Politische und gesellschaftliche Veränderungen durch die Bolschewiki

Politische Macht durch den Sownarkom

Eine entscheidende Rolle bei der Etablierung der Macht der Bolschewiki spielte der Rat der Volkskommissare (Sownarkom). Die Volkskommissare hatten die Aufgaben und Funktionen von Ministern im bolschewistischen Regierungssystem. Der Rat der Volkskommissare erließ Gesetze und fällte wichtige Beschlüsse. Vorsitzender des Sownarkom war Lenin.

Alle wichtigen Entscheidungen wurden im Sowarkom getroffen, der keiner parlamentarischen Kontrolle unterstand. Zudem tagte der Sownarkom in der Parteizentrale der Bolschewiki und behandelte sowohl Regierungs- wie Parteiangelegenheiten. Durch den Sownarkom verlagerte sich die politische Macht ganz auf die bolschewistische Partei, die damit auch Regierungsfunktionen erlangte.

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Umverteilung: Der Kirchenbesitz ging an die Bauern

Die orthodoxe Kirche hatte lange die Herrschaft des Zaren aktiv unterstützt und sich gegen Reformen im Land gewandt. In der Februarrevolution hatte die Kirche eine eher abwartende Position eingenommen. Auch nach der Oktoberrevolution blieb die Kirche anfangs neutral.

Diese Haltung änderte sich aber mit Lenins berühmtem Dekret über die Neuverteilung des Landes. Mit ihm wurde Privatbesitz an Grund und Boden, sowohl der Gutsherren als auch der Kirche, aufgehoben. Damit war die zuvor sehr wohlhabende orthodoxe Kirche praktisch enteignet worden.

Weiter verschärft wurde die Lage der Kirche durch das Dekret „Über die Trennung der Kirche vom Staat“ aus dem Januar 1918. Darin wurde zwar freie Religionsausübung garantiert, aber den Religionsgemeinschaften das Recht zum Besitz abgesprochen. Zugleich stelle der Staat sämtliche Geldtransfers an die Kirche ein.

Hintergrund: Wie reagierte die Kirche auf die Enteignung? Und wie die Bauern?

Von nun an stellte sich die Führung der orthodoxen Kirche gegen die Bolschewiki und rief zum Widerstand gegen deren Politik auf. Als Reaktion darauf kam es zu Übergriffen gegen Geistliche und Plünderungen von Kirchen und Klöstern. Viele Priester wurden dabei getötet. Die Kirchengebäude wurden zweckentfremdet oder verfielen in den kommenden Jahren. Die Verfolgungen erklären, warum sich die orthodoxe Kirche im beginnenden Bürgerkrieg des Jahres 1918 ganz überwiegend auf die Seite der antibolschewistischen Kräfte stellte.

Im Gegensatz zur Kirche begrüßte die Mehrheit der Bauern die Aufhebung des Kirchenbesitzes und der großen Güter. Der Besitz wurde an Bauernkomitees und Bauernsowjets übergeben, die das Land unter den Bauern verteilten. Damit waren die Bolschewiki von ihrer früheren Forderung nach einer Nationalisierung und Verstaatlichung der großen Güter abgerückt. Indem das Land nun unter den kleinen und mittleren Bauern verteilt wurde, wurde der bäuerliche Privatbesitz auf dem Land, zumindest vorübergehend, wieder gestärkt. Dadurch gelang es den Bolschewiki einen Teil der Bauern, die zuvor überwiegend Anhänger der Sozialrevolutionäre gewesen waren, auf ihre Seite zu ziehen. Allerdings sollte sich das Verhältnis der Bolschewiki zu den Bauern in den kommenden Jahren wieder verschlechtern. Da die Versorgung in den Städten im Laufe des Jahres 1918 immer schlechter wurde, gingen die Bolschewiki dazu über Getreide in den Dörfern zu beschlagnahmen, um dies in die Städte zu liefern. Da die Bauern häufig Widerstand leisteten, wurden die Beschlagnahmen mit Gewalt durchgesetzt. In einigen Regionen des Landes kam es zu Bauernaufständen gegen die Politik der Bolschewiki.

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Der Vertrag von Brest-Litowsk

Die Friedensverhandlungen Russlands mit den Mittelmächten in Brest-Litowsk

Mitte Dezember 1917, also nur etwa fünf Wochen nach der Machtergreifung der Bolschewiken, kam es zu einem Waffenstillstand zwischen dem Deutschen Reich und Russland. Lenin befürwortete die schnelle Aufnahme von Friedensverhandlungen und die Annahme der sehr weitgehenden deutschen Forderungen.

Für Lenin hatte die Vollendung der Revolution Vorrang gegenüber der Fortführung des Krieges. Zudem hatte er ja schon in seinen Aprilthesen im Frühjahr 1917 einen schnellen Friedensschluss gefordert.

Hintergrund: Wie standen Lenin und Trotzki zum Vertrag?

Bereits am 8. November 1917 hatte die neue, bolschewistische Regierung eine Deklaration veröffentlicht, die sich an alle Krieg führenden Mächte richtete. Darin enthalten war die Forderung, dass die besetzten Gebiete von allen Kriegsparteien geräumt werden und ein Frieden ohne Annexionen geschlossen werden sollte. Zudem sollte generell auf die Zahlung von Reparationen verzichtet werden. Die Staaten der Entente gingen auf das russische Angebot nicht ein, während die Mittelmächte sich zu Verhandlungen und einem Waffenstillstand mit Russland bereit erklärten.

Trotzki hatte als russischer Verhandlungsführer das Ziel, die Verhandlungen in die Länge zu ziehen. Denn er war überzeugt, dass eine erfolgreiche Revolution in Deutschland und Österreich nur eine Frage von einigen Monaten sei. Dann hätte Russland eine bessere Verhandlungsposition gehabt. Doch Trotzki musste auch, aufgrund der immer dramatischer werdenden politischen und ökonomischen Lage Russlands, unbedingt ein Wiederaufleben der Kämpfe mit Deutschland vermeiden.  Von deutscher Seite war jedoch kein Entgegenkommen zu erwarten, da man militärisch im Vorteil war.

Lenin, für den das Überleben der Revolution absolute Priorität hatte, plädierte für eine Annahme der deutschen Forderungen. Dagegen erhob sich im Zentralkomitee der kommunistischen Partei Russlands massiver Widerstand. Die Mehrheit seiner Mitglieder, angeführt vom Vertreter des linken Flügels der Bolschewiki Bucharin, wandte sich gegen die Annahme der deutschen Forderungen. Sie plädierten für einen „revolutionären Krieg“ gegen Deutschland.

Lenin machte sich keine Illusionen über die Kampfkraft der russischen Armee nach der Oktoberrevolution und sah die militärische Lage als hoffnungslos an. Zudem war er der Meinung, dass die Hauptaufgabe des jungen Sowjetstaates darin liege die Feinde im Inneren zu bekämpfen: „Die Bourgeoisie muss erwürgt werden, und dafür müssen wir beide Hände freihaben“.

Bei der entscheidenden Abstimmung im Zentralkomitee der bolschewistischen Partei schwenkten Bucharin und seine Anhänger auf die Position Trotzkis ein, der mit seiner Losung „Weder Krieg noch Frieden“ zwischen Lenin und Bucharin stand. Nach seiner Abstimmungsniederlage gegen Trotzki im Zentralkomitee unterstützte auch Lenin dessen Position, allerdings mit großen Vorbehalten.

Die Deutschen rückten vor

Die militärische Führung Deutschlands setzte zu diesem Zeitpunkt auf einen Verfall Russlands. Die Forderungen der Deutschen vom 9. Februar 1918 in Brest-Litowsk enthielten sogar die Abtretung der russischen Ostsee- und Schwarzmeerküste. Die russische Delegation verließ daraufhin unter Protest die Verhandlungen und die deutsche Armee setzte ihren Vormarsch wieder fort.

Da die russische Armee nicht mehr kampfbereit war, konnten die deutschen Truppen vorrücken, ohne auf erwähnenswerten Widerstand zu treffen. Innerhalb kurzer Zeit eroberten die Deutschen große Gebiete, wobei sie sogar die russische Eisenbahn benutzen konnten. Der  deutsche General Hoffmann äußerte sich dazu, dies sei

„der komischste Krieg, den ich je erlebt habe... Man setzt eine handvoll Infanteristen mit Maschinengewehren und einer Kanone auf die Bahn und fährt los bis zur nächsten Station, nimmt die, verhaftet die Bolschewiki, zieht mit der Bahn weitere Truppen nach und zieht weiter.“


Revolution oder Krieg?

Trotzkis Strategie des „weder Krieg noch Frieden“ war nicht aufgegangen. Lenins Warnung, dass ohne die schnelle Unterzeichnung eines Friedensvertrages mit Deutschland die Revolution in Russland gefährdet sei, bewahrheitete sich.Er begründete seine Position folgendermaßen:

„Das wird zweifellos ein schmachvoller Friede sein, aber wenn wir uns auf den Krieg einlassen, dann wird unsere Regierung hinweggefegt werden.“

Die russische Delegation kehrte nach Brest-Litowsk zurück. Aufgrund der schwierigen Situation Russlands konnte Trotzki seinen deutschen und österreichischen Verhandlungsgegnern kaum noch Argumente entgegensetzen. Am 3. März 1918 wurde der Friedensvertrag von allen anwesenden Delegationen unterzeichnet.

 

Große Gebietsverluste

Russland wurde im Vertrag von Brest-Litowsk gezwungen, Polen, Finnland, die Ukraine, Litauen und Lettland abzutreten. Weißrussland und Estland blieben von deutschen Truppen besetzt. Und im Kaukasus musste Russland auf alle Gebiete verzichten, die es seit 1878 erobert hatte. Insgesamt verlor Russland über ein Drittel seiner städtischen Bevölkerung und ein gutes Viertel seines europäischen Territoriums. Außerdem verlor das Land über 89 Prozent seiner Kohlebergwerke, 73 Prozent seiner Eisenindustrie und 26 Prozent seines Eisenbahnnetzes.

Durch den Vertrag von Brest-Litowsk entstand ein sowjetischer Revanchismus. Die Rote Armee eroberte bereits im Bürgerkrieg Weißrussland, den Kaukasus und die Ukraine (bis auf den Westteil, der an Polen fiel) zurück. 1939 besetzten sowjetische Truppen den Westteil der Ukraine und 1940 auch das Baltikum. Nach zwischenzeitlicher Eroberung durch das nationalsozialistische Deutschland fielen diese Gebiete 1945 wieder an die Sowjetunion. Lenins Strategie, die Revolution durch einen Friedensschluss mit Deutschland zu retten, war, in historischer Perspektive, letztendlich erfolgreich.

Zusammenfassungen: Veränderungen durch die Bolschewiki

Durch den Rat der Volkskommissare (Sownarkom), dessen Vorsitzender Lenin war, verlagerte sich die Macht ganz auf die bolschewistische Partei. Indem das Land der Kirche unter den Bauern neu verteilt wurde, setzen die Bolschewisten ihre Versprechen einer Landsreform um. Kirche und Staat wurden voneinander getrennt.

Die Welt war weiterhin im Krieg - ein revolutionsgefährdender Krieg. Am 3. März 1918 unterzeichnete Russland daher den Friedensvertrag von Brest-Litowsk. Zwar verlor Russland dadurch große Teile seiner Gebiete, aber durch den Frieden konnte die Revolution im Land sich verfestigen.

Bürgerkrieg, Zarenmord und Matrosenaufstand

Das Versagen der antibolschewistischen Kräfte

Der bewaffnete Widerstand gegen die Herrschaft der Bolschewiki flammte erstmals im November 1917 in Südrussland auf. Dort erhoben sich Teile der Kosaken, die seit Jahrhunderten als Wehrbauern in der Don- und Kubanregion siedelten. Die Kosaken hatten in der Zarenzeit die Elite der russischen Armee gebildet und standen zum Zaren loyaler als andere Bevölkerungsgruppen. Der Aufstand unter dem Kosakenführer Kaledin wurde im Februar 1918 von bolschewistischen Soldaten niedergeschlagen.

Doch bereits im Mai 1918 kam es zu einem erneuten Aufstand der Kosaken. Die neuerliche Erhebung war eine Reaktion auf die Unterdrückung und den Terror durch die Rote Armee nach der Niederschlagung des ersten Kosakenaufstandes. Dieser zweite Aufstand der Kosaken wurde durch das Vordringen der deutschen Armee im Frühjahr 1918 von der Ukraine ins Don-Gebiet begünstigt. Die Deutschen unterstützten den Aufstand der Kosaken durch Waffenlieferungen. Doch nicht nur von Süden, sondern auch aus dem Osten Russlands, wurde die Herrschaft der Bolschewiki bedroht.  In Sibirien sammelten sich unter der Führung des Admirals Koltschak konterrevolutionäre Kräfte. Es gelang ihnen bis zum Frühjahr 1919 weit über den Ural ins russische Kernland vorzustoßen, denn die Bolschewiki waren in Sibirien  schwach organisiert und konnten Koltschak nur wenig entgegensetzen. Ab dem Sommer 1919 erfolgte jedoch eine große Gegenoffensive der Bolschewiki. Bis zum November 1919 hatten sie das ganze Herrschaftsgebiet Koltschaks wiedererobert. Koltschak wurde gefangen genommen und einige Wochen später erschossen.

Koltschak war vor allem daran gescheitert, dass es ihm nicht gelungen war, die Bevölkerung politisch für sich zu gewinnen. Er hatte kein Konzept für politische Reformen und etablierte eine Militärdiktatur. Die Bauern fürchteten, dass ihnen das Land, das sie nach der Revolution erhalten hatten, wieder weggenommen werden sollte. Teilweise wurden im Herrschaftsgebiet Koltschaks Bauern gezwungen, Land an die Gutsbesitzer zurückzugeben. Auch unter den Arbeitern fand Koltschak keine Zustimmung. Koltschak stieß auf immer größeren Widerstand, je mehr er sich den zentralrussischen Gebieten näherte, in denen die Bolschewiki die stärkste Unterstützung erhielten.

Die Niederlage Koltschaks war ein schwerer Rückschlag für die „Weißen“. Allerdings rückten zur gleichen Zeit auch von Süden Weißgardisten in Richtung Moskau vor. Sie standen unter der Führung des Generals Denikin, der schon in der Zarenarmee wichtige Funktionen bekleidet hatte. Denikin führte eine Armee russischer Freiwilliger, von denen sehr viele Kampferfahrung aus dem Ersten Weltkrieg besaßen. Mit seiner gutausgebildeten Armee gelang es Denikin der Roten Armee schwere Niederlagen zuzufügen. So gelangten Denikins Weißgardisten bis zur Stadt Orjol, nur 350 km südlich von Moskau. Da es jedoch in der Zwischenzeit den Bolschewiki gelungen war Koltschak in Sibirien zu schlagen, konnten sie nun mit vereinten Kräften die Armee Denikins angreifen. Dabei kam ihnen zu Hilfe, dass die Truppen Denikins und seiner Generäle zu schnell vormarschiert waren und dabei ihre Nachschublinien stark überdehnt hatten. Die Rote Armee konnte die Weißgardisten bis ans Schwarze Meer zurückwerfen, wo Denikin und viele seiner Soldaten von französischen und britischen Schiffen evakuiert wurden

Letztendlich war auch Denikin daran gescheitert, dass er kein überzeugendes Konzept für die zukünftige Entwicklung Russlands hatte. In den Gebieten, die Denikin von den Bolschewiki erobert hatte, wurde den Großgrundbesitzern in vielen Fällen ihr Land zurückgegeben, das ihnen zuvor die Bolschewiki weggenommen hatten. Da die Truppen Denikins zudem häufig Lebensmittel und Getreide bei den Bauern beschlagnahmten, verstärkte dies deren Abneigung gegen die „Weißen“. Es kam zu Bauernaufständen im Hinterland der von Denikin eroberten Gebiete. Außerdem verschloss sich Denikin einem Bündnis mit den separatistischen Kräften in der Ukraine, obwohl sie die Bolschewiki als gemeinsamen Feind hatten und Denikin die Ukraine als Durchmarschgebiet nach Norden nutzte. Doch Denikin und seine Anhänger vertraten eine großrussische Ideologie und lehnten eine Autonomie oder gar Unabhängigkeit der Ukraine ab.

Mit der Flucht von Denikins Armee war der Hauptwiderstand der „Weißen“ gebrochen. Zwar konnte General von Wrangel, ein Kommandeur aus Denikins Armee, nach dessen Flucht ins Ausland noch eine einjährige Herrschaft auf der Krim errichten. Es war von Wrangel gelungen, die Bauern für sich zu gewinnen, da er ihnen das durch die Bolschewiki erhaltene Land zusicherte. Aber Wrangels Reformpolitik kam zu spät. Im November 1920 eroberte die Rote Armee auch die Krim und Wrangel wurde mit den Resten seiner Armee evakuiert.

Der Vollständigkeit halber sollte erwähnt werden, dass es auch im Norden Russlands eine Offensive der Weißgardisten unter General Judenitsch gab. Doch sein Versuch Petrograd zu erobern, wurde von den Bolschewiki zurückgeschlagen und Judenitsch musste sich ins Baltikum zurückziehen.

Mit dem Sieg über die „Weißen“ im Bürgerkrieg hatten die Bolschewiki ihre Macht gesichert. Allerdings war der Sieg mit hohen Verlusten erkauft worden. Fast 800.000 Soldaten starben in den Kampfhandlungen und mehrere Hunderttausend weitere durch Krankheiten und Seuchen. Bei den ums Leben gekommenen Zivilisten gibt es nur Schätzungen: es sollen zwischen sechs bis acht Millionen sein.

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Die Zarenfamilie wurde ermordet

In der Weltöffentlichkeit war das Image der Bolschewiki besonders durch den Mord an der Zarenfamilie im Juli 1918 belastet.

Im Sommer 1918 näherten sich antibolschewistische Truppen der Stadt Jekaterinburg, in der der Zar interniert war. Die Bolschewiki mussten damit rechnen, dass im Fall der Eroberung Jekaterinburgs der Zar befreit würde. Damit verbunden war die Angst der Bolschewiki, dass Nikolai dann für die „Weißen“, in deren Reihen sich viele Monarchisten befanden, zur einigenden Identifikationsfigur werden könnte.

Trotzki nannte in seinen 1935 geschriebenen Erinnerungen Lenin als Auftraggeber für den Zarenmord. Zwar hatte es auch Überlegungen zu einem großen Schauprozess gegen den Zaren in Moskau gegeben, doch angesichts der schwierigen militärischen Lage wurde dieses Vorhaben wieder fallen gelassen. Es ist wahrscheinlich, aber bis heute nicht endgültig geklärt, dass Lenin direkt den Befehl für die Erschießung des Zaren gab.

 

Der Kronstädter Matrosenaufstand und die „Neue Ökonomische Politik“

Auch nach dem Ende des Bürgerkrieges gegen die Weißen blieb Russland ein instabiles Land. Die Führung der Bolschewiki versuchte durch eine Politik der Verstaatlichung, ihre wirtschaftliche Machtbasis zu sichern. Zugleich baute die Partei ihre Macht nach dem Bürgerkrieg immer mehr aus. Russland begann sich in eine sozialistische Diktatur zu verwandeln. Viele Anhänger der Bolschewiki kritisierten diese Entwicklung. Die Unzufriedenheit wuchs auch aufgrund der sehr schwierigen Wirtschafts- und Versorgungslage. Sie entlud sich im Kronstädter Matrosenaufstand im März 1921. Die Matrosen der russischen Flotte hatten in der Oktober Revolution und dem Bürgerkrieg zu den treuesten Anhängern der Bolschewiki gehört. Doch sie sahen ihre Ideale einer Räteherrschaft und eines freiheitlichen und demokratischen Sozialismus gefährdet und erhoben sich gegen die Partei. Der Aufstand wurde mit Verlusten von über 10.000 Soldaten von der Roten Armee niedergeschlagen. Doch seitdem war die Herrschaft der Bolschewiki mit dem Makel behaftet, die revolutionären Matrosen zu Hunderten nach dem Ende der Kämpfe liquidiert zu haben.

Allerdings war eine Folge des Aufstandes, dass Lenin seine Wirtschaftspolitik änderte und die „Neue Ökonomische Politik“ einleitete. Die Phase des Kriegskommunismus mit seinen stark zentralistischen Wirtschaftsstrukturen war damit beendet. Durch die „Neue Ökonomische Politik“ wurde die Wirtschaft liberalisiert und es wurden begrenzte marktwirtschaftliche Praktiken zugelassen.

Mit der Änderung seiner Wirtschaftspolitik gelang es Lenin die junge Sowjetunion wirtschaftlich und politisch zu stabilisieren und die Versorgung der Bevölkerung deutlich zu verbessern. Ab Mitte 1921 war die Macht der bolschewistischen Partei gesichert. Die Revolution war abgeschlossen.  Mit Lenins Tod 1924 verloren die Bolschewiki jedoch ihre führende Persönlichkeit, deren Autorität von der gesamten Partei akzeptiert wurde. Nach einer mehrjährigen Übergangphase, die von Machtkämpfen geprägt war, dominierte ab 1928 Stalin die sowjetische Politik. Mit der von Stalin angeordneten Zwangskollektivierung und dem Terror gegen große Teile der Bevölkerung begann das düsterste Kapitel der Geschichte der Sowjetunion.

Zusammenfassung: Bürgerkrieg und Matrosenaufstand

Die Bolschewiki hatten zwischen 1917 und 1921 mit einigem Widerstand zu kämpfen. Dieser entlud sich oftmals in Form von Aufständen; darunter der Kosakenaufstand unter dem Kosakenführer Kaledin, der im Februar 1918 von bolschewistischen Soldaten niedergeschlagen wurde.
Auch die „Weiße Armee“ stellte sich gegen die Bolschewiki, schaffte es aber mangels Konzept nicht, ihnen mit ihren militärischen Offensiven Einhalt zu gebieten und wurde mit hohen Verlusten geschlagen.
Nach Ende des Bürgerkrieges schlug den „Roten“ nochmal Gegenwind entgegen und zwar in Form des Kronstädter Matrosenaufstands im März 1921. Auch dieser Aufstand wurde von der Roten Armee niedergeschlagen. Über zZehntausend Soldaten starben. Ab diesem Zeitpunkt galt die Herrschaft der Bolschewiki als gesichert.

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Literatur

Verwendete Quellen

Figes, Orlando „Russland. Die Tragödie eines Volkes. Die Epoche der russischen Revolution 1891 bis 1924“. Berlin, 2014.

Haumann, Heiko „Die Russische Revolution 1917“. Köln, 2016.

Hildermeier, Manfred „Russische Revolution“. Frankfurt, 2004.

Koenen, Gerd „Der Russland-Komplex. Die Deutschen und der Osten 1900-1945. München, 2005.

Leonhard, Jörn „Die Büchse der Pandora. Geschichte I. Weltkrieges“. Bundeszentrale für politische Bildung, 2014.

Trotzki, Leo „Geschichte der Russischen Revolution“ (Orginalausgabe 1930) und „Mein Leben“ (Orginalausgabe 1929) https://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/


Autor: Mathias von Hofen
Zusammengefasst & für das Netz aufbereitet: Rebecca Beiter, Bianca Braun

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