Dossier

Weltklimabericht 2023

Sachstandsberichte der IPCC

Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist eine Institution der Vereinten Nationen, auch als Weltklimarat bekannt. Er gibt im Abstand von fünf bis sechs Jahren Sachstandsberichte heraus, die als wissenschaftliche Konsensposition hinsichtlich des Einflusses des Menschen auf das Weltklima gelten.

Der 6. Sachstandsbericht besteht wieder aus drei Teilen sowie einem übergreifenden Abschlussbericht, der am 20. März 2023 vorgestellt wurde:

  • Arbeitsgruppe I: Naturwissenschaftliche Grundlagen des Klimawandels (August 2021)
  • Arbeitsgruppe II: Folgen, Anpassung, Verwundbarkeit (Februar 2022)
  • Arbeitsgruppe III: Minderung des Klimawandels (April 2022)
  • Synthesereport (März 2023)

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Erklärung: Was ist der IPCC?

Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist eine Institution der Vereinten Nationen, auch als Weltklimarat bekannt. Der IPCC wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ins Leben gerufen.

In seinem Auftrag tragen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit den aktuellen Stand der Klimaforschung zusammen und bewerten anhand anerkannter Veröffentlichungen den jeweils neuesten Kenntnisstand zum Klimawandel. Hauptaufgabe des der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) beigeordneten Ausschusses ist es, Risiken der globalen Erwärmung zu beurteilen und Vermeidungsstrategien zusammenzutragen. Der Sitz des IPCC-Sekretariats befindet sich in Genf.

Die Organisation wurde 2007, gemeinsam mit dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Der IPCC bietet Grundlagen für wissenschaftsbasierte Entscheidungen der Politik, ohne jedoch konkrete Lösungswege vorzuschlagen oder politische Handlungsempfehlungen zu geben.

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Sechster Sachstandsbericht „Climate Change 2022/2023“ (AR6)

Das „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPCC) befindet sich momentan im sechsten Bewertungszyklus des Klimawandels. In dieser Phase sind bereits drei Sonderberichte sowie zwei methodische Berichte veröffentlicht worden.

Der 6. Sachstandsbericht besteht wieder aus drei Teilen sowie einem übergreifenden Synthesereport. Der erste Band der Arbeitsgruppe I mit dem Titel „Naturwissenschaftliche Grundlagen des Klimawandels“ ist im August 2021 erschienen. Der zweite Band zu den Auswirkungen des Klimawandels wurde Ende Februar 2022 veröffentlicht. Der dritte Band, der die Fortschritte bei der Begrenzung der Emissionen bewertet, ist am 4. April 2022 erschienen. Der abschließende Synthesereport wurde am 20. März 2023 vorgestellt.

Zu den Berichten von IPCC

Synthesereport „Climate Change 2023“

März 2023

Der Synthesereport „Climate Change 2023“ des Sechsten Sachstandsberichts der IPCC wurde am 20. März 2023 auf einer Pressekonferenz im schweizerischen Interlaken vorgestellt. Am Abschlussbericht haben 93 Wissenschaftler:innen mitgewirkt, zwei davon aus Deutschland. Er bündelt die Erkenntnisse der letzten Jahre zum Klimawandel und ist eine Zusammenfassung der sechs Berichte, die seit 2018 erschienen sind. Bei der Vorstellung des Berichts warnte UN-Generalsekretär António Guterres:

„Die Klima-Zeitbombe tickt. Aber der heutige IPCC-Bericht ist ein Leitfaden zur Entschärfung der Klima-Zeitbombe. Er ist ein Überlebensleitfaden für die Menschheit.“

1,5-Grad-Ziel kaum noch zu erreichen

Schon 2018 machte der IPCC deutlich, dass enorme Anstrengungen vonnöten seien, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Nun, fünf Jahre später, sei die Herausforderung immens. Es bleibe keine Zeit mehr und man müsse sofort handeln, so die Wissenschaftler:innen. Die bisherigen Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel seien zu wenig ambitioniert und weitreichend; überdies würden die Regierungen zu langsam agieren. Findet hier nicht ein sofortiges weltweites Umdenken und entschlossenes Handeln statt, wird die Erde sich bereits in den 2030er-Jahren um 1,5 Grad erwärmt haben. Aktuell liegt die Erwärmung bereits bei 1,1 Grad. Dies führt schon jetzt zu immer häufigeren und intensiveren Extremwetterereignissen, die immer gefährlichere Auswirkungen auf die Natur und den Menschen in allen Regionen der Welt haben.

Klimawandel trifft die Schwächsten

Die Folgen des Klimawandels würden die schwächsten Menschen und Ökosysteme am härtesten treffen, so der IPCC. Daher sei „Klimagerechtigkeit [...] von entscheidender Bedeutung, denn diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, sind unverhältnismäßig stark betroffen“.

Treibhausgasemissionen müssen ab sofort sinken

Die Forderung der Wissenschaft: Die globalen Treibhausgasemissionen müssen ab sofort in allen Sektoren sinken und bis 2030 halbiert werden, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen. Außerdem richtet der Bericht einen Appell an die Regierungen weltweit, die Finanzierung von Klimainvestitionen massiv zu erhöhen.

Klimaschutz als Chance

Für die Klimaexpert:innen liegt die Lösung in einer klimaresilienten Entwicklung. So können Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion gepaart mit Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels langfristig für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft sorgen. Denn Klimaschutzmaßnahmen würden nicht nur die Schäden für Mensch und Natur verringern, sondern könnten auch die Wirtschaft ankurbeln und die Gesundheit verbessern. „Wenn wir jetzt handeln, können wir noch eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle sichern“, sagte der IPCC-Vorsitzende Hoesung Lee.

Die nächsten Jahre sind entscheidend

Doch der Zeitfaktor und die nächsten Jahre sind entscheidend: „Hoffen wir, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen. Denn die Entscheidungen, die wir jetzt und in den nächsten Jahren treffen, werden für Hunderte, sogar Tausende von Jahren auf der ganzen Welt nachhallen“, mahnte Lee (Quellen: Zeit online; tagesschau).

IPCC Synthesis Report Climate Change 2023
Pressemitteilung zur Vorstellung des Synthesereports
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Report Teil III: Minderung des Klimawandels

April 2022

Der Bericht der Arbeitsgruppe III des Sechsten Sachstandsberichts der IPCC wurde am 4. April 2022 auf einer Online-Pressekonferenz vorgestellt. 278 Expert:innen, darunter 14 aus Deutschland, arbeiteten seit Anfang 2019 im Kernteam am Beitrag von Arbeitsgruppe III.

Treibhausgasemissionen weiter gestiegen

Der Report mit dem Titel „Minderung des Klimawandels“ bewertet die Fortschritte bei der Begrenzung von Emissionen und zeigt Optionen auf, um den Ausstoß von Treibhausgasen signifikant zu senken. Bei der Bestandsaufnahme kommt der Bericht zu keinem guten Ergebnis: Die vom Menschen gemachten Treibhausgasemissionen sind zwischen 2010 und 2019 weiter gestiegen. Zwar war das Wachstum im letzten Jahrzehnt nicht mehr so rasant und wurde durch die Corona-Pandemie sogar kurzzeitig gestoppt. Doch noch nie waren die Emissionen so hoch wie heute.

Die Wohlhabensten verursachen die meisten Emissionen

Die Folgen des Klimawandels treffen schon heute vor allem die armen Länder. Verursacher der hohen Treibhausgasemissionen sind jedoch die Reichen: Zehn Prozent der Wohlhabendsten der Weltbevölkerung verursachen zwischen 34 und 45 Prozent aller Treibhausgasemissionen.

CO2-Emissionen müssen jetzt sinken

Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssten die globalen CO2-Emissionen spätestens ab 2025, also in drei Jahren, sinken. Bis 2030 müsste die Treibhausgasmenge um 43 Prozent gegenüber 2019 zurückgehen, 2050 müsste die Weltbevölkerung CO2-neutral leben. Da sich dies nicht komplett umsetzen lässt, braucht es Ansätze, um unvermeidbare Treibhausgasemissionen auszugleichen. Dazu gehört zum Beispiel die Aufforstung oder Verfahren wie das umstrittene Carbon Capture and Storage (CCS), bei dem Kohlenstoff aus der Luft herausgefiltert, gepresst und in unterirdischen Lagerstätten verwahrt wird. Ohne solche Maßnahmen, zumindest eine Zeit lang, werde es nicht gehen, so die Autor:innen.

Es gibt mehr Klimaschutz, aber das reicht nicht

Der Bericht zeigt auf, dass sich in den vergangenen Jahren einiges in puncto Klimaschutz getan habe. Doch: „Mit den gegenwärtigen Ambitionen ist das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr erreichbar, und selbst das 2-Grad-Ziel wird sehr herausfordernd, wenn wir die Ziele nicht bis 2030 nachschärfen", macht Volker Krey deutlich, der Leitautor des Berichts und Forschungsgruppenleiter am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse in Österreich ist. Ohne weitaus größere Anstrengungen von jedem einzelnen Menschen, von Unternehmen und von Staaten insgesamt rechnen die Wissenschaftler:innen mit einer globalen Erwärmung von 3,2 Grad bis 2100 mit verheerenden Folgen für den Planeten.

Weg von fossilen Energieträgern, rascher Ausbau der Erneuerbaren

Der Bericht zeigt außerdem die Potenziale einzelner Maßnahmen auf und macht deutlich: Es braucht ein Ende fossiler Energieträger und einen schnellen Umstieg auf erneuerbare Energien. Windkraft, Sonnenenergie und weniger Waldzerstörung können dazu führen, bis zu zehn Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen zu vermeiden. Auch wirtschaftlich rentiert sich der Umstieg, da die Kosten für einige emissionsarme Technologien in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken ist. So halten es die Wissenschaftler:innen für möglich, die Emissionen bis zum Jahr 2030 um die Hälfte zu senken – pro Tonne CO2 würde das gerade einmal 100 US-Dollar kosten. Andere Klimaschutzmaßnahmen wie der Ausbau von Wasserstoff oder die Umstellung der Landwirtschaft seien ebenfalls vonnöten, werden jedoch teuer. Und es gibt einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Baustein, so die Autor:innen, den jede einzelne Person einfach und kostengünstig umsetzen könne: fleischarme Ernährung (Quellen: Zeit online; tagesschau).

IPCC Report Climate Change 2022: Mitigation of Climate Change
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Report Teil II: Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit

Februar 2022

Der Bericht der Arbeitsgruppe II des Sechsten Sachstandsberichts der IPCC wurde am 28. Februar 2022 auf einer Online-Pressekonferenz vorgestellt. 270 Expert:innen, darunter 15 aus Deutschland, arbeiteten seit Anfang 2019 im Kernteam am Beitrag von Arbeitsgruppe II.

3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen vom Klimawandel bedroht

Der Report mit dem Titel „Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit“ bewertet die Folgen des Klimawandels. Er zeigt also, was der Klimawandel auf der Erde anrichtet, welche Regionen und Ökosysteme besonders betroffen sind und was die Menschen tun müssten, um möglichst viel Schaden zu verhindern. Die klare Botschaft der Arbeitsgruppe: „Die Auswirkungen, die wir heute sehen, treten viel schneller auf und sind zerstörerischer und weitreichender als vor 20 Jahren erwartet.“ Naturkatastrophen wie Starkregen und Überschwemmungen, Waldbrände, Hitzewellen und Dürren nähmen überall auf der Welt zu. Das Wasser werde knapp, der Hunger werde zunehmen und damit werden sich auch mehr Menschen gezwungen sehen, ihre Heimat zu verlassen.

Insgesamt sind zwischen 3,3 und 3,6 Milliarden Menschen auf der Erde hochgradig anfällig für die negativen Folgen des Klimawandels, heißt es im Bericht. Am verwundbarsten seien West-, Zentral- und Ostafrika sowie Südasien, Zentral- und Südamerika, kleine Inselstaaten und die Arktis. Die Bevölkerung in den armen Regionen der Welt spürten die Folgen des Klimawandels deutlicher, hätten jedoch weniger Mittel zur Verfügung, sich und ihre Umwelt entsprechend anzupassen.

Für Europa werden insbesondere vier Risiken benannt: 1. Hitzewellen mit Toten und Schäden für die Ökosysteme; 2. anhaltende Dürren, die die Landwirtschaft und damit die Nahrungsversorgung bedrohen; 3. Wasserknappheit; 4. Überflutungen durch Starkregen und ein Anstieg des Meeresspiegels, der die Küstenregionen bedroht.

Daher müsse jetzt entschlossen global und gemeinsam gehandelt werden. „Die angehäuften wissenschaftlichen Belege sind eindeutig: Der Klimawandel ist eine Bedrohung für das Wohlergehen des Menschen und die Gesundheit des Planeten“, so die Arbeitsgruppe. „Wir haben ein schrumpfendes Zeitfenster“, warnte der Ko-Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Professor Hans-Otto Pörtner, außerdem Leiter der Sektion Integrative Ökophysiologie am Alfred-Wegener-Institut. UN-Generalskretär Antonio Guterres warf den Staaten gar „kriminelles“ Versagen beim Klimaschutz vor. Die Regierungen würden noch lange nicht genug unternehmen, um die Folgen des Klimawandels aufzuhalten.

Zusammenspiel von Mensch, Natur und Klima

Einen besonderen Fokus legt der Bericht auf das Zusammenspiel von Mensch, Natur und Klima. Alles hänge mit allem zusammen. Noch nähmen Ökosysteme mehr Treibhausgase auf als sie selbst verursachten, heißt es im Bericht. Doch die Abholzung des Regenwalds, die Trockenlegung von Torfmoorgebieten oder das Auftauen von Permafrostböden gehen weiter. „Dieser und andere Trends können noch umgekehrt werden, wenn Ökosysteme instandgesetzt, wieder aufgebaut und gestärkt und nachhaltig bewirtschaftet werden“, schreiben die Wissenschaftler:innen. „Gesunde Ökosysteme und eine reiche Artenvielfalt sind die Grundlage für das Überleben der Menschheit.“ 30 bis 50 Prozent der Land-, Süßwasser- und Meereslebensräume der Erde müssten geschützt werden. Sie könnten zwar vom Menschen genutzt werden, dies müsste jedoch nachhaltig erfolgen, um die Naturräume langfristig zu erhalten.

Mit der Zerstörung von Ökosystemen geht das Artensterben einher. Der Klimawandel habe bereits „irreversible Verluste“ in der Pflanzen- und Tierwelt verursacht. Viele weitere Arten seien vom Aussterben bedroht, die Biodiversität gefährdet. Dies habe wiederum Auswirkungen auf den Menschen, etwa wenn die Fischbestände wegen steigender Meerestemperaturen zurückgehen und vielen Fischern in Afrika oder Asien die Einnahme- und Nahrungsquelle fehle.

Anpassungsleistungen

Bei den Anpassungsleistungen des Menschen stellt der Bericht über alle Sektoren und Regionen Fortschritte fest, etwa bei der Agrolandwirtschaft oder dem Wassermanagement. Doch die jetzigen Anstrengungen würden bei weitem nicht ausreichen und seien auf der Welt ungleich verteilt. Vor allem in den Entwicklungsländern seien die Anpassungslücken groß. Doch Ko-Vorsitzender Hans Otto Pörtner betonte, der Bericht zeige „sehr gezielt die Optionen auf“ und es gebe Mittel und Wege sich anzupassen und den Planeten zu schützen. Am Ende stehe „ein Bild, das wir als klimaresiliente Entwicklung bezeichnen, in der Emissionsminderungs- und Anpassungsmaßnahmen mit Blick auf Natur und Mensch zusammenkommen, um uns in eine sicherere Zukunft zu führen.“ Doch die Zeit drängt, um diese Vision einer klimaresilienten Weltgemeinschaft zu erreichen (Quellen: Zeit online; Forschung & Lehre).

IPCC Report Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability
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Report Teil I: Naturwissenschaftliche Grundlagen des Klimawandels

August 2021

Der Bericht der Arbeitsgruppe I des Sechsten Sachstandsberichts der IPCC wurde am 9. August 2021 auf einer Online-Pressekonferenz vorgestellt. 243 Expert:innen aus 66 Ländern, darunter sieben aus Deutschland, arbeiteten von Sommer 2018 bis Juli 2021 im Kernteam am Beitrag von Arbeitsgruppe I.

Ihre wichtigste und zugleich alamierende Botschaft: Die Wissenschaftler:innen erwarten, dass eine globale Erwärmung von 1,5 Grad bereits um 2030 im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erreicht sein werde, zehn Jahre früher als noch 2018 angenommen. Um das im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5 Grad-Ziel noch zu erreichen, dürfte bis in einem Jahrzehnt kein CO2 mehr ausgestoßen werden. Bisher waren die Klimaexpert:innen davon ausgegangen, dass das CO2-Budget der Welt noch rund 20 Jahre ausreichen werde.

„Es ist eindeutig, dass der Einfluss des Menschen die Atmosphäre, den Ozean und die Landflächen erwärmt hat“, so eine weitere Hauptaussage des Berichts. Im fünften Bericht von 2013 war noch davon die Rede, dass der Wandel selbst eindeutig ist, das menschliche Zutun wurde jedoch noch als „äußerst wahrscheinlich“, allerdings nicht als gesichert bezeichnet. Dies ist nun im sechsten Bericht unumstritten.

So wirke sich der vom Mensch gemachte Klimawandel bereits auf viele Wetter- und Klimaextreme in allen Regionen der Welt aus: „Seit dem Fünften Sachstandsbericht (AR5) gibt es stärkere Belege für beobachtete Veränderungen von Extremen wie Hitzewellen, Starkniederschlägen, Dürren und tropischen Wirbelstürmen sowie insbesondere für deren Zuordnung zum Einfluss des Menschen.“ Dies werde in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weiter zunehmen. Außerdem werde der Meeresspiegel weiter steigen sowie das arktische Meereis, die Schneebedeckung und die Permafrostböden weiter zurückgehen. Veränderungen der Ozeane, des Eisschildes und des globalen Meeresspiegels seien bereits unumkehrbar.

Die Wahrscheinlichkeiten für extreme Hitze- oder Starkregenereignisse nehmen bereits bei einer Erwärmung von zwei Grad um ein Vielfaches zu. Ein Beispiel: Während Hitzeereignisse im 19. Jahrhundert nur alle 50 Jahre vorkamen, so ereignen sich diese heute im Schnitt alle zehn Jahre. Bei einer Erwärmung um 1,5 Grad gäbe es ein solches Ereignis durchschnittlich alle sechs Jahre, bei zwei Grad alle vier Jahre und bei vier Grad Erwärmung praktisch jedes Jahr.

Mit einer Zunahme von Dürren rechnen die Forscher:innen insbesondere im Mittelmeerraum und im Westen Nordamerikas, aber auch in West- und Zentraleuropa oder in vielen Teilen Afrikas (Quellen: tagesschau.de; ZEIT online, spiegel.de).

Der vorliegende Bericht mit dem Titel „Naturwissenschaftliche Grundlagen des Klimawandels“ fasst den wissenschaftlichen Kenntnisstand zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels zusammen. Dazu beschreibt er den aktuellen Zustand des Weltklimas und Modellierungen seiner zukünftigen Entwicklung. Außerdem vermittelt er wichtige Informationen hinsichtlich der damit verbundenen Risiken für Mensch und Natur und analysiert den Bedarf an Emissionsminderungen, die für die Einhaltung der Ziele des Übereinkommens von Paris nötig sind.

IPCC Report Climate Change 2021: The Physical Science Basis
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Sonderbericht: Der Ozean und die Kryosphäre in einem sich ändernden Klima

September 2019

Am 25. September 2019 hat der Weltklimarat (IPCC) in Monaco einen neuen Bericht vorgestellt, in dem er vor einem weiteren Anstieg des Meeresspiegels warnt. Rund 130 Forscher:innen aus 36 Ländern hatten 7.000 wissenschaftliche Schriften zusammengefasst und bewertet.

Durch den fortschreitenden Klimawandel veränderten sich die wasserhaltigen Ökosysteme immer stärker und bedrohten die Menschen. Im schlimmsten Fall würden bis zum Jahr 2100 Gletscher mehr als vier Fünftel ihrer Eismassen verlieren. Dadurch droht der Meeresspiegel um 60 bis 110 Zentimeter zu steigen. Dem Bericht zufolge steigt der Meeresspiegel derzeit um 3,66 Millimeter pro Jahr, 2,5 mal so schnell wir in den Jahren von 1900 bis 1990. In diesem Zeitraum ist der Meeresspiegel weltweit gerade einmal um 16 Zentimeter gestiegen.

In Küstenregionen bis zu zehn Metern Höhe wohnen laut IPCC 680 Millionen Menschen, in kleinen Inselstaaten sind es 65 Millionen. Im Falle einer Zwei-Grad-Erwärmung würden Gebiete überflutet, in denen heute noch 280 Millionen Menschen leben.

Der Weltklimarat warnt, die Erwärmung der Ozeane sorge dafür, dass Meeresbewohner sich neue Lebensräume suchen müssten. Die Erwärmung und Übersäuerung der Meere könne dazu führen, dass die aus niedrigen Gewässern gewonnene Nahrung um 40 Prozent zurückgeht. Besonders drastisch sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Korallenriffe, die zugleich ein Lebensraum für zahlreiche Tiere sowie ein Schutz gegen Sturmschäden an den Küsten sind. Selbst bei einer Erderwärmung um nur 1,5 Grad werden dem IPCC-Bericht zufolge 90 Prozent der Korallenriffe absterben.

IPCC Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate

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Sonderbericht: Klimawandel und Landsysteme

August 2019

Mehr als 100 Expert:innen aus 50 Ländern arbeiteten zwei Jahre am Sonderbericht „Klimawandel und Landsysteme“, der am 8. August 2019 der Öffentlichkeit in Monaco vorgestellt wurde. Die Wissenschaftler:innen hatten für ihren Bericht mehr als 7.000 Veröffentlichungen berücksichtigt.

Einerseits macht der „IPCC-Sonderbericht über Klimawandel, Desertifikation, Landdegradierung, nachhaltiges Landmanagement, Ernährungssicherheit und Treibhausgasflüsse in terrestrischen Ökosystemen“ — wie sein kompletter Titel lautet — deutlich, dass der Klimawandel den Druck auf Landsysteme verstärkt und deshalb zunehmend Existenzgrundlagen und Wohlergehen der Menschen bedrohen kann.

Andererseits zeigt er aber auch die wichtige Rolle von Landsystemen beim Klimaschutz auf: zum Beispiel durch den Erhalt von Ökosystemen, eine nachhaltigere Land- und Forstwirtschaft, klimafreundlichere Ernährungsweisen und Vermeidung von Nahrungsmittelverschwendung. Solche Maßnahmen nutzen häufig auch der Anpassung an den Klimawandel, der Eindämmung von Landdegradierung und Ernährungssicherheit sowie weiteren Ziele der nachhaltigen Entwicklung.

Special Report on Climate Change and Land

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Sonderbericht: 1,5 Grad Celsius Globale Erwärmung

Oktober 2018

Der Sonderbericht wurde im Oktober 2018 veröffentlicht. Darin beleuchtet das IPCC die Folgen einer globalen Erwärmung von 1,5 Grad Celsius gegenüber vorindustriellem Niveau. Im Zentrum stehen hier die damit verbundenen globalen Treibhausgasemissionspfade im Zusammenhang mit einer Stärkung der weltweiten Reaktion auf die Bedrohung durch den Klimawandel, nachhaltiger Entwicklung und Anstrengungen zur Beseitigung von Armut. 

IPCC Special Report on Global Warming of 1,5°C

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Fünfter Sachstandsbericht „Climate Change 2013“ (AR5)

Der Ende September 2013 vorgestellte 5. Sachstandsbericht „Climate Change 2013“ (AR5) bestätigt eindeutig den gegenwärtigen Klimawandel und den menschlichen Einfluss. Die Belege für die stattfindenden Klimaveränderungen, ihre Ursachen und die Abschätzungen der zukünftigen Entwicklungen sind noch umfassender, fundierter und sicherer als im vorhergehenden Bericht aus dem Jahr 2007. 

Seit Mitte des letzten Jahrhunderts finden vielfältige und in dieser Form in den zurückliegenden Jahrzehnten bis Jahrtausenden nie aufgetretene Veränderungen im gesamten Klimasystem statt: Die Temperatur der unteren Atmosphäre steigt, die Ozeane erwärmen sich, Gletscher und Permafrostböden tauen, Eisschilde verlieren an Masse und der Meeresspiegel steigt. Die Aktivitäten des Menschen sind mit großer Wahrscheinlichkeit die Hauptursache dieses Klimawandels, natürliche Faktoren wie Schwankungen der Sonnenaktivität oder Vulkanausbrüche haben gegenwärtig auf diese langfristige Erwärmung nur einen geringen Einfluss.

Synthesebericht des fünften IPCC-Sachstandsberichts

Der Synthesereport wurde am 2. November 2014 bei einer Pressekonferenz des IPCC in Kopenhagen der Öffentlichkeit vorgestellt. Er sammelt das Wichtigste aus den vergangenen Klimaberichten. Mit knapp 120 Seiten ist er etwa so lang wie die Zusammenfassungen der bereits publizierten Klimaberichte zusammen, allesamt als „Zusammenfassungen für Entscheidungsträger“ betitelt. Das Dokument soll ein „Fahrplan“ für Politiker:innen sein. Es soll Delegierten helfen, bei den UN-Klimaverhandlungen zu einer Einigung über einen Welt-Klimavertrag zu kommen.

Kernaussagen des Synthesereports 2014 sind:

  • Die Erwärmung des Klimasystems ist eindeutig und es ist äußerst wahrscheinlich, dass der menschliche Einfluss die Hauptursache der beobachteten Erwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts war. Die bereits heute eingetreten Klimaänderungen haben weitverbreitete Auswirkungen auf Mensch und Natur.
  • Der menschliche Einfluss wurde in der Erwärmung der Atmosphäre und des Ozeans, in Veränderungen des globalen Wasserkreislaufs, in der Abnahme von Schnee und Eis und im Anstieg des mittleren globalen Meeresspiegels nachgewiesen. Auch einige Veränderungen von extremen Wetter- und Klimaereignissen wurden auf menschlichen Einfluss zurückgeführt.
  • In den letzten Jahrzehnten haben Klimaänderungen weitverbreitete Folgen für natürliche und menschliche Systeme auf allen Kontinenten und in den Ozeanen gehabt.
  • Anhaltende Treibhausgasemissionen werden eine weitere Erwärmung und langfristige Veränderungen in allen Komponenten des Klimasystems bewirken. Der Klimawandel wird für Menschen und Umwelt bereits bestehende Risiken verstärken und neue Risiken nach sich ziehen.
  • Die Minderung von Treibhausgasemissionen und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel stellen komplementäre Strategien dar, um die Risiken des Klimawandels zu reduzieren und zu bewältigen. Massive Einschnitte der Treibhausgasemissionen in den kommenden Jahrzehnten können die Risiken im 21. Jahrhundert und danach wesentlich verringern, die Effektivität von Anpassungsmaßnahmen verbessern, die Kosten und Herausforderungen von Minderungsmaßnahmen langfristig reduzieren und zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen.

    Zum Synthesereport

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Vierter Sachstandsbericht „Climate Change 2007“ (AR4)

Der 2007 vorgestellte 4. Sachstandsbericht, Fourth Assessment Report „Climate Change 2007“ (AR4), macht deutlich, dass der Einfluss des Menschen auf das Klima ein wissenschaftlicher Fakt ist und die zu beobachtenden Klimaänderungen anthropogen, d.h. durch den Menschen und seinen seit 1750 enorm gestiegenen Verbrauch fossiler Brennstoffe, verursacht sind. Gleichzeitig zeigt der Bericht, dass die Effekte des Klimawandels regional unterschiedlich sind. Vor allem Länder des Südens sind verstärkt von einer Temperaturzunahme, einem steigenden Meeresspiegel und einer Zunahme der Wetterkatastrophen betroffen.

Der erste Teil des IPCC-Berichts 2007

Der vierte UN-Klimabericht, dessen erster Teil als Zusammenfassung am 2. Februar 2007 in Paris veröffentlicht wurde, gibt Anlass zur Sorge: Die Temperaturen auf der Erde werden bis ins Jahr 2100 wohl doppelt so schnell steigen wie im vergangenen Jahrhundert. Bis zum Jahr 2100 könnte es bis zu 6,4 Grad wärmer werden, heißt es im Bericht des IPCC, an dem mehr als 2500 Expert:innen aus rund 130 Ländern beteiligt waren.

Teil 1 des Berichts befasst sich mit den wissenschaftlichen Grundlagen, den aktuellen und historischen Klimabeobachtungen sowie Rechenmodellen über den künftigen Verlauf der Klimaentwicklung.

Laut Bericht ist die rasante Erwärmung „sehr wahrscheinlich“ dem Menschen anzulasten: „Es gibt kaum noch Zweifel am „menschengemachten Klimawandel““, kommentierte Professor Martin Claußen, geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg. Im ersten Klimareport des IPCC im Jahre 1990 war noch von einem natürlichen Treibhauseffekt die Rede, der von Emissionen des Menschen verstärkt werde. Doch schon der Report 2001 sprach deutlich davon, dass die Treibhausgas-Emissionen des Menschen für den größten Teil der Erwärmung verantwortlich seien. Im aktuellen Bericht tritt dies noch viel deutlicher zutage: 

Elf der vergangenen zwölf Jahre finden sich unter den zwölf wärmsten seit dem Beginn der Aufzeichnungen um 1850.

Die durchschnittliche Temperatur der Nordhalbkugel in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist „sehr wahrscheinlich“ höher als in irgendeiner 50-Jahres-Periode der vergangenen 500 Jahre.

Kalte Tage, kalte Nächte und Frost sind seltener geworden, heiße Tage, heiße Nächte und Hitzewellen treten häufiger auf.
Größere Trockenheit gibt es in der Sahelzone, der Mittelmeerregion, im südlichen Afrika und in Teilen Südasiens.
Satellitendaten zeigten von 1993 bis 2006 einen Anstieg des Meeresspiegels um 3,3 Millimeter im Jahr.
Messdaten zeigen, dass sich nicht nur die bodennahen, sondern auch die höheren Luftschichten erwärmen.
Gletscher und Schneedecken sind sowohl auf der Nord- als auch auf der Südhalbkugel auf dem Rückzug.
Eisverluste in der Antarktis und auf Grönland tragen zum Anstieg des Meeresspiegels bei.
Die Temperaturen der oberen Lagen des Permafrostbodens in der Arktis haben seit den 1980er Jahren um bis zu drei Grad zugenommen.

Laut IPCC ist die Erderwärmung in den letzten 50 Jahren in erster Linie auf das Verbrennen von Benzin, Öl und Gas zurückzuführen, wodurch der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre ansteigt. Auch hat die Konzentration anderer wichtiger Treibhausgase, wie z.B. Methan und Lachgas, seit 1750 um 148  bzw. 18 Prozent zugenommen. Diese sind zusammen etwa halb so stark an der Erwärmung beteiligt wie der Anstieg des Kohlendioxids (CO2). Die Forscher:innen beobachteten eine doppelt so hohe Temperaturzunahme innerhalb der letzten 50 Jahre im Vergleich zu den letzten 100 Jahren, die Arktis hat sich doppelt so stark erwärmt wie im globalen Mittel. Auch nehmen heftige Niederschläge deutlich zu, schmelzende Gletscher führen zu einem Anstieg des Meeresspiegels.

Die Forscher:innen rechnen mit einem wahrscheinlichen Anstieg der Durchschnittstemperaturen von 1,8 bis 4 Grad Celsius in diesem Jahrhundert, jedoch wären auch Temperaturanstiege von „nur“ 1,1 bis zu 6,4 Grad Celsius möglich. Als Folge würde der Meeresspiegel bis 2100 wohl um mindestens 18, möglicherweise jedoch bis zu 59 Zentimeter ansteigen, was gravierende Auswirkungen auf Küstenländer hätte.

Die Folgen des immer rasanteren Klimawandels sind so vielfältig wie drastisch: Extreme Wetterlagen in weit größerem Ausmaß als bisher sind zu erwarten, einhergehend mit Stürmen, Hochwasser, Dürren und Wasserknappheit, worunter vor allem kleine Inselstaaten und Entwicklungsländer leiden werden. Hieraus resultieren wiederum Ernteausfälle und Probleme bei der Wasserversorgung — ganze Lebensräume werden sich grundlegend verändern. Dies betrifft nicht nur den Menschen, sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt.

„Ich hoffe, die Studie wird die Menschen schockieren und die Regierungen zum Handeln bringen“, so IPCC-Präsident Rajendra Pachauri im Vorfeld des Berichts. Denn selbst wenn alle CO2-Emissionen sofort gestoppt würden, stiege die Temperatur noch um weitere 0,6 Grad, da das Klimasystem nur sehr träge reagiert, heißt es im IPCC-Bericht. Der Meeresspiegel werde auch dann noch „über viele Jahrhunderte“ steigen.

IPCC: Full Report: Working Group I Report „The Physical Science Basis“

Der zweite Teil des IPCC-Berichts 2007

Der zweite Teil des Klimaberichts wurde am 6. April 2007 in Brüssel vorgestellt. Der gesamte Abschlussbericht zählt mehr als 1.500 Seiten. Bei den einwöchigen Verhandlungen des Weltklimarats (IPCC) in Brüssel ging es jedoch nur um die Empfehlungen für die Politik mit einem Umfang von 21 Seiten.

Nach tagelangem Ringen um einzelne Formulierungen hat sich der Weltklimarat auf einen neuen Bericht geeinigt, demzufolge durch die globale Erwärmung bis zu 30 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. Strittig waren während der Beratungen das Ausmaß der erwarteten Ausrottung von Tier- und Pflanzenarten sowie die Frage, ob eine Schätzung zu den finanziellen Kosten der Klimakatastrophe in den Bericht aufgenommen werden soll. Vor allem die USA, China und Saudi-Arabien wollten Formulierungen ändern.

Dennoch sind die Folgen, die der Weltklimarat beschreibt, drastisch: Für diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, sind die Folgen am schlimmsten. Die Auswirkungen sind dem Bericht zufolge für Afrika, wo bis 2020 vermutlich bis zu 250 Millionen Menschen unter Wassermangel zu leiden haben, dramatisch. Hunderte von Millionen Menschen in den Flussdelta-Regionen vor allem in Asien oder in der Amazonas-Region von Südamerika werden die durch die Gletscherschmelze zu erwartenden Fluten als erste zu spüren bekommen. In einigen Ländern werden die Ernten um die Hälfte zurückgehen. In Nordamerika drohen vermehrt tödliche Wirbelstürme, Überschwemmungen, Hitzwellen und Buschbrände mit enormen wirtschaftlichen Folgen. Bei einem Temperaturanstieg von vier Grad Celsius drohen dem IPCC zufolge durchschnittlich wirtschaftliche Verluste von mindestens fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Das Dokument, das in Brüssel verabschiedet wurde, wurde von den Staats- und Regierungschefs beim G-8-Gipfeltreffen diskutiert (s.u.).

IPCC: Full Report: Working Group II Report „Impacts, Adaptation and Vulnerability“

Der dritte Teil des IPCC-Berichts 2007

Der dritte Teil des Klimaberichts, der sich mit den Möglichkeiten der Menschheit beschäftigt, den Klimawandel zu bremsen, wurde am 4. Mai in Bangkok vorgestellt. Es handelt sich um eine Zusammenfassung von mehr als 1.000 Seiten wissenschaftlicher Daten und Analysen. Die Zusammenfassung musste von den Regierungsvertreter:innen Zeile für Zeile abgesegnet werden. Die Delegierten einigten sich nach fünftägigen Beratungen auf die Feststellung, dass die Bekämpfung des Klimawandels bezahlbar und die Technologie dafür verfügbar sei.

Nach dem neuen UN-Klimabericht ist allerdings nur noch wenig Zeit, um die Erde vor der Klimakatastrophe zu retten. Dabei unterscheiden die Wissenschaftler:innen zwischen kurzfristigen Maßnahmen (bis zum Jahr 2030) und langfristigen. Nur wenn der immer noch rasant steigende Ausstoß von Treibhausgasen ab 2015 zurückgehe, seien die schlimmsten Folgen zu vermeiden, heißt es im Schlussdokument des Weltklimarates. Dafür müssten die Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts um 50 bis 80 Prozent reduziert werden. Die kommenden 20 bis 30 Jahre werden nach Ansicht von Expert:innen entscheidend für den Kampf gegen den Klimawandel sein.

Wenn die Erderwärmung im beherrschbaren Bereich von 2,0 bis 2,4 Grad Celsius bleiben soll, halten sich die Kosten dafür nach Überzeugung der Wissenschaftler:innen in Grenzen. Mit etwa 0,1 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts könne die Erderwärmung unter der kritischen Grenze von zwei Prozent gehalten werden. Wenn allerdings nichts oder zu wenig getan wird, sind die Kosten der Klimaveränderungen sehr hoch. Sie könnten im Laufe der nächsten Jahre mehr als fünf Prozent des Bruttosozialprodukts betragen, aber auch bis zu 35 Prozent erreichen. Allein die Kosten von extremen Wetterereignissen haben sich in den letzten fünfzig Jahren etwa verdoppelt. Sie lagen laut IPCC im letzten Jahrzehnt bei rund vierzig Milliarden Dollar pro Jahr. In weiteren fünf Jahrzehnten könnten sie, wenn die IPCC-Prognosen zutreffen, bei mehr als einer Billion Euro liegen.

IPCC: Full Report: Working Group III Report „Mitigation of Climate Change“

Der vierte Teil des IPCC-Berichts 2007

Der Mensch ist selbst dabei, seine Lebensgrundlage zu gefährden. Daran lässt der vierte und letzte Bericht des Weltklimarates IPCC keinen Zweifel mehr. In seinem in Valencia am 17. November nach einwöchiger Beratung vorgestellten Bericht legt der Weltklimarat Vorschläge zur Verhinderung von Katastrophen durch die von Menschen verursachte Erderwärmung vor. Das mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Gremium bestätigt ausdrücklich, dass die Klimaerwärmung von menschlichen Aktivitäten verursacht werde. Die 23-seitige Kurzfassung und eine ebenfalls vorgelegte Langfassung bilden die Grundlage für die Verhandlungen, die im Dezember zu einem international verbindlichen Nachfolger für das Klimaschutzprotokoll von Kyoto führen sollen.

Der UN-Klimarat einigte sich beim Treffen in Valencia auf eine Synthese der ersten drei Studien. Die Zusammenfassung ist eine weitere Warnung an die Politik: Ohne durchgreifende Änderungen würden bis zum Jahr 2100 Millionen Menschen unter Wassermangel leiden, mehr als 40 Prozent aller Arten aussterben und 30 Prozent aller Küstenfeuchtgebiete verloren gehen. Selbst wenn gar keine Treibhausgase mehr produzieren würden, entkommen wir nicht den Folgen der bisherigen Umweltverschmutzung. Durch die lange Reaktionszeit in der Atmosphäre werden die weltweiten Durchschnittstemperaturen bis Ende dieses Jahrhunderts auf jeden Fall um bis zu 0,9 Grad Celsius steigen. Falls die Emissionen weiter zunehmen, sei sogar mit einem Anstieg um bis zu 6,4 Grad zu rechnen. Unter diesen Bedingungen könnte der Meeresspiegel im Verlauf der nächsten Jahrhunderte sogar bis zu sieben Meter ansteigen. Das grönländische Eisschild wäre dann z.B. vollständig verschwunden.

Der Bericht beschreibt auch die Klimabilanz der vergangenen Jahre. So gehörten elf der vergangenen zwölf Jahre zu den wärmsten Jahren seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Im vergangenen Jahrhundert seien die Temperaturen um insgesamt 0,7 Grad gestiegen. Seit 1993 ist auch der Meeresspiegel um insgesamt etwa drei Millimeter im Jahr angewachsen. Eindeutig die „Folge menschlicher Aktivitäten“, also des Ausstoßes von Treibhausgasen.

Die Punkte des vierten Berichts sind nicht neu, ihre Zusammenstellung und Gewichtung dagegen schon.

Der Klimawandel ist eindeutig. Der von Menschen verursachte Klimawandel wird nicht mehr bezweifelt und schreitet schneller voran als bislang angenommen. In den vergangenen 100 Jahren ist die Temperatur um 0,74 Grad Celsius gestiegen.
Für die nächsten 20 Jahre geht der Weltklimarat von einer weiteren globalen Temperaturerhöhung um 0,4 Grad Celsius aus.
Ursache der gemessenen Temperaturerhöhungen ist zum größten Teil die gestiegene Emission der Treibhausgase Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O).
Die Emissionen von CO2 durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas verursachen den größten Teil des Problems und wachsen schnell. Zwischen 1970 und 2004 stiegen sie um rund 80 Prozent. Die vom Menschen verursachten Treibhausgase stiegen insgesamt um 70 Prozent.
Die Kohlendioxidintensität in der weltweiten Energieversorgung nimmt wieder zu — der langfristig abnehmende Trend kehrte sich nach dem Jahr 2000 um.
Ohne sofortige einschneidende politische Schritte werden die Emissionen in den nächsten Jahrzehnten mit hoher Geschwindigkeit weiter steigen.
Der Klimarat zeigt, dass die größten Beiträge zur Lösung dieses Problems unter anderem aus einer effizienteren Energienutzung sowie aus einer Umstellung der Energieversorgung auf Solarenergie, Windenergie, Biomasse, Geothermie und Wasserkraft zu erwarten sind. Er nennt aber auch die Kernkraft als Möglichkeit, den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
Der Bericht verweist ausdrücklich auf die Klimarahmenkonvention von Rio de Janeiro und das Kyoto-Protokoll als Werkzeuge, um die Erderwärmung zu bremsen.
Die volkswirtschaftlichen Kosten der Minderung liegen im Allgemeinen umso höher, je ehrgeiziger das Stabilisierungsziel ist. Bei einem Stabilisierungsziel von 445 - 535 CO2-Äquivalenten gehen die durchschnittlichen Wachstumsraten des globalen Bruttoinlandsprodukts allerdings nur um weniger als 0,12 Prozentpunkte jährlich zurück.

IPCC: Full Report: AR 4 Synthesis Report

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Die ersten drei IPCC-Sachstandsberichte 1990-2001

Der erste Sachstandsbericht des IPCC wurde 1990 fertiggestellt. Der Bericht diente als Grundlage für die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC). Mehr als zehn Jahre später machte der im Jahr 2001 veröffentlichte dritte IPCC-Sachstandsbericht bereits deutlich, dass die Konzentrationen an verschiedenen Treibhausgasen eindeutig zugenommen hatten und es einen messbar stärkeren Treibhauseffekt gab.

Erster IPCC-Sachstandsbericht 1990 (FAR)

Der erste Sachstandsbericht des IPCC wurde 1990 fertiggestellt. Auf breiter und internationaler wissenschaftlicher Basis stellte der Bericht fest, dass der Mensch durch seinen Ausstoß an Treibhausgasen die Zusammensetzung der Atmosphäre signifikant verändert und so in den natürlichen Treibhauseffekt der Erde eingreift, sich die globale Durchschnittstemperatur erhöht und sich dieser Trend durch den weiter stattfindenden Ausstoß von Treibhausgasen fortsetzt.

Der Bericht diente als Grundlage für die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC).

1. IPCC-Sachstandsbericht

Zweiter IPCC-Sachstandsbericht 1995 (SAR)

Im Jahr 1995 wurde der zweite IPCC-Bericht veröffentlicht. Dabei wurden die damals verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel zusammengefasst.

Der Bericht bestätigte die grundlegenden Erkenntnisse des ersten Sachstandsberichts aus dem Jahr 1990. Dazu gehörten unter anderem die signifikante Veränderung der Zusammensetzung der Atmosphäre durch Treibhausgase, der menschliche Eingriff in den natürlichen Treibhauseffekt und die prognostizierte Erwärmung der Erdatmosphäre.

2. IPCC-Sachstandsbericht

Dritter IPCC-Sachstandsbericht 2001 (TAR)

Auch der im Jahr 2001 veröffentlichte dritte IPCC-Sachstandsbericht fasste die aktuelle wissenschaftliche Diskussion und eine Vielzahl von anerkannten Veröffentlichungen zusammen.

Die Konzentration an verschiedenen Treibhausgasen hatte eindeutig zugenommen und führte zu einem messbar stärkeren Treibhauseffekt. Es gab klare Hinweise („strong evidence“) auf die Verursachung dieses Treibhauseffektes durch menschliches Handeln.

Der dritte Sachstandsbericht stellte fest, dass sich die globale Durchschnittstemperatur im Laufe des 20. Jahrhunderts um etwa 0,6 Kelvin erhöht hatte. Die 1990er Jahre waren das wärmste Jahrzehnt und 1998 das wärmste Jahr seit Beginn der systematischen Temperaturmessungen auf der Südhalbkugel 1861. Der Niederschlag hatte weltweit insgesamt zugenommen, die Zahl der Frosttage und die Größe der Eisflächen waren auf allen Kontinenten zurückgegangen. Flüsse und Seen der Nordhalbkugel waren im Schnitt zwei Wochen weniger mit Eis bedeckt als Anfang des Jahrhunderts, Schnee- und Eisflächen seit 1960 um zehn Prozent zurückgegangen.

Der Bericht „Climate Change 2001“ gab folgende Empfehlungen ab:

  • Die unerwünschten Folgen können durchweg verzögert und teilweise vermieden werden, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen gesenkt wird.
  • Zusätzlich müssen sich die Menschen an die bereits ausgelöste und nicht mehr vollständig aufzuhaltende Erwärmung anpassen.
  • Obwohl sowohl die Vermeidungskosten als auch die Höhe der noch vermeidbaren Schäden unsicher sind, ist absehbar, dass die Vermeidung von Emissionen wirtschaftlich die lohnendere Entscheidung ist.

3. IPCC-Sachstandsbericht

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E-Learning-Kurs für Schulklassen

eSchool4S

Sustainability - Nachhaltigkeit

Aus dem EU-geförderten Projekt „eSchool4s“ sind sechs englischsprachige Kurse rund um das Thema Nachhaltigkeit hervorgegangen. Ob Klimawandel, nachhaltiger Konsum oder Inklusion – Schüler:innen können sich in einem Internet-Kursraum interaktiv zu einer großen Bandbreite an Themen weiterbilden. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Donauraum. Geeignet für die Altersgruppe ab 15 Jahren. In Baden-Württemberg wird das Projekt  „eSchool4S“ vom Landesministerium für Kultus, Jugend und Sport gefördert.

Within the framework of the EU-funded project “eSchool4S” six courses in English language, addressing different dimensions of sustainability, were developed. In an interactive web-based classroom students get the opportunity to learn more about a wide variety of topics – ranging from climate change, sustainable consumption to social inclusion. A special focus rests on the Danube Region. The courses are suitable for the agegroup from 15 years on. In Baden-Württemberg the project “eSchool4S” is supported by the Ministry of Education, Youth and Sports.

Programm: Sustainability - Nachhaltigkeit
Weitere Infos und Anmeldung: eSchool4s Infoseite

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Dossiers der Landeszentrale für politische Bildung

Klimawandel

Hilft das Pariser Abkommen?

198 Staaten einigten sich 2015 in Paris auf einen Vertrag, der den Klimawandel aufhalten soll. Laut Vertrag soll die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt werden. Was ist der Klimawandel? Und wie will die Weltgemeinschaft die schlimmsten Folgen abwenden? Das Dossier klärt Grundsatzfragen rund ums Klima.
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Klimaflucht

Migration in Zeiten des Klimawandels und im Schatten von Corona

Immer mehr Menschen sind schon heute gezwungen, ihre Heimat wegen der Auswirkungen des sich verändernden Klimas zu verlassen. Doch was versteht man unter Umweltflüchtlingen? Genießen sie einen besonderen Schutz? Wie viele sind es, woher kommen und wohin gehen sie? Und wie sollte die internationale Völkergemeinschaft helfen? Unser Dossier gibt Antworten.
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Definition, Agenda 2030, Nachhaltigkeitsziele und -strategien

Mit der Agenda 2030 möchte die Weltgemeinschaft eine ökonomisch, sozial und ökologisch nachhaltige Entwicklung voranbringen. Aber was ist Nachhaltigkeit überhaupt? Welche Dimensionen von Nachhaltigkeit gibt es? Und was wird weltweit, national und lokal für eine nachhaltige Entwicklung getan? Einen Überblick bietet dieses Dossier.
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17 SDGs: Ziele für nachhaltige Entwicklung

Agenda 2030: Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen

Seit 2016 gilt die Agenda 2030, in der sich die Weltgemeinschaft 17 Ziele für eine sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Entwicklung gesetzt hat. Bis 2030 sollen die sogenannten Sustainable Development Goals, kurz: SDGs, erreicht sein. Was sind die Ziele? Wie weit ist die internationale Staatengemeinschaft in der Umsetzung? Und wo steht Deutschland? Unser Dossier bietet einen Überblick.
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Wie gefährlich sind Kunststoffabfälle für uns und unsere Umwelt?

Die Verschmutzung unserer Umwelt mit Plastikmüll ist eines der größten Umweltprobleme des 21. Jahrhunderts. Wie problematisch ist Plastikmüll? Was macht die Bundesregierung dagegen, was passiert auf europäischer und internationaler Bühne? Und wie kann jede:r Einzelne Plastik reduzieren? Unser Dossier gibt Antworten.
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5. Juni: Weltumwelttag

Die Vereinten Nationen riefen den Tag 1974 ins Leben, um das weltweite Bewusstsein und Handeln zum Schutz unserer Umwelt zu fördern. Anlässlich des Weltumwelttages zeigen Teilnehmende des Freiwilligen Ökologischen Jahres positive Beispiele, wie Umweltschutz gelingt und wie sie sich täglich für den Umweltschutz einsetzen.
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Eine knappe Ressource

Wasser ist die Grundlage des Lebens, ein Lebensraum, eine Energiequelle und ein Wirtschaftsfaktor. Wir nutzen Wasser nicht nur für unsere Ernährung, sondern auch für unsere Hygiene. Doch der Druck auf die knappe Ressource nimmt zu und der lebenswichtige Rohstoff birgt erhebliches politisches Konfliktpotential.
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Was ist Greenwashing und wie kann man es erkennen?

Hinter „Greenwashing“ verbirgt sich eine Marketingstrategie, mit denen sich Unternehmen ökologischer darstellen möchten als sie es in Wirklichkeit sind. In welchen Branchen ist Greenwashing zu finden? Mit welchen Tricks arbeiten Unternehmen für ihr „grünes“ Image? Und wie lässt sich Greenwashing enttarnen? Einen Überblick bietet unser Dossier.
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21. März: Tag des Waldes

Wälder bedecken weltweit ein Drittel der Landmasse. Doch die weltweite Entwaldung setzt sich mit alarmierender Geschwindigkeit fort. Die Vereinten Nationen haben daher den 21. März als Internationalen Tag der Wälder ausgerufen.
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Autor: Internetredaktion der LpB BW | letzte Aktualisierung: März 2023.

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