Der Erste Weltkrieg – Überblick

Vom Attentat von Sarajevo 1914 bis zum Waffenstillstand 1918: Hier bekommen Sie grundlegende Informationen zum Ersten Weltkrieg. Wie war die Ausgangslage? Was löste den Kriegsbeginn aus? Wie verlief der Krieg? Und was führte zu seinem Ende?
 

Kurz und knapp

Fragen und Antworten zum Ersten Weltkrieg


Wann war der Erste Weltkrieg?
1914 - 1918. Als Auslöser gilt das Attentat von Sarajevo auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand. Am 1. August 1914 erklärte das Deutsche Reich dem russischen Zarenreich den Krieg.

Wer war am Ersten Weltkrieg beteiligt?
Wichtige Kriegsparteien waren die sogenannten "Mittelmächte", bestehend aus dem Deutschen Kaiserreich und  Österreich-Ungarn. Ihnen schlossen sich das Osmanische Reich und das Königreich Bulgarien an. Ihnen gegenüber stand die sogenannte "Entente", auch Alliierte genannt. Zu ihnen gehörte Frankreich, Großbritannien und Russland. Auch andere Staaten wie Italien, Japan oder die USA schlossen sich ihnen an. Eine Liste aller Beteiligter steht hier.

Wie endete der Erste Weltkrieg?
Am 11. November 1918 unterzeichnete die deutsche Regierung, genauer gesagt eine Waffenstillstandskommission unter Leitung von Matthias Erzberger, im Wald von Compiègne (nördlich von Paris) einen Waffenstillstand.

Wer übernahm die Verantwortung für den Krieg?
Der Vertrag von Versailles am 28.6.1919 zwischen den 26 alliierten und assoziierten Mächten und dem Deutschen Reich wies dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten die Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs (Artikel 231) zu.

Nach oben

Krieg in Europa

Seit nunmehr über 70 Jahren hat sich Europa als Friedensprojekt bewährt. Das Jahrhundert der Katastrophen um die beiden Weltkriege liegen weit hinter uns. Mit der Eskalation im Konflikt und dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat Russlands Präsident Putin einen Krieg in Europa ausgelöst. und damit die europäische Sicherheits- und Friedensordnung erschüttert. Wie konnte es soweit kommen? Wo liegen die Ursachen des Konflikts? Mit welchen Folgen ist zu rechnen?

Krieg in Europa

Dossier „Ukraine-Krieg"

Nach oben

Kriege und Konflikte weltweit

Aktuelle Porträts und Analysen

Um Konflikte konstruktiv bearbeiten zu können, muss man sie verstehen. Diesem Gedanken folgend veröffentlicht die Servicestelle Friedensbildung BW Analysen aus friedenpädagogischer Sicht für zahlreiche Kriege und Konflikte weltweit – u.a. in Afghanistan, Syrien und in der Ukraine.

Kriege und Konflikte weltweit

Einleitung

Der Erste Weltkrieg hat den Weg in die Moderne beschleunigt. Er war die "Urkatastrophe" des 20. Jahrhunderts, eines Jahrhunderts von Krieg, Gewalt und Vertreibungen. Etwa 17 Millionen Soldaten und Zivilisten kostete er das Leben, zerstörte große Teile Europas und hinterließ ungelöste Probleme, die weitere gewaltsame Konflikte nach sich zogen - nicht zuletzt den Zweiten Weltkrieg mit seinen monströsen Gewalttaten. Ohne den Ersten Weltkrieg sind das 20. Jahrhundert, der Aufstieg von Faschismus und Kommunismus sowie der Übergang zur Systemkonkurrenz zwischen West und Ost nicht zu verstehen.

Das Attentat von Sarajevo auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau durch einen nationalistischen Serben am 28. Juni 1914 gilt als Auslöser für den Ersten Weltkrieg. In Wien drängte das Militär auf einen schnellen Vergeltungsschlag gegen Serbien. Das Deutsche Reich sicherte Österreich-Ungarn die uneingeschränkte Bündnistreue gegenüber der Donaumonarchie zu. Am 28. Juli erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg, Russland machte ebenfalls teilmobil. Am 30. Juli waren sowohl Russland als auch Österreich-Ungarn im Kriegszustand. Am 1. August 1914 erklärte das Deutsche Reich dem russischen Zarenreich den Krieg. Mit dem Einmarsch deutscher Truppenam 2. August in Luxemburg und am 3. August in Belgien begann für die Deutschen der Erste Weltkrieg.

Nach oben

Ausgangslage

Schon lange vor dem Juni 1914 waren die Vorbereitungen für einen Krieg in Europa in vollem Gange. Viele Länder hatten Bündnisse miteinander geschlossen. Darin verpflichteten sie sich zur gegenseitigen Hilfe im Kriegsfall.

Um 1914 war Europa in zwei Blöcke gespalten: Die Mittelmächte mit Deutschland, Österreich-Ungarn, Türkei, Bulgarien und Italien standen auf der einen Seite, auf der anderen die "Entente" mit Frankreich, Russland, Großbritannien, Portugal und vielen weiteren Staaten. Österreich bildete mit Italien und Deutschland den Dreibund. Später schloss sich Italien den Alliierten an, da diese dem Land Südtirol versprachen.

Die politischen Spannungen unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg hatten ihre Wurzeln im ausgehenden 19. Jahrhundert, als das Zeitalter des Imperialismus begann. Die europäischen Großmächte waren auf Eroberungen aus, und alle, bis auf Österreich-Ungarn, führten Krieg, um ihr Besitzrecht auf andere Kontinente auszudehnen. Die Völker begannen aufzurüsten. Sie entwickelten immer größere und gefährlichere Waffen.

Die deutsche Außenpolitik unter Kaiser Wilhelm II. alarmierte schließlich die europäischen Staaten. Der deutsche Kaiser brüskierte die benachbarten Kräfte mehrmals und sprach sich offen für die Gründung einer "starken deutschen Flotte" aus.

Nach oben

Kriegsbeginn 1914

Das Attentat von Sarajevo auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau gilt als Auslöser für den Ersten Weltkrieg. Die Ereignisse nach dem Attentat sind auch als "Juli-Krise" bekannt. Gavrilo Princip, ein neunzehnjähriger serbischer Student, hatte am 28. Juni 1914 das Feuer auf das österreich-ungarische Thronfolgerpaar, das zu Besuch in Sarajevo war, eröffnet. Mit dem Attentat wollten die von Russland unterstützten serbischen Panslawisten ihre Forderung nach einem von Österreich-Ungarn unabhängigen serbischen Nationalstaat noch einmal deutlich machen. In Wien drängte das Militär auf einen schnellen Vergeltungsschlag gegen Serbien. Das Deutsche Reich sicherte Österreich-Ungarn die uneingeschränkte Bündnistreue ("Blankoscheck") gegenüber der Donaumonarchie zu.

Ein schneller und energischer Militärschlag gegen Serbien sollte vollendete Tatsachen schaffen und Russland von einem Eingreifen abhalten. Die Reichsregierung wollte den Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien einerseits lokal begrenzen. Andererseits hielt man den Zeitpunkt für einen Krieg gegen Russland geeignet, da Russland mit seiner Soldatenstärke Deutschland zu erdrücken drohte.

Österreich-Ungarn setzte nun auf gezielte Provokationen gegen Serbien: In einem 48-Stunden-Ultimatum vom 23. Juli 1914 wurde das Land dazu aufgefordert, die noch freien Mitglieder der Attentätergruppe festzunehmen und alle radikalen Vereine aufzulösen. Diese und weitere Forderungen waren so formuliert worden, dass sie für Serbien nicht annehmbar waren. Daraufhin stellte Russland sich für den Fall militärischer Aggression von Österreich-Ungarn unmissverständlich an die Seite Serbiens.

Am 24. Juli forderte England die Regierungen von Russland, Frankreich, Deutschland und Italien zu Verhandlungen auf. Am 25. Juli antwortete Serbien auf das gestellte Ultimatum, erfüllte aber nicht alle von Österreich gestellten Bedingungen. Serbien begann mit einer Teilmobilmachung des Militärs.

Am 28. Juli erklärte Österreich-Ungarn Serbien noch während der Verhandlungen den Krieg, Russland machte ebenfalls teilmobil. Am 30. Juli waren sowohl Russland als auch Österreich-Ungarn im Kriegszustand.

Am 1. August erklärte das Deutsche Reich Russland den Krieg, am 4. August Frankreich. Deutsche Truppen griffen Frankreich von Nordosten an und verletzten dabei die Neutralität Belgiens und Luxemburgs. Dies führte zum Kriegseintritt der belgischen Garantiemacht Großbritannien.

Am 6. September begann die französische Offensive gegen die deutsche Armee mit der Schlacht an der Marne. Den britischen und französischen Truppen gelang nach Wochen der Niederlagen und des Rückzugs, den Ansturm der deutschen Armee aufzuhalten. Mit der Marneschlacht endete der Bewegungs- und begann der mörderische Stellungskrieg an der Westfront.

Nach oben

Kriegsverlauf 1914-1918

Die Chronologie der Ereignisse in den Kriegsjahren vom Attentat in Sarajevo am 28.6. 1914 bis zum Waffenstillstand am 11.11.1918:

1914

28.6. Ein bosnisch-serbischer Student erschießt den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau in Sarajevo. Serbien wird für den Mord verantwortlich gemacht.

5.7. Wilhelm II. sichert Österreich-Ungarn die uneingeschränkte Bündnistreue zu ("Blankoscheck").

23.7./28.7. Ultimatum/Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien.

30.7. Mobilmachung der russischen Streitkräfte unter Zar Nikolaus II.

1.8. Das Deutsche Reich erklärt Russland den Krieg.

2./3.8. Deutscher Einmarsch in Luxemburg, einen Tag später Besetzung des neutralen Belgien gemäß dem Schlieffenplan. Das Deutsche Reich erklärt Frankreich den Krieg.

4.8. Großbritannien tritt als Garantiemacht der Neutralität Belgiens in den Krieg ein. Der Reichstag bewilligt mit den Stimmen aller Parteien die ersten Kriegskredite ("Burgfrieden".)

6.8. Österreich-Ungarn erklärt Russland den Krieg, Serbien dem Deutschen Reich.

11./12.8. Frankreich und Großbritannien erklären Österreich-Ungarn den Krieg.

17.8. Russische Truppen marschieren in Ostpreußen ein.

22.8. Paul von Hindenburg wird Oberbefehlshaber der 8. Armee in Ostpreußen, Generalmajor Erich Ludendorff Chef des Stabes.

25.8.-28.8. Deutsche Soldaten zerstören große Teile der belgischen Stadt Löwen, töten 248 Zivilisten und deportieren 1.500 Belgier als Vergeltung für einen angeblichen Überfall belgischer Freischärler.

26.-30.8. In der Schlacht von Tannenberg werden russische Truppen vernichtend geschlagen. Hindenburg wird zum "Ritter Ostpreußens" und zum Symbol des deutschen Siegeswillens.

2.-5.9. Deutsche Truppen überschreiten die Marne und bedrohen Paris.

5.-12.9. Erste Marne-Schlacht: Nach einem französischen Gegenangriff ziehen sich die deutschen Truppen zurück. Der Schlieffenplan ist gescheitert.

6.-15.9. Russland wird durch die Schlacht an den Masurischen Seen teilweise aus Ostpreußen verdrängt. 45.000 russische Soldaten kommen in deutsche Kriegsgefangenschaft.

20.10. Beginn der "Ersten Flandern-Schlacht", in der die deutschen Bataillone in einem zermürbenden Grabenkrieg gegen britische Soldaten hohe Verluste erleiden.

Nach oben

1915

19.1. Zeppelin-Luftschiffe attackieren Großbritannien.

7.-25.2.Winterschlacht in Masuren: Russland zieht sich endgültig aus Ostpreußen zurück, 100.000 russische Soldaten geraten in deutsche Gefangenschaft.

22.4. Erster dokumentierter Großeinsatz von Giftgas: Bei Ypern setzt das Deutsche Reich mehr als 160 Tonnen Chlorgas gegen französische Soldaten ein.

7.5. Ein deutsches U-Boot versenkt den britischen Passagierdampfer Lusitania; fast 2.000 Menschen sterben, darunter mehr als 100 US-Bürger. Der uneingeschränkte U-Boot-Krieg wird eingestellt.

12.10. Die britische Krankenschwester Edith Cavell wird von einem deutschen Militärgericht zum Tod verurteilt, weil sie alliierten Kriegsgefangenen zur Flucht verholfen hat. Ihr Tod gilt als Symbol für die deutsche Brutalität in diesem Krieg.

Nach oben

1916

21.2. Beginn der zehnmonatigen Materialschlacht um die Festung Verdun. In weniger als einem Jahr starben 300.000 Soldaten, 400.000 wurden verwundet. Die Hauptschlacht endet am 19. Dezember 1916, ohne dass sich der Frontverlauf wesentlich verschoben hätte.  

31.5.-1.6. In der bis dahin größten Seeschlacht im Skagerrak fallen 6.094 britische und 2.551 deutsche Seeleute.

29.8. Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff bilden die neue 3. Oberste Heeresleitung (OHL).

24.6.-26.11. In der Schlacht an der Somme misslingen britisch-französische Durchbruchsversuche trotz erstmaligem Einsatz von Panzern. Mehr als eine Million Soldaten werden verwundet oder getötet.

5.12. Das Gesetz über den Vaterländischen Hilfsdienst tritt in Kraft, das Arbeitsverpflichtungen im Dienst der Kriegsindustrie vorsieht.

12.12. Die Mittelmächte unterbreiten den Alliierten ein Friedensangebot, das diese aber am 30. Dezember zurückweisen.

Nach oben

1917

1.2. Erneut eröffnet das Deutsche Reich den uneingeschränkten U-Boot-Krieg.

6.4. Die USA erklären dem Deutschen Reich den Krieg.

7.7. Die Deutschen starten ihren bis dahin größten Luftangriff auf London.

19.7. Der Reichstag fordert in seiner Friedensresolution einen Verständigungsfrieden.

7.11. Beginn der Oktoberrevolution in Russland.

15.12. Waffenstillstand zwischen Sowjetrussland und den Mittelmächten.

Nach oben

1918

8.1. US-Präsident Woodrow Wilson legt dem US-Kongress sein 14-Punkte-Programm vor, das die amerikanischen Friedensbedingungen enthält. Das Deutsche Reich lehnt es ab.

28.1.  Januarstreik von mehr als einer Million Arbeitern, die Frieden, Demokratisierung sowie bessere Arbeitsbedingungen fordern.

3.3. Die Bolschewiki unterzeichnen den Frieden von Brest-Litowsk, durch den die Mittelmächte militärischen Handlungsspielraum im Westen gewinnen.

21.3. Deutsche Streitkräfte dringen in der zweiten Marne-Schlacht 60 Kilometer vor und nehmen 90.000 Gefangene. Angesichts massiver Nachschubprobleme bricht die OHL die Offensive ab. Aufgrund der französisch-amerikanischen Gegenoffensive im Juli werden die Deutschen nahezu in die Position von September 1914 zurückgedrängt.

8.8. Großangriff der Alliierten bei Amiens, bei dem 450 britische Panzer zum Einsatz kommen. Die deutsche Verteidigung bricht zusammen. Am 14. August stufte die Oberste Heeresleitung des Deutschen Reiches die militärische Lage als aussichtslos ein.

26.9. Alliierte Verbände drängen deutsche Truppen zwischen den Argonnen und der Maas entscheidend zurück.

29.9. Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und Erster Generalquartiermeister Erich Ludendorff fordern von der Reichsregierung die Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen.

3.10. Am 3. Oktober war eine neue Regierung unter Reichskanzler Max von Baden gebildet worden, der nun auch Vertreter der Mehrheitsparteien des Reichstages unter Einschluss der Mehrheitssozialdemokratie angehörten. Die Reichsregierung bittet Wilson um einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen auf der Grundlage des 14 Punkte Programms, das der amerikanische Präsident am 8. Januar 1918 in einer programmatischen Rede vor beiden Häusern des US-Kongresses umrissen hatte. Die von amerikanischer Seite geforderte Abdankung des Kaisers beantwortet die OHL mit der Wiederaufnahme der Kriegshandlungen.

29.10. Mit der Meuterei von Matrosen der Kriegsmarine in Wilhelmshaven beginnt ein landesweiter Aufstand (Novemberrevolution).

9.11.  Max von Baden verkündet die Abdankung des Kaisers und übergibt die Regierungsgeschäfte an Friedrich Ebert. Philipp Scheidemann ruft die Republik, Karl Liebknecht die sozialistische Republik aus.

11.11.  Matthias Erzberger unterzeichnet für das Deutsche Reich bei Compiègne den Waffenstillstand.

Nach oben

Nach oben

Kriegsende 1918

Am 11. November 1918 endete der Erste Weltkrieg. Wie kam es dazu?

Nach Russlands Ausscheiden aus dem Krieg, versuchte Deutschland an der Westfront eine Entscheidung herbeizuführen, bevor die amerikanischen Truppen vollständig in Europa eingetroffen waren. Doch der deutsche Angriff scheiterte nach einem hoffnungsvollen Auftakt. Im Juli 1918 gingen die Alliierten, Frankreich und Großbritannien sowie die USA, zum Gegenangriff über. Am 8. August 1918 gelang ihnen der endgültige Durchbruch durch die deutsche Front. Dieser Tag ging als „Schwarzer Tag des deutschen Heeres” in die Geschichte ein. Damit war die Niederlage der Mittelmächte besiegelt.

Ebenso wie schon in Russland im Jahr zuvor nahm nun auch im ausgehungerten Deutschland die Kriegsmüdigkeit zu. Immer wieder kam es zu Streiks und Meutereien. Es regte sich auch immer größerer innenpolitischer Widerstand. Um die Ehre der Armee zu retten, schoben die Generäle die Verantwortung zuletzt den Politikern zu und überließen es ihnen, um Frieden nachzusuchen. Dem Kaiser legten sie den Heldentod oder die Abdankung nahe. Doch Wilhelm II. floh nach Holland ins Exil.

Kaiser Wilhelms Reichskanzler Prinz Max von Baden verkündete am 9. November 1918 das Ende der Monarchie und ernannte den Sozialdemokraten Friedrich Ebert zum neuen Reichskanzler. Zwei Tage später, am 11. November 1918, unterzeichnete die neue deutsche Regierung, vertreten durch Staatssekretär Matthias Erzberger, im Wald von Compiègne (nördlich von Paris) einen Waffenstillstand. Dieser Vertrag kam einer bedingungslosen Kapitulation gleich, d. h., das Deutsche Reich erkannte seine Niederlage an und ergab sich, ohne irgendwelche Bedingungen zu stellen.

Die Bilanz

In den vier Kriegsjahren seit 1914 hatten fast zehn Millionen Soldaten ihr Leben verloren, 20 Millionen waren verwundet worden. Die Anzahl der zivilen Opfer wird auf weitere sieben Millionen geschätzt  (Quelle: Spencer Tucker (Hrsg.): The Encyclopedia of World War I. A Political, Social and Military History. Verlag ABC-Clio, Santa Barbara 2005, ISBN 1-85109-420-2, S. 273). Zum Ende des Krieges befanden sich 25 Staaten mit rund 1,4 Milliarden Menschen im Kriegszustand, das waren etwa drei Viertel der damaligen Erdbevölkerung.

Übergangszeit

Der Rat der Volksbeauftragten

Ebenfalls am 9. November 1918 hatten sich die Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands (MSPD) und die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) auf die Bildung eines "entscheidenden Kabinetts" geeinigt, das die Regierungsgeschäfte bis zum Zusammentritt einer noch zu wählenden Nationalversammlung führen sollte. Der Rat der Volksbeauftragten war ein sechsköpfiges paritätisch besetztes Kabinett, bestehend aus USPD- und MSPD-Politikern unter der Führung des Reichskanzlers Friedrich Eberts (MSPD) und Hugo Haases (USPD). Weitere Mitglieder waren Philipp Scheidemann und Otto Landsberg von der MSPD, sowie Emil Barth und Wilhelm Dittmann von der USPD.

Einen Tag nach der Unterzeichnung des Waffenstillstandes in Compiègne am 11. November 1918 durch Matthias Erzberger und Ferdinand Foch wurde der Rat der Volksbeauftragten in Berlin mit dem Aufruf "An das deutsche Volk" am 12. November 1918 gesetzgeberisch tätig.

Dieser Aufruf bedeutete einen erheblichen Schritt in Richtung einer neuen, demokratischen Gesellschaftsordnung. Im zweiten Teil des Aufrufs verkündete das "mit Gesetzeskraft" von da an geltende Recht. Wichtige Punkte waren z.B. die Meinungsfreiheit (Punkt vier) und die Religionsfreiheit (Punkt fünf).

Am Ende der Erklärung stand die Ankündigung eines neuen Wahlrechts, erstmals auch für Frauen (Frauenwahlrecht): "Alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften sind fortan nach dem gleichen, geheimen, direkten, allgemeinen Wahlrecht auf Grund des proportionalen Wahlsystems für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen".

Nach oben

Nach oben

Weimarer Republik und der Versailler Vertrag

Die Weimarer Republik

1919 wurden Wahlen zu einer verfassungsgebenden Nationalversammlung abgehalten. Wegen der Unruhen und Strassenkämpfe trat diese nicht in der Hauptstadt Berlin sondern in Weimar zusammen. Daher nennt man den damals entstandenen Staat Weimarer Republik.

Der Versailler Vertrag

Völkerrechtlich beendet wurde der Krieg aber erst mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags am 28. Juni 1919. Das Papier verpflichtete Deutschland zu Gebietsabtretungen und Reparationszahlungen. Der Vertrag von Versailles zwischen den 26 alliierten und assoziierten Mächten und dem Deutschen Reich wies dem Deutschen Reich die Alleinschuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu. Er sah für das Deutsche Reich große Gebietsabtretungen bzw. zeitweilige Gebietsbesetzungen, die Internationalisierung wichtiger deutscher Flüsse und den Verzicht auf alle Kolonien vor. Weiterhin verlangte er die Auslieferung von Kriegsverbrechern, regelte die Auslieferung von Kriegsgefangenen und führte zur (zeitweiligen) Entmilitarisierung einiger dt. Gebiete (z. B. Rheinland) und drastischen Beschränkung der zahlenmäßigen Größe der deutschen Wehrmacht. Darüber hinaus belegte er das Deutsche Reich mit enormen Reparationszahlungen.

(Youtube-Video: Versailler Vertrag I musstewissen Geschichte)

Nach oben

Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs

Mit dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten von Amerika auf Seiten der Entente-Mächte am 6. April 1917 zeichnete sich die militärische Niederlage des Deutschen Reiches und seiner Verbündeten ab.

Der Krieg war verloren, doch erst Ende September 1918 konfrontierte man die Bevölkerung mit der Realität. Die Niederlage traf die Menschen unvorbereitet. Die Berichterstattung von der Front, die sich bei Ende des Krieges noch immer im "Feindesland" befand, hatte einen bevorstehenden deutschen Sieg oder doch zumindest einen ehrenvollen Frieden suggeriert. Umso entsetzter waren die Reaktionen auf die als demütigend empfundenen Bestimmungen des Waffenstillstands und des Versailler Friedensvertrags.

weiter zu Nachwirkungen

Nach oben

Links, Materialien und Quellen

Links und Materialien

Eine Auswahl an Links:

 

Materialien der Landeszentrale:

Weitere Unterrichtsmaterialien:

Nach oben

Nach oben

Nach oben

Letzte Aktualisierung: Juli 2022, Internetredaktion LpB BW.

Cookieeinstellungen
X

Wir verwenden Cookies

Wir nutzen auf unseren Websites Cookies. Einige sind notwendig, während andere uns helfen, eine komfortable Nutzung diese Website zu ermöglichen. Einige Cookies werden ggf. für den Abruf eingebetteter Dienste und Inhalte Dritter (z.B. YouTube) von den jeweiligen Anbietern vorausgesetzt und von diesen gesetzt. Gegebenenfalls werden in diesen Fällen auch personenbezogene Informationen an Dritte übertragen. Bitte entscheiden Sie, welche Kategorien Sie zulassen möchten.