  •  Generell verfüge Erdoğan über gute Organisationsstrukturen in Deutschland und erreiche seine Anhängerschaft gut, nicht zuletzt über das staatsnahe türkische Fernsehen.

Eine tiefergehende Analyse der Wahlen und des Wahlverhaltens der Türkeistämmigen in Deutschland vom Mediendienst Integration finden Sie hier. Neue Befunde zu den Wahlpräferenzen der türkeistämmigen Communitys in Deutschland vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) finden Sie hier.

 

Fakten zur Türkei

Allgemeines

Ländername: Republik Türkei (Republik Türkiye, Türkiye Cumhuriyeti)

Geographie: Die Türkei unterteilt sich in sieben geographische Gebiete: Schwarzmeerregion, Marmararegion, Ägäisregion, Mittelmeerregion, Zentralanatolien, Ostanatolien und Südostanatolien. Klima: An den Küsten im Süden und Westen der Türkei herrscht mediterranes Klima mit trockenen und warmen Sommern sowie milden und regnerischen Wintern. Die nördliche Küste liegt im ozeanischen Klima mit geringeren Durchschnittstemperaturen. Istanbul (im Nordwesten) liegt am Übergang dieser beiden Zonen. Im Inland herrscht kontinentales Klima mit deutlichen Unterschieden zwischen den Jahreszeiten. Vor allem im Osten der Türkei fällt der Winter deutlich kühler aus als im Westen.

Fläche: 783.562 Quadratkilometer. Die Türkei liegt damit auf Rang 36 aller Staaten der Welt (nach Fläche). 

Hauptstadt: Ankara mit 5,75 Mio. Einwohnern (2021)

Politik

Regierungsform: präsidentielle Republik

Staatsoberhaupt: Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan (gleichzeitig Regierungschef; das separate Amt des Regierungschefs ist 2018 entfallen). Partei: AKP (Adalet ve Kalkınma Partisi/Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung). Staatspräsident seit 2014, zuvor seit 2003 Ministerpräsident der Türkei und von 1994 bis 1998 Oberbürgermeister von Istanbul. Der Staatspräsident wird direkt vom Volk für fünf Jahre gewählt.

Vertreter des Staatsoberhaupts: Stellvertretender Staatspräsident Cevdet Yilmaz, seit 3. Juni 2023 (AKP)

Außenminister: Hakan Fidan, seit 3. Juni 2023 (AKP)

Parlament: Große Nationalversammlung der Türkei (Türkiye Büyük Millet Meclisi) mit Sitz in Ankara. Einkammerparlament mit 600 Sitzen. Das Wahlsystem zum Parlament ist eine Mischung aus Mehrheitswahlrecht (Direktkandidaten in 81 Provinzen mit je einem Sitz) und landesweites Verhältniswahlrecht nach Einwohnerzahlen der Provinzen). Es besteht eine Sperrklausel von 7 Prozent. Die Abgeordneten werden auf fünf Jahre gewählt. In der Türkei herrscht Wahlpflicht für alle Wahlberechtigten ab 18 Jahren. Soldaten besitzen kein Wahlrecht. 

Letzte Parlamentswahl: 14. Mai 2023. Parlamentspräsident: Numan Kurtulmuş (AKP) Regierungsfraktionen: Das regierende Bündnis „Volksallianz“ besteht aus AKP (268 Sitze), MHP (50 Sitze) und YRP (5 Sitze). Angaben zum Zeitpunkt der Wahl am 14. Mai 2023. Verwaltungsstruktur des Landes: 81 Provinzen in 7 Regionen. Die Provinzen sind wiederum in Landkreise aufgeteilt. In der Kommunalverwaltung spielen die Bürgermeister der größeren Städte und Metropolregionen eine wichtige Rolle.

Gesellschaft und Wirtschaft

Bevölkerung: 85,8 Mio. (2023). Die ethnische Zugehörigkeit wird bei Volkszählungen in der Türkei nicht erfasst. Deshalb unterscheiden sich die Angaben stark und sind nur geschätzt: Die größten Gruppen sind Türken (70 bis 81 %) und Kurden (9 bis 14 %). Weitere ethnische Gruppen sind u. a. Zazas, Tscherkessen, Bosniaken, Araber, Albaner, Lasen und Georgier.

Amtssprache: Türkisch. Darüber werden in der Türkei von unterschiedlichen Volksgruppen und ethnischen Minderheiten etwa 20 Sprachen aus unterschiedlichen Sprachfamilien gesprochen, z. B. Nordkurdisch (Kurmandschi), Zazaisch, Arabisch, Aserbaidschanisch.

Religionen/Kirchen: Etwa 99 Prozent der türkischen Bevölkerung sind nach amtlichen Angaben Muslime, davon ca. 82 % Sunniten, 16 % Aleviten und 1 bis 2 % Alawiten. Außerdem leben in der Türkei Christen, Juden, Jesiden und Dönme.

Nationalfeiertag: 29. Oktober (Feiertag der Republik)

Bruttoinlandsprodukt: 1.024,5 Mrd. US-Dollar (2023, Weltbank), BIP pro Einw.: 11.938,80 US-Dollar (2023) Wirtschaftliche Situation: Hohe Unterschiede zwischen dem industrialisierten Westen und dem agrarisch geprägten Osten. Hohes Wirtschaftswachstum (2023: 4,5 %), jedoch verbunden mit einer noch höheren Inflation (z. B. 65 % im Januar 2024 im Vergleich zum Vorjahresmonat). Wichtigste Lieferländer der Türkei sind China, Russland, Deutschland und die USA. Wichtigste Abnehmerländer türkischer Exporte sind Deutschland, die USA, Großbritannien, Italien und Irak (2021, Weltbank). Der wichtigste Außenhandelspartner der Türkei sind die Länder der Europäischen Union.

Zeitstrahl zur Geschichte der Türkei

Zeitstrahl zur Geschichte der Türkei als barrierefreier Text

Die Geschichte der modernen Republik Türkei beginnt mit dem Ende des Osmanischen Reiches im frühen 20. Jahrhundert. In diesem Zeitstrahl finden Sie die wichtigsten Ereignisse zusammengefasst.

29. Oktober 1914
Das Osmanische Reich tritt in den Ersten Weltkrieg ein
Das Osmanische Reich tritt an der Seite Deutschlands in den Ersten Weltkrieg ein. Zugleich kündigt es die Verträge mit dem Ausland auf, welche die Souveränität des Osmanischen Reichs beschränkten.

24. April 1915
Beginn des Völkermords an den Armeniern 
Zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Armenier verlieren bei Massakern und Todesmärschen ihr Leben.

30. Oktober 1918
Waffenstillstand von Moudros
Das Osmanische Reich und die Entente-Mächte einigen sich auf ein Ende der Kampfhandlungen. Für das Osmanische Reich bedeutet der Waffenstillstand das Ende des Ersten Weltkrieges.

19. Mai 1919
Beginn des Türkischen Befreiungskrieges
Mit der Ankunft von Mustafa Kemal in Sansun beginnt der türkische Befreiungskrieg. Der Kampf der türkischen Nationalbewegung richtet sich u.a. gegen Armenien, Griechenland, sowie die französische Besatzungsmacht.

23. Juli bis 7. August 1919
Erster Kongress der türkischen  Nationalbewegung in Erzurum
Delegierte aus sechs östlichen Provinzen des Osmanischen Reiches, welche sich zu jenem Zeitpunkt größtenteils unter alliierter Kontrolle befinden, treffen sich in Erzurum. Dem Kongress wird eine bedeutsame Rolle für die Entstehung der modernen Türkei zugeschrieben.

4. bis 11. September 1919
Zweiter Kongress der türkischen Nationalbewegung in Sivas

10. August 1920
Vertrag von Sèvres
Vertreter des Osmanischen Reichs unterzeichnen im Pariser Vorort Sèvres einen Vertrag mit den Siegermächten, welcher den Ersten Weltkrieg formal beendet. Der Türkische Befreiungskrieg verhindert jedoch die Umsetzung und Ratifizierung des Vertrags.

13. September 1921
Militärische Abwehr griechischer Truppen am Fluss Sakarya

9. September 1922
Ende des türkischen Befreiungskrieges

Türkische Truppen unter dem Kommando von Mustafa Kemal erobern Smyrna (Ĭzmir). Das Ereignis markiert zugleich das Ende des Türkischen Befreiungskrieges.

11. September 1922
Waffenstillstand von Mudanya
Die türkische Nationalbewegung vereinbart einen Waffenstillstand mit Großbritannien, Frankreich und Italien.

1. November 1922
Aufhebung des Sultanats durch die Türkische Nationalversammlung

24. Juli 1923
Unterzeichnung des Vertrags von Lausanne

Der Vertrag von Lausanne markiert eine Abkehr von den Bestimmungen des Vertrags von Sèvre.

29. Oktober 1923
Ausrufung der Republik Türkei

3. März 1924
Aufhebung des Kalifats durch die Türkische Nationalversammlung

Am selben Tag erfolgt die Gründung des „Präsidiums für religiöse Angelegenheiten“ – der fortan wichtigsten religiösen Instanz des Landes.

20. April 1924
Das Parlament verabschiedet eine neue türkische Verfassung

17. Februar 1926
Das Parlament beschließt die Einführung eines neuen Zivilgesetzbuches

15. bis 20. Oktober 1927
36-stündige Marathonrede (Nutuk) von Mustafa Kemal

Die Rede definiert einige Prinzipien der neuen Republik, darunter Demokratie, Souveränität und Säkularismus.

1. Januar 1929
Schriftreform

Das arabische Alphabet wird durch das lateinische Alphabet ersetzt.

10. November 1938
Tod Mustafa Kemal Atatürks

23. Februar 1945
Kriegserklärung an Deutschland

Um die Bedingungen für die Aufnahme in die UN zu erfüllen, erklärt die Türkei Nazi-Deutschland den Krieg.

26. Juni 1945
Beitritt zu den Vereinten Nationen

Die Türkei ist in San Francisco unter den 50 Erstunterzeichnern der UN-Charta, die am 24. Oktober 1945 in Kraft tritt.

14. Mai 1950
Die Demokratische Partei (DP) übernimmt nach ihrem Sieg bei den Parlamentswahlen die Regierung

18. Februar 1952
Aufnahme der Türkei in die NATO – gemeinsam mit Griechenland

27. Mai 1960
Militärputsch, angeführt von General Cemal Gürsel

9. Juli 1961
Inkrafttreten einer neuen Verfassung

Die Verfassung von 1961 gilt bis heute als die demokratischste Verfassung in der Geschichte der Türkei.

12. März 1971
Militärputsch

Die Militärführung übergibt ein Memorandum an den Staatspräsidenten Cevdet Sunay und erzwingt den Rücktritt der Regierung.

November 1978
Gründung der Kurdischen Arbeiterpartei PKK

22. bis 24. Dezember 1978
Pogrom gegen die alevitische Bevölkerungsgruppe in Kahramanmaraş

Mehr als 100 Menschen kommen bei den gewalttätigen Ausschreitungen ums Leben. Am 25. Dezember verhängt das Parlament den Ausnahmezustand in 13 ostanatolischen Provinzen.

12. September 1980
Erneuter Militärputsch

7. November 1982
Inkrafttreten einer neuen Verfassung nach Referendum

Der General Kenan Evren wird neuer Staatspräsident.

6. Dezember 1983
Turgut Özal wird türkischer Ministerpräsident

Seit dem Militärputsch 1980 hatte zuvor der Nationale Sicherheitsrat die Regierungsgeschäfte ausgeübt. 

17. April 1993
Überraschender Tod des inzwischen zum Staatspräsidenten aufgestiegenen Turgut Özal

Mit dem Ende seiner Präsidentschaft beginnt eine umfassende Bekämpfung der PKK.

2. Juli 1993
Religiös motivierter Brandanschlag auf das Madimak-Hotel in Sivas

Die 35 Toten sind überwiegend Aleviten.

1. Januar 1996
Die Türkei wird in die Europäische Zollunion aufgenommen

3. November 1996
Sursuluk-Skandal

Durch einen Verkehrsunfall gelangen Informationen über die Verbindungen zwischen Staatsorganen, der organisierten Kriminalität und Rechtsextremisten an die Öffentlichkeit.

28. Februar 1997
„Prozess des 28. Februars“

Die Intervention der Militärführung initiiert einen „weichen“ Putsch gegen die Regierung. Ministerpräsident Necmettin Erbakan von der islamistischen Wohlfahrtspartei muss kurz darauf zurücktreten. Seine Partei wird verboten.

17. August 1999
Erdbeben von Gölcük

Fast 18.000 Menschen kommen bei dem Erdbeben mit Epizentrum rund 80 km östlich von Istanbul ums Leben.

11. Dezember 1999
Die Türkei wird Beitrittskandidat der EU

3. November 2022
Sieg der AKP bei den Parlamentswahlen

Noch im selben Monat übernimmt die konservative Partei die Regierung.

14. März 2003
Recep Tayyip Erdoğan wird neuer Ministerpräsident

19. Januar 2007
Der armenische Aktivist Hrant Dink wird in Istanbul ermordet

27. April 2007
„E-Memorandum“ des türkischen Militärs

28. August 2007
Abdullah Gül wird neuer Staatspräsident der Türkei

21. Oktober 2007
Verfassungsreferendum

Bei einem Verfassungsreferendum stimmen die Menschen in der Türkei für die künftige Direktwahl des Präsidenten. Zugleich wird die Legislaturperiode von fünf auf vier Jahre verkürzt.

30. Juli 2008
AKP-Verbotsverfahren

Das türkische Verfassungsgericht berät über ein Verbot der AKP. Das hierfür erforderliche Quorum wird jedoch nicht erreicht.

11. Februar 2011
Arabischer Frühling

Der Arabische Frühling erreicht mit der Absetzung des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak seinen Höhepunkt.

17. März 2011
Beginn des Syrischen Bürgerkriegs

28. Mai 2013
Gezi-Park-Proteste

Im Istanbuler Gezi-Park versammeln sich Menschen zu Protesten gegen die Regierung. Die Demonstrationen weiten sich schnell auf die gesamte Türkei aus.

30. Januar 2014
Ausrufung der autonomen Region „Westkurdistan“ durch die syrisch-kurdische PYD

Die PYD (Partei der Demokratischen Union) ist die syrisch-kurdische Schwesterpartei der in der Türkei verbotenen PKK.

28. August 2014
Recep Tayyip Erdoğan wird von der Nationalversammlung zum Staatspräsidenten gewählt

7. Juni 2015
Verluste für die AKP bei den Parlamentswahlen

Die AKP verliert bei den Parlamentswahlen ihre absolute Mehrheit. Die linksgerichtete, pro-kurdische HDP (Demokratische Partei der Völker)  zieht erstmals ins türkische Parlament ein. Die Mitglieder der Partei sind mehrheitlich Kurden.

10. Oktober 2015
Terroranschlag in Ankara

Bei einem Terroranschlag  durch zwei Männer aus dem Umfeld des IS („Islamischer Staat“) kommen in Ankara kommen 102 Menschen ums Leben. Es ist der schwerste Terroranschlag in der Geschichte der Türkei.

18. März 2016
„Flüchtlingsdeal“

Die Türkei und die EU einigen sich auf ein Abkommen zur Begrenzung der in die EU einreisenden Flüchtlinge.

15. Juli 2016
Erfolgloser Putschversuch  durch Teile des Militärs

Nach dem gescheiterten Putsch beginnt die Regierung eine umfassende „Säuberungswelle“. Mehr als 45.000 Angehörige aus Militär, der Verwaltung und dem öffentlichen Dienst werden verhaftet oder suspendiert.

16. April 2017
Verfassungsreferendum

Erfolgreiches Verfassungsreferendum über die Umgestaltung hin zu einem Präsidialsystem.

24. Juni 2018
Einführung des Präsidialsystems

23. Juni 2019
Ekrem Ĭmamoğlu wird Oberbürgermeister von Istanbul

Der Kandidat der sozialdemokratischen Partei oppositionellen CHP, Ekrem Ĭmamoğlu, gewinnt die Oberbürgermeisterwahl in Istanbul. Der Wahlsieg des Oppositionspolitikers markiert eine herbe Niederlage für die regierende AKP.

24. Juli 2020
Die ehemalige Kirche Hagia Sofia wird von einem Museum in eine Moschee umfunktioniert

27. September 2020
Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan

Beginn des Kriegs zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Kontrolle der Region Bergkarabach. Die türkische Unterstützung erweist sich als entscheidend für den Sieg Aserbaidschans.

17. März 2021
Der Generalstaatsanwalt beantragt ein Verbot der pro-kurdischen Partei HDP

19. März 2021
Austritt aus der Istanbuler Konvention

Die türkische Regierung tritt aus der Vereinbarung zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Istanbul Konvention) aus.

14. Dezember 2022
Istanbuls Bürgermeister wird verurteilt

Ein Gericht verurteilt Istanbuls Bürgermeister Ĭmamoğlu wegen Beleidigung von Beamten zu einer Haftstrafe und einem Politikverbot. Die Opposition hält das Urteil für politisch motiviert. Ĭmamoğlu galt bis zum Urteil als einer der aussichtsreichsten Herausforderer von Präsident Erdoğan.

6. Februar 2023
Erdbeben in der Türkei und Syrien

Ein verheerendes Erdbeben erschüttert die türkisch-syrische Grenzregion. Bis Ende März 2023 wurden mehr als 56.000 Tote geborgen und mehr als 111.000 Verletzte registriert.

14. Mai 2023
Parlaments- und Präsidentschaftswahl
Bei der Parlamentswahl rutscht die AKP auf 35,6 Prozent der Stimmen ab, doch mit den in der „Volksallianz“ verbündeten Parteien sichert sich Erdogan die Parlamentsmehrheit. Bei den Präsidentschaftswahlen erzielt er im ersten Wahlgang 49,5 Prozent der Stimmen. Die Stichwahl gegen CHP-Kandidat Kemal Kılıçdaroğlu gewinnt er am 28. Mai mit 52,2 Prozent.

5. Februar 2024
Wirtschaftskrise hält an

Die seit Jahren andauernde Wirtschaftskrise hält weiter an. Die Inflation liegt im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat bei 65 Prozent. Im April erwartet der IWF für 2024 ein Wirtschaftswachstum von nur noch 3,1 Prozent. 2021 lag es noch bei 11,4 Prozent.

31. März 2024
Opposition gewinnt die Kommunalwahlen

Bei den Kommunalwahlen erhält die AKP erstmals seit ihrer Gründung im Jahr 2002 nur die zweitmeisten Stimmen. Die Partei von Präsident Erdogan kommt auf 35,5 Prozent. Die oppositionelle CHP erhält 37,7 Prozent und gewinnt auch mehr Bürgermeisterposten, darunter erneut in Istanbul und Ankara. Erdogan hatte im Vorfeld von seiner letzten Wahl gesprochen. Die Ankündigung stieß jedoch auf Skepsis.

Bürger & Staat: Heft 1/2-2023, 100 Jahre Türkei

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Abbildung -B&S 1/2-2023 100 Jahre Türkei
Bürger & Staat

B&S 1/2-2023 100 Jahre Türkei

Die Republik zwischen Tradition und Erneuerung

Heft 1/2 - 2023

 

LpB
Stuttgart 2023 , 100 Seiten
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Preis: kostenlos

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Autor: Internetredaktion LpB BW | Letzte Aktualisierung: Mai 2024

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