Welche Folgen hat Corona für die Wirtschaft?

Die Corona-Krise hat das Wirtschaftsgeschehen heftig getroffen und massiv beeinträchtigt. Nach dem gravierenden Einbruch in der ersten Jahreshälfte 2020 konnte die deutsche Wirtschaft die Folgen der Pandemie bisher aber besser als gedacht verkraften. Doch steigende Infektionszahlen und mögliche neue Lockdowns lassen die deutsche Wirtschaft mit Sorge auf den Winter 2021/22 schauen. 

Wie sich die Viruskrise bislang auf die deutsche Wirtschaft ausgewirkt hat, welche Ursachen der Krise generell zu Grunde liegen, zu welchen Folgen sie weltweit geführt hat, und wie versucht wird, mit entsprechenden Maßnahmen gegen zu steuern, darum geht es in diesem Dossier. 

Hinweis: Dieses Dossier ist ein Archiv-Dossier und wird nicht mehr aktualisiert (letzte Aktualisierung: November 2021).

Nach oben

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die deutsche Wirtschaft aus?

Die weltweite Corona-Krise mit unterbrochenen Lieferketten hat den deutschen Export, aber auch den privaten Konsum belastet. Ausgangsbeschränkungen, geschlossene Grenzen und Geschäfte haben das Wirtschaftsleben seit Mitte März 2020 stark beeinträchtigt. Die deutsche Wirtschaft ist im Jahr 2020 nach zehn Jahren des Wachstums in eine tiefe Rezession geraten. 

In der zweiten Jahreshälfte 2020 konnte sich die deutsche Wirtschaft etwas erholen, jedoch kam es Anfang 2021 aufgrund des Teil-Lockdowns zu einem erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung. Danach erholte sich die Wirtschaft wieder und auch im dritten Quartal 2021 setzte sich die Erholung der deutschen Wirtschaft weiter fort, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Demnach war die Wirtschaftsleistung noch 1,1 Prozent geringer gegenüber dem vierten Quartal 2019, dem Quartal vor Beginn der Corona-Krise.

Die Zahlen für 2020

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im Jahr 2020 um 4,9 Prozent gegenüber 2019 zurückgegangen, so das Statistische Bundesamt in einer Pressemeldung. Einen historischen Einbruch hatte die Wirtschaftsleitung im 2. Quartal 2020 erlitten – mit einem Minus von 9,7 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2020. Das war laut Statistischem Bundesamt der mit Abstand stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen für Deutschland im Jahr 1970. Nachdem sich die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2020 zunächst etwas erholen konnte (+8,7 Prozent im 3. Quartal und +0,5 Prozent im 4. Quartal), führte die Corona-Krise Anfang 2021 erneut zu einem Rückgang der Wirtschaftleistung. Gegenüber dem 4. Quartal 2019 war die Wirtschaftsleistung 5,0 Prozent geringer, so das Statistische Bundesamt.

Wirtschaftsleistung auch im Euroraum rückläufig

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaftsleistung im Euroraum sind seit dem 1. Quartal 2020 sichtbar. Deutschland kommt im EU-Vergleich bislang vergleichsweise gut durch die Krise, so das Statistische Bundesamt.

Im ersten Quartal 2021 ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Euroraum um 0,6 Prozent und in der EU um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gesunken. Das geht aus einer Schnellschätzung des europäischen Statistikamtes Eurostat hervor. Schon im 4. Quartal 2020 war es zu Rückgängen gekommen (-0,7 Prozent im Euroraum und -0,5 Prozent in der EU), nach einer starken Erholung im 3. Quartal 2020 (+12,5 Prozent im Euroraum und +11,7 Prozent in der EU) und den schärfsten Rückgängen seit Beginn der Erhebungen 1995 im 2. Quartal (-11,6 Prozent im Euroraum und -11,2 Prozent in der EU).

Prognosen für das Wirtschaftswachstum

Inwieweit und wie schnell sich der Euroraum von den Auswirkungen der Krise erholen wird, kann derzeit niemand voraussehen. Ebenso wenig, wie stark die genannten Hilfen zur Stabilisierung der Situation beitragen werden. Grundsätzlich sind sie geeignet, den Corona-Schock abzufedern und Unternehmen vor Illiquidität und Insolvenz zu bewahren.

Wie wirksam sie in dieser Hinsicht sind, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, die schwer vorauszusagen sind. Was das Volumen betrifft, dürften die Hilfen ausreichen, zumal die Regierungen das glaubwürdige Signal aussenden, „zur Not“ noch quantitativ nachzusteuern. Die Refinanzierung an den nationalen und internationalen Kapitalmärkten dürfte dabei durchaus möglich sein, da bei niedrigen, für Deutschland sogar negativen langfristigen Zinsen für Staatsanleihen genug privates Kapital zur Verfügung steht, ohne eine Schuldenkrise zu provozieren.

Hinzu kommt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) und die Zentralbanken anderer Länder bei niedrigsten Inflationsraten bereitstehen, den Kapitalmarkt, falls nötig, monetär zu alimentieren. Mit einer gewissen Prognosevorsicht ist deshalb zu erwarten, dass es nicht zu einer Finanzkrise kommt – und zwar selbst dann nicht, wenn sich die Corona-Krise noch länger hinzieht und die flächendeckende Verfügbarkeit eines wirksamen Impfstoffs länger auf sich warten lässt. Zu dieser Prognose kommt Karl-Heinz Paqué im Heft  „Wirtschaftspolitik in Zeiten der Corona-Krise" aus der Reihe „Deutschland & Europa".

Nach oben

Wie unterstützt die Bundesregierung die deutsche Wirtschaft?

Die Bundesregierung hat Unternehmen, Selbständige und Beschäftigte seit Beginn der Corona-Krisemit rund 170 Milliarden Euro gestützt(Stand: Januar 2022). Es wurden Hilfen von rund 60 Milliarden Euro ausgezahlt und Kredite von knapp 55 Milliarden Euro gewährt. Hinzu kommen die Ausgaben für das Kurzarbeitergeld. Laut Bundesagentur für Arbeit wurden in den Jahren 2020 und 2021 rund 24,6 Milliarden Euro an Kurzarbeitergeld und rund 17,6 Milliarden Euro für die Erstattung von Sozialversicherungsbeiträgten an Arbeitgeber ausgegeben (zusammen rund 42,1 Milliarden Euro). Hinzu kamen Rekapitalisierungen und Garantien durch den Wirschaftsstabilisierungsfonds sowie Bürgschaften. Landesprogramme haben die Bundeshilfen ergänzt. Seit Beginn der Pandemie wurden für 4 Millionen Anträge Zuschüsse bewilligt. Im Zuge des KfW-Sonderprogramms wurden rund 156.000 Zusagen erteilt. (Quelle: Bundesregierung)

Schon früh in der Corona-Krise startete die Bundesregierung ein Hilfsprogramm. welches der deutschen Wirtschaft in Form von Krediten, Rekapitalisierungen, Bürgschaften und Garantien unter die Arme griff. Die ökonomischen Folgen sollen so gut als möglich mit milliardenschweren Liquiditätshilfen abgefedert werden. Die Corona-Hilfen für gewerbliche und freiberufliche Unternehmen sind das größte Hilfspaket in der Geschichte der Bundesrepublik.

Bereits am 23. März 2020 hatte die Bundesregierung ein umfangreiches Rettungspaket beschlossen, das Ende März im Eiltempo von Bundestag und Bundesrat verabschiedet wurde. Erstmals seit vielen Jahren wurde die Schuldenbremse außer Kraft gesetzt und ein Nachtragshaushalt in Höhe von 156 Milliarden Euro verabschiedet. Im Verlauf der Krise wurden nach und nach weitere Hilfsgelder bereit gestellt, insgesamt wurden bis Jahresende mehr als eine Billion Euro mobilisiert (Corona-Schutzschild).

 

Corona-Hilfen auf einen Blick

Die Zahlungen zu den aktuellen Corona-Hilfen fließen (Stand: 2.3.2022):

  • Überbrückungshilfe IV: Bereits 237, 54 Millionen Euro ausgezahlt (32 Prozent der beantragten Hilfen)
  • Überbrückungshilfe III Plus: 2,85 Milliarden Euro ausgezahlt (60 Prozent der beantragten Hilfen)
  • Neustarthilfe 2022: 153,67 Millionen Euro ausgezahlt (79 Prozent der beantragten Hilfen)
  • Neustarthilfe Plus (Okt-Dez 2021): 257,45 Millionen Euro ausgezahlt (88 Prozent der beantragten Hilfen)
  • Neustarthilfe Plus (Juli-Sept 2021): 326,61 Millionen Euro (90 Prozent der beantragten Hilfen)

 

Weitere Coronahilfen Summen der Bewilligungen/Auszahlungen (Stand Ende 2021):

  • KfW-Hilfen Corona-Sondermaßnahmen (54,8 Milliarden Euro)
  • Soforthilfen (13,5 Milliarden Euro)
  • Überbrückungshilfe I (1,4 Milliarden Euro)
  • Überbrückungshilfe II (2,8 Milliarden Euro)
  • Überbrückungshilfe III (25,1 Milliarden Euro)
  • Novemberhilfen (6,7 Milliarden Euro)
  • Dezemberhilfen (7,2 Milliarden Euro)
  • Rekapitalisierungen im Zuge des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (8,8 Milliarden Euro)
  • Bürgschaften der Bürgschaftsbanken (2,9 Milliarden Euro) und Großbürgschaften (3,1 Milliarden Euro)
     

Infografik des Bundeswirtschaftsministeriums (3/2022)

Infografik des Bundeswirtschaftsministerium (12/2021)

Nach oben

Arbeit und Corona

Wie verändert die Corona-Krise die Arbeitswelt? Und welche Auswirkungen sind auf den Arbeitsmarkt und die Arbeitslosenzahlen zu verzeichnen? Einen Überblick bietet unsere Seite „Arbeit und Corona“.
mehr

Nach oben

Eine weltweite Wirtschaftskrise wie keine andere – Ursachen und Folgen

Ein Beitrag von Gustav Horn (2020)

Autor: Prof. Dr. Gustav Horn ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Duisburg-Essen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Konjunkturanalyse und wirtschaftspolitische Analyse, Arbeitsmarkt, Einkommen und Verteilung in Zeiten der Globalisierung und strategischen Herausforderungen für die Makroökonomie nach der Krise.

Der nachfolgende Beitrag entstammt dem Heft „Wirtschaftspolitik in Zeiten der Corona-Krise" 2020 (Download als PDF) aus der Reihe „Deutschland & Europa" und wurde von der Internetredaktion gekürzt.

Die Corona-Krise reiht sich in den Reigen globaler ökonomischer Krisen der vergangenen Jahrzehnte. Wie alle Krisen wird auch diese auf längere Sicht zu einem Trendbruch führen. So wie die Finanzmarktkrise das Zeitalter sich immer weiter ausbreitender Deregulierung beendete, wird die Corona-Krise wohl die fortwährende Globalisierung der Wirtschaftsbeziehungen in Zweifel ziehen.

Die Corona-Krise ist eine Krise wie keine andere. Sie traf die Welt wie ein Blitz aus heiterem Himmel und geht im Laufe ihrer Entwicklung mit fortwährenden Unsicherheiten einher. Als sich in Wuhan zu Beginn des Jahres 2020 die erste Infektionswelle mit einem neuartigen Virus herausbildete, war nicht abzusehen, welches Ausmaß sie annehmen würde. Aus ökonomischer Sicht waren die Ereignisse zunächst nur von untergeordnetem Interesse. Nur wenige Wochen später stand die Welt inmitten einer ökonomischen Krise, wie man sie sie noch nie gesehen hatte. Fast synchron wurden im globalen Maßstab Produktionsstätten breitflächig geschlossen. Einen derartigen Tsunami eines wirtschaftlichen Niedergangs hatte man bislang noch nicht gesehen.

Eine ökonomische Krise ohne ökonomischen Auslöser

Das bisher Unbekannte dieser Krise steht schon an deren Ursprung: Sie hatte keinen ökonomischen Grund. Bisher waren ökonomische Krisen ausschließlich aus ökonomischen Gründen entstanden. Ein markantes Beispiel ist die Finanzmarktkrise vor gut zehn Jahren, aufgrund ökonomischer Fehlentwicklungen steuerte die Welt in eine globale Rezession. Das ist in der Corona-Krise ganz anders. Hier steht am Anfang ein medizinisches Problem. Die Krise kommt also nicht von innen, sondern von außen. Es bedurfte sogar expliziter politischer Entscheidungen, um sie überhaupt in dieser strikten Form auszulösen. Erst durch Beschlüsse von Regierungen und Parlamenten, viele Bereiche der Wirtschaft im Zuge eines Lockdowns zu schließen, kam die Produktion dort zum Stillstand.

Von der medizinischen Krise zum gesamtgesellschaftlichen Lockdown

Wie kam es zu diesem Übersprung einer medizinischen Krisenlage in eine ökonomische? Am Anfang stand die Sorge, dass eine ungehinderte Ausbreitung der Infektionen mit dem Coronavirus zu einem massiven Anstieg von Todes- und Krankheitsfällen führen würde. Der befürchtete steile Anstieg der Krankheitsfälle drohte das medizinische System selbst technologisch gut entwickelter Volkswirtschaften zu überfordern, was die Todesraten übermäßig in die Höhe schnellen lassen würde; ganz zu schweigen, was in Ländern mit einem weniger gut entwickelten medizinischen System zu befürchten wäre. „Flatten the curve“ lautete die Devise, schließlich galt es auch, Zeit zu gewinnen, um zusätzliche Kapazitäten im medizinischen System aufzubauen, um der zu erwartenden zunehmenden Anzahl an Intensivpatienten Herr zu werden.

Um dieses medizinische Ziel erreichen zu können, mussten die Gelegenheiten, bei denen Ansteckungen stattfinden können, möglichst weitgehend unterbunden werden. Einige der wesentlichen Gelegenheiten mit solchen Gefährdungen sind wirtschaftlicher Natur. Die gemeinsame Produktion und die gemeinsame Konsumtion von Gütern und Dienstleistungen erfordert vielfach menschlichen Kontakt und ist damit aus medizinischer Sicht gefährlich. Vor diesem Hintergrund entstand die Forderung nach einem Herunterfahren weiter Teile der ökonomischen Aktivitäten. In vielen Ländern wurde die soziale Konsumtion von Gütern völlig eingestellt, die wesentlicher Bestandteil des Alltags ist. Das betraf den Einzelhandel mit Ausnahme der lebenswichtigen Lebensmittel-Supermärkte. Es betraf Restaurants, Friseure und andere persönliche Dienstleistungen. Vor allem jede Form von Veranstaltungen mit persönlicher Präsenz wurde untersagt. Das Kulturleben wurde weitgehend lahmgelegt. Theater, Opern, Museen und andere kulturelle Einrichtungen stellten ihren Betrieb ein.

Aber selbst dort, wo es keine angeordneten Schließungen gab, litt die Produktion teilweise beträchtlich. Die moderne Industrieproduktion ist vielfach ein komplexes Geflecht von Lieferketten. Reißt diese Kette an der einen oder anderen Stelle, gerät die gesamte Produktion ins Stocken. Genau dies geschah in vielen Bereichen. Teils waren hierfür Krankheitsfälle direkt verantwortlich, teils freiwillige gesundheitlich präventive Schließungen in der Industrie selbst und teils der angeordnete Lockdown in Zulieferer- oder Abnehmerbereichen.

Manche Bereiche der Wirtschaft profitierten vom Lockdown

Das Bild dieser Krise wäre unvollständig, wenn nicht auch gegenläufige Tendenzen aufgezeigt würden. Es gab schließlich Bereiche der Wirtschaft, die von dem Lockdown profitierten. Da ist an erster Stelle der Onlinehandel zu nennen. Vielleicht mit etwas abgeschwächter Wirkung dürfte der Corona-Boom in anderen Bereichen der Wirtschaft wirken. So stieg beispielsweise der Handel mit Fahrrädern enorm an, und auch die Baumärkte verzeichneten Rekordumsätze.

Insgesamt gesehen bot sich Im Frühjahr 2020 jedoch ein Bild einer nahezu stillstehenden globalen Wirtschaft. Vor diesem düsteren Hintergrund stellten sich der Wirtschaftspolitik bisher ungehörte Fragen: Mit welchen Massnahmen erhält man eine derart stillstehende Wirtschaft am Leben? Wie verhindert man, dass Unternehmen in die Insolvenz gehen müssen und Beschäftigte arbeitslos werden?

Literaturhinweise und Links

Nach oben

Wie gegensteuern? – Wirtschaftspolitische Maßnahmen

Ein Beitrag von Gustav Horn (2020)

Autor: Prof. Dr. Gustav Horn ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Duisburg-Essen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Konjunkturanalyse und wirtschaftspolitische Analyse, Arbeitsmarkt, Einkommen und Verteilung in Zeiten der Globalisierung und strategischen Herausforderungen für die Makroökonomie nach der Krise.

Der nachfolgende Beitrag entstammt dem Heft „Wirtschaftspolitik in Zeiten der Corona-Krise" 2020 (Download als PDF) aus der Reihe „Deutschland & Europa" und wurde von der Internetredaktion gekürzt.

Um angemessene wirtschaftspolitische Maßnahmen konzipieren zu können, ist eine ökonomische Analyse des Krisengeschehens unerlässlich. So gilt es zu klären, ob eine Krise vorliegt, die primär die Angebotsseite der Wirtschaft betrifft oder ob es sich um eine konjunkturelle Krise mit einer Schwäche der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage handelt. Ebenso ist zu prüfen, ob Strukturbrüche relevant sind.

Angebotsschock und Nachfrageschwäche

Verkürzt könnte man auf die oben gestellte Frage nach der Krisenart mit „in der genannten Reihenfolge“ antworten. Denn die angeordnete Schließung vieler Produktionsstätten ist ein klarer negativer Angebotsschock, da das Angebot von Gütern unterbunden wird. Dieser Schock stand am Anfang der Entwicklung. Daraus ergibt sich die dringliche Notwendigkeit, die Angebotsseite wirtschaftlich zu stärken, da die betroffenen Unternehmen plötzlich ohne Einnahmen waren.
Der Corona-Schock ist aber nicht nur ein Angebotsschock. Denn durch die Schließung wird in den betroffenen Unternehmen auch der Arbeitseinsatz überflüssig. Mit anderen Worten: Den Beschäftigten droht die Entlassung. Geschieht dies, erleiden sie zum Teil massive Einkommensverluste. All diese Menschen haben danach ein merklich geringeres Einkommen und geben entsprechend weniger aus. Dies mündet in einer gesamtwirtschaftlichen Nachfrageschwäche, die auch als Konjunkturschwäche bezeichnet wird.

Weitreichende strukturelle Veränderungen

Die Corona-Krise verändert darüber hinaus in einem hohen Ausmaß die wirtschaftlichen Strukturen und löst weitreichende strukturelle Veränderungen aus. Dieses sind vielfach nicht einmal neue Tendenzen. Digitalisierung und der Umstieg auf eine ökologisch nachhaltigere Produktion standen auch vor dem März 2020 schon auf der ökonomischen Tagesordnung. Die Corona-Krise wirkte jedoch als Katalysator dieser Tendenzen. Sie beschleunigte sie spürbar.

 

Handeln unter fundamentaler Unsicherheit – harter Lockdown

Zu Beginn der Krise war deren Ausmaß wie üblich nicht vollständig und schon gar nicht mit Sicherheit absehbar. Doch die Corona-Krise sprengte in dieser Hinsicht alle Maßstäbe der jüngeren Vergangenheit. Denn die Unsicherheit rührte hier aus zwei nicht einschätzbaren Quellen: einem unbekannten Virus mit unbekannten Krankheitsverläufen sowie den nicht einschätzbaren ökonomischen Folgen dieser Pandemie. Die Politik musste also unter fundamentaler Unsicherheit handeln.

Wie entscheidet man unter solchen Umständen? Mit Blick auf den medizinischen Aspekt und die befürchteten tödlichen Folgen der Pandemie für viele Menschen erschien sofort äußerste Vorsicht angebracht. Das hieß ökonomisch möglichst harte Maßnahmen zur Unterbindung sozialer Konsumtion vorzunehmen. Es ist aber offenkundig, dass ein solches Vorgehen auch maximale ökonomische Schäden in Form von Unternehmenspleiten und Arbeitslosigkeit nach sich zieht. Dies hat im Übrigen auf Dauer auch negative gesundheitliche Folgen. Daher entwickelten sich in den Ländern unterschiedliche Debatten über eine Abwägung zwischen medizinischen und ökonomischen Erfordernissen.

In Deutschland hat man sich trotz der ökonomischen Bedenken letztendlich für eine  harte Version des Lockdowns entschieden. Folglich wurde die Volkswirtschaft in Deutschland im Frühjahr 2020 radikal gebremst. Die Wirtschaft schrumpfte im zweiten Quartal um fast zehn Prozent. Das ist ein Wert, der in der Nachkriegsgeschichte ohne Beispiel ist.

Stabilisierung des Angebots

Die ökonomische Analyse hat gezeigt, dass die Corona-Krise an ihrem Beginn eine Krise des Angebots war. Insofern galt es als erstes, dieses zu stabilisieren. Da aber anders als üblich die Produktion nicht gesteigert, sondern sogar unterbunden werden sollte, konnte dies nur in Form von Überbrückungshilfen geschehen, die die betroffenen Unternehmen ohne Einnahmen am Leben erhielten. Der Staat übernahm deshalb bis zu einem gewissen Grad die Rolle der Kunden und erzeugte durch Zuschüsse und Kredite, die die Betriebskosten abdeckten, einen künstlichen Umsatz. Die Lohnkosten wurden im Ausmaß der überflüssigen Arbeitszeit durch einen erleichterten Zugang zu Kurzarbeitergeld von der Bundesanstalt für Arbeit (BA) übernommen. Um diese Stützungsprogramme zu finanzieren wurde in Deutschland die Schuldenbremse ausgesetzt, theoretisch stehen seither unbegrenzte Finanzmittel zur Verfügung,

Stützung der Nachfrage

Es war absehbar, dass das Unterbinden von Produktion unmittelbar in eine Nachfrageschwäche münden würde. Also mussten Maßnahmen ergriffen werden, die auch die Nachfrage stimulieren. Mit dem Kurzarbeitergeld hatte man tatsächlich einen frühzeitigen Beitrag geleistet, die Nachfrage zu stabilisieren. Die Beschäftigten behielten trotz der Produktionseinschränkungen ihren Arbeitsplatz und zumindest einen Teil ihres Einkommens. Weitere wesentliche Schritte wurden mit einem Konjunkturpaket vollzogen, das im Juni 2020, also mit Beginn der Lockerungen, von den Regierungsparteien auf den Weg gebracht wurde. Es enthält eine Reihe von Nachfrageimpulsen wie etwa die Mehrwertsteuersenkung. Die verbilligten Produkte sollen die Konsumenten veranlassen, mehr Güter nachzufragen. Diese Maßnahme schien allerdings, wie sich zeigte, zu verpuffen und war wenig erfolgreich.

Strukturwandel fördern

Alle Programme, sowohl die nationalen als auch die europäischen, enthalten erhebliche Ausgabenposten und Anreize, die den Strukturwandel befördern sollen. Es geht dabei um einen Wandel in drei Dimensionen. Die erste ist, die Lehren für die Wirtschaftsstruktur aus der Krise zu ziehen. Das betrifft z. B. die Sicherheit von Lieferketten von strategisch wichtigen Gütern. Die Corona-Krise hat die Verletzlichkeit globaler Handelsbeziehungen drastisch aufgezeigt und es gilt, nicht zuletzt durch Rückverlagerungen zumindest nach Europa für die Zukunft besser gewappnet zu sein. Während der Krise wurde deutlich, wie wichtig Kapazitätsreserven für Pandemien im Gesundheitssystem sind. Die zweite Dimension steht im engen Zusammenhang mit der ersten. Es geht um die weitere Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Nicht nur Unternehmen müssen ihre Arbeitsweisen umstellen, sondern auch die öffentlichen Verwaltungen, Schulen und Universitäten. Der lokale Einzelhandel steht unter Druck, seine virtuelle Präsenz massiv auszubauen, wenn er dem Onlinehandel nicht weichen will. Die dritte und schon lange bestehende Dimension ist der Umstieg auf nachhaltige Produktions- und Lebensweisen. Dieser erfordert ebenfalls massive private und öffentliche Investitionen. Der Ausbau der E-Mobilität, schadstoffarmer Verkehr und eine ebensolche Produktion sind Beispiele hierfür. Insgesamt enthalten die Programme zur Krisenbekämpfung wesentliche Komponenten, die die notwendigen strukturellen Veränderungen unterstützen sollen.

Europaweite Massnahmen: Wiederaufbaufonds

Ein wesentlicher Teil der Nachfrage für die Wirtschaft in Deutschland kommt aus dem Ausland. Aus diesem Grund ist es auch ökonomisch vernünftig, EU-weit die Nachfrage zu stimulieren. Mit dem Beschluss eines Wiederaufbaufonds seitens des Europäischen Rates, der von der Bundesregierung und der französischen Regierung auf den Weg gebracht wurde, ist ein solcher Schritt eingeleitet.

 

Literaturhinweise und Links

Nach oben

Folgen der Krise für die Globalisierung

Ein Beitrag von Karl-Heinz Paqué (2020)

Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Paqué ist Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Wirtschaft an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. Seit 2018 ist er Vorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

Der nachfolgende Beitrag entstammt dem Heft „Wirtschaftspolitik in Zeiten der Corona-Krise" 2020 (Download als PDF) aus der Reihe „Deutschland & Europa" und wurde von der Internetredaktion gekürzt.

Das Jahr 2020 wird als ein ganz besonderes in die Wirtschaftsgeschichte eingehen. Das ist heute schon klar. Die Corona-Krise hat zu einem weltweiten Einbruch des Wirtschaftswachstums geführt, wie es ihn seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gegeben hat. Selbst die Weltfinanzkrise 2008 kann da nicht mithalten.

Es gibt drei Gründe, warum es extrem schwierig ist, die Folgen dieser Krise abzuschätzen. Zum einen ist es genau deren gigantisches Ausmaß, das alle bisherigen Erfahrungshorizonte sprengt und entsprechende Vergleiche entwertet. Zum andern ist es der Charakter der Krise, die ihren Ursprung nicht in der Wirtschaft selbst hat, sondern in einem simplen medizinischen Tatbestand: der extrem leichten Verbreitung eines Virus – genannt: Covid19. Und nicht zuletzt ist es ihre globale Dimension: Praktisch alle Länder der Welt sind betroffen, erleben ihren eigenen scharfen wirtschaftlichen Einbruch und sind gleichzeitig von den massiven Einbrüchen in Handelspartnerländern schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Da die Krise in hohem Maße  von Unsicherheiten, geprägt ist, ist  jeder Versuch, die wirtschaftlichen Folgen von Corona abzuschätzen, in hohem Maße spekulativ. Eine wissenschaftliche Fundierung ist seriös kaum möglich. Dies gilt insbesondere für die Wirkung auf die Globalisierung.

Trends der Globalisierung in den vergangenen Jahrzehnten

Wir leben ohne jeden Zweifel in einem Zeitalter der Globalisierung, also der langfristig zunehmenden Verflechtungen der Weltwirtschaft, und zwar was Güterhandel, Kapitalverkehr und auch die Mobilität von Arbeitskräften betrifft. So hat der internationale Handel seit den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts massiv zugenommen, und zwar mit einer Dynamik, die es noch niemals zuvor gab. Bis in die frühen achtziger Jahre wurde dieser Trend vor allem durch die europäische Integration und die transatlantischen Handelsbeziehungen befeuert, seither sind es vor allem die schnell wachsenden und bevölkerungsreichen Volkswirtschaften Asiens, die den Prozess antreiben.

In den 1990er und 2000er Jahren erreichte diese Dynamik ihre stärkste Stoßkraft. Im Gefolge der Weltfinanzkrise 2008/09 gab es allerdings einen tiefen Einbruch des Handelsvolumens, der anschließend relativ zügig rückgängig gemacht wurde – mit der mehr oder weniger raschen Erholung der großen Volkswirtschaften der Welt in Amerika, Asien und Europa. Allerdings zeigte sich anschließend, dass eine Rückkehr zur alten Dynamik der Handelsexpansion – und damit der Globalisierung – nicht gelang.

Verlangsamung der Globalisierung – wirtschaftliche und politische Gründe

Die Globalisierung ging fortan nur verlangsamt vonstatten. Wie kam es zu dieser Verlangsamung? Und hätte sie sich auch ohne Corona fortgesetzt? Die erste dieser Fragen lässt sich noch relativ präzise beantworten. Zwei Gründe waren wohl ausschlaggebend, einer wirtschaftlich und einer politisch.

Wirtschaftlich stieß der Prozess der weltweiten Zerlegung von Wertschöpfungsketten im verarbeitenden Gewerbe, zunächst dynamisch betrieben vor allem von multinational tätigen Konzernen und mittelständischen Unternehmen der Hochtechnologie, an einen ersten Punkt der Sättigung. Das sogenannte „offshoring“ von Produktionsstufen in Länder mit niedrigen Löhnen, aber hinreichend ausgebildeten Arbeitskräften begann einem gewissen Gegentrend zum „reshoring“ zu weichen.

Hinzu kam in den allerletzten Jahren möglicherweise ein stärkeres Bewusstsein westlicher Konsumenten für die soziale und ökologische Qualität der Produktionsbedingungen vor Ort – und damit eine Präferenz für sogenannten zertifizierten Fairtrade sowie leichter kontrollierbare Herstellungsbedingungen, seien sie im Inland oder im nahe gelegenen Ausland.

Politisch gab es zunehmende protektionistische Tendenzen in den Industrieländern. Dies war zum Teil eine Reaktion darauf, dass im Bewusstsein der Öffentlichkeit die Meinung vorherrschte, dass Teile der Gesellschaft durch die Weltmarktkonkurrenz von großen Ländern wie China und Indien massive Einkommensnachteile hinnehmen mussten. Vor allem das politische Programm des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump nahm die Ängste der eigenen Bevölkerung auf und setzte sie in einer betont protektionistischen Agenda des sogenannten „America First“ um. Die Folge war, dass praktisch alle Bemühungen um eine Fortentwicklung des freien Handels über multilaterale Verhandlungen im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) zum Stillstand kamen.

Alles in allem traf also die Corona-Krise keineswegs auf eine Weltwirtschaft in schwungvoller Dynamik in Richtung verstärkter Integration. Im Gegenteil, wirtschaftliche und politische Gründe ließen erkennen, dass die Zeit der ungebremsten Globalisierung wohl dem Ende zugeht. Allerdings gab es noch kein starkes „Rollback“ – im Sinne eines systematischen Zerfalls der Globalisierung. Eher herrschte ein Zustand der Labilität, in der man nicht wusste, ob eine Rückkehr zu früheren Trends möglich ist oder auf Dauer eine Art „Plafond“ der globalen Integration erreicht sein würde.

 

Folgen der Corona-Krise für die Globalisierung

Die langfristig wirksamen Veränderungen könnten künftig in einer Neubewertung der Geschäftslage durch die private Wirtschaft bestehen, die für die Post-Corona-Welt eine dauerhaft veränderte Nachfrage- und Präferenzstruktur der Konsumenten erwartet – mit weitreichenden Konsequenzen für den Einsatz von Arbeitskräften und innovativen Technologien sowie für Investitionen. Ein Paradebeispiel dafür liefern etwa die Einschränkung von Dienstreisen durch digitale Technik, die Wahl veränderter Urlaubsziele und der Wechsel der Einkaufsgewohnheiten vom Einzel- zum Versandhandel. Es liegt somit auf der Hand, dass dies auch mit entsprechenden Konsequenzen für den Globalisierungsprozess einher gehen wird. Könnte die Corona-Krise gar das Ende der Globalisierung einleiten?

Zunächst gilt es, vor einer Dramatisierung zu warnen: Die Globalisierung hat längst ein Niveau erreicht, sodass ein „Ende“ von ihr wohl mehr einem futuristischen Albtraum entspringt als nüchterner Analyse der Lage. Es gilt die Frage zu beantworten, ob die Corona-Krise das Abbremsen der Globalisierung weiter verschärfen und strukturell akzentuieren wird. Die Antwort ist: wahrscheinlich ja, zumindest dann, wenn politisch nicht gegengesteuert wird.

Fünf Kräfte wirken gegen die Globalisierung

Es sind im Wesentlichen fünf Kräfte, die strukturell in der Post-Corona-Zeit gegen die Globalisierung wirken. Ihr Ausmaß ist derzeit noch weitgehend Spekulation, aber ihre Qualität ist es nicht. Im Folgenden fassen wir alle fünf Kräfte kurz zusammen und stellen anschließend die Frage, wie ihnen konstruktiv begegnet werden kann, wenn man – wie der Verfasser dieser Zeilen – die Globalisierung für einen Trend hält, der im Wesentlichen die Prosperität der Welt befördert.

a) Wirtschaftliche Kontraktion

Die Zurückführung der massiven Kurzarbeit birgt längerfristig die Gefahr steigender Arbeitslosigkeit und somit des Verschwindes eines Teils des Produktionspotentials. Das britische Wirtschaftsmagazin „The Economist“ hat dies jüngst treffend mit dem Begriff „The 90 % Economy“ belegt. Sollte es tatsächlich in vielen Nationen – einschließlich Deutschlands – zu einer geschrumpften  Volkswirtschaft kommen, so hat dies ganz automatisch die Konsequenz einer geringeren internationalen Handelsverflechtung und abnehmender Direktinvestitionen. Denn in einer Phase des geschwächten gesamtwirtschaftlichen Wachstums werden typischerweise internationale Engagements von Unternehmen komplett überdacht und überproportional gekürzt, weil sie oft mit hohen Kosten verbunden sind. Dies war auch in den siebziger und achtziger Jahren im Gefolge der Ölpreiskrisen zu beobachten. Auch damals wurde der Trend zur Globalisierung ab 1973 erkennbar abgeschwächt und nahm erst wieder Fahrt auf, als der Ölpreis Mitte der achtziger Jahre deutlich abnahm und die Restrukturierung der  Volkswirtschaften in den führenden Industrienationen einem ersten Abschluss entgegenging.

b) Reshoring der Wertschöpfungsketten

Jenseits der reinen Kontraktionswirkung ist auch mit einem spezifischen „Reshoring-Effekt“ aus der Corona-Erfahrung zu rechnen. Denn diese hat gezeigt, dass Wertschöpfungsketten über die Grenzen von Ländern und Kontinenten hinweg im Falle von Störungen besonders empfindlich reagieren. Dies gilt selbst zwischen benachbarten Ländern wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien, deren Außenhandel miteinander in kürzester Zeit zwischen 30 und 50 Prozent zurückging, also geradezu zusammenbrach. Damit wurden lange etablierte Wertschöpfungsketten vorübergehend blockiert und zum Beispiel viele Betriebe des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland an einer weiteren Produktion gehindert, obwohl diese durchaus noch auf potenzielle Nachfrage traf. Die damit verbundenen Risiken werden in der Zukunft bei Investitionsentscheidungen weit stärker berücksichtigt als bisher.

c) Schutz der Gesundheit

Vonseiten der Regierungen wird es in Zukunft eine viel stärkere Gewichtung der nationalen Gesundheitsinteressen geben, als dies bisher der Fall war. Dies wird generell die Neigung verstärken, im gesundheitlichen Krisenfall schneller und rücksichtsloser zu Grenzkontrollen bis hin zu Grenzschließungen zu greifen. Dies gilt selbst dann, wenn es keine erwiesenen objektiven Gründe für die Isolierung eines Landes gibt, da der nationale politische Druck im konkreten Fall so stark sein wird, dass sich weder demokratische noch autokratische Regierungen diesem entziehen können. Im Namen des „Schutzes vor Viren aus dem Ausland“ (o. Ä.) wird es regelmäßig Interventionen in den Handel geben können. Jedenfalls werden private Unternehmen jederzeit damit rechnen müssen, weit mehr zumindest als in der Vergangenheit. Dies wird die Neigung erhöhen, auf internationale Wertschöpfungsketten im Zweifel zu verzichten.

d) Welle des Protektionismus

Die Erfahrung der Corona-Krise spielt in die Hand jener politischen Kräfte, die vor allfälligen Gefahren der Globalisierung warnen und eher für Protektionismus plädieren. Dies sind in den westlichen Industrienationen im Wesentlichen die Extreme des politisch-ideologischen Spektrums, also Rechtspopulisten, die ohnehin gegen die Rückwirkungen der Globalisierung auf die heimischen Arbeitsmärkte argumentieren und demonstrieren, sowie links-ökologische Parteien, die den internationalen Handel und die Aufspaltung der Wertschöpfungsketten für weltweite soziale und ökologische Missstände verantwortlich machen. Hier könnte es zu einem neuen „Ausmaß der Ängste“ kommen, ergänzt und erweitert um eine Komponente der Gesundheitspolitik, die der öffentlichen Diskussion eine zusätzlich emotionalisierende Dimension verleiht. Erste Ansätze dazu sind bereits zu beobachten.

e) Gefahr von Handelskriegen

Mit steigender Arbeitslosigkeit, zunehmendem „Reshoring“, wachsender Sorge um den Gesundheitsschutz und politischer Bereitschaft zur Protektion kann es immer leichter und öfter zu Handelskriegen kommen. Und dies in jener Konstellation, die sich in den letzten Jahren global als zunehmend „konfliktgeneigt“ erwiesen hat: mit den Vereinigten Staaten unter Donald Trump als Treiber eines aggressiven Unilateralismus, der wenig Rücksicht nimmt auf die Stabilität und den Fortbestand bewährter Regelwerke wie die der Welthandelsorganisation (WTO); und mit China als einem bevölkerungsreichen, autokratisch regierten Land mit aggressivem Staatskapitalismus, der mit einer neomerkantilistischen und neoimperialistischen Strategie der globalen Marktdurchdringung die Interessen des chinesischen Staates und nicht die marktwirtschaftliche Prosperität des eigenen Volkes und der Welt insgesamt im Auge hat.

 

Politische Schlussfolgerungen

Soweit die fünf zentralen Kräfte, die nach und durch Corona auf die Globalisierung wirken. Sie sind alle fünf negativ. Es ist nicht zu erkennen, dass Corona – für sich genommen – eine positive Wirkung auf die Globalisierung haben könnte. Die Verbreitung von Viren geht fast ausschließlich auf die Mobilität von Menschen zurück, die Träger der Viren sind oder sein können. Hier sollten die Lehren vor allem durch eine präzise Analyse der Verbreitung von Covid19 gezogen werden.

Darüber hinaus bedarf es – gerade gesundheitspolitisch – einer intensiven internationalen Zusammenarbeit und Koordination, insbesondere über die  Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie muss gestärkt werden, auch durch neue internationale Gesundheitsvorschriften, die völkerrechtlich bindend sind und im Detail Pflichten der Notifikation, Vorschriften der Transparenz und klare Verfahrensregeln enthalten (Felbermayr, Görg, 2020). Diese müssten dann natürlich auch im internationalen Handel Anwendung finden.

Hier muss es schnellstmöglich Fortschritte geben. Es sollte ein zentrales Ziel der Europäischen Union (EU) sein, die Initiative dazu zu ergreifen. Ihr Interesse an dem Überleben und Gedeihen eines funktionierenden internationalen Regelwerks als Bollwerk gegen unilateralen Protektionismus im Stil der USA unter Donald Trump und gegen den Staatskapitalismus in China ist ungebrochen. Hinzukommen sollte eine Offensive in der EU selbst, was das Offenhalten der Grenzen auch in Krisenzeiten betrifft.

Fazit: Corona und seine Folgen sind eine gewaltige Herausforderung für Europa und die Welt. Aber diese Herausforderung ist bewältigbar, wenn nur genug politischer Wille zur Kooperation da ist. Diese muss aber zügig beginnen, damit nicht jene Kräfte die Oberhand gewinnen, die ohnehin – und völlig zu Unrecht – die Globalisierung für Teufelswerk halten.

Literaturhinweise und Links

Nach oben

Unterrichtsmaterial und weitere Infos

Unterrichtsmaterialien Corona und die Folgen

Politik und Gesellschaft in Zeiten der Corona Krise

Zeitschrift Deutschland&Europa 81/2021

Fünf fachwissenschaftliche Aufsätze über politische und gesellschaftliche Ursachen, Folgen, Maßnahmen und Auswirkungen rund um die Corona-Krise, die von Lehrerinnen und Lehrern didaktisch aufbereitet und durch weitere Unterrichtsmaterialien ergänzt wurden.  

mehr

Wirtschaftspolitik in Zeiten der Corona-Krise

Zeitschrift Deutschland&Europa 80/2020

Sechs fachwissenschaftliche Beiträge beleuchten die wirtschaftspolitischen Ursachen, Folgen und Maßnahmen rund um die Corona-Krise. Diese wurden von Lehrerinnen und Lehrern didaktisch aufbereitet und durch weitere Unterrichtsmaterialien ergänzt.  

mehr

Europas Wirtschaft und Corona

Portal mit Unterrichtsmaterialien

Auf unserem Portal "Europa im Unterricht" gibt es Hintergrundtexte zum Verständnis sowie Materialien und didaktische Hinweise, um das Thema Wirtschaft und die Folgen der Corona-Krise im Unterricht zu behandeln. Zusätzlich zu den Arbeitsblättern und Heften zum Download werden auch Internetseiten und Erklärfilme aufgeführt.

mehr

Unterrichtsstunden zur Corona-Thematik

Seite mit Unterrichtsmaterialien

Das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg hat auf einer Seite Unterrichtsmaterialien zur Corona-Pandemie zusammengestellt. Darunter sind Anregungen für den Unterricht für alle Schularten zu finden, die Themen reichen von Händewaschen über Grundrechte und Corona bis hin zu Umgang mit den psycho-sozialen Auswirkungen der Pandemie. Außerdem gibt es Infos zu Corona in einfacher und leichter Sprache.

mehr

Covid-19-Hinweise für Lehrkräfte

Seite mit Unterrichtsmaterialien

Mit einer Sammlung an Materialien will Unicef dabei unterstützen, die aktuellen Ereignisse an die Zielgruppe Kindergarten, Grundschule, Sekundarstufe I und II zu kommunizieren.

mehr

Corona und Nachhaltigkeit

Arbeitsblätter für den Unterricht

Das hessische Kultusministerium hat Unterrichtsmaterial zum Thema Corona und Nachhaltigkeit herausgegeben. Jedes Thema gliedert sich in eine Basisinformation für die Lehrkräfte und ein Arbeitsblatt für den Einsatz im Unterricht. Außerdem gibt es Anregungen für zusätzliche Materialien zu den einzelnen Themenfeldern.

mehr

Pandemie und Mobilität

Bildungsmaterialien

Die COVID-19-Pandemie wirft Fragen nach (globalen) Ungleichheiten in verschiedenen Lebensbereichen neu auf. Das Portal #digital_global hat freie Bildungsmaterialien dazu veröffentlicht. In drei Übungen werden machtkritische Perspektiven auf die Themen Arbeit, Zugang zu Gesundheit und Verschwörungsideologien geworfen.

mehr

Viren und Hygiene

Materialien für den Unterricht

Das Portal Bildungsserver.de bietet eine Sammlung von Unterrichtsmaterialien zum Thema Viren, Hygiene und Präventionsmaßnahmen für die Grundschule und die Sekundarstufe I und II.

    mehr

    Corona Update: ein Jahr mit Covid-19

    Unterrichtseinheit

     In dieser Unterrichtseinheit auf Lehrer-online.de werden die Schülerinnen und Schüler über den aktuellen Stand der Corona-Pandemie informiert. Die Daten werden mithilfe des Internets dem jeweiligen aktuellen Stand angepasst.

    mehr

    Tipps für Lernplattformen und Apps

    Themenseite

    Auf einer Themenseite bündelt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Tipps für Lernplattformen und Apps.

    mehr

    Moodle, BigBlueButton und h5p

    Offener E-Learning-Kurs

    Moodle – spätestens seit dem Lockdown ist das Lernmanagement-System (LMS) keine Unbekannte mehr. Viele Schulen in Baden-Württemberg nutzen Moodle, um ihre Schüler:innen online zu unterrichten. Doch wie kann man selber Kursräume gestalten? In diesem zusammen mit dem Landesmedienzentrum BW erstellten offenen Online-Kurs zeigen LpB-Teamer in kurzen Videos, wie Sie mit Trainerrechten selber loslegen können, ganz ohne Vorkenntnisse.

    mehr

    Unterricht ohne Schule

    Materialien für die digitale Bildung

    Die Bundeszentrale für politische Bildung bündelt auf der Seite aufgrund der deutschlandweiten Schulschließungen Materialien für den Unterricht ohne Schule - vom Arbeitsblatt bis zum Game, vieles digital, manches analog - und sammeln Anregungen rund um digitale Didaktik.

    mehr

    Digitales Lernen in der Corona-Krise

    Sammlung digitaler Lernangebote

    Das Portal Bildungsserver.de bietet eine Sammlung kostenloser digitaler Lernangebote für die Grundschule und die Sekundarstufe.

      mehr

      Wie gelingt Distanzunterricht?

      Beitrag auf dem Deutschen Schulportal

      Viele Schulen wollen hybride Lernformen beibehalten und langfristig weiter entwicklen. Welche digitalen Lernformate sind für Lehrkräfte didaktisch sinnvoll und kompatibel mi dem Lehrplan? Wo finden Eltern Tipps für das Lernen mit den Kindern zu Hause? Das Schulportal hat sich in zahlreichen Beiträgen mit den Fragen rund um das Homeschooling befasst. Hier finden Sie eine Übersicht.

      mehr

      Erklärvideos zum Corona-Virus

      Informationsportal zur politischen Bildung

      Auf der Themenseite Covid-19-Pandemie und ihre Folgen listet das Informationsportal zur politische Bildung unter anderem Videos und Erklärclips auf.

      mehr

      Coronavirus: Informationen für Kinder

      Themenseite

      Die Logo!-Themenseite bündelt Informationen für Kinder zum Coronavirus - mit Info-Beiträgen etwa über das Impfen sowie Tipps gegen Ansteckung und Corona-Koller.

      mehr

      Nach oben

      Informationen der Landeszentrale rund um Corona

      Die Folgen der Corona-Krise

      Wie verändert sich unser Alltag durch die Pandemie?

      Das Grundgesetz und die Corona-Pandemie

      Welche Einschränkung ist verhältnismäßig?

      Coronavirus - COVID 19

      Die Pandemie in Deutschland und Baden-Württemberg

      Tracing-App gegen COVID-19

      Wie funktioniert die technische Corona-Pandemiebekämpfung?

      Corona-Impfpflicht - ja oder nein?

      Positionen für und gegen eine allgemeine Impfpflicht

      Die EU und die Covid-19-Pandemie

      Eine existentielle Krise und die Frage nach Zusammenhalt und Solidariät

      Corona in den USA

      Die Auswirkungen der Pandemie auf den US-Wahlkampf

      Nach oben

      Nach oben

      Nach oben

      Letzte Aktualisierung: November 2021, Internetredaktion LpB BW

      Nach oben

      Cookieeinstellungen
      X

      Wir verwenden Cookies

      Wir nutzen auf unseren Websites Cookies. Einige sind notwendig, während andere uns helfen, eine komfortable Nutzung diese Website zu ermöglichen. Einige Cookies werden ggf. für den Abruf eingebetteter Dienste und Inhalte Dritter (z.B. YouTube) von den jeweiligen Anbietern vorausgesetzt und von diesen gesetzt. Gegebenenfalls werden in diesen Fällen auch personenbezogene Informationen an Dritte übertragen. Bitte entscheiden Sie, welche Kategorien Sie zulassen möchten.