Wie verändert Corona die Arbeitswelt?

Von der Corona-Krise ist insbesondere der Arbeitsalltag in einem ungeahnten Ausmaß betroffen. Plötzlich mussten ganze Betriebe vom heimischen Schreibtisch aus arbeiten. Schätzungen nach ist die Zahl der Arbeitenden im Homeoffice während der Pandemie von zwölf auf 25 Prozent aller Beschäftigten gestiegen. Was bleibt vom Zwang zum Homeoffice? Wie digital wird unser Arbeiten? Wie verändert Corona die Arbeitswelt? Unser Dossier gibt einen Überblick.

Hinweis: Dieses Dossier ist ein Archiv-Dossier und wird nicht mehr aktualisiert (letzte Aktualisierung: Juni 2021).

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kurz&knapp: Welche Folgen hat Corona für die Arbeitswelt?

  • Corona beschleunigt laut Untersuchungen die Digitalisierung der Arbeitswelt.
  • Der Anteil aller Beschäftigten, die im Homeoffice arbeiten, ist durch Corona von zwölf auf 25 Prozent gestiegen. Das erhöht nicht nur auf Unternehmen den Druck, eine digitale Infrastruktur für das Arbeiten von Zuhause zu schaffen. Es kommt auch die politisch diskutierte Frage auf, ob ein Recht auf Homeoffice gesetzlich verankert werden muss. 
  • Laut Studien wird Homeoffice überwiegend als positiv bewertet.

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Wie viele Menschen arbeiten während der Corona-Krise im Homeoffice?

Zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben seit März 2020 immer mehr Menschen im Homeoffice gearbeitet. Die Zahl der Arbeitsplätze zu Hause hat sich seither mehr als verdoppelt, wie aus einer Umfrage des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) unter etwa 1.000 Unternehmen hervorgeht. Während der Pandemie arbeiten demnach im Durchschnitt 64 Prozent der Beschäftigten voll oder teilweise im Homeoffice, vor Corona waren es 25 Prozent (Quelle: zdf.de).

Entwicklung der Zahlen

Frühjahr 2020: Jeder vierte Beschäftigte arbeitete im ersten Lockdown komplett oder überwiegend im Homeoffice. Das ermittelte ein Forscherteam der Universität Mannheim in ihrer Corona-Studie. Dabei waren es überwiegend Menschen mit hoher Schulbildung, die vom heimischen Schreibtisch aus arbeiteten.

Dezember 2020: Nach einer Befragung des Digitalverbands Bitkom arbeitete im Dezember 2020 wieder jeder vierte Berufstätige ausschließlich im Homeoffice.

27. Januar 2021: Da noch mehr Beschäftigte wegen der Corona-Pandemie zu Hause arbeiten sollten, trat im Januar 2021 eine Homeoffice-Pflicht in Kraft. Diese verpflichtete Arbeitgeber dazu, ihren Angestellten in bestimmten Fällen das Arbeiten im Homeoffice anzubieten (Quelle: zdf.de).

Februar 2021: Mitte Februar 2021 arbeitete annährend jeder zweite abhängig Beschäftigte in Deutschland zumindest stundenweise im Homeoffice. Etwa jeder dritte abhängig Beschäftigte arbeitete sogar überwiegend oder ausschließlich im Homeoffice (Quelle: Bundesarbeitsministerium).

30. Juni 2021: Die Pflicht zum Homeoffice lief Ende Juni 2021 aus.

Ab 1. Juli 2021: Ein großer Teil der Beschäftigten will auch nach dem Auslaufen der Pflicht zum Homeoffice zumindest einen Teil ihrer Arbeit weiter im Homeoffice erledigen. In einer repräsentativen Studie der Krankenkasse DAK mit 1000 Befragten können sich 58 Prozent vorstellen, die Hälfte der Zeit von zu Hause aus zu arbeiten (Quelle: Tagesschau).

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Wie sind die Erfahrungen mit der Heimarbeit?

Wie die  Statista-Grafik zeigt, stieg der Anteil der Befragten, die auch in Zukunft im Homeoffice bleiben wollen, bis November 2020 zunächst von 49 auf 56 Prozent. Anfang des Jahres 2021 lag er wieder bei 49 Prozent. Weitere 37 Prozent der Befragten würden nach der Pandemie gerne weniger von zu Hause arbeiten. 15 Prozent möchten am liebsten ganz ins Büro zurückkehren.

Mehrer Studien belegen, dass die Heimarbeit überwiegend positiv bewertet wird. So sind etwa nach einer Umfrage  des Fraunhofer-Instituts 90 Prozent der 2000 befragten Teammitglieder und Führungskräfte mit dem Arbeiten von zu Hause zufrieden.  Zu vergleichbaren Ergebnissen kommt auch die Studie  eines Forscherteams der Universität Köln.

Die Forschungsinstitute IGES und Forsa haben für eine Studie der Krankenkasse DAK rund 7000 Personen befragt mit dem Ergebnis: 56 Prozent derjenigen, die mittlerweile regelmäßig im Homeoffice sind, bewerten ihre Produktivität zu Hause höher als im Büro. Zwei Drittel erklären zudem, sie könnten Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren. Positiv erwähnen die Befragten außerdem, dass die Fahrt zum Arbeitsplatz weggefallen sei und sich der Stress reduziert habe.

Allerdings vermisst der DAK-Studie zufolge fast jeder Zweite im Homeoffice eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben. Drei Viertel der Befragten fehlt zudem der direkte Kontakt zu den Kollegen. Auf die Frage "Was fehlt im Homeoffice?" antworteten auch bei der Studie des Fraunhofer Instituts, dass der persönliche (85 Prozent) und fachliche Austausch (66 Prozent) fehle. Kaffeepausen und Mittagessen (je rund 65 Prozent) und gemeinsame Kreativ-Sessions (knapp 60 Prozent) werden auch vermisst.

Nach der repräsentativen Forsa-Umfrage, die Ende 2020 durchgeführt wurde, klagt jeder dritte Beschäftigte im Homeoffice über gesundheitliche Probleme. 36 Prozent der Befragten geben an, wegen eines "mangelhaften, nicht-ergonomischen Arbeitsplatzes" seien Verspannungen im Rücken und Kopfschmerzen aufgetreten. 34 Prozent der Befragten bemängeln, dass ihr Arbeitsplatz nicht ausreichend ausgestattet sei - sie nennen einen zu kleinen Bildschirm oder ein instabiles Internet. Jeder Fünfte beklagte Probleme mit der IT-Ausstattung (21 Prozent). 32 Prozent der Befragten stellen längere Arbeitszeiten fest. Auch als ein größeres Problem werden Störungen durch die Wohnsituation oder den Alltag empfunden (30 Prozent). (Quelle: zdf.de)

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Ein Recht auf Homeoffice?

Ein Anspruch auf Arbeit im Homeoffice existiert derzeit nicht. Viele Unternehmen bieten ihren Angestellten aber in Verträgen und Vereinbarungen Regelungen zur Heimarbeit an. Vor der Pandemie war mobiles Arbeiten eher die Ausnahme gewesen. Nur drei Prozent der Berufstätigen arbeiteten ausschließlich im Homeoffice, weitere 15 Prozent teilweise.

Druck auf Unternehmen nimmt zu

Dass seit der Corona-Krise so viele Menschen im Homeoffice sind, hat nicht nur auf Unternehmen den Druck erhöht, eine digitale Infrastruktur für das Arbeiten von Zuhause zu schaffen. Es kam auch die politisch diskutierte Frage auf, ob generell ein Recht auf Homeoffice gesetzlich verankert werden muss. So wollte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ein Gesetz zum Recht auf Heimarbeit umsetzen (Quelle: tagesschau). Auch die Gewerkschaften wollten einen Rechtsanspruch auf Homeoffice durchsetzen. Angesichts anhaltend hoher Infektionszahlen mehrten sich im Winter 2020/21 zudem aus der Politik die Forderungen, die Wirtschaft bei der Bekämpfung der Pandemie stärker in den Fokus zu nehmen (Quelle: tagesschau.de).

Recht auf Homeoffice stößt auch auf Kritik 

Andererseits ist Heils Homeoffice-Plan auf heftige Kritik gestoßen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier etwa sprach sich dagegen aus. Der CDU-Politiker ist der Ansicht, dass Unternehmen nach der Krise von sich aus auf Heimarbeit setzen würden, aber es passe eben nicht überall - vor allem dort, wo der direkte Kontakt zu Kundeninnen und Kunden sowie Mitarbeitenden notwendig sei (Quelle: br). Außerdem schätzen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass nur etwa 40 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab und zu im Homeoffice arbeiten könnten. Oft seien es Höherqualifizierte und Besserverdienende, die von zu Hause arbeiten. Man müsse eine Zweiklassengesellschaft in Betrieben vermeiden (Quelle: tagesschau). 

Gefahr zu vereinsamen

Hinzu kommt, dass der Heimarbeitsplatz nicht für jedermann Wunschvorstellung ist. Psychologen warnen vor der Gefahr der Vereinsamung und der psychischen Herausforderung, seinen Arbeitsalltag selbst zu strukturieren.

Zudem sieht etwa das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung eine "Präsenzkultur" in vielen Unternehmen: Nur wer in der Firma anwesend ist, gilt als vollwertiges Mitglied. Wer zu Hause arbeitet, sei stellenweise vom Informationsfluss abgeschnitten. In Deutschland seien Organisationen zudem noch zu sehr auf physische Präsenz der Beschäftigten fixiert. Wer möglichst lange am Schreibtisch sitzt, gelte als fleißig und produktiv (Quellen: Süddeutsche, Tagesspiegel, wdr).

Insbesondere Frauen werden zusätzlich belastet

Homeoffice kommt nicht für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer infrage. Eine andere Schattenseite ist, dass vor allem Frauen, die im Homeoffice tätig sind, eine zusätzliche Belastung durch unbezahlte Care-Arbeit erleben. Darüber hinaus gibt es Bedenken, dass es beim Homeoffice zu einer Vermischung zwischen Privat- und Arbeitsleben kommt, sodass etwa Arbeits- und Ruhezeiten nicht korrekt nachgehalten werden (Quelle: bpb). Welche langfristigen Folgen flexibles digitales Arbeiten haben kann, wenn die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen, ist eine Frage, die sich aktuell stellt (Quelle: Fraunhofer Institut).

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Wie wird die Krise die Arbeitswelt verändern?

Homeoffice und Online-Konferenzen werden die Arbeitswelt nachhaltig prägen. Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen merken, dass die digitale Arbeit eine sinnvolle Ergänzung zur Präsenzarbeit sein kann.

Nach einer Umfrage des Fraunhofer-Instituts kommen 89 Prozent der Befragten zur Einschätzung, dass Heimarbeit in größerem Umfang realisiert werden kann, ohne dass Nachteile entstehen. Arbeits- und Kooperationsprozesse seien deutlich stärker virtualisierbar als bisher angenommen. Vorurteile gegenüber digitalem Arbeiten wurden abgebaut, so etwa Vorbehalte gegenüber Videokonferenzen und anderen Möglichkeiten der Kommunikation. Onlinemeetings böten Alternativen zu Dienstreisen. Das spare Zeit und Geld und sei ökologisch sinnvoll. Letztlich könnte sich dies auf den Bedarf an Büroflächen auswirken. (Quelle: Das Erste)

Eine zwischen Anfang Juli und Mitte August 2020 durchgeführte Umfrage im Auftrag des Arbeitsministeriums kommt zu dem Ergebnis, dass 36 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice oder von unterwegs arbeiteten - zumindest teilweise. (Quelle: Tagesschau)

Das Münchner Ifo-Institut sieht einen Durchbruch beim Homeoffice durch die Coronakrise. Dies geht aus einer Umfrage unter 800 Personalleitern hervor. Demnach wollen 73 Prozent der Unternehmen, die während Corona verstärkt auf das Arbeiten von zu Hause gesetzt haben, auch in Zukunft mehr darauf setzen. 64 Prozent der Betriebe möchten Besprechungen häufiger online abhalten und 61 Prozent Dienstreisen dauerhaft einschränken.

Wo sich das Arbeiten an einem anderen Ort als dem Büro bewährt hat, werden Unternehmen wohl auch nach Corona davon Gebrauch machen. So rechnet etwa der Arbeitspsychologe Thomas Rigotti damit, dass es immer mehr Mischformen von Homeoffice und Vor-Ort-Arbeit geben wird, wie er in einem Interview mit dem SWR erklärt.

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Wie wirkt sich die Viruskrise auf den Arbeitsmarkt aus?

Erste Anzeichen für eine Besserung am Arbeitsmarkt haben sich im Mai 2021 gezeigt. Die Folgen der Corona-Krise seien zwar immer noch deutlich sichtbar, würden aber kleiner werden, vermeldet die Bundesagentur für Arbeit. Die Zahl der Arbeitslosen lag im Mai 2021 mit 2.687.000 Menschen um 84.000 niedriger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte auf 5,9 Prozent. Im Vergleich zum Mai des vorigen Jahres hat sich die Arbeitslosenzahl um 126.000 verringert. Jedoch war der Mai 2020 bereits massiv von der Corona-Krise betroffen. 

Jahresrückblick 2020: Arbeitsmarkt stark unter Druck

Aufgrund der Corona-Krise war der Arbeitsmarkt im Jahr 2020 stark unter Druck geraten. Der Einbruch am Arbeitsmarkt wirke noch nach, heißt es im Jahresrückblick der Bundesagentur für Arbeit Anfang 2021. Die Folgen der Corona-Pandemie und der Maßnahmen zu ihrer Eindämmung seien weiterhin sehr deutlich sichtbar. Die stabilisierende Wirkung der Kurzarbeit habe jedoch Beschäftigung gesichert und eine höhere Arbeitslosigkeit verhindert.

Mit dem Beginn des Lockdowns im März 2020 war die Kurzarbeit binnen kürzester Zeit auf ein historisches Niveau gestiegen. Der bisherige Höchststand wurde im April mit knapp sechs Millionen Menschen in Kurzarbeit erreicht, das entspricht 18 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.

Dennoch ließen sich Entlassungen nicht vermeiden. Sowohl auf die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung als auch auf die geringfügige Beschäftigung wirkten sich die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in der Spitze jeweils in einem Minus von rund einer halben Million Beschäftigter aus. Mit den Lockerungen im Sommer und Herbst 2020 entspannte sich die Situation jedoch zusehends.

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Informationen der Landeszentrale rund um Corona

Die Folgen der Corona-Krise

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Das Grundgesetz und die Corona-Pandemie

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Letzte Aktualisierung: 30. Juni 2021, Internetredaktion LpB BW

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