Dossier

Pariser Klimaabkommen

Zum ersten Mal haben 197 Staaten und die EU am 12. Dezember 2015 in Paris einen völkerrechtlich bindenden Vertrag beschlossen, um den Klimawandel zu bremsen und seine Auswirkungen abzufedern. Das Pariser Klimaabkommen soll dafür sorgen, dass die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit beschränkt wird; die Staaten wollen sogar versuchen, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Doch im Jahr 2023 ist klar: Das 1,5-Grad-Ziel ist kaum noch zu erreichen.

Wie funktioniert das Pariser Klimaabkommen?

Der Pariser Klimavertrag ist am 4. November 2016 in Kraft getreten. Voraussetzung dafür war, dass bis zum 5. Oktober 2016 mindestens 55 Staaten, die für mindestens 55 Prozent der globalen Treibhausgase verantwortlich sind, den Vertrag ratifiziert hatten. China und die USA, die beiden größten Kohlendioxid-Ausstoßer, haben den Klimavertrag beide am 3. September 2016 ratifiziert.

Das Pariser Protokoll trat 2021 an die Stelle des Kyoto-Protokolls. Dieser internationale Vertrag wurde 1997 beschlossen und war 2005 in Kraft getreten; im Jahr 2020 lief er aus.

Das Übereinkommen von Paris setzt auf nationale Selbstverpflichtungen, sogenannte Intended Nationally Determined Contributions (INDCs), also „geplante national bestimmte Beiträge“. Jedes Land soll selber erklären, um wie viel Prozent es seine klimaschädlichen Ausstöße reduzieren möchte. Im Vorfeld des Klimagipfels haben die meisten Staaten solche Verpflichtungen abgegeben. Neu ist gegenüber dem Kyoto-Protokoll, dass nicht nur Industrie-, sondern auch Schwellen- und Entwicklungsländer solche Verpflichtungserklärungen erteilt haben. Das Abkommen sieht zudem vor, dass die Regierungen alle fünf Jahre neue und strengere Ziele vorlegen.

Deutsche Übersetzung des Pariser Klimaabkommens (Bundesumweltministerium)

Originaltext: Adoption of the Paris Agreement (UN)

Nach oben

Was sind die Eckpunkte des Pariser Vertrags?

Das Pariser Übereinkommen schlägt die Brücke zwischen den derzeitigen politischen Strategien und der vor dem Ende des Jahrhunderts zu erzielenden Klimaneutralität.

  • Abschwächung des Klimawandels: Emissionsminderung
    Die Staaten einigten sich auf ein langfristiges Ziel, nämlich den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf deutlich unter zwei Grad gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen, möglichst sogar auf 1,5 Grad zu begrenzen, da dies die Risiken und Folgen des Klimawandels deutlich vermindern würde; Anstrengungen dahingehend, dass die weltweiten Emissionen möglichst bald ihren Gipfel überschreiten, wobei den Entwicklungsländern hierfür mehr Zeit eingeräumt wird;  rasche nachfolgende Emissionssenkungen auf Grundlage der besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse.
  • Transparenz und globale Bilanz
    Die Staaten werden alle fünf Jahre gemeinsam strengere Ziele festlegen, wenn sich dies nach wissenschaftlichen Erkenntnissen als erforderlich erweist; sich gegenseitig und der Öffentlichkeit Bericht darüber erstatten, welche Fortschritte sie bei der Verwirklichung ihrer Ziele erreicht haben; die Fortschritte bei der Verwirklichung des Langzeitziels über ein robustes Transparenz- und Rechenschaftspflichtsystem verfolgen.
  • Anpassung
    Die Staaten werden ihre Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel erhöhen; den Entwicklungsländern weiterhin und in größerem Umfang internationale Unterstützung für die Klimaanpassung zukommen lassen
  • Verluste und Schäden
    Gemäß dem Übereinkommen sollen Verluste und Schäden im Zusammenhang mit den nachteiligen Auswirkungen des Klimawandels verhindert, minimiert und gegebenenfalls ausgeglichen werden; es muss die Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen (z. B. Frühwarnsysteme, Notfallvorsorge und Risikoversicherung) verbessert werden, damit die Länder ihr verfügbares Wissen vertiefen, mehr unternehmen und stärkere Unterstützung leisten können.
  • Rolle der Städte, Regionen und lokalen Behörden
    In dem Übereinkommen wird anerkannt, dass nicht zu den Vertragspartnern gehörende Interessenträger bei der Bekämpfung des Klimawandels eine wichtige Rolle spielen. Dazu zählen u. a. Städte, Behörden auf regionaler und kommunaler Ebene, die Zivilgesellschaft und die private Wirtschaft. Diese sind aufgerufen, ihre Anstrengungen zu verstärken und Maßnahmen zur Emissionsminderung zu unterstützen, ihre Widerstandsfähigkeit zu erhöhen und ihre Anfälligkeit gegenüber den negativen Folgen des Klimawandels zu vermindern, die regionale und internationale Zusammenarbeit fortzuführen und zu fördern.
  • Unterstützung
    Die EU und andere Industrieländer werden auch künftig Klimaschutzmaßnahmen unterstützen, um in Entwicklungsländern Emissionen zu verringern und diese Länder widerstandsfähig gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen. Auch andere Länder werden aufgefordert, solche Unterstützung freiwillig in die Wege zu leiten oder fortzusetzen. Die Industrieländer haben ihr derzeitiges gemeinsames Ziel bekräftigt, bis 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar zu mobilisieren, und sie beabsichtigen, dieses Ziel bis 2025 fortzuschreiben. Für die Zeit danach wollen sie ein neues und ehrgeizigeres Ziel festsetzen.

Nach oben

Welche Länder machen mit?

Das Übereinkommen von Paris ist eine Vereinbarung von 198 Vertragsparteien (197 Staaten plus die Europäische Union), das sind alle völkerrechtlich anerkannten Staaten der Erde. Als letzte Länder waren 2017 auch Nicaragua und Syrien dem Abkommen beigetreten. Mittlerweile haben 195 der 198 Vertragsparteien das Pariser Klimaabkommen ratifiziert (es fehlen: Libyen, Iran, Jemen) (Quelle: UNTC).

Die USA unter Präsident Donald Trump hatten am 5. August 2017 bei den Vereinten Nationen den Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen erklärt. Der Rückzug der USA aus dem Abkommen wurde am 4. November 2020 wirksam – einen Tag nach der Präsidentenwahl. Präsident Trump erkannte das Zwei-Grad-Ziel nicht an. Mehr als 200 Städte und 17 Bundesstaaten in den USA hatten sich allerdings verpflichtet, die in Paris festgelegten Klimaziele einhalten zu wollen. Einer der ersten Amtshandlungen des neuen Präsidenten Joe Biden war es, die Entscheidung seines Vorgängers rückgängig zu machen. Seit dem 19. Februar 2021 sind die USA wieder Teil des Pariser Klimavertrags.

Nach oben

Was ist das Pariser Klimaabkommen wert?

Das Pariser Klimaabkommen gilt als Meilenstein im Kampf gegen den Klimawandel. Nie zuvor haben sich alle Staaten der Erde auf Maßnahmen verpflichtet, um die Erderwärmung einzudämmen. Doch diese reichen nicht aus, um die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, wie ein Bericht des Weltklimarats IPCC bereits 2018 feststellte. Selbst wenn alle Ziele eingehalten würden, würde sich die Erde bis Ende des Jahrhunderts um rund drei Grad erwärmen.

Doch in den letzten Jahren gab es eher weniger als mehr Anstrengungen. Daher sind die Wissenschaftler:innen alarmiert und äußern sich deutlich im Synthesereport zum sechsten IPCC-Sachstandsbericht, der im März 2023 veröffentlicht wurde: Das 1,5-Grad-Ziel sei kaum noch zu erreichen. Wolle man eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft für alle sicherstellen, müsse man sofort handeln. Die bisherigen Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel seien zu wenig ambitioniert und weitreichend; überdies würden die Regierungen zu langsam agieren. Findet hier nicht ein sofortiges weltweites Umdenken und entschlossenes Handeln statt, wird die Erde sich bereits in den 2030er-Jahren um 1,5 Grad erwärmt haben. Aktuell liegt die Erwärmung bereits bei 1,1 Grad. Dies führt schon jetzt zu immer häufigeren und intensiveren Extremwetterereignissen, die immer gefährlichere Auswirkungen auf die Natur und den Menschen in allen Regionen der Welt haben (Quelle: IPCC-Bericht März 2023).

Derzeit sieht es allerdings nicht nach einem Umdenken aus: Weltweit waren die CO2-Emissionen im Jahr 2022 so hoch wie noch nie: Wie die Internationale Energieagentur mitteilte, wurde im Jahr 2022 ein neuer Höchststand bei den energiebedingten CO2-Emissionen erreicht. Die Emissionen stiegen mit 0,9 Prozent allerdings nicht so stark wie befürchtet, verharren mit insgesamt 36,8 Milliarden Tonnen energiebedingte CO2-Äquivalente jedoch weiter auf einem Rekordniveau. Allein China verursachte ein Drittel dieser Emissionen. Während es im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie einen Rückgang des CO2-Ausstoßes gegeben hatte, geht die Erholung der Weltwirtschaft nach der Coronakrise zulasten des Klimas.

Vielen Wissenschaftler:innen und Klimaaktivist:innen gehen daher die nationalen Selbstverpflichtungen des Pariser Abkommens nicht weit genug und sie kritisieren die langsame Umsetzung. Zwar werden die Bekenntnisse einiger Staaten bzw. Staatengemeinschaften wie China, Japan, Südkorea, der USA oder der EU, bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu werden, positiv bewertet. Doch die Diskrepanz zwischen längerfristigen Zielmarken und der kurzfristigen tatsächlichen Umsetzung tritt deutlich zutage. Auch die Ergebnisse der letzten Weltklimakonferenz im ägyptischen Sharm el-Sheik im November 2022 enttäuschten.

Nach oben

E-Learning-Kurs für Schulklassen

eSchool4S

Sustainability - Nachhaltigkeit

Aus dem EU-geförderten Projekt „eSchool4s“ sind sechs englischsprachige Kurse rund um das Thema Nachhaltigkeit hervorgegangen. Ob Klimawandel, nachhaltiger Konsum oder Inklusion – Schüler:innen können sich in einem Internet-Kursraum interaktiv zu einer großen Bandbreite an Themen weiterbilden. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Donauraum. Geeignet für die Altersgruppe ab 15 Jahren. In Baden-Württemberg wird das Projekt  „eSchool4S“ vom Landesministerium für Kultus, Jugend und Sport gefördert.

Within the framework of the EU-funded project “eSchool4S” six courses in English language, addressing different dimensions of sustainability, were developed. In an interactive web-based classroom students get the opportunity to learn more about a wide variety of topics – ranging from climate change, sustainable consumption to social inclusion. A special focus rests on the Danube Region. The courses are suitable for the agegroup from 15 years on. In Baden-Württemberg the project “eSchool4S” is supported by the Ministry of Education, Youth and Sports.

Programm: Sustainability - Nachhaltigkeit
Weitere Infos und Anmeldung: eSchool4s Infoseite

Nach oben

Dossiers der Landeszentrale für politische Bildung

Klimawandel

Hilft das Pariser Abkommen?

198 Staaten einigten sich 2015 in Paris auf einen Vertrag, der den Klimawandel aufhalten soll. Laut Vertrag soll die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt werden. Was ist der Klimawandel? Und wie will die Weltgemeinschaft die schlimmsten Folgen abwenden? Das Dossier klärt Grundsatzfragen rund ums Klima.
mehr

Klimaflucht

Migration in Zeiten des Klimawandels und im Schatten von Corona

Immer mehr Menschen sind schon heute gezwungen, ihre Heimat wegen der Auswirkungen des sich verändernden Klimas zu verlassen. Doch was versteht man unter Umweltflüchtlingen? Genießen sie einen besonderen Schutz? Wie viele sind es, woher kommen und wohin gehen sie? Und wie sollte die internationale Völkergemeinschaft helfen? Unser Dossier gibt Antworten.
mehr

Nachhaltigkeit

Definition, Agenda 2030, Nachhaltigkeitsziele und -strategien

Mit der Agenda 2030 möchte die Weltgemeinschaft eine ökonomisch, sozial und ökologisch nachhaltige Entwicklung voranbringen. Aber was ist Nachhaltigkeit überhaupt? Welche Dimensionen von Nachhaltigkeit gibt es? Und was wird weltweit, national und lokal für eine nachhaltige Entwicklung getan? Einen Überblick bietet dieses Dossier.
mehr

17 SDGs: Ziele für nachhaltige Entwicklung

Agenda 2030: Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen

Seit 2016 gilt die Agenda 2030, in der sich die Weltgemeinschaft 17 Ziele für eine sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Entwicklung gesetzt hat. Bis 2030 sollen die sogenannten Sustainable Development Goals, kurz: SDGs, erreicht sein. Was sind die Ziele? Wie weit ist die internationale Staatengemeinschaft in der Umsetzung? Und wo steht Deutschland? Unser Dossier bietet einen Überblick.
mehr

Plastikmüll

Wie gefährlich sind Kunststoffabfälle für uns und unsere Umwelt?

Die Verschmutzung unserer Umwelt mit Plastikmüll ist eines der größten Umweltprobleme des 21. Jahrhunderts. Wie problematisch ist Plastikmüll? Was macht die Bundesregierung dagegen, was passiert auf europäischer und internationaler Bühne? Und wie kann jede:r Einzelne Plastik reduzieren? Unser Dossier gibt Antworten.
mehr

Unsere Umwelt

5. Juni: Weltumwelttag

Die Vereinten Nationen riefen den Tag 1974 ins Leben, um das weltweite Bewusstsein und Handeln zum Schutz unserer Umwelt zu fördern. Anlässlich des Weltumwelttages zeigen Teilnehmende des Freiwilligen Ökologischen Jahres positive Beispiele, wie Umweltschutz gelingt und wie sie sich täglich für den Umweltschutz einsetzen.
mehr

Wasser

Eine knappe Ressource

Wasser ist die Grundlage des Lebens, ein Lebensraum, eine Energiequelle und ein Wirtschaftsfaktor. Wir nutzen Wasser nicht nur für unsere Ernährung, sondern auch für unsere Hygiene. Doch der Druck auf die knappe Ressource nimmt zu und der lebenswichtige Rohstoff birgt erhebliches politisches Konfliktpotential.
mehr

Greenwashing

Was ist Greenwashing und wie kann man es erkennen?

Hinter „Greenwashing“ verbirgt sich eine Marketingstrategie, mit denen sich Unternehmen ökologischer darstellen möchten als sie es in Wirklichkeit sind. In welchen Branchen ist Greenwashing zu finden? Mit welchen Tricks arbeiten Unternehmen für ihr „grünes“ Image? Und wie lässt sich Greenwashing enttarnen? Einen Überblick bietet unser Dossier.
mehr

Der Wald

21. März: Tag des Waldes

Wälder bedecken weltweit ein Drittel der Landmasse. Doch die weltweite Entwaldung setzt sich mit alarmierender Geschwindigkeit fort. Die Vereinten Nationen haben daher den 21. März als Internationalen Tag der Wälder ausgerufen.
mehr

Nach oben

Autor: Internetredaktion der LpB BW | letzte Aktualisierung: September 2023.

Cookieeinstellungen
X

Wir verwenden Cookies

Wir nutzen auf unseren Websites Cookies. Einige sind notwendig, während andere uns helfen, eine komfortable Nutzung diese Website zu ermöglichen. Einige Cookies werden ggf. für den Abruf eingebetteter Dienste und Inhalte Dritter (z.B. YouTube) von den jeweiligen Anbietern vorausgesetzt und von diesen gesetzt. Gegebenenfalls werden in diesen Fällen auch personenbezogene Informationen an Dritte übertragen. Bitte entscheiden Sie, welche Kategorien Sie zulassen möchten.